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Mühlhiasl, Stormberger, Irlmaier (Freie Themen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 10.03.2016, 14:40 (vor 2941 Tagen) @ Xandl (10418 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 10.03.2016, 14:49

Hallo!

Aber heisst dein obiges Zitat das du davon aus gehst, dass es den Mühlhiasl gar nicht gegeben hat?

Darüber hat Reinhard Haller bereits vor Jahrzehnten ein leider viel zu wenig beachtetes Buch geschrieben.

Daß es den Mühlhiasl nicht gegeben hat, ist nicht unsere Idee, allerdings folge ich Haller in seinem Urteil völlig.

Den Mühlhiasl hat es nie gegeben.
Die angebliche Lebensgeschichte des Mühlhiasl alias Matthias Lang ist völlig erfunden.
Zwar gab es einen historischen Matthias Lang, dessen Leben verlief aber völlig anders. Mit Mühlhiasl hat er nichts zu tun.
Der Mühlhiasl ist wohl eine Sagengestalt, die um 1920 im Bayerischen Wald schon fast wieder vergessen war und der diverse Satzfragmente aus der Volkssage untergeschoben wurden. Erst nach 1923 hat sich der Mühlhiaslmythos gebildet.
Schuld ist eine Reihe unseriöser Heimatautoren, die leider auch Standardwerke der Prophezeiungsliteratur verfaßten (u. a. Friedl, Bekh, Adlmaier, Backmund).
Jemand, der heute nicht mehr benennbar ist, ging sogar so weit und hat in eine Urkunde, die den historischen Matthias Lang nennt, nachträglich mit Bleistift das Wort "Mühlhiasl" eingetragen und hat somit Urkundenfälschung betrieben, um einen real nicht existenten Seher herbeizufälschen.

Das sind bereits alte Erkenntnisse, die allerdings von der Masse nicht wahrgenommen werden und wieder in der Versenkung verschwinden, da diese lieber an ihre Märchen glaubt.
Merke: Der Irrtum setzt sich fast schon naturgesetzlich immer durch.

Den Stormberger hat es allerdings gegeben. In der "Mühlhias-Märchen-Tradtion", die von besagten Autoren begründet wurde, werden Stormberger und Mühlhiasl gleichgesetzt. Tatsächlich sind es zwei Quellen.
Über Stormberger hat Haller ebenfalls ein Buch geschrieben.
In einem Glashüttenbuch des 18. Jahrhunderts ist der Stormberger namentlich nachweisbar. Aus dem späten 18. Jahrhundert ist eine Handschrift mit Stormbergerprophezeiungen erhalten. Allerings hat der Stormberger ebenfalls nur eine Variante der Volkssage weitererzählt, ist aber immerhin älter und originärer als der Mühlhiasl.

Irlmaier wird - wenn ichs richtig lese - auch nicht mehr so als "richtig" wahr betrachtet?

Die Texte, die heute unter Irlmaier kursieren und im Wesentlichen auf Adlmaier zurückgehen, weisen erhebliche Dokumentationsschwächen auf.
Auch das hat Alexander Gann bereits in seinem leider ebenfalls viel zu wenig beachteten Buch "Zukunft des Abendlandes?" von 1986 festgestellt, wo er schon einige Plagiate kenntlich machte. Siehe hier.

Auch die Aussagen von Zeitzeugen sind mit Vorsicht zu genießen, da Irlmaier wohl in Zusammenarbeit mit Adlmaier ein Zukunftsszenario entwickelte, das er auch privat weitererzählte.

Wie ist denn da der Stand der Dinge?
Mir fehlen da einige der letzten Jahre, in denen ich mich nicht mehr mit Prophezeiungen beschäftigt habe.

Der Stand der Dinge ist noch nicht "zementiert". Den ganzen Irlmaier aufzuarbeiten ist wohl eine titanische Aufgabe, die sehr viel Spezialforschung erfordert. Einstweilen stehen seine Aussagen unter Generalverdacht.

Welche Versatzstücke der Aussagen Irlmaiers echt sind, steht nicht abschließend fest. Vermutlich nur sehr wenige.
Berndts Arbeiten über Irlmaier sind in dieser Hinsicht nicht verlässlich, da er vom Grundaxiom des Säulenheiligen Irlmaier ausgeht. Allerdings sammelt er Quellen und macht Zeitzeugen ausfindig, was wiederum positiv ist.

Randomizer hat schon vor bald 10 Jahren angekündigt, eine Arbeit über Irlmaier herauszubringen. Ihm sind wohl die Hauptvorlagen bekannt, aus welchen die meisten Plagiate bei Irlmaier stammen, nennt sie aber nicht. Seine Arbeit veröffentlicht er aber auch nicht.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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