Vermischung (Schauungen & Prophezeiungen)

DvB, Freitag, 28.05.2010, 16:41 (vor 5089 Tagen) @ BBouvier (5285 Aufrufe)

Moin BB!

"Die Betreffenden sind trotzdem hilflos und handlungsunfähig,
soweit sie es denn überhaupt gern verhindern würden!"

Du vermischst hier unzulässig Dinge/Folgen, die sich kurz vor deren
Eintreten nunmehr Einjeder bereits gut denken kann,
die sich schon deutlich abzeichnen und die dann fast zwangsläufig
eintreten werden - ganz gleich, wie man sich auch verhalten mag -
mit Seherschauungen, die Dinge beschreiben, die sehr wohl
Ergebnis freier Entscheidungen sind.

Ich glaube nicht. Die "Verhältnisse" sind doch sowieso immer das Ergebnis "freier" Entscheidungen (soweit man zufällige, unkalkulierbare oder unbeeinflußbare Faktoren natürlich ausklammert, die aber Seherschauungen ebenfalls mitbeschreiben). Daß sich ein Ereignis bereits deutlich abzeichnet, macht doch dabei keinen echten Unterschied, solange sich das Ereignis prinzipiell noch verhindern ließe, die Unausweichlichkeit eben nur FAST ist. Der Unterschied liegt bloß im allgemeinen Vorherwissen, welches garnix nützt. Ich mache eben geltend, daß all diese "freien" Entscheidungen in Wirklichkeit so frei garnicht sind, sondern sich eine Masse nach ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten verhält. Und da sind eben die Überwindung der Massenträgheit oder eine völlige Umwertung der Werte und Verhaltensweisen gänzlich unvorstellbare Angelegenheiten.

Und zwar zeitlich weit im Vorfeld der Entscheidung bereits.
Wie beispielsweise die frz. Kriegserklärung an Preussen 1871.
Oder die Teilnahme am Turnier (oder auch nicht!) Henry IV.
Oder die Entscheidung zur Flucht Napoleons von Elba mit dem Ziel,
in Frankreich dauerhaft wieder an die Macht zu kommen.
Bei sicherer Kenntnis das Ausganges hätten die alle sich sicherlich
anders entschieden.

Aufgrund der Verschlüsselung
hatten sie diese Möglichkeit jedoch nicht.

Auch diese Beispiele sind keine reinen Fälle freier Entscheidungen. Da spielen eben immer Fehleinschätzungen, Zufall, Glück, Pech usw. mit rein. Diese "Überlagerung" mit den kausalen Entwicklungen aus menschlichen Entscheidungen hat man ja immer. Sobald deren Auftreten nicht ungefähr dem Durchschnitt gängiger Erfahrungen entsprechen, werden berechnete Erwartungen natürlich entsprechend schnell unbrauchbar.

Mir ging es doch nicht darum, solcherart Wettervorhersage mit Schauungen zu vermischen. Es ging mir vielmehr darum, klarzustellen, daß Voraussagen - völlig gleichgültig welcher Art - durch bloßes Vorherwissen noch gar lange nicht in ihrer Verwirklichung verhinderbar sind.

Daß das Deinem Sohn gelungen ist, ist halt ne Ausnahme, die bloß die Regel bestätigt. Daß die Chancen für sowas im Kleinen wegen besserer Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit der Einflußgrößen natürlich bedeutend günstiger stehen, liegt doch auf der Hand.

Gruß, DvB


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