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Determinismus, Willensfreiheit (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 30.01.2016, 00:31 (vor 3012 Tagen) @ Harald Kiri (2884 Aufrufe)

Hallo!

Meine Hypothese, dass die irgendwann einmal geschaute Zukunft veränderbar ist und damit die Schauung "falsch" wird, möchte ich noch aufrecht erhalten.

Meines Erachtens verhält es sich so:

1. Das Universum ist determiniert. Gott hat durch den Schöpfungsakt nichts angestoßen, dessen Ende und Verlauf er nicht auch "kennt". (In Anführungszeichen, da es sich nicht um eine Persönlichkeit handelt.)
Aber die Sprache ist zum Ausdruck dessen nicht ausreichend. Im Grunde vollziehen wir in der Zeit nach, was in der Ewigkeit zeitlos vorhanden ist und schon immer vorhanden war.

2. Der Mensch entscheidet frei, bzw. vermeint frei zu entscheiden. Er vollzieht in der Zeit durch seine freie Entscheidung den Schöpfungswillen nach.
(Ich vermute, das gedankliche Problem mit der freien Entscheidung des Menschen haben nur Europäer, die sich aufgrund ihrer seelischen Konstitution als souveränes Ich im Gegensatz zu Gott und der Welt empfinden. Andere Kulturen haben das womöglich nicht. Moslems etwa gehören der Gemeinschaft der Rechtgläubigen an, die von Allah beseelt wurden, der alles fügt, und in ihm aufgehen.)

3. Der Widerspruch aus 1. (Determinismus) und 2. (Entscheidungsfreiheit) ist für uns nicht mit dem Verstand auflösbar. Solche Versuche führen nur zu reduktionistischen, tunnelblickartigen Ideen, auf denen man dann wie ein Drache auf seinem Schatz sitzt, weil man glaubt, das Problem gelöst zu haben.
Das Universum ist für uns (ein Teil des Ganzen, der nur Ausschnitte kennt) unbegreiflich.
Der Grundwiderspruch: daß wir zeitlich erst entwickeln, was überzeitlich (Schöpferwarte) bereits fertig ist.

Siehe auch:
https://schauungen.de/forum/index.php?id=30510

Hinzuzufügen ist noch:
Es gibt einen Unterschied zwischen "Willensfreiheit" und "Wahl des Schicksals".
Der Mensch kann durchaus entscheiden, dieses oder jenes zu wollen und anzustreben. Auf einem ganz anderen Blatt steht jedoch, was tatsächlich passiert. Die Reaktion des Universums auf unsere Wahl entspricht nicht dem, was wir wollen. Vielmehr drängt uns dieses Schicksal, gleich was wir wollen, in die Richtung, die von höherer Warte "im Plan" steht.
Das ist aber womöglich zu klein gedacht, denn in einem deterministischen/abgeschlossenen Universum steht selbst unsere Wahl bereits fest, auch wenn wir glauben, uns stünden mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

Ich kann Deinem Satz nicht viel mehr als meine persönliche Auffassung entgegenhalten, deren Axiom ist, daß der Mensch mitnichten die Gewalt über den Lauf der Welt hat, weil er nicht Schöpfer des Universums, sondern Geschaffener ist, der dem göttlichen Plan unbedingt unterworfen ist.

Widersprüche zwischen Schauung und Realität entstehen nicht durch menschliche Entscheidung, welche die Zeitlinie geändert hätte, sondern sind im Phänomen an sich begründet: seherische Unschärfe, Symbolik, Verfremdung und Kontamination mit nichtseherischen Inhalten.

Wenn eine Änderung möglich wäre, so wäre am wahrscheinlichsten, daß Schauungen standardmäßig nicht eintreffen, weil die Zahl der möglichen Zukünfte die eine Schauungszukunft stets überwiegen würde. Dann gäbe es dieses Forum nicht, weil das Phänomen überhaupt nie erkannt worden wäre. Es gäbe es schlichtweg nicht. Daraus, daß Schauungen eintreffen, ließe sich messerscharf schließen, daß die Zahl der möglichen Zukünfte zumindest sehr begrenzt sein muß.

Im Alltag spielt all dies freilich keine Rolle, weil man sich als eigenständig Handelnder empfindet, trotz aller abstrakten Überlegungen zur Willensfreiheit. Zudem kennen wir die Zukunft nicht (bzw. durch Schauungen zu 0,0001%), was den Eindruck der Freiheit bestärkt.
Selbst, sich als unfrei/blockiert/fremdgesteuert zu empfinden, weil man sich in die Idee des Determinismus hineingedacht hat, ist die eigene Entscheidung. Genauso, den Determinismus zu leugnen, um negativen Gefühlen aus dem Weg zu gehen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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