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Wahrer Kern der Palmblattbibliotheken (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 23.10.2014, 17:36 (vor 3479 Tagen) @ mica (5307 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 23.10.2014, 17:41

Hallo!

Ja. Die Existenz der Palmblattbibliotheken beweist allerdings nicht die Authentizität der Behauptungen Ritters.
Ebensowenig bestätigt die Altersdatierung mittels C14-Methode, die angeblich stattgefunden haben soll, Ritters Behauptungen.
Beides sind grundverschiedene Dinge. Ritter nutzt meines Erachtens die tatsächlich existierenden Bibliotheken, zu denen man als Europäer ohne weiteres selbst nichts herausfinden kann, als Vehikel für seine eignen Publikationen.

Tatsächlich können Entstehung und Inhalt der Palmblätter völlig von Ritters Behauptungen abweichen. Davon ist sogar auszugehen.

Ritter:
"Durch einige glückliche Umstände ist es mir gelungen, in den Besitz mehrerer Palmblattmanuskripte zu gelangen, von denen sich eines auch mit der Zukunft Europas befasst."

=> Die üblichen vagen Angaben, die von Fälschern gemacht werden, die ihre Quellen nicht belegen können.

In diesen angeblich 7000 Jahre alten Texten, die lediglich übersetzt werden müssen, stehen dann Dinge wie diese:
"In der ersten Woche des Monats Juni 2007 werden sich die Regenten der acht mächtigsten Länder der Welt in Deutschland zu Gesprächen treffen."

=> Angeblich getätigt Jahrtausende bevor es Deutschland, den christlichen Kalender, sogar den Monatsnamen Juli überhaupt gab.

Das stinkt zum Himmel und zwar übelst. Im Grunde bedarf es keiner großen Intelligenz, um das zu erkennen. Altindische Texte würden in Wortwahl, Duktus, Inhalt und generell kultureller Prägung auch nach Übersetzung sich deutlich von modernen europäischen Texten (und Texten aus anderen Kulturkreisen) abheben.

Auch Ritters Angabe über den Ursprung der Blätter muß in Zweifel gezogen werden:
"Die Urschriften der dort aufbewahrten Palmblätter wurden von einer Gruppe mythologischer Wesen - den Rishis - verfaßt, die etwa 5000 v. Chr. gelebt haben sollen. Der Überlieferung zufolge nutzten die Rishis diese spirituellen Fähigkeiten dazu, aus der Akasha-Chronik, dem sogenannten „Weltgedächtnis“ die Lebensläufe von mehreren Millionen Menschen zu lesen und schriftlich auf den getrockneten Blättern der Stechpalme zu fixieren. Das gesamte Leben dieser Menschen, von der Geburt bis zum genauen Zeitpunkt ihres Todes, wurde auf den Palmblättern in Alt-Tamil - einer Sprache, die heutzutage nur noch von wenigen Eingeweihten beherrscht wird - in eng geschriebenen Zeichen eingeritzt."

Auch diese Geschichte stinkt zum Himmel. "5000 v. Chr." das wäre 3500 Jahre vor Anbruch der indischen Hochkultur, lange vor jeder schriftlichen Überlieferung dort. "Alt-Tamil", das Ritter als Originalsprache angibt, wurde um Christi Geburt gesprochen, als in Indien bereits spengler'sche Zivilisation herrschte. Zudem der Begriff "Akasha-Chronik". Siehe Wikipedia:
"Die Vorstellung eines Weltgedächtnisses hat in Europa eine lange Tradition und findet sich etwa bei Plotin (ca. 205–270), Marsilio Ficino (1433–1499) und Paracelsus (1493–1541) sowie in Ansätzen auch bei Agrippa von Nettesheim (1486–1535), Éliphas Lévi (1810–1875) und Eduard von Hartmann (1842–1906). Laut dem Indologen und Religionswissenschaftler Helmuth von Glasenapp ist sie originär abendländischen Ursprungs und ungeachtet der Verwendung des Sanskrit-Wortes akasha dem traditionellen indischen Denken fremd."

Diese Angabe kann also kaum von einem Inhaber der Bibliotheken stammen oder gibt zumindest den Ursprung der Blätter nicht wieder.

Tatsächlich geht der Begriff auf die Theosophen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert zurück. Folglich hat sich Ritter auf Grundlage abendländischer Esoterik etwas zusammengelogen.

=> War denn jemals jemand unabhängig von Ritter bei einer Bibliothek und hat sich nach dem Ursprung der Blätter erkundigt? Was geben die Inhaber selbst zur Entstehung an?

Nichtsdestoweniger scheint es in den Bibliotheken irgendwas zu geben. Ohne Angaben von Ritter unabhängiger Personen läßt sich aber nicht sagen, was genau da los ist.
Sicher werden dort nicht die Lebensläufe mehrerer Millionen Menschen gelagert, die im Laufe vieler Jahrtausende irgendwann zufällig vorbeikommen. Die Sache ist wahrscheinlich einfacher.

Entweder dort lagert eine begrenzte Menge "vorgefertigter" Lebensläufe, die wiederkehrenden Schemata entsprechen. Tatsächlich dürfte sich das Leben der meisten Menschen über die Jahrtausende, vor allem im durch das Kastenwesen geordneten Indien, nicht großartig unterschieden haben. Hinzu kommt eine begrenzte Anzahl Persönlichkeitstypen, die z. B. astrologisch oder mit dem Enneagramm (oder ähnlichen Lehren) bestimmt werden können. Aus Verbindung all dessen lassen sich vermutlich einige sehr treffende Lebensläufe bilden, womöglich einige Hundert oder gar Tausende, die den Großteil der Ratsuchenden abdecken. Für Nichtinder läßt sich das System dann noch durch einige kulturspezifische Varianten erweitern.

Die andere Variante wäre, daß in den Bibliotheken in den Hinterzimmern recht begabte Hellseher sitzen, die spontan Details über die Besucher sehen, die notiert und dann vorgelesen werden.

Möglicherweise wird beides kombiniert, vorgefertigte Lebensläufe, die mit seherischer Begabung im Hinterzimmer auf die speziellen Umstände und das Schicksal des Besuchers angepaßt werden. Im Zusammenspiel mit mehrmaligen Rückfragen ("Paßt das hier auf Sie?") und Heraussuchen anderer Palmblätter findet sich allmählich das Palmblatt, das genau zu dem Besucher paßt.

Solange Leute wie Hans Saler aber nicht preisgeben, was genau und wie genau über sie ausgesagt wurde, lassen sich diese Vermutungen nicht bestätigen oder widerlegen. Es wäre interessant zu wissen, was ihm über seine Vergangenheit und Zukunft erzählt wurde und und ob es letztendlich eintraf.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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