Buch: Mein geistiges Schauen in die Zukunft von Frau de Ferriem Juli 1905 (Teil3) (Schauungen & Prophezeiungen)

Fred Feuerstein, Dienstag, 04.01.2011, 17:30 (vor 4864 Tagen) @ Fred Feuerstein (3798 Aufrufe)

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V. Ferner ist noch eine diesbezügliche Prognose in der auf
Seite 44 ff. wiedergegebenen ,,Moses«-Rede enthalten.

Jerusalem bekommt wieder einen König.
(Auszug aus einem Sitzungsprotokoll.)
[Medium im leichten Trance:] .... »Jerusalem wird wieder
einen König bekommen, der weder Jude noch Christ, aber doch Gott
angenehm ist. Ich sah ihn in einem Gesicht: Er trägt keinen
Schmuck, nur einen eisernen Ring und aus dem Haupte, welches
ein schwarzer Vollbart umrahmt, ein einfaches Käppi. Er tritt mit
28 Jahren die Herrschaft an und wird nicht alt. — . . . . Sieh
mal, ein katholischer Priester reicht mir einen hübschen Myrtenkranz;
Sieh mal: Blühende Myrten. Siehst Du, wie lieb. Mir bringen
die Geister immer ’was, wenn sie Dir auch nichts bringen. — Er
sagt: Bilder kommen und gehen; alles zieht an Deinen Augen
vorüber, — Weltliches und Geistiges, alles flieht vorüber. Men-
schen hasten und jagen an Deinen Augen vorüber; alles lebende
und tote Wesen huscht vorüber. Ach, alle Heiligen tauchen vor
Deinen geistigen Augen auf, und alle weltlich Begrabenen stehen
Dir vor Augen, —— und Du siehst doch noch nichts im Vergleich
zu dem, was ich sehe. —— — Wer kann unter Euch sagen, daß er
wirklichen Frieden in der Welt gefunden hat und wirkliche Ruhe?
Ich glaube, es ist unter allen nicht einer, der so sprechen könnte
und der auch so spricht. —- O ewiger, barmherziger Gott und Vater!
Du hast nach Tausenden von Jahren Deine heilige Stadt gesegnet.
Du hast ihnen wieder einen König gegeben; Du lässest ihn wieder
einziehen in den Tempel . . . Du lässest uns wieder einen König
einziehen in unsere gefallenen Mauern und einen Tempel so wieder
dastehen, wie ,,der« einst gestanden hat; wieder ein großes Gottes-
haus, wo alle Menschen hineinströmen ........ Wieder ein
König. Herr, erbarme Dich seiner, daß er nicht so hinausgejagt
werde wie jener, welcher Dir oben zur Rechten sitzt .... Segne
alle, die es miterleben können; erbarme Dich unser und wohne Du
unter uns, Herr! ..... (Medium anscheinend zu einem Geist:)
Warum hältst Du mir den Mund zu? —— —— Nein. — —— Er sagt:
Noch zu früh, um von der Ankunft zu sprechen .... Das große
Wappen. Das ist ein Löwe; ein Löwe als Wappen. Hast Du
schon einen Löwen gesehen an einem Tempel?—— Das ist das Sinn-
bild. Es heißt: »Löwen, laßt Euch wiederfinden, wie im ersten

—. 92 ...
Christentum!« — —— Laß mich doch reden; er läßt mich nicht
reden. ——— — Nein, ich werde ärgerlich; er hält mir den Mund zu.
— (Pause). — Der helle Geist sprach von Elias und anderen, ——
ich wollte ihm nicht zuhören. —— Er zeigte mir den alten Tempel
mit seinen schönen Vorhöfen; es war ein wunderbarer Bau. Er
zeigte ihn mir in Trümmern und dann den kahlen Boden, — und
er zeigte mir den neuen Tempel, in welchem wird gepredigt werden
das —— —— Nein, ich will nicht mehr reden. — — — Sieben
werden daran bauen, sieben werden ein langes Leben haben, und
wenn alle sieben zur Ruhe sind, dann wird auch wieder einziehen
ein David, ein Salomo. Dann wird ein Christus wiederkommen,
wie die alten Propheten prophezeiten, und dann werden die Leute
in hellen Scharen kommen, Tausende, Millionen, und es werden
ihnen die Augen geöffnet werden. Dann werden sie anders beten
wie heute die Heuchler mit niedergeschlagenen Augen, dann werden
sie Gott loben und preisen, von Ewigkeit zu Ewigkeit, weil die Zeit
wieder da sein wird, wo man mit Gott reden wird, wie einst
Abraham, Moses und alle Erzväter geredet haben. — Sie werden
Gott sehen von Angesicht zu Angesicht; sie werden seine Gnade und
seine Liebe preisen und werden verbreiten in aller Welt das Wort.
Dann wird nicht mehr sein das Wort: Gehet hin in alle Welt! —
sondern alle Welt wird kommen und beten und mit Gott reden. ———
Und das wird die Wanderung, das werden die Schritte zum Para-
diese sein ....... «

Gesicht über die Gründung einer neuen deutschen Kolonie.
Eine große Überraschung für die Welt wird die plötzliche
Gründung einer Kolonie Deutschlands im —— hohen Norden sein,
durch Besitzergreifung von Land daselbst, und zwar speziell durch
preußische Soldaten, die zu Schiffe nach dort entsandt werden. Mit
dieser Entsendung von Truppen nach dem Norden wird ein spezieller
Zweck verbunden sein. Die Politik spielt dabei eine besondere Rolle.
Ob sich andere Staaten dadurch etwa zurückgesetzt fühlen werden,
vermag ich nicht zu sagen; aber das Ganze wird ein politischer
Schachzug sein. Ich habe in einer Vision darüber diesem Unternehmen
auch eine wichtige geheime Beratung vorangehen sehen. Wenn das
Ereignis eintreten wird, wird Deutschland auch noch mächtiger zur
See als jetzt sein.

— 93 ...
Prognose über die Zukunft der deutschen Kriegsflotte.
Groß ist Deutschlands Handelsflotte. Aber es besitzt auch schon
eine stattliche Kriegsflotte. Diese wird immer noch stärker werden.
Es möchte scheinen, als wenn Japan infolge des Krieges mit Ruß-
land alle Anstrengungen machen wird, um seine Kriegsmarine nach
Kräften auch noch weiter auszubauen und zu vergrößern, sodaß sie
u. a. auch die deutsche Kriegsflotte an Stärke noch übertrifft, ——
als Inselreich ist es ja auch noch mehr darauf angewiesen als wir,
einen ganz besonderen Wert auf die weitere Vermehrung seiner
Kriegsschiffe zu legen, — gleichwohl wird Deutschland nicht zurück-
bleiben, wenn es mit der Verstärkung seiner Marine zunächst auch
nur langsam geht. Aber es werden schwere Kriegsjahre kommen,
in denen auch die deutschen Seesoldaten Wunder der Tapferkeit ver-
richten werden, und nach denselben wird das deutsche Reich ziemlich
rasch eine riesige Seemacht entfalten. Es wird zunächst das Meer
im Norden und dann im Süden völlig beherrschen. Der Grund
für die schnelle Vergrößerung der deutschen Kriegsmarine wird vor-
nehmlich in der vorher erfolgten Erweiterung der Grenzen des
Landes liegen. Es wird das Reich zu jener Zeit noch viel mehr
als jetzt vom Meer bespült sein. (Vergleiche die Prognose über
Deutschlands Zukunft auf Seite 95, nach welcher Deutschland u. a.
im dritten Viertel dieses Jahrhunderts etwa 3 1/2 mal so groß wie
gegenwärtig sein wird). Deutschlands Marine wird an Stärke
schließlich selbst die englische überflügeln und damit die mächtigste
der Welt werden.

Vision über die Zukunft Chinas
oder: Wie steht es mit der ,,gelben Gefahr?«

Prophezeiung über den Sieg des Christentums in Ostasien.
Trotzdem Japan der gelben Rasse ein so glänzendes Beispiel
gibt, wird sich China nicht so aufraffen können wie der ostasiatische
Inselstaat und zu einer Großmacht werden, und trotzdem die Erfolge —
Japans der ganzen gelben Rasse zugute kommen, wird die Auf-
teilung Chinas nicht sonderlich in die Ferne gerückt werden. Die
Aufteilung des Reiches der Mitte wird in wenigen Jahrzehnten
stattfinden. An die Stelle des ,,Drachen« wird dann das ,,Kreuz«
treten. Den Engländern wird der Löwenanteil zufallen, aber die
anderen Mächte erhalten gleichfalls ihren Teil, auch Deutschland
wird nicht leer ausgehen. Viele sprechen heutzutage von einer

—. 94 -
drohenden gelben Gefahr; sie befürchten, zumal in Anbetracht des
Emporsteigen Japans zu einer Großmacht, daß über kurz oder lang
die den europäischen Völkern an Kopfzahl weit überlegenen gelben
Völker Asiens in Europa einfallen und den ganzen Erdteil über-
schwemmen werden. Ich habe keine Visionen darüber gehabt, und
nach meinen obigen, auf Gesichten basierenden Mitteilungen werden
die Befürchtungen auch hinfällig werden.

Kriegsprophezeiung.
In der ,,Zeitschrift für Spiritismus Köln-Leipzig, vom 6. Mai
1899 findet sich folgende Notiz:
Wahrsagung und Wissenschaft vereinigt sich darin, daß, wie
Gottfried Kerkau in Nr. 12/99 dieser Zeitschrift (auf Grund einer
bezüglichen Prognose von Frau Ferriem) sagt, wir:
,,innerhalb der ersten neunzehn Jahre des kommenden Säkulums
,,viel Krieg erleben würden«.
Denn in einer Schrift des Physikers Rudolf Mewes über die
nächsten Kriege sucht dieser Autor an Hand der Geschichte nachzu-
weisen, daß regelmäßige Kriegsperioden mit Perioden geistiger Hoch-
produktion abwechseln und daß diese Perioden begrenzt zusammen-
fallen mit der nassen und Trocken-Periode, die, wenn ich nicht irre,
alle achtundzwanzig Jahre wechselt. — In der nassen Periode blühen
Kunst, Wissenschaft und Geistes-Errungenschaften, und in der Trocken-
periode ist das Menschengehirn zu Streit und Zank ausgelegt und
zum Zerstören geneigt, und da gibt es denn viele Kriege. — Der
Autor kommt nun zu dem interessanten Resultat, daß die Kriegs-
gefahr bis zum Jahre 1920 in stetem Wachsen begriffen
sein wird, ——— was also mit der Voraussage de Ferriems über-
einstimmen würde.
Rüdersdorf, 25. März 1899.
Carl Buttenstedt,
(Ehrenmitgl. der Kgl. Akad. Stella d’Jtalia, Florenz.)

Der Burenkrieg, unser Kolonialkrieg gegen die Herero, Witboi,
Hottentotten usw., sowie der große Land- und Wasserkrieg zwischen
Rußland und Japan haben die vorstehend wiedergegebenen Vorher-
sagen bisher bestätigt.

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Politische Prophezeiungen, betreffend die Hauptländer Europas.
An einem August-Abend des Jahres 1898 wurde, während ich
mich im Trancezustande befand, anscheinend seitens einer prophetischen
Intelligenz durch mich gesungen, jedoch kein Lied in gebundener
Sprache, sondern seltsamerweise eine längere Mitteilung in Prosa,
welche eine Prophezeiung darstellt. Dieselbe lautete:
,,Auch Du, Rußland? — Ich schaue mit den Augen, den
geistigen Augen hinein! — Ein lächelnd Angesicht und eine tobende
Menge. —— Ach, und friedlich lächelt das Angesicht. —— Aber ach,
Dein Volk will es nicht. ——— Ich sehe, alle fremden Völker pilgern
zu Dir. «Bleibet doch draußen; wir haben keinen Platz für Euch.
. . . Verhülle Dein Antlitz mit schwarzem Flor! —— Du mußt
trauern, trauern, ach, trauern. —— Dein Volk zerfällt. — Du armes
Frankreich, verhülle Dein Haupt! . . . Was seh’ ich? —— O weh!
Ein zerfallenes Reich. — Du Land, wo einst eine Königin re-
gierte lange, — über 60 —— lange Jahre! ——— Man schaut hin-
weg, man stolpert über Dich. —— Man kennt Dich nicht wieder ....
Gott segne Dich, Österreich; auch Du hast Dich so verändert! —
— Habsburg ruht in Särgen .... Deutsches Reich —— deutsche
Einigkeit! — Groß, mächtig —— und dazu stolz trägst Du Dein
Haupt empor. — Deutsches Reich und deutsche Einigkeit. — Wie
weit reicht Deine Grenze? — Sie dehnt sich dort bis an die Wolga
—— sie reicht dort bis an die Pyrenäen — sie reichet dort bis an
die ...... (unverständlich), und dort reicht sie so weit: Bis an
den Stuhl Petri! -—— Es wird vollbracht«.
Ein Jahr vorher, im Juli 1897, war durch mich in einer
Prophezeiung, in der verkündet wurde, daß Deutschland nach 70
Jahren von einem großen Erdbeben heimgesucht werde, noch folgendes
in politischer Beziehung gesagt worden:
,, . . . Dermaleinst (zu jener Zeit) wird nicht mehr ein so kleines
deutsches Reich sein, dann wird es 3 1/2 mal so groß sein, wie es
heute ist. Ja, es wird dann anders sein, wie denn es heute ist.
Es wird einer regieren, der ein ganz hellblondes Haar auf dem
Haupte hat, ein junger Löwe, rüstig, frisch, gesund; er wird keinen
Panzer tragen .... «
Die in dieser Prognose erwähnte Gebietserweiterung wird durch
Kriege erfolgen; über letztere wurde in einem Poem folgende Weis-
sagung gegeben:

.. —
« ,,Von Sieg zu Sieg wird Deutschland schließlich schreiten!
Ich seh’ des ein’gen Reiches schönsten Tag
Und kühn den Hohenzollern-Adler gleiten,
Der vorwärts fliegt mit mächt’gem Flügelschlag;
Das deutsche Reich dehnt weit, sehr weit sich aus,
Weil Gott mit ihm und seinem Kaiserhaus.

Sehr weit in das Jahrhundert konnt’ ich schauen:
Mein Vaterland erstreckte sich so weit
Mit den durch öft’ren Krieg vermehrten Gauen,
Wies etwa war zu Barbarossas Zeit, —
Und Friedensodem ließ der Ew’ge wehn:
So sah ich es auf lange Zeit bestehn«.

Ferner gab ich insonderheit in Bezug aus den ersten Krieg, den
wir bekommen werden, vor ein paar Jahren nachstehende, aus einer
Vision basierende Schilderung:
,,Ja, ja: Ich sehe ihn kommen, den unvermeidlichen Krieg.
Und doch zieht es sich noch eine ganze Weile hin. Sogar Jahre
(eine Reihe von Jahren) werden vergehen darüber. Aber wehe,
dann bricht’s mit elementarer Gewalt los. Es wird bitter ge-
kämpft werden, — mehr denn 70 und 71. Das war dagegen
nur Spielerei. Traurige Jahre stehen dann wohl bevor, aber Sieger
bleiben wir und —— nochmals wir; nicht weil wir Deutsche sind,
— nein: die Geister unserer Vorfahren helfen uns siegen! Und
ihre Wurzeln schlagen neu aus, welche unsere Feinde tot und ver-
dorrt glaubten. Die Saat tragt reiche Früchte''.
Weiterhin hatte ich speziell über unser Kaiserhaus noch eine
Vision, worüber ich folgendes sagte:
,,Es ist merkwürdig, — ich habe das Gesicht schon wiederholt
gehabt: Ich sehe wieder drei Kaiser in einem Jahr; alle drei
ganz jung. Ich glaube auch, daß einer davon noch ein Kind ist.
Aber drei Kaiser sind es aus alle Fälle in einem Jahr, und keiner
von den Dreien stirbt in selbigem Jahr. Im gegenwärtigen Jahr-
hundert. — Und von diesen drei deutschen Kaisern geht keiner nach
Rom. Erst der nachfolgende deutsche Kaiser hat seinen Sitz wieder
in Rom, wo schon früher deutsche Kaiser residierten. Daran knüpft
sich die große Gewißheit, daß es dann ein Kaiser aus dem Hohen-
zollernhause sein wird, der »alles«, das ganze riesig große Reich

..— 97 —
inne hat, worin auch Österreich verschwindet. —— Es ist auch nicht
mehr lange hin, bis die drei in einem Jahr sein werden. Aber
ihr Nachfolger, obwohl er zu Rom residiert, wird ein echter deutscher
Kaiser sein; Deutschland ist dann viel größer als jetzt. — Es ist
der echte Stamm, keine Seitenlinie, direkt aus unserer Kaiserfamilie.
Und die drei, die ich sehe, sehen sich alle frappant ähnlich''.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß ich seiner Zeit auch
über das Dreikaiserjahr 1888 ein Gesicht gehabt habe. Ich hatte
bereits im Jahre 1882 vorausgesagt, daß das —Jahr 1888 ein sehr
denkwürdiges sein würde, insofern, als Kaiser Wilhelm I. und sein
Sohn in ebendemselben Jahre sterben würden. Diese meine Aus-
sage hatte ich damals nur einer einzigen Zeugin gegenüber gemacht,
und zwar durch Zufall dazu veranlaßt durch die gelegentlich eines
Gespräches zwischen mir und der betreffenden Dame von letzterer
aufgeworfene Frage, wie lange der alte Kaiser noch leben würde.
Ich meinte zu der qu. Zeugin, daß der Kaiser (Wilhelm I.) noch
nicht sobald sterbe, — es wurden wohl noch Jahre vergehen; ich
hätte aber in einem »Traumbild« gesehen, daß Deutschland im Jahre
1888 drei Kaiser haben würde, ——— daß also Wilhelm I. im ge-
nannten Jahre sterbe und sein Sohn dann wenige Monate nach
ihm. Ich erschaute die Photographien der drei Kaiser nebenein-
ander in einem mit Brillanten besetzten Rahmen, woran unten in
der Mitte die Zahl 1888 zu lesen war, und sah ferner, daß von
den Kaiserkronen, welche über den drei Porträts am Rahmen an-
gebracht waren, die Kronen von Kaiser Wilhelm I. und von Kaiser
Friedrich umflort waren.

Vorhersage, betreffend: Weltkrieg, Weltfriede, Gottesgericht
und allgemeine Völker-Union.

Eine sehr seltsame politische Prophezeiung, die sich anscheinend
aus noch fern liegende Zukunft und größere Zeitepochen betreffende
Ereignisse bezieht, machte ich 1902. Ich schrieb unter Einfluß folgen-
des in stenographischer Schrift auf zwei Notizblätter nieder:
1. Blatt.
,,—— Es wird eine Zeit kommen, wo alle Welt mit sich uneins
sein wird. Dann stürmt es auch auf uns von allen Seiten ein.
Zu dieser Zeit wird der Tod reiche Ernte bei uns halten. —— Was
übrig bleibt, wird einander suchen, und wenn sich zwei gefunden
de Ferriem, Mein geistiges Schauen.

... 98 ..
haben, werden sie sich innig an einander schmiegen wie Brüder.
Zu der Zeit sitzt im Osten ein Barbar, im Süden ein Schwächling,
im Westen ein Engel; im Norden ist reiner Tisch — —«.

2. Blatt.
»Städte und Dörfer sind vernichtet; gemordet ward und ge-
brannt hats genug. Dann kommt eine sehr stille, trübe Atmosphäre,
und dann geht es noch einmal drauf und drüber. Dann Friede.
Weltfriede. Dann Gottesgericht: Erdbeben, Pest, Seuche. Dann
werden sich alle Menschen suchen an einander zu schließen, und es
wird eine allgemeine Völker-Union zustande kommen«.

Prophezeiung über das Papsttum, eine neue Zeitrechnung und
eine »neue Erde«.

Am Morgen des 28. September 1896, während ich allein war,
hatte ich ein Gesicht, dessen Inhalt ich während der Erscheinungen
unter (einer unerklärlichen) Beeinflussung niederschreiben mußte. Dieser
,,prophetische Brief'' lautet:
,,Ich sehe das Ende.
Alle beugen sich vor ihm, aber er wird nicht lange sein: Er
wird ermordet, und alle vier Reiche werden zerstört.
Die Herrschaft des Papstes ist nur noch von kurzer Dauer;
hernach stehen alle Völker stark da. Der letzte wird durchs Schwert
umkommen; seine Gebeine werden in alle vier Winde zerstreut
werden.
Im Vatikan wird man Tausende von unglücklichen Opfern
pflegen.
Das Geld und die Kostbarkeiten teilen sich die Schergen.
Rom wird ein Trümmerhaufen, bedeckt mit Leichen.
Das Blut fließt wie ein starker Regen.
Aber es sind nicht unsere Völker, sondern unsere Nachkommen.
Wir schreiben nicht mehr nach Christo, sondern nach einer
neuen Zeitrechnung.
Selbe ist von kurzer Dauer; auch sie besteht nicht lange.
[Ich sehe] Feuer, Schwefel.
Aus den Wolken steigt Christus.
Ja, wir warten Dein! rufen alle, —— nimm uns die Ketten
von unseren Gliedern!
Ein furchtbares Erdbeben. —

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Sonnenschein. — — ——
[Ich sehe] einen großen, mächtigen Herrscher; [er hat] schwarzes
Haar, kluge Augen.
Er steht, wo heute Wien steht: gerade am Stephansplatz.
Aber wo ist denn der Stephansdom? —
Alles ist fort! —— Ja, wo ist denn alles geblieben?
Hier stand er vor tausend Jahren, — sagt man, — ob’s wahr
ist? Wir lebten ja nicht; vielleicht alles Schwindel.
Aber die Sage erzählt davon. Ich glaube es einfach nicht.
Auch da drüben stand die Burg der großen Kaiser.
Laßt Euch doch nicht dumm machen. Lauter Märchen.
Man schreibt auch von Berlin. Glaubst du, daß da, wo jetzt
Wasser ist, eine Stadt war?
Märchen. ———
[So werden die Leute sprechen]“.

Außer den vorstehend mitgeteilten Gesichten habe ich noch zahl-
reiche andere interessante prophetische Visionen über große, speziell
politische u. Vorbereitungen und Katastrophen gehabt, welche
indes derartiger Natur sind, daß über dieselben vorläufig Still-
schweigen beobachtet werden muß, sodaß sie gegebenenfalls erst
später veröffentlicht werden können. Eventuell könnte ich nur auf
schriftliche Anfrage streng private Mitteilungen darüber machen. —
Ich bin überhaupt gern bereit, Interessenten, soweit ich dazu imstande
bin, auch sonstige Ausschlüsse, die sich auf meine Gabe beziehen, zu
erteilen. ——

Man hat sich in Skeptikerkreisen in Bezug auf meine in Er-
füllung gegangenen Gesichte, ohne sich indes mit dem Studium
derartiger Erscheinungen befaßt zu haben, vielfach dahin geäußert,
daß denselben lediglich Phantasie-Erscheinungen zu Grunde lägen
und zu der Phantasievision nur noch der Zufall des Eintreffens
derselben hinzugetreten wäre.
Bezüglich meiner Prophezeiung des New Yorker Schiffsbrandes
behauptete z. B. der Redakteur einer großen deutschen Tageszeitung
(»Berliner Morgenpost«) in einem Artikel darüber, daß den Okkul-
tisien mit dieser so genau in Erfüllung gegangenen Prognose ein
fast unheimlicher Zufall zu Hilfe gekommen sei. Diese Erklärung

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ist aber hier wenig am Platze und ferner vollends nicht in Anbetracht
des Umstandes, daß außer dieser einen noch viele andere Prognosen
mit zahlreichen Einzelheiten in Erfüllung gegangen sind, deren Zu-
treffen dann auch jeweils immer dem berühmten Zufall zugeschrieben
werden müßte, was der Wahrscheinlichkeitsrechnung nach jedoch nicht
angängig ist; — und die passendste Erklärung dürfte die sein, daß
man hier vor einer rätselhaften Tatsache stehe, die man aber eben
nichtsdestoweniger als Tatsache hinzunehmen gezwungen wäre, und s
man die Frage bezüglich deren Erklärung vorläufig offen lassen
müsse.

Ein anderer, welcher die Vision vom New Yorker Hafenbrande,
sowie die in weitesten Kreisen bekannt gewordenen unerfüllt ge-
bliebenen respektive bis jetzt unerfüllt gebliebenen Visionsschilderungen
mit Ortsbezeichnungen, wie die eines großen Brandes von Pest
(siehe Seite 77), einer verheerenden Sturmflut von Swinemünde
(siehe Seite 78), eines Eisenbahnunglücks bei Kösen (siehe S. 80), des
Auftretens eines Weltreformators, den ich im Gesicht in großen Städten
wie Berlin, Wien, Amsterdam u. vor Zehntausenden von Menschen habe
predigen sehen (siehe Seite 89) u. s. w. —— in den Bereich seiner
Betrachtungen zog, meinte, es spreche dafür, daß in den Visionen
meine Phantasie tätig sei, der Umstand, daß in denselben speziell
solche Städte und Landschaften auftauchten, die ich, wie teilweise
schon aus den Gesichten hervorgehe, im Leben persönlich genau kennen
gelernt habe. Gewiß! Ich bin schon weit in der Welt herum-
gekommen; habe viel von der Welt gesehen. Ich habe bereits eine
Amerikareise gemacht und bin in New York gewesen, welches ich
in der einen Vision erschaute. Ich kenne ebenso Budapest sehr genau,
habe dort wiederholt gewohnt; ich war oft an der Ostsee, in
Swinemünde gewesen u. s. w. Aus diesem Grunde war es mir
freilich möglich, diese Städte und deren Umgebung, die ich geistig
deutlich wieder vor mir sah, als wenn ich gleichsam auch körperlich
dicht davor stände und sie mit den leiblichen Augen erschaute, in
den betreffenden Gesichten als dieselben zu rekognoszieren. Aber
muß bemerken, daß ich noch weit, weit mehr Gesichte fortlaufend zu
verzeichnen habe, wo ich genau ebenso klar Städte und Landschaften
erschaute und erschaue, welche ich mit Namen nicht zu nennen ver-
mag. Ich sinne dann mitunter während der Visionen beziehungs-
weise auch nach den Visionen jeweils darüber nach, was das für eine
Stadt oder Landschaft sein könne. Wiederholt vermochte ich wohl

— -101 —
bei solchen Gesichten infolge der eventuell charakteristischen Bauart
der erschauten Gebäude oder des Aussehens der Trachten u. der er-
schauten Bewohner, des eventuellen speziellen Gepräges der Land-
schaft u. s. w. mir zu sagen, daß diese Stadt, diese Gegend diesem
oder jenem Lande oder Staate angehören dürfte respektive auch auf
Grund der verschiedenen Kennzeichen unbedingt angehören mußte.
Ich sah zum Beispiel im Zustande der Clairvoyance einmal den
Spreewald vor mir, als ich ihn noch nicht gesehen hatte; ich erblickte
außerdem in der Vision noch Spreewälderinnen, im besonderen den
traditionellen Kirchgang der Wendinnen in Burg; —- und wie Spree-
wälderinnen aussehen, wußte ich; dieselben sieht man ja in Berlin
genug, und namentlich eben daraus, daß ich diese erblickte, schloß ich
ganz richtig, daß ich den Spreewald vor mir hatte bezw. in der
Vision gesehen hätte.
Oft vermochte ich mir jedoch auch aus der Physiognomie des
betreffenden Ortes dessen geographische oder politische Lage nicht
klar zu machen. Vor allem aber konnte ich in solchen Fällen die
Stadt oder das Land einfach aus dem Grunde nicht näher bezeichnen,
weil ich noch niemals dort war, weil ich die Stadt und die be-
treffende Gegend noch nie persönlich kennen gelernt hatte. —Dabei
war ich jedoch imstande, den Ort genau zu beschreiben.
So sah ich vor ein paar Jahren einmal deutlich eine kleine
Stadt vor mir; ich wußte sie nirgends hinzubringen, ferner war es
mir klar, daß ich noch nie darin gewesen war. Und sozusagen nur
durch Zufall sollte ich den Namen derselben erfahren. Ein paar
Wochen später nämlich kam mir in einem Journal (,,Gartenlaube«
von 1877) ein Bild zu Gesicht, bei dessen Anblick ich mit Recht
stutzig wurde; denn ich erkannte sofort in dem Bilde jene Stadt,
welche ich so klar im Zustande der Elairvoyance gesehen hatte. Nebenbei
bemerkt: Ich hatte nicht das Bild, welches ich in dem Journal sah,
in der Vision gesehen, sondern die Stadt selbst; merkwürdigerweise
aber von derselben Seite, welche das Bild zeigte. Unter dem Bilde
las ich: Tübingen, — und darnach wurde mir klar, daß ich die
Stadt Tübingen in der Vision gesehen. Freilich kommt es auch
vor, daß ich Orte sehe, die ich zu nennen vermag, ohne sie zu kennen,
indem ich deren Namen in der Vision direkt lese, z. B. an Gebäuden;
und weiterhin werden mir manchmal auch während oder nach der
Vision die Namen geistig mitgeteilt, welche die mir unbekannten
Städte u., die ich schaue, tragen oder angeblich tragen. ——


Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)


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