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Ein sich selbst beweisender Glaubenssatz (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 01.02.2016, 12:32 (vor 3009 Tagen) @ Steffomio (2651 Aufrufe)
bearbeitet von Forumsleitung, Montag, 01.02.2016, 13:37

Hallo!

Wenn der Zug so weiter fährt und nicht ein Wunder geschieht, dann passiert dies und das.
Genau so verstehe ich Prophezeihungen, die dadurch immer auch Warnungen sind.

Nein, sind sie nicht.
Dem liegt der unbegründete Glaubenssatz zugrunde: "Die Zukunft ist wandelbar." (Weil man das so will.)
Daraus folgt: "Prophezeiungen müssen nicht eintreten."
Daraus folgt die Frage: "Warum gibt es dann Prophezeiungen überhaupt?"
Daraus folgt die Antwort: "Damit sie nicht eintreffen."
Folglich hält man sie für "Warnungen".
Womit der Glaubensatz eingangs durch einen Zirkelschluß, mit dem sich Gläubige stets ihrer eigenen Dogmen beweisen, "bewiesen" wäre.

Dem entsprechend gibt es religiöse (wer hätte es gedacht?) Erscheinungen, die einem von gar üblen Strafgerichten künden, damit die Menschen fortan Rosenkranz betend und sich selbst kasteiend in härenen Hemden ängstlich duckmäusernd durch die Gassen streifen, um Leid von sich zu wenden. ;-)

Wenn dem so ist - und für mich sieht es sehr danach aus - können selbst schlimmste Prophezeihungen einen komplett anderen Verlauf nehmen.

In der gesamten Menschheitsgeschichte gibt es nicht eine einzige Prophezeiung die "einen völlig anderen Verlauf" genommen hätte.
Das ist eben eine völlig haltlose, allein religiös begründete Behauptung ohne den geringsten Wahrheitsgehalt.

Zu unterscheiden ist vor allem zwischen:
1. Prophezeiungen vom altgriechischen φηµί, phēmí („ich spreche“). Es sind reine Wortaussagen. Prophezeiungen mache ich dir den ganzen Tag rauf und runter, ohne daß ich überhaupt eine Schau gehabt hätte. Solche substanzlosen Palaveraussagen können natürlich "einen völlig anderen Verlauf" nehmen. :-D

2. Schauungen/Visionen/Präkognition: Die treffen per definitionem ein, selbst wenn der Seher niemals einem anderen Menschen davon mitteilt, und nehmen keinen völlig anderen Verlauf.

Bei Schauungen dürfte es sich im wesentlichen um ein völlig zwecksloses Naturphänomen handeln, das ebensowenig zielgerichtet ist wie das Vorhandensein körperlicher Augen allein der Wahrnehmung bestimmter, wichtiger Dinge gilt.
Der allergrößte Teil dessen, was man den ganzen Tag mit den Augen wahrnimmt ist unerheblich und man könnte getrost damit leben, es überhaupt nie gesehen zu haben.
Manches davon ist bedeutungsvoll, allerdings zur Kenntnisnahme, nicht um es abzuwenden. Wahrnehmungen jeglicher Art sind wertfrei und bekommen ihren Sinn erst in Bezug auf bestimmte Menschen.

Und wenn ich dazu noch die Bibel in die Hand nehme, wo es Sinngemäß heißt: "Um eines einzigen Gerechten (Gott gefälligen) willen verschone ich eine ganze Stadt" kann es im Extemfall auf ganz wenige Menschen ankommen, die dafür nicht einmal in einer Führungsposition sein müssen. Allein ihr vorhanden sein ist ausreichend.

In diesem Märchenbuch steht schlichtweg alles und auch das Gegenteil. In der Regel werden einzelne Sätze aus dem Zusammenhang gerissen und zur Begründung jeder beliebigen Aussage mißbraucht, die man sich selbst gerade beweisen will.

Tatsächlich hat Jahwe zu Abraham gesagt, er werde Sodom verschonen, wenn 10 Gerechte darin wohnten (nachdem Abraham ihn von 50 heruntergehandelt hatte, Gott ist ja kein Unmensch :-D ). Tatsächlich ging Sodom unter, weil kein einziger Gerechter darin wohnte. Der einzige, Lot, war zuvor gerettet worden.
Jahwe, der ja nicht blöd ist, dürfte gewußt haben, daß keine Gerechten in Sodom lebten. Insofern hat er Abraham wohl an der Nase herumgeführt, damit der endlich die Klappe hält. ("Herumführen an der Nase" unterstelle ich auch bei religiösen Erscheinungen als Regelfall.)

Wie kann das nun zur Begründung Deiner Behauptung herhalten? Richtig: Gar nicht!

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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