Friede sei mit Euch! (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Mittwoch, 01.05.2013, 09:26 (vor 4035 Tagen) @ RichardS (4927 Aufrufe)

Hallo RichardS,

ich möchte Selly in Schutz nehmen. Auf ihre Frage gibt es keine Antwort, aber die Frage selbst ist absolut vernünftig und völlig berechtigt.

Die Bilder, die uns neuere Schauungen von der "Finsternis" geben, sind so verschieden, dass man keine Einheit in ihnen erkennen kann. Die "dunkle Wolke" kommt aus den unterschiedlichsten Himmelsrichtungen herangerast, bringt verschiedene Wirkungen (mal Staubtod, mal Gifttod, mal Teufelsstimmen ...), dauert unterschiedlich lang, ist zeitlich nicht klar verankert (allgemein anerkannt nur, dass im Zusammenhang mit einem "Krieg"). Da liegt doch die Frage nur nahe, ob vielleicht verschiedene Finsternisse gemeint sind.

Das ist tatsächlich auch der Fall, insofern zum Beispiel die Finsternis beim Funkenregen des Waldviertlers, zu der wir möglicherweise von NeuOrest eine parallele Schau haben, eine ganz andere ist als bei der vermuteten 3tF (hier Verdunkelung einerseits oberhalb der Atmosphäre, also im Weltraum, andererseits auch in der Atmosphäre durch den Rauch der Brände). Die sehr eindrückliche Vision von EinMensch scheint mir ebenfalls wertvoll zu sein (z.B. in sich plausibel, weil mit Kälte und Luftdruckschwankungen vebunden) und hat gleichfalls kaum Bezüge zur klassichen 3tF. Ich lasse es deshalb für mich selbst völlig offen, ob es eine oder mehrere oder gar keine Finsternis geben wird. Die Finsternis selbst ist gleichgültig. Vorbereitung auf sämtliche der Faktoren, die in Finsternisschauungen genannt werden, ist dagegen unerlässlich.

Wie wir alle wissen, ist die Finsternis ein mindestens so altes Thema wie der Antichrist oder der "neue Kaiser". Die ersten neuen Details hat wohl Jahenny beigetragen mit der zeitlichen Einordnung im Winter sowie unter Begleitung von Blitzen (und beides taucht, wohl nachgeplappert, bei Irlmaier wieder auf?). Dann kommen die Kerzenscheingeschichten hinzu, dann das durstige Vieh - beides aber wohl keine Schauungen sondern Dichtungen. Interessant wäre es, solchen Motiven wie dem "Riss der Erde" nachzugehen. Denn der ist nicht biblisch (höchstens in den Psalmen und bei den Muselmanen gibt es Stellen, die verwertbar wären), und man könnte fragen, wo das zum ersten Mal berichtet wird (und interessanterweise hat auch Irlmaier einen "Riss" - leider in ganz anderem Zusammenhang ...). Oder es fiel mir neulich auf (als Selly dankenswerterweise "La Salette" wieder mal zitiert hatte), dass dort der Untergang von Paris erwähnt wird und gleichzeitig der von Marseille. Das erstere könnte man als Wiederkäuen der Lenormand bezeichnen: Aber gibt es zum "Verschlingen" von Marseille eine Quelle vor 1848 (1871)??? Alles, was wir danach über Marseille haben, geht vermutlich auf La Salette zurück. Eigene Schauungen zu dieser Stadt existieren nach meiner Kenntnis nicht.

Weil wir bei Irlmaier sind, und er Dich offensichtlich stark beschäftigt hat: ich denke nicht, dass er viel beitragen kann zum "Krieg" und zur "Finsternis". Das einzige, was ich von ihm nehme, wäre der "Gelbe Strich". Der hat ihn selbst offenbar sehr beschäftigt, also (so darf ich schließen) hatte er dazu eine intensive Schau. Nur aufgrund vom "Strich" schließe ich (bei Irlmaier) auf einen vorausgehenden Krieg. Die Geschichten, die man sich sonst von Irlmaier erzählt, mit den "drei Panzerkeilen" oder den "kartenspielenden Bauern", erachte ich für wertlos bzw. nebensächlich. Eher würden mich "durchs Chiemgau heimkehrende Truppen" interessieren, aber das sind doch nur Allgemeinplätze in Zeiten von Krieg und Not - das passiert dann in jeder anderen Ecke genauso. Vielleicht ist die Verortung der Finsternis "an einem Tag im Krieg" ein wertvoller Beitrag von Irlmaier. Aber es könnte sein, dass er das aus den Feldpostbriefen hat.

Du hast einen Satz in einem Beitrag, den ich herausstellen möchte, da er nicht nur an Selly gerichtet werden sollte sondern eine allgemein gültige Formulierung bietet für den Umgang mit "Prophezeiungen" und mit "Schauungen":

Siehst Du nicht, dass die sog. Quellen, an denen Du Dich abzuarbeiten versuchst, zu Einem ganz gewiss nicht taugen: dass Du Dich in Deinem praktischen Leben auf irgendetwas davon verlassen könntest.

Genau so ist es! Die Quellen, mit denen wir uns hier beschäftigen, sind absolut nicht verlässlich. Aber (das ist meine eigene Auffassung) sie geben uns Ideen und eröffnen uns Denkmöglichkeiten, mit deren Hilfe wir uns besser vorbereiten können (indem wir z.B. uns Abdichtbänder für die Fenster und Türen bereitlegen, woran wir ohne solche Quellen vielleicht nicht gedacht hätten). Das, am Ende, macht die Prophezeiungen dann doch zu etwas unersetzlich Wertvollem.

Ich schreibe sehr aus der Ferne, habe nicht immer Internetverbindungen, wollte besonders Dich und Selly aber herzlich grüßen,

Gerhard


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