Grundregel unvollständig (Schauungen & Prophezeiungen)

DvB, Samstag, 29.05.2010, 13:32 (vor 5088 Tagen) @ BBouvier (5242 Aufrufe)

Moin BB!

Wäre es denkbar, Du läsest überhaupt nicht,
was für Argumente ich aufgeführt habe?

Wie kommst Du drauf? Ich bin doch darauf eingegangen!

Oder schreibe ich möglicherweise für Dich völlig unverständlich?

Zuweilen schon.

Also noch einmal:
Hätte Henry II per Klartext Nostradamus vom tödlichen Ausgang
des Turniers gewusst, dann wäre er dort eben nicht in den Sattel
gestiegen.
So einfach ist das.

Dieses Beispiel etwa ist vollständig irrelevant bezüglich meines eingangs vorgebrachten Einwandes: "Jedenfalls konterkariert das Bestreben der Verheimlichung aus solcher Motivation doch geradezu vollkommen die Vorstellung, Schauungen von Großereignissen träten doch auf jeden Fall ein."

Und bei Klartext wären seit 1555 politische
Entscheidungen ganz anders ausgefallen.

Unsinn! Das scheitert ja schon an Deiner weiter unten selbst aufgestellten restlichen Grundregel:

- erreichen Denjenigen, der sie ändern könnte
* nicht
* zu spät
- werden nicht
* geglaubt
* nicht beachtet

sowie daran, daß, selbst wenn alles dieses nicht zuträfe, die Handelnden nicht zwangsläufig überhaupt echte Entscheidungsfreiheit hätten!

So hätte beispielsweise der spätere Henry III nicht 1573
die polnische Krone angenommen - eine Entscheidung, die er
vor Ort sogleich bitter bereute und bereits ein Jahr darauf
bei Nacht&Nebel von dort entwich...unter Mitahme des polnischen
Kronschatzes. *gg*
Ein Nostradamusvers darüber liegt vor.
Aber eben verschleiert!!

Das Beispiel ist auch nicht besonders relevant. (Auch nicht gerade ein Großereignis.) Außerdem war die Schwuchtel weniger König als Knecht seiner Mutter. -> In dem Fall hätte also, wenn schon, die Information seine Mutter erreichen müssen. Und ob die die Entscheidung auch bereute, ist sowieso unklar. So ein Kronschatz ist ja nicht schlecht... :-P

Diese "Überlagerung" mit den kausalen Entwicklungen aus menschlichen
Entscheidungen hat man ja immer. Sobald deren Auftreten nicht ungefähr dem
Durchschnitt gängiger Erfahrungen entsprechen, werden berechnete
Erwartungen natürlich entsprechend schnell unbrauchbar.


Und da gäbe es überhaupt keinen "Durchschnitt gängiger
Erfahrungen",

sondern wegen der Schauungen im Klartext doch ganz solides Wissen!

Glaube ist nicht Wissen.

Es ging mir vielmehr darum, klarzustellen, daß Voraussagen
- völlig gleichgültig welcher Art - durch bloßes Vorherwissen noch gar
lange nicht in ihrer Verwirklichung verhinderbar sind.


Hinderlich sicherlich nicht.
Natürlich hätte Henry II auch in den Sattel steigen können,
obgleich er wusste, das bedeutete seinen sicheren Tod.
Jedoch wäre er das eben auf gar keinen Fall!

Weiß ich nicht. Ein König kann es sich z.B. nicht leisten, als feige zu gelten. Und wenn solche Weissagung klartextmäßig allgemein bekannt gewesen wäre, hätten seine Widersacher doch bloß drauf gelauert, daß er das wegen Prophezeiungsgläubigkeit verweigert. Wobei das immernoch ohne Belang ist, da ich mich auf Großereignisse bezog!

Wohlgemerkt:
Hier ist nicht die Rede von einem Erdbeben oder dergleichen.

Daß das Deinem Sohn gelungen ist, ist halt ne Ausnahme, die bloß die

Regel

bestätigt.


Ganz im Gegenteil doch!
Von Vorteil ist logisches Denken:
Nur, weil er wusste, wie die Sache endet -
nur deswegen hat er sich anders entschieden, als sein
ursprünglicher Impuls.

Deswegen sagte ich doch: "Daß die Chancen für sowas im Kleinen wegen besserer Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit der Einflußgrößen natürlich bedeutend günstiger stehen, liegt doch auf der Hand." Unterlassen von Ignoranz ist oft noch vorteilhafter als logisches Denken selber.

Siehe die obigen Beispiele, bei denen die Akteure sämtlich
nicht wussten, was fur Konsequenzen ihre Entscheidung hätte.
Hätten sie es gewusst, dann hätten sie sich ganz anders
entschieden.

Ich hatte bereits mehrfach ausgeführt, wieso solche Behauptung pure Spekulation ist. Und da es sich dabei sowieso nicht um Beispiele von Großereignissen handelt, sind sie nicht aussagekräftig.

Da war das Beispiel mit Napoleon aus Deinem letzten Kommentar noch relevanter. Der war allerdings Freimaurer - und schon deshalb in seinen Entscheidungen nicht so frei, wie man vllt. annehmen könnte.

Die obige "Ausnahme" besteht nur darin,
dass das Ergebnis ausnahmsweise dem Entscheider bekannt war.
Was ganz überaus selten ist und Kenner nicht wenig verwundert.

Zweifelhaft, daß die Ausnahme wirklich nur darin besteht. Fakt ist, daß dabei neben dem Vorherwissen auch gute Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit der Einflußgrößen entscheidend sind. Alles drei muß hinreichend gegeben sein, sonst bleibt man dem Zufall ausgeliefert.

Gruß, DvB


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