Anti-Deflations-Strategie (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Sonntag, 19.09.2010, 22:06 (vor 4986 Tagen) @ Eyspfeil (3332 Aufrufe)

Also "auf ihre Kosten dulden", nicht auf Ihre
(also unsere) Kosten.
Die Nullzins-Politik wird schon seit rund zwanzig Jahren,
also seit der sog. "Wende" durchgezogen: Die Notenbanken
verleihen Geld an die globalen Spieler nahezu zum Nulltarif.
Mit dieser Deflations-Strategie hofft die Politik bzw.
die Notenbanken, ein und für alle Male die Inflation
verhindern zu können.

Bin gespannt, wie lange ihnen das noch gelingt, denn das
künstlich erzeugte Geld (für Derivate, Spekulationen
und andere Finanzprodukte) hat mengenmäßig das reale
Geld der Produktivwirtschaft schon lange abgehängt.

Der kleine Mann dagegen zahlt für einen Dispo-Kredit
hier in D zwölf bis siebzehn Prozent Zinsen.
Für einen Überziehungs-Kredit bis zu zwanzig Prozent.
Mit einem Sparkonto dagegen bekommt man weniger raus am
Jahresende als 1% Inflation - also ein knappes
Dreiviertel Prozent.:schief:
Vor fünfzehn Jahren konnte ich mit den Zinsen vom
Sparkonto noch was ordentliches kaufen, bzw. ich
die gesamten Weihnachtsgeschenke für meine Familie.

Grüße,
Eyspfeil

Hallo Eyspfeil!

Die Konsequenzen der Tiefstzinspolitik – betrieben übrigens von einem Kartell der Notenbanken in den USA, Europa und Japan – für den „Normalbürger“ in diesen Weltregionen hast Du gut beschrieben: sie schädigt ihn, nimmt ihm durch die bewusst niedrig und tendenziell gegen Null gehaltenen Zinsen seit Jahren die Möglichkeit, aus seinen Ersparnissen ein Einkommen zu erzielen (das ihm ermöglichte, teilweise hieraus seinen Lebensunterhalt zu bestreiten oder für Notfälle oder das Alter vorzusorgen) – während die Zinsen, die er als Kreditnehmer zu zahlen hat, nicht annähernd so paradiesisch mickrig ausfallen.

Aber eines kann ich nicht stehen lassen, Du schreibst:

„Mit dieser Deflations-Strategie hofft die Politik bzw.
die Notenbanken, ein und für alle Male die Inflation
verhindern zu können.“

Es ist genau andersrum. Politik / Notenbanken fürchten Deflation wie der Teufel das Weihwasser, diese, nicht etwa die Inflation, soll verhindert werden. Das war schon vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007/2008 so (und die Niedrigzinspolitik, die ja grundsätzlich inflationär ist, war ja schließlich auch der Grund für die Bildung der Riesenblase auf dem US-Hypotheken- und Immobilienmarkt, deren Platzen die Krise auslöste) und seit dem Ausbruch der Krise wird diese inflationäre Niedrigzinspolitik, die zu der Krise führte, noch viel offener und radikaler betrieben. Ständig wird neues, zusätzliches Geld „geschöpft“, die Staaten verschulden sich immer höher, Konjunkturpakete werden geschnürt und in die „zu rettenden“ Banken werden Milliarden gepumpt, erstens direkt und zweitens in Europa zusätzlich indirekt per Kredithilfen für Länder wie Griechenland, die so ihre Schulden bei den (angeblich vor allem deutschen und französischen) Banken bedienen dürfen, und all das passiert mit dem erklärten Ziel, dass das „System“ nicht kollabiert und die nationalen Wirtschaften endlich wieder wachsen, wachsen statt stagnieren oder gar schrumpfen – und für dieses heiß ersehnte Wirtschaftswachstum sollen die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen den systemrelevanten Wirtschaftsteilnehmern (Du kannst Dir denken, wer das ist) den Anreiz bieten, Kredite aufzunehmen und zu investieren. So ist die offizielle Erklärung, die Doktrin unserer Macher, die Dir in allen Medien auch gesagt wird. Und sicher ist sie eine Wahrheit, aber höchstens die halbe. Die andere Hälfte der Wahrheit der Fast-Null-Politik ist, dass bei einem Steigen der Zinsen den überschuldeten Staaten die Schulden um die Ohren fliegen würden (werden), was zu ganz unliebsamen Maßnahmen (gegen die Untertanen) führen würde (wird). Aber das nur nebenbei.
Dass die Politik inflationär ist, heißt nicht, dass morgen Hyperinflation sein muss. In Japan, wo die Deflation schon vor gut 20 Jahren ausbrach, wird seitdem vergeblich die Deflation bekämpft – trotz Inflationspolitik. Manche Ökonomen befürchten, dass nun die USA und Europa denselben Weg der jahrelangen Deflation (Stagnation bzw. Schrumpfung) gehen. Andere sehen die nächste Blase – diesmal im Anleihenmarkt, in die so viele aus Sicherheitsgründen, trotz der niedrigen Zinsen und trotz der überbordenden Staatsschulden, „fliehen“ – im Anmarsch, eine Blase, die, platzte sie, viel gravierendere Folgen hätte (haben wird) als ein Aktiencrash. Wieder andere erwarten eine hohe Preisteuerung auf uns zukommen, durch steigende Rohstoffpreise usw., weil das viele geschaffene Geld irgendwann seinen Weg in die Märkte suchen muss. Was hat das mit „unseren“ Schauungen zu tun? Vielleicht das, dass all das – und zwar nacheinander – geschehen könnte. Erst mal für eine viel längere Zeit als man es glauben möchte eine zur Depression sich steigernde deflationäre Zeit (ich denke an Katharina aus dem Ötztal), später dann ein Krachen des Gefüges mit gleichzeitig hohem Preisanstieg (viele "Seher" „sehen“ das ja voraus – ich kann hier keine Zitate anbringen, weil ich im Moment keine Unterlagen vor mir habe; aber ich denke, in der Allgemeinheit reicht das.)

Gruß
Richard


Gesamter Strang: