Re: Infla irgendwann durch die Hintertür der Abwertung? (Freie Themen)

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Freitag, 11.03.2016, 22:32 (vor 2968 Tagen) @ Thomas (10103 Aufrufe)

Hallo Xandl!

"Hallo Thomas,

hinsichtlich des Zeitpunktes des drohenden Kollaps des Finanzsystem
beobachte ich die Politik der EZB und die Lage in Griechenland.

Ich nur am Rande - aber vielleicht kannst du mir erklären, weshalb die EZB zum jetzigen Zeitpunkt so dramatische Maßnahmen ergreift? Für mich kam das etwas überraschend. Wo brennt es denn derzeit so lichterloh, daß die EZB zum "löschen" so viel Geld in den Markt schwemmt?

(Daß es "überall" brennt ist schon klar, aber irgendeinen Auslöser muß diese Aktion doch haben? Der ist mir entgangen...)

Danke,

Xandl"

Hatte jetzt leider keine Zeit, den gesamten Faden durchzulesen, aus Zeitmangel.
Ihr schreibt hier ganze Romane ins Forum, gibt's denn noch jemand, der zwischendurch
mal arbeitet?:schief:

Kurz und schmerzlos: Im Unterschied zu früheren Geldschwemme-Aktionen
im Rahmen der "Rettungsschirme" der EZB machten die Börsen diesmal
keine Kurssprünge mehr nach oben. Ein Viertelprozent oder gar
keine Zinsen: Das macht für die milliardenschweren Anleger auch
keinen großen Unterschied mehr.

Wer anlegen kann, legt seit dem Rettungsschirm und Niedrigzins an,
wer nichts hat, der kann auch mit Nullzins nichts investieren.

Gut, die Staaten können sich ab jetzt Geld völlig umsonst leihen,
sich für lau verschulden sozusagen. Das bremst den Bankrott ab.
Der Nachteil allerdings besteht darin, daß 'wir' damit wieder
zum Ausgangspunkt der Finanzkrise zurückkehren, deren Ursache bekanntlich
in der Geld- und Kreditschwemme lag, und zweitens verlassen die
einstigen Krisenkandidaten die Austeritätspolitik bzw. vergessen,
was Sparen heißt und geben wieder mehr Geld aus.

Ein Experte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft meinte heute sogar,
der dauerhafte Nullzins berge die Gefahr einer weltweiten Abwärtsspirale,
indem ein Abwertungs-Wettbewerb von Währungen einsetzen könnte bei sich
abkühlender Weltwirtschaft. Ist ja klar: Wenn man seine eigene Währung
abwertet, dann verdient man mehr beim Export ins Ausland und gibt weniger
Geld aus beim Import von Waren.
Der Experte meinte wörtlich, es könnte ein weltweites Chaos dadurch entstehen.

Die Irlmaiersche Inflation durch die Hintertür, indem die wichtigen
Währungen sich aufschaukelnd abgewertet werden?

Ich bin kein Chef-Volkswirt, aber wer weiß vielleicht läuft es ja so ab, denn
Draghi hat mit dem absoluten Nullzins seine letzte Munition verschossen: Mit
Inkrafttreten von negativen Zinsen kostet das Einlagern von Sparguthaben bei
Kreditinstituten kekanntlich Geld, und dieses Faß will niemand aufmachen.:schief:

Draghi & Co. wollen mit der Aktion das "Wachstum verstärken", aber dieser Schuß
könnte ganz nett nach hinten losgehen, denn Geld ist nicht alles.
Öl z.B. ist zurzeit soo billig, daß zwei Drittel aller Fracking-Felder in den
Unmöglichen Staaten stillgelegt werden, sich Investitionen in neue Ölfelder
nicht mehr lohnen, und massenhaft Arbeitsplätze in der Branche bedroht sind.

LG,

Eyspfeil


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