Vom Vorteil der Immobilität eines Guts (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Mittwoch, 12.12.2012, 10:22 (vor 4161 Tagen) @ Wayne Schlegel (6521 Aufrufe)

Servus Elfe,

ja, Grundstücke können nicht so leicht gestohlen werden - jedenfalls nicht von Privaten, solange es soetwas wie den staatlich garantierten Privatrechtsweg also eine private Eigentumsordnung und funktionierende Staatsgewalt gibt.

Gibt es diese im Falle eines Zusammenbruchs staatlicher Ordnung nicht mehr, dann gehören die Grundstücke ganz einfach dem, der sie beherrscht und verteidigen kann.

Natürlich kann der Staat Grundstücke stehlen/enteignen/mit hohen Steuern belegen, wenn er meint, dies aus Einnahmebeschaffungsgründen oder sozialen Umverteilungsgründen machen zu müssen. Da alles leicht zugreifbar in mittlerweile elektronischen Grundbüchern steht und der Wert evtl. aufstehender Gebäude über die Daten der Gebäudeerhebung im Rahmen des Zensus ohne viel Aufwand näherungsweise geschätzt werden kann, ist Staatszugriff ein Leichtes.

Ja, Schlegel, „Grundstücke können nicht so leicht gestohlen werden“. Ich freue mich, dass auch jemand anderes auf diesen Gedanken kommt. Aber ich möchte Deinen Gedanken erweitern. Ich behaupte, dass das sogar dann gilt, wenn es keine „funktionierende Staatsgewalt“ mehr gibt. Ich betone Dein „nicht so leicht“. Bei allen möglichen extremen Szenarien hört und liest man ja oft von den – zugegeben durchaus realen – Nachteilen immobiler Güter: dass der bewegliche Mensch oder gar der Flüchtende sie nicht mitnehmen kann. Anders als etwas Proviant, etwas Kleidung, Geld, andere kleine Wertsachen, eine Waffe womöglich, was auch immer. All diese Dinge kann man mitnehmen, aber genauso gilt auch: sie können einem genommen werden. Auf der Straße, im Gelände, zu Hause – und dann sind all diese Dinge fort, meist für immer, auf Nimmerwiedersehen, weil sie verzehrt oder verbraucht wurden oder eben spurlos mit dem Dieb, dem Raubenden verschwunden sind. In der Regel hast Du, auch falls Du das Ganze lebend überstehst, keine Chance, Dir dein Hab und Gut wieder zu holen (selbst mit Gewalt nicht; ich rede von Zuständen, in denen eine uns bekannte staatliche Ordnung funktionsunfähig ist). Aber: Dein (!) Grundstück, auch wenn Du von diesem vertrieben wurdest, kann nicht weglaufen! Du findest es immer. Und dann ist es „nur“ eine Frage der Stärke und Intelligenz, ob Du es immer für verloren (im übertragenen Sinne) erklären musst. Du, vielleicht auch mit Hilfe anderer, denen Du anders nützlich oder verbunden bist, hast ein Problem jedenfalls nicht: dass du nicht wüsstest, wo Dein Hab und Gut auf Dich wartet. Und für einen bestimmten Menschenschlag nicht zu unterschätzen: das Wissen, dass Du „ein Recht“ hast, Dich zu wehren, Dir das zurückzuholen, was Du mit Mühen und Liebe erworben und gehegt und gepflegt hast, ist ein starker Motor, manchmal. Was nicht heißt, dass Dir alles gelingen wird. Aber Dein Feind wie Dein (temporär verlorenes) Hab und Gut ist Dir immer vor der Nase. Weder das eine noch das andere kann verschwinden.

Das mag etwas martialisch formuliert sein, meinetwegen. Aber bei all den Überlegungen, was alles Schlimme der Menschheit bevorstehen könnte und was dem einzelnen leiblich, seelisch und materiell passieren kann, ist es vielleicht mal wert, auf obigen Aspekt hinzuweisen. Und im Übrigen: Es mag immer „Stärkere“ geben, das ist der Lauf der Dinge. Aber selbst Du musst nicht immer allein sein, wenn Du dich wehren willst und weißt, dass Du auf der richtigen Seite stehst. Klar, auf die lange Sicht hin ist jeder tot.

Gruß, Richard

PS: Klar ist hoffentlich, dass Obiges keineswegs der einzige Vorteil von Grundstücken ist. Und auch klar ist, dass Buchela an solche obigen Dinge (vermutlich) nicht dachte, als ihr mit Silber und mit Grundstücken ein mobiles und ein immobiles Sachgut zum Schutz vor Vermögensvernichtung einfiel.


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