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Ernteerträge, realistische Einschätzung? (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 11.06.2016, 18:21 (vor 2848 Tagen) @ Penkuner (9100 Aufrufe)

Hallo!

1 qm Land bringt etwa 3 kg Rohernte. 1 Hektar dementsprechend 30 Tonnen. 1 Hektar Land könnte somit 50 Menschen versorgen, womit jedem etwa 1,7 kg Rohwaren pro Tag zur Verfügung stünden (30.000/50 = 600 p. a. / 366 = 1,7 kg).

Dementsprechend kann 1 qkm 5.000 Menschen ernähren. 20.000 qkm könnten demnach 100 Mio. Menschen ernähren. Also gerade einmal 1/6 der genannten zur Verfügung stehenden landw. Fläche reichen aus, um die bundesdt. Bevölkerung zu ernähren...

Das entspricht vermutlich nicht der (historischen) Wirklichkeit, sonst hätte man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei annähernder Bevölkerungsverdoppelung (von 20 auf 38 Millionen) die Anbaufläche nicht verdoppeln müssen.

Hätte man mit 20.000 km² 100 Millionen Menschen ernähren können, hätten nicht zig Millionen auf 250.000 km² geackert, um weit weniger als die Hälfte zu ernähren. Die Bauern hätten sich entweder zurücklehnen können oder ohne Notwendigkeit der Mechanisierung und mit traditioneller Düngung weitergearbeitet und die deutsche Bevölkerung auf mehrere hundert Millionen weiterwachsen lassen.

Ich selber gebe zu, dass ich im ersten Jahr meiner Kleinstlandwirtschaft bin (2.000 qm Land und Bienen) und ich arbeite mit einfachster Ausstattung (Spaten etc.). Bewusst war mir vorab nicht, welche Arbeit etwa nur der Anbau an Kartoffeln pro Einheit macht... schon das mindestens wöchentliche Absammeln der Kartoffelkäfer kostet viel viel Zeit.

Vielleicht warten wir mal ab, bis Du mit Deinen 2.000 m² tatsächlich 6.000 kg "Rohernte" (entspricht das dem "Eßbaren"?) machst.

Vielleicht kann auch jemand, der schon länger Landwirtschaft betreibt, etwa der Bär (?), etwas über die mögliche Erträge schreiben, so daß mehr Licht in die abstrakte Rechnerei kommt. Bedenken muß man allerdings, daß wir die Erträge suchen, die mit traditioneller Landwirtschaft ohne moderne Technik und ohne Spezialmethoden, also unter Bedingungen eines dunklen Zeitalters erreicht werden können.

Laut diesem Faden eines Selbstversorgerforums beispielsweise fallen die Erträge geringer aus.

Genannt werden auf der ersten Seite:

  • 0,5 - 1 kg/m²
  • 20 kg von 30 m² (0,66 kg/m²)
  • 30 kg von 20 m² (1,5 kg/m²), was offenbar schon viel ist.
  • 0,643 kg/m² ("Das reicht nicht mal als Hühnerfutter.")
  • 0,5 - 1 kg/m² bei angemessener Düngung
  • Allein Kartoffeln hauen wohl rein mit 2,5 kg/m².

Fazit: 6 Prozent an Überlebenswahrscheinlichkeit würde ich höchstens nur für Metropolen ansetzen und das nur der blutdürstigen Banden wegen.

Bei den 6 Prozent ging ich allerdings nicht davon aus, daß auf Höhe der tatsächlichen Tragfähigkeit produziert werden würde, sondern wegen der gesellschaftlichen Umstände sehr weit darunter. Dein Einwand greift, sofern berechtigt, also nur teilweise.
Wie hoch der Ertrag auf heutigen Böden ohne die Segnungen der Zivilisation tatsächlich sein könnte, vermag ich nicht einzuschätzen, weswegen ich mich den historischen Tatsachen anzunähern versuchte, wieviele Menschen auf deutschem Boden tatsächlich einst autark ernährt werden konnten, um abzuschätzen, wieviele Menschen mindestens sterben müssen.
Haben die Menschen, was theoretisch an Erträgen möglich gewesen wäre, damals tatsächlich erreicht? Kann es in Zukunft in einer Zusammenbruchsumgebung oder danach erreicht werden?
Eine wahrscheinlich sehr überschaubare Zahl Menschen in Deutschland versteht es wohl, mit geringen Mitteln das beste Ergebnis zu erzielen. Das wird aber im Ernstfall, wenn das ganze Volk darauf angewiesen wäre, nicht reichen. Die allermeisten Bauern, die eigentlich keine Bauern mehr sind, sondern industrielle Großfarmer, stehen dann ebenfalls bei Null. Sie können allein durch ihre geringe Zahl, den Mangel an Werkzeugen und Saatgut etc. nur einen Bruchtteil der Fläche überhaupt bewirtschaften.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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