CHYREN II (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Mittwoch, 22.06.2011, 15:01 (vor 4701 Tagen) @ Gerhard (5263 Aufrufe)

Hallo Heron, ich finde es klasse - und danke Dir, dass Du Deine Meinung zur CHYREN-Frage hier geäußert hast. Natürlich hätte ich gerne auch von den vielen anderen Nostradamus-Spezialisten, die am Forum teilnehmen, hie- und dazu eine Antwort gehört, denn als Nichtfachmann für Nostradamus kann ich keine eigenen Hypothesen zu solch einer Frage aufstellen. Das einzige, was ich tun kann: die Wichtigkeit dieser Frage herauszustellen.

Es gibt ein Szenario in Bezug auf die Weltenwende, das sieht von irgendwelchen Kriegen vor (und nach) der Weltenwende völlig ab. Auch die ellenlangen, mit so großer Mühe erstellten Vorzeichenlisten sind nach diesem Szenario im Grunde völlig unwichtig, abgesehen von der Tatsache, dass die darin angedeuteten Unruhen und Versorgungsschwierigkeiten dafür sprechen, irgendwelche Vorbereitungen möglichst frühzeitig abzuschließen. Entscheidender Punkt in diesem Szenario ist: Tag und Nacht auf der Hut sein. Denn hier wird die Erde von einem mehr oder weniger völlig überraschenden Schlag getroffen. Und dann geht das Licht aus. Den Rest glauben wir zu kennen. Der Zeitpunkt für den Eintritt dieses Szenarios ist also (fast) nicht bestimmbar, weder aus den Schauungen heraus (allenfalls aus deren Interpretationen) noch aus der täglichen Beobachtung des Wetters, hier auf der Erde oder im Weltraum ...

Dann gibt es ein zweites Szenario in Bezug auf die Weltenwende, das sagt folgendes: der große Schlag tritt dann auf, wenn in Italien, Spanien und Frankreich Bürgerkrieg herrscht, und wenn die Russen in Deutschland einmarschiert sind. Das heißt also, der Schlag ist eingebunden in ein erkennbares geschichtlich-politisches Geschehen. Falls wir letzteres dann verstehen und richtig einschätzen, können wir den Schlag vermutlich grob datieren. [[Und mit zusätzlicher Hilfe der roten Buche - Dank dem Herrn, dass er sie uns gegeben hat! - schaffen wir es sogar recht genau.]] Das Interessante an diesem zweiten Szenario nun ist, dass die geschichtlichen Entwicklungen nach dem "Schlag" offenbar weitergehen, genauer gesagt: sie gehen durch den Schlag hindurch - da versucht man zu kämpfen, während die Erde immer noch ruckelt, und die Jungs müssen hinterher noch raus zur Besatzung fremder Länder (beides laut Irlmaier).

Geschichtliche Großereignisse schon bald nach dem "Schlag", die zweifelsfrei erkennbar sein müßten und in den Schauungen auch ausdrücklich genannt werden, sind z.B. diverse Krönungen und eine Heimführung des Papstes nach Rom. Selbst neuere Schauungen bestätigen diese alte deutsche Tradition der Seher. Was hier im Forum wenig zur Kenntnis genommen wird, ist die entsprechende französische Tradition, die im Wesentlichen in die selbe Richtung geht (aber halt aus dem Munde von Nonnen und Priestern kommt, die hier leider nicht sehr geschätzt sind). Ein Exponent der französischen Tradition, halt ein sehr ausgefallener, ist außerdem Nostradamus.

Nostradamus beschreibt nun in seinen Schriften immer wieder eine große geschichtliche Person, aus Frankreich stammend, die in Krieg und Bürgerkrieg eine neue Herrschaft errichtet. Schwerpunkte seiner Kämpfe sind zunächst Frankreich (also Bürgerkrieg!), Spanien, dann Italien, aber es geht wohl bis England. Die norditalienischen Kämpfe finden statt, während die Erde bebt, es sind wohl Invasoren im Land. CHYREN wird Sieger, und es gelingt ihm am Ende, auch die Meere zu sichern, sogar vom letzten Piraten zu säubern, weswegen ich Detlef, der anderthalb Jahre auf See leben wird, unbedingt empfehlen möchte, eine französische Flagge (oder besser noch ein Lilienbanner) vorsorglich mit an Bord zu nehmen. Dieser Held, also der CHYREN, wird nach Nostradamus gekrönt, sogar mehrfach, auch vom Papst, und Nostradamus lobt ihn in den Himmel. Sein Andenken reicht weit in die Zukunft, vielleicht wird man künftige Herrscher nicht mehr CÄSAREN nennen, sondern CHYRENS (schon mal jemand die permutative Ähnlichkeit aufgefallen ...?). Er ist zudem auch irgendwie ein bißchen deutsch, das gibt Nostradamus offen, aber wohl nicht sehr gerne zu.

Mit solchen Umrissen entspricht der Liebling des Nostradamus so ziemlich der Beschreibung des "Großen Monarchen" in der mitteleuropäischen Tradition, welcher bekanntlich nach den Wirren, der inneren Zersetzung (Lindenlied) und nach dem großen Dunkelheits-Schlag wieder eine neue Ordnung und "weltweiten" Frieden errichtet. Was die völlige Identifikation beider VORSTELLUNGEN erschwert, ist vor allem folgendes Problem: der deutsche Monarch wird eher in Kämpfen gegen leidige Russen gesehen (wirklich belastbare Belege dafür stammen, so weit ich erkennen kann, erst aus dem 20. Jahrhundert; in den alten Schriften war es der "Türke", der aber irgendwie auch schon wieder da ist ...). Der große Franzose des Nostradamus dagegen kämpft hauptsächlich gegen Araber, Krausbärte und Schwarze - hier habe ich die Charakteristik allerdings etwas übertrieben, um den entscheidenden Punkt deutlicher herausarbeiten zu können.

In dem Augenblick nämlich, wo wir in dem "großen Kamel", das aus dem Rhein trinken möchte, nicht mehr irgendwelche Türken, Kalmücken und Syrer sehen, sondern auch die Russen (die durchaus im Bündnis mit dem Islam sein mögen, s.u.), können wir den Großen Monarchen und CHYREN sehr viel näher zusammenrücken. Und der Halbmond, der bei CHYREN immer wieder auftaucht, könnte dann auch eine Anspielung auf die Sichel sein, halt ohne den Hammer, denn heute ist das mit den "Roten" irgendwie ganz anders geworden ...

Interessanterweise changiert Nostradamus öfters mit den Farben. In 9/41, der wohl in die Zeit der Bürgerkriege, also noch vor die "Wende" zu setzen wäre (weil darin der Chyren selbst erst anfängt, von Avignon Besitz zu ergreifen), wird das benachbarte Carpentras eingenommen von einem "schwarzen Führer mit der roten Feder". Aus Marokko oder Algerien? Und Mitglied bei den Sozialisten oder gar in der KP (Frankreich=PCF, hatte schon öfters Ministerien inne ...)? Und in 10/30, vierte Zeile, wechseln die Roten und die Schwarzen, nachdem sie verfolgt, teils getötet und vertrieben wurden, wieder in ihr Grün zurück - die Lieblingsfarbe von Mohammed.

Wer wären denn mittelfristig (geopolitisch gesehen) die natürlichen Verbündeten eines russischen Drucks auf Europa? Nach meiner Auffassung Moslems in Nordafrika und Nahost - die ohnehin längst ihre U-Boote in den Städten Europas haben (die gespannte Situation in Griechenland etwa, speziell in Athen ist nicht wirklich verständlich ohne Mitbetrachtung jener Viertel der Hauptstadt, die inzwischen völlig kriminalisiert und in islamischer Hand sind, außerdem wohl vom Ausland gesteuert werden). Es ist meines Erachtens geboten, die Kontakte Moskaus in den islamischen Raum hinein sorgfältig zu beobachten. Leider werden sie von unseren Medien völlig ausgeblendet. Die Meinung von Moskau etwa über das, was aktuell in Lybien und Syrien sich abspielt, ist nämlich eine völlig andere, als die (vielfach erkennbar gestellten) Bilder von dort in unserem eigenen TV uns suggerieren sollen. Besonders zu Syrien und Lybien haben die Russen traditionell gute Beziehungen. Denjenigen, die im hier zur Diskussion stehenden Raum (Ägypten und Jemen eingeschlossen), die Macht verloren haben oder noch verlieren werden, wird der Kreml seine Tore nicht verschließen. Die ersten gemeinsamen Aktionen dürften sehr geheim sein und die Welt überraschen ...

Ich habe mit diesen Ausführungen darlegen wollen, dass es wohl Möglichkeiten und Wege gibt, den CHYREN des Nostradamus mit dem "Großen Monarchen" zu identifizieren. In diesem Fall hilft uns Nostradamus eventuell, das Umfeld vor und nach dem "großen Einschlag" etwas zu erhellen, unsere Kenntnis von den kritischen Jahren zu erweitern - vor allem aber macht Nostradamus uns damit Hoffnung, dass und wie die Geschichte nach dem "großen Einschlag" positiv weitergeht (so wie auch die deutschen Prophezeiungen das sehen). Aber selbst dann wenn CHYREN eine Gestalt der 23. Jahrhunderts sein sollte (wo nach meinen zyklischen Überlegungen eine neuer Höhepunkt des Islam liegen müßte), würde die daraus ableitbare Voraussage dieselbe sein - die Geschichte wird weitergehen. Überflutungen, selbst im Elb- und Rheintal, lassen sich überleben, nicht alle werden in der Dunkelheit verrückt und ersticken.

"Was die Zukunft anbelangt, so haben wir nicht die Aufgabe,
sie vorherzusehen, sondern sie zu ermöglichen." **)

(Antoine Saint-Exupéry)

Schöne Ferientage wünscht Gerhard

**) Vermutlich hat Saint-Exupéry mit "vorhersehen" hier eher die normale Prognose gemeint. Schauungen und der rationale Umgang mit ihnen sind durchaus "Mittel der Natur" um die Zukunft zu ermöglichen, indem sie nämlich Hinweise geben können, wo der Weg entlang geht.


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