Rahmenbedingungen, Maßstab (Schauungen & Prophezeiungen)

Harald Kiri, Freitag, 29.01.2016, 16:13 (vor 3012 Tagen) @ Taurec (2740 Aufrufe)

Hallo Taurec,

um nicht zu weit zu zerfasern, fasse ich die Antwort auf Deine beiden Antworten zusammen.

Was den Bekannten meiner Eltern betrifft, hast Du messerscharf ins Schwarze getroffen. Er bewegt sich in einem engen christlichen Kontext.

Deine Analogie zum Knüpfteppich oder zum Bild gefällt mir sehr gut.

Weiter schreibst Du:
"Tatsächlich kommt es nur auf die Verantwortung des Einzelnen an. Was er tut, fällt auch nur auf ihn zurück."

Abgesehen von den beiden "nur" kann ich Dir voll zustimmen. Verantwortung beinhaltet aber Entscheidungsfreiheit. Ohne diese ist jede "Verantwortung" eine Farce. Die Folgen meines Handelns können sehr wohl das Leben anderer Menschen beeinflussen, bis zum Beenden des Lebens Anderer und damit zur Verhinderung des kompletten Baums der aus seiner Entscheidungsfreiheit zukünftig nicht mehr zu vollziehenden Taten und seiner eventuell späteren Nachkommenschaft. (Beispiele sind jeder Mord, aber auch Hiroschima und Tschernobyl)

Daß der Mensch den Lauf der Welt bestimmen könnte, ist Hybris, entspricht aber genau dem Wahn der modernen Welt, in dem Gott tot ist und der Mensch im Zentrum der Schöpfung steht. Letztlich ist er aber nur Erfüllungsgehilfe eines Planes, der ihn und sein Begriffsvermögen bei weitem übersteigt.

Mit dieser Argumentation sind wir bei "Der Mensch denkt, aber Gott lenkt." Das führt in der Diskussion nicht weiter.

Ich halte es im Gegenteil für möglich und wahrscheinlich, daß die richtigen Leute von der Fügung zur rechten Zeit an ihren Platz gesetzt werden, um ihrer Natur entsprechend zu handeln und gröberes zu verhindern. Andere werden an ihren Platz gesetzt, um gröberes heraufzubeschwören.

Das geht in die gleiche Richtung. Ersetze "Fügung" durch "Gott" und wir sind bei einer klassisch religiösen Begründung. Damit wird, wie in den Gedanken Calvins zur doppelten Prädestination, die Willensfreiheit des Menschen zugunsten von Nebelkerzen aufgelöst.

An ein Kollektivschicksal glaube ich nicht.

Ich stimme Dir völlig zu, was den Bezug auf den Bekannten meiner Eltern angeht, der tatsächlich eine stark moralische Komponente mitschwingen lässt. In diesem Punkt war es unbedacht (im Sinne von "noch nicht durchdacht") von mir, dies hier anzuführen. Auch eine uns seit 70 Jahren immer wieder eingeimpfte Kollektivschuld, erschließt sich mir nicht und kann nur rassistisch begründet werden. Aber Kollektivschicksal (vielleicht nicht moralisch, aber auf jeden Fall summiert individuell) gibt es. Davon zeugen jedwede Naturkatastrophen. Aber vermutlich sind wir hier einer Meinung.

Meine Hypothese, dass die irgendwann einmal geschaute Zukunft veränderbar ist und damit die Schauung "falsch" wird, möchte ich noch aufrecht erhalten.

Viele Grüße
Harald


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