Kann man die Wahrscheinlichkeit von Schauungen/Prophezeiungen kalkulieren? (Schauungen & Prophezeiungen)

Heron, Samstag, 29.05.2010, 02:23 (vor 5088 Tagen) @ DvB (5411 Aufrufe)

»...

Wem die Entschlüsselung gelingen sollte, tut gut daran
das Ergebnis für sich zu behalten.
...
Nur wenn Nostradamus Schauungen also geheim oder unbeachtet bleiben,
können sie sich erfüllen.


Ich finde diese Einschätzung naiv.
Es weiß zum Beispiel inzwischen praktisch "jeder" (freilich eher weniger
die Masse der Schafe, aber zweifellos die meisten der an maßgeblicheren
Stellen Hockenden), daß wir vor einer erdweiten Wirtschaftskatastrophe mit
entsprechend zumindest grob absehbaren Konsequenzen (Bürgerkrieg, Krieg)
stehen. ...

Hallo DvB

dein Einwand ist aber doch kein Widerspruch zu dem Problem. Tatsächlich kann sich eine Schauung, die einen Wirtschaftszusammenbruch beinhaltet, dann auch wirklich ereignen, wenn nichts dagegen unternommen wird.

Die Anzahl der beteiligten Menschen an einem menschengemachten Problem ist sicher nicht allein entscheidend. Es hat immer wieder charismatische Persönlichkeiten gegeben, die allein(!) das Handeln sehr vieler anderer maßgeblich beeinflußt haben und deren wirken in der Geschichte größere Spuren hinterlassen haben, als es die allgemeine Hilflosigkeit, wenn eine solche Person eben fehlt, schließlich zur Folge haben wird. Ich erinnere an Personen wie Alexander dem Großen, Julius Cäsar, die Diktatoren der jüngeren Vergangenheit, wie Hitler und Stalin. Auch weniger politische Persönlichkeiten wie Nikolaus Kopernikus, Leonardo da Vinci, Albert Einstein und viele andere haben Weichen gestellt, die vorher nicht offensichtlich waren.
Nun kannst du zwar einwenden, dass aber eben doch viele Menshen dazu nötig waren eine Umgebung zu schaffen in dem zum Beispiel einem Alexander dem Großen, ein Spielfeld für seine Aktivitäten bereitet worden war, aber dennoch wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn Alexander nicht schon früh gestorben wäre.
Allein wesentlich ist, dass eine Prophezeiung (und das ist es, so lange sie sich noch nicht ereignet hat) nicht als Anlass zu ihrer Abwendung genommen wird. Das verstehe ich unter 'nicht Beachtung'.
Ich meine hier wird immer viel von möglicher Verschiebung in die Zukunft von geschauten Ereignissen gesprochen. Zum einen mag das daran liegen, dass die zeitliche Einordnung eben nicht präzise sein konnte, aber zum Anderen und das ist ein ganz entscheidender Punkt, liegt es eben auch daran, dass es sich bei einer 'Schauung' auch(!) um eine Prophezeiung handeln kann, ohne dass dies in jedem Fall dem Seher und noch mehr seinen Interpreten bewußt sein kann.

Das grundsätzliche Problem all dieser Betrachtungen ist, dass wir kein Wissen darüber haben, ob unsere Zukunft tatsächlich determiniert und damit unveränderlich bereits feststeht oder ob der Zufall und unsere Intentionen die Zukunft bestimmen. Ein bisschen Determination und ein bisschen Zufall wäre nur mit dem Wirken einer höheren Macht, die den Zufall gezielt manipuliert, möglich. Darüber haben wir aber auch kein Wissen.

Als letztes könnte man noch einwenden, das es statistische Präzedenzen geben müsse, wenn es ein Massenphänomen ist, wie die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise und deshalb das Ergebnis auch ohne Einbeziehung von Prophezeiungen/Schauungen kalkulierbar ist. Na ja, wenn das eindeutig so wäre, bräuchte man ja sowieso keine Schauungskunde betreiben. Aber es tritt eben gerade nicht immer ein, wass alle Glauben, dass es passieren müsse.

Gewiss ist eben nur, dass alles ungewiss ist. Aus diesem quälenden Umstand speist sich doch das Interesse an Schauungen doch nicht unwesentlich.

Gruß, Heron


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