Daniel 4 D (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Freitag, 17.09.2010, 16:12 (vor 4989 Tagen) @ Goran (3742 Aufrufe)

Hallo Goran!

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!

Du hast in Deinem ersten Beitrag die Frage gestellt, was es bedeuten könnte, dass Du in einem Traum die Schrift "Daniel 4 d" gesehen hast.
BBouvier hat versucht, eine Antwort zu geben. Da Du darauf nicht reagiert hast, weiß ich nicht, ob sie Dich zufriedenstellt.

BBouviers Antwortversuch bezog sich auf "Daniel", Kap. 4, Vers 4 (was ich auch für richtig halte) und er interpretierte diesen Vers auf Dich dahingehend, dass Seherschauungen sehr selten völlig klar sind, sondern überaus häufig durchsetzt mit Symbolen und daher nicht immer 1:1 zu werten sind. Und dass Dir das womöglich damit gesagt worden sei.

Vielleicht hat BBouvier damit Recht. Allerdings habe ich daran Zweifel, nachdem Du in einem anderen, späteren Beitrag schreibst:

"Was Daniel 4 d betrift Ich habe das in Traum gesehen das war so das Ich Bibel gesehen habe und ich habe frage gestellt wann fängt die Apokalipse an und dann hat mir jemand gesagt irgendeine stimme Evangelium nach Daniel unter 4 d und da hat sich Bibel geöffnet aber ich könnte das nicht lesen."

Hier schreibst Du etwas genauer, dass Du in Deinem Traum zuerst eine Frage stelltest - wann fängt die Apokalypse an? - und daraufhin eine Stimme Dir antwortete, die Dich auf "Daniel unter 4 d" verwies (worauf sich die Bibel, die Du vorher schon sahst, öffnete, Du die aber nicht lesen konntest).

Wenn ich mir diese Situation in Deinem Traum vorstelle - Deine Frage nach dem Beginn der Apokalypse und die Dir gegebene Antwort -, dann passt der Inhalt der Antwort, die BBouvier zunächst vermutete, in meinen Augen nicht auf diese Frage.

Die Übersetzung von "Daniel", Kap. 4, Vers 4, die ich im Internet fand, lautet ähnlich wie die, die schon BBouvier zitierte:

"Alsdann kamen die Schriftgelehrten, die Beschwörer, die Chaldäer und die Wahrsager herbei; und ich trug ihnen den Traum vor, aber sie taten mir seine Deutung nicht kund."

Wenn ich Deine Frage im Traum bedenke, dann könnte der Sinn der Antwort, die Dir gegeben wurde, lauten: Das erfährst Du nicht! Der Zeitpunkt - der Beginn der Apokalypse - wird Dir nicht gesagt!

Das ist vielleicht traurig, aber, soweit ich weiß (und ich bin kein großer Bibelkenner), passt diese Aussage zumindest auch zu einer anderen Bibeltextstelle, wonach niemand den genauen Zeitpunkt kennen kann. Und ganz unabhängig von der Bibel: Schauungen, so verzerrt, bruchstückhaft und symbolhaft sie ohnehin sein mögen, auf der einen Seite und exakte Zeitangaben von gesehenen zukünftigen Ereignissen auf der anderen Seite sind allermeist anscheinend, erfahrungsgemäß zwei ganz verschiedene Paar Stiefel!

Wie ich lese, kommen in Deinen Träumen und Bildern auch ökonomische Dinge vor (Aktien, Inflation, Kredit...), bzw. beschäftigst Du Dich mit diesen Themen. Heute las ich zufällig den Anlagekommentar einer Schweizer Bank, die für ihren kritischen Blick auf Politik und Finanzwirtschaft bekannt ist. Und in diesem stieß ich auf ein Sprachbild, das mich unwillkürlich an Deine Frage und den möglichen Antwortschlüssel "Daniel", Kap. 4, Vers 4 erinnerte. Denn was ist der zentrale Inhalt dieses Verses? Ratlosigkeit. Und genau mit diesem Begriff - „Ratlosigkeit angesichts übermächtiger Geschehnisse“ - operiert dieser Schweizer Bankier mit einem eindrücklichen Bildvergleich auch, wenn er das Hier und Heute in der Welt der Politik und Finanzen zu beschreiben versucht. So gesehen könnte die Antwort, die Dir im Traum gegeben wurde, auch so lauten: In diesem Moment. Allerdings auf leisen Sohlen - "man" sieht es bloß noch nicht oder will es nicht sehen.
Ich zitiere nur eine kleine Textstelle, ohne Anfang und ohne Ende, bloß um zu zeigen, warum mich das Geschriebene in dem Kommentar unwillkürlich an Deinen Beitrag, an Deine Frage im Traum und an den möglichen Sinn der Dir gegebenen Antwort erinnerte:

"...3. Der einsame Student im Flammenmeer
Ratlosigkeit in den Märkten, in allen Institutionen
und auf allen Ebenen: Das schreit nach Erklärungsversuchen.
Bilder sagen manchmal mehr als
tausend Worte. Vorausgesetzt, sie treffen zu. Versuchen
wir es. Russland lieferte mit der brennenden
Steppe und lodernden Tundra, mit dem beissenden
Rauch vor dem Kreml und dem seltsam distanziert
dreinschauenden Regierungschef eine Anzahl einprägsamer
Bilder zum Thema „Ratlosigkeit angesichts
übermächtiger Geschehnisse“. Die treffendste
Fotografie aber zeigte wohl jenen Freiwilligen (was
immer das in Russland heissen mag), einen jungen
Studenten, der, bewehrt mit einem Feuerwehrschlauch,
aus dem nur noch versiegendes Wasser
tropft, und einer Schaufel zum Ersticken aufkeimender
Glut, vor einer Feuerwand in weniger als
hundert Meter Distanz steht. Aus seinem Gesicht,
von dem man wegen des starken Rauchs nur die
Konturen erkennt, sprechen Ratlosigkeit, Hoffungslosigkeit,
Resignation und auch Trauer. Die
Machtlosigkeit gegenüber den entfesselten Naturgewalten
ist eklatant.
Wo ergeben sich Parallelen zu der herrschenden
Ratlosigkeit im Wirtschafts- und Finanzsystem, wo
endet die Sinnhaftigkeit der Metapher? Nun, das
Stichwort „Flächenbrand“ scheint uns zunächst
recht treffend. In Russland begann es nicht an einem
bestimmten Ort zu brennen, sondern es entfachten
sich zahllose Feuer über weiteste
Landstriche hinweg. Weil die strukturellen Voraussetzungen
dazu gegeben waren – nach wochenlanger
Hitze und anhaltender Trockenheit war
russisches Land zu Zunder geworden. Gewiss, jedes
einzelne Feuer hatte seine spezifische Ursache. Das
interessiert im Aggregat eines Flächenbrands aber
kaum mehr, genauso wenig wie die einzelnen, verzweifelten
Versuche, die Feuersbrunst einzudämmen
– allesamt untaugliche Versuche angesichts
der Grösse des Gesamtproblems. Es gibt Situationen,
die offensichtlich nicht mehr beherrschbar
sind, ob man nun eine Atommacht ist oder nicht.
Weder die Absetzung von Regionalgouverneuren
und der Einsatz von noch so vielen Freiwilligen
noch die Mobilisierung aller Feuerwehren und
Löschhelikopter hilft, wenn die Hitze Tag für Tag
noch unerträglicher wird und die Trockenheit kein
Ende zu nehmen scheint. Zunder bleibt Zunder.
Welch unerträgliche Vorstellung muss das in einem
autoritär regierten Land sein: Dass man am Ende
ausschliesslich und buchstäblich auf den Himmel
beziehungsweise den Regen angewiesen sein wird,
damit die Not sich lindert!
Zunder bleibt Zunder: Darin liegt der stimmige
Kern des gewählten Bilds. Das Finanzsystem der
westlichen Industriestaaten wurde in der Krise von
2008/2009 in einer ersten Welle von einem Flächenbrand
heimgesucht. Er konzentrierte sich auf
die stark exponierten, riesig grossen, hochkomplex
aufgebauten, miteinander eng verknüpften Finanzinstitute,
die allesamt über die Jahre hinweg ihre
Löschreserven losgeworden waren, weil sie diese
angesichts einer langen Periode ohne wesentliche
Brandgefahr als Ballast empfanden. Was zunächst
ein sektorielles Phänomen zu sein schien, erwies
sich im Gefolge der Krise dann aber als übermächtiges
Gesamtproblem: Durch die Hitze der anhaltenden
Tiefzinspolitik breitete sich der Zunder
übermässiger Verschuldung immer weiter aus.
„Übermässige Verschuldung“: Was bedeutet das in
ökonomischer Hinsicht?..."
usw.usf.

Gruß
Richard


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