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Gaiaman, die Aussagekraft von Statistik (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 01.03.2011, 12:08 (vor 4826 Tagen) @ Fred Feuerstein (2206 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Dienstag, 01.03.2011, 12:15

Hallo!

Um mal ein konkretes Beispiel zu geben: Ich habe m.E. neutral die
Teilaussagen von Gaiaman über Deutschland/Frankreich in eine
Wahrscheinlichkeitsrechnung überführt. Resultat war, daß es nur eine 3% ige
Wahrscheinlichkeit gibt, daß darin kein Teilaussage-Fehler auftaucht, was
eigentlich zwangsläufig zu erwarten ist, wenn sich jemand sowas nur einfach
ausdenkt. Dazu habe ich geschrieben, daß Gaiaman nicht in Dtld. lebt und
somit sicherlich nicht so direkt am Tagesgeschehen dran ist (obwohl ich da
nat. gleich wieder Einwände höre: jaa heute im Zeitalter des Internets,
bla, bla, bla: Dazu sag ich nur: Bisher war im Forum Konsens, daß ein
Großteil z.B. die Amis nicht mal wissen, wo Deutschland liegt). Ich bringe
das deshalb, da die Gegendarstellung von Taurec die wissenschaftliche Bühne
verläßt und immer mehr Richtung tendenziöses Stammtischgeschwätz tendiert:
„Die Aussage ist trivial, weil es in Demokratien regelmäßig politische
Wechsel gibt“
„Wenn Chirac 2005 schon über 70 war, ist die Wahl eines jungen/jüngeren (ob
Gaiamann einen jungen oder jüngeren Präsiden gemeint hat, ist unklar) die
logische Folge. Ein gewisses Charisma muß man einem Protagonisten auf der
politischen Bühne durchaus zugestehen. Darüber hinaus ist das als
subjektive Wertung für eine rationale Bewertung der Aussagen
unzureichend.“

Der Rest ist von Taurec dann nur noch größeres Geschwafel. ( Ich hab mir
das ganze Antwort-Posting extra mal abgespeichert als gutes Lehrstück)
Ich weiß, daß Gaiaman damals einige Treffer hatte. Wie gesagt, Franz Liszt
und Mati haben sich damals sehr engagiert. Er sagt von sich selbst, daß er
nicht fehlerlos ist. Eine gewisse Fehlertoleranz muß man JEDEM Seher
zugestehen.

Als ob es unmöglich wäre, zwei Wochen vor der Wahl im wichtigsten Land Kontinentaleuropas über die Kandidaten dort bescheid zu wissen. Das noch, nachdem man von einem anderen dazu gefragt wurde! Das heißt: Selbst wenn Gaiamann nicht über Deutschland bescheid wußte, hatte er Gelegenheit, sich darüber zu informieren. Hier handelt es sich nicht um eine Spontanaussage. Außerdem ist Gaiamann Niederländer, nicht Amerikaner.

Deine Argumentation ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich in naiver Überschätzung der Aussagekraft von Statistik gekonnt selbst etwas vormachen kann. Man blendet Dinge aus, die von der Statistik nicht erfaßt werden und nur qualitativ-intuitiv beurteilt werden können. Deine Rechnung hat nicht die geringste Aussagekraft, denn die (nicht statistisch berechenbare) Möglichkeit des Vorwissens, wird dadurch gar nicht in Betracht gezogen. Es wird auch nicht in Betracht gezogen, daß man die Aussagen sowohl wohlwollend, als auch ablehnend beurteilen kann.
Beispiel:
Ein junger, charmanter Präsident folgt einem alten.
Es hängt doch völlig von der eigenen Willkür ab, ob man Sarkozy als jung und charmant oder als Mann mittleren Alters mit Judennase und kalten Augen betrachtet. Entsprechend wertet man die Aussage als eingetreten oder als nicht eingetreten. Wenn man aber nur eine 50%-Eintrittswahrscheinlichkeit voraussetzt, kommt man so weit gar nicht. Man nähert sich nicht der Realität an, sondern berechnet eine hohle Zahl, die man mit der Realität irrig(!) gleichsetzt.

Eine 3%-ige Wahrscheinlichkeit, daß alles stimmt. Das schließt sowohl die Möglichkeit ein, daß er ein guter Seher ist, als auch, daß er sich alles vorher denken konnte. Diese Zahl nimmt einem aber nicht die Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten ab.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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