unerhörter Ruf (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Mittwoch, 02.03.2016, 10:06 (vor 2977 Tagen) @ Ulrich (5963 Aufrufe)

Lieber Ulrich,

ich werde Dir eine Antwort schuldig bleiben, weil es keine Antwort geben kann. Die ERKLÄRUNGEN, die Du forderst, können sich nur auf der Ebene der Vernunft abspielen, die ich als begrenzt (für die Realitätserkenntnis***) bezeichnet habe. Und Bilder brauch ich Dir auch keine neue geben, denn ich habe hier auf dem Forum schon genügend Zeugnisse meiner Arbeits- und Denkweise abgeliefert. Du kannst meine Äußerungen als Dogma bezeichnen, doch das stört mich nicht im Geringsten. Wenn ich sage: man schlägt Nägel mit der Spitze auf dem Holz und mit dem Kopf nach oben ein, dann magst Du das gerne als Dogma ansehen. Tatsächlich ist es aber praktische Erfahrung. Der Umgang mit Schauungen (hier auf dem Forum landen ja nur die "getexteten", überdies vielfach korrumpierten Bilder) ist ebenfalls etwas Lebendiges und laufend Praktiziertes. Ich habe meine eigenen Kriterien und Erfahrungen für den Umgang mit diesen Phänomenen (wie auch @Wizard, @NeuOrest und Andere ihre jeweils persönlichen Erfahrungen gemacht haben und noch machen, oder wie @eFisch, der noch etwas am Schwimmen ist, oder wie @Detlef, der an sich zweifelt). Es entsteht so im Laufe der Jahre ein privater Bewertungskatalog, wann "stilles Wissen", wann eine "Intuition", wann eine "Instinkthandlung oder -entscheidung" etc. richtig ist bzw. sein wird. Der lässt sich dann verallgemeinern, wenn man sich mit Anderen über diese Materie austauscht, vor allem aber sich ständig übt.

Zum Schluß noch das erzählte Erlebnis eines gemeinsamen Bekannten, wie er in München mit dem Auto unterwegs ist: "es ist ihm plötzlich", wie wenn von rechts ein anderes Auto daherrasen würde, obwohl rechts gar keine Strasse ist, worauf er, total erschrocken (auch über diese Art der "Fehlwahrnehmung") die Fahrt deutlich verlangsamt. Als er dann an die nächste Kreuzung kommt, schießt dort tatsächlich bei Rot und mit überhöhter Geschwindigkeit ein Wagen daher, auf den er wohl voll draufgefahren wäre, wenn er nicht zuvor, wie geschehen, die eigene Geschwindigkeit herabgesetzt hätte. Ich habe ihn gefragt, was das "es ist mir plötzlich" ausdrücken soll. Er hatte darauf keine Antwort, meinte zwar, dass er vielleicht ein Bild gesehen hätte, es könnte aber auch nur das Gefühl (!) gewesen sein, das entsteht, wenn jemand auf einen zurasen sieht. Diese Erzählung ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass Sprache und Reflexion nicht hinreichen, um derartige Phänomene, die lebenspraktischer Natur sind, zu erfassen.

Vernunft kann man nur zeigen im Umgang mit "stillem Wissen", selbst transzendiert dieses aber die Vernunft. Stilles Wissen ist wie Liebe auf den ersten Blick.

MfG, Sagitta

***) es gibt allerdings eine Art abstraktes, total vernunftgebundenes Denken, das ebenfalls die empirische Realität übersteigen und zu wahren Erkenntnissen kommen kann. Wer dieses kennenlernen möchte, dem empfehle ich z.B. Heinrich Rettig, Die Welt als Entfaltung des bipolaren Absoluten (Karlsruhe 1961). Zur Lektüre braucht man aber sehr gute Kenntnis in höherer Mathematik. Weil, salopp ausgedrückt, Gott Mathematiker von Beruf ist.


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