Buch: Prophezeiungen Alter Aberglaube oder neue Wahrheit (Frau von Ferriem) Teil2 (Schauungen & Prophezeiungen)

Fred Feuerstein, Freitag, 24.12.2010, 10:58 (vor 4875 Tagen) @ Fred Feuerstein (4431 Aufrufe)

') Im Druck erschienen in den von Godefroy (Kerkau)
herausgegebenen gedruckten Berichten, Nr. 2 vom 20. September
1899, also ein Jahr vor dem Unglück. Godefroy hatte
dazu bemerkt: „Das Gesicht dürfte sich jedenfalls bald erfüllen,
bzw. in einem der kommenden Jahre.

') Vgl. Walter Bormann „Die Nomen. Forschungen über
Fernsehen in Raum und Zeit". Leipzig 1909, S. 130.

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von den Fällen spricht, die wirklich eintrafen, jene
aber, die sich nicht erfüllten, verschweigt. Es wird
sich also mehr oder minder immer um ein Glauben
handeln. In unseren oben angeführten Fällen dagegen
handelt es sich um ein Wissen. Das gibt ihnen
eine ganz außerordentliche Bedeutung. Denn auch
der größte Zweifler wird nicht leugnen können, daß
es sich um ganz ungewöhnliche Ereignisse handelt, bei
denen wir nicht leicht mit dem Zufall operieren können.

Bormann weist mit Recht auf die große An#
schaulichkeit der angeführten Weissagungen hin.
„Alles, was die Seherin angibt, stellt sich bewegt
und farbenfrisch ganz unmittelbar dem Auge dar,
und noch die Ortsbezeichnungen Dux und Brüx
werden durch die Aufschriften am Eisenbahnzuge,
durch die Binde eines Mannes und durch die mit
dem Ohr vernommenen Worte eines Schaffners uns
vermittelt. Auch bei solchem zeitlichen Fernsehen
also ist hier nichts bloß abgezogenes Denken; alles
ist ein Schauen des Lebens, und obwohl keine vor«:
handene Erscheinung der Gegenwart und noch
nichts Wirkliches im menschlichen Sinne, wird es
doch räumlich wahrgenommen, als ob diese Zukunft
bereits sinnliche Gegenwart wäre^).**

Bormann, der sich als Vorsitzender der ,, Gesell*
Schaft für wissenschaftliche Psychologie** in München
viel und gründlich mit diesen Phänomenen beschäfs=
tigte, sagt mit Recht, die Erklärbarkeit dieses zugleich
zeitlichen und räumlichen Fernsehens sei ein
schwer zu lösendes Rätsel. Wir wollen uns auch

») „Nomen", S. 130f.

Kemmerich, Prophezeiungen 22

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nicht darauf einlassen, sondern nur feststellen, daß,
wenn uns überhaupt etwas diese Phänomene, an deren
Existenz zu zweifeln nur wohl mehr Böswilligkeit
noch vermag, verständlich machen kann, es solche
authentische Berichte sind. Auch wir haben ja im
Traum Ähnliches alle schon erlebt, nur handelt es
sich hier um Vergangenes. Wenn wir aber den Ver^:
gleich des Traumes festhalten, dann werden uns so^
fort Irrtümer in der Interpretation der Visionen klar.
Das Gesicht entschwindet oft, wenn wir einen be*
stimmten Punkt festhalten wollen. Es löst sich in
Nebel auf, und im Bestreben, zu rekonstruieren, er*=
finden wir. Oder die Seherin sieht zwar eine Gegend
ganz deutlich vor sich. Da sie aber nirgends, weder
auf Stationschildern, noch auf Reklamen oder sonst
wo den Namen des Ortes lesen kann, auch nicht ihn
rufen hört oder das Gelände aus der Erinnerung
wiederzuerkennen vermag, so hat sie zwar eine rieh:*
tige Vision, weiß aber nicht, wohin den Schauplatz
zu verlegen. Oder sie glaubt eine Gegend wieder*
zuerkennen und irrt sich dabei. Natürlich wird dann
die Prophezeiung, weil irrig lokalisiert, auch nicht
eintreffen. Solche und ähnliche Fehlerquellen existieren
immer. Deshalb ist es desto verwunderlicher, wenn
alles genau zutrifft.

Doch wir werden später noch auf dieses Thema
zurückkommen. Wunderbarerweise sind wir nämlich
noch keineswegs am Ende der eingetroftcnen Prophe*
zeiungen der Frau de Fcrriem angelangt.

Im Oktober 1900 wurde in Nr. 43 der „Zeit*
Schrift für Spiritismus" (Köln) folgende Vision der
Dame mitgeteilt:

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„Es taucht vor mir eine schwarze Masse auf. —
Was es ist? — Ich kann's noch nicht deutHch er?
kennen. — Ja, so, ein Felsen im Meer, daran es
zerschmettert ist. Sehe nämlich ein deutsches Kriegs^*
schiff. Die schwarze Masse ist ein Teil des unteres
gegangenen Schiffes. — Viele Menschen gehen beim
Untergange desselben zugrunde. Ich sehe sie deut?
lieh verzweifelt mit den Wellen kämpfen. Alles
deutsche Matrosen. — Es ist bestimmt ein Kriegs?
schiff. Ich sehe den Kommandanten, wie er seine
Hände zum Himmel hochstreckt. Er schreit noch
seine letzten Befehle. Er trägt einen Bart, wie ihn
Kaiser Friedrich trug, nur kürzer und ziemlich dunkel,
fast schwarz. — Das Wasser ist fast ganz ruhig ge?
worden. — — Ich sehe auch, daß es in fremdem
Lande ist — — Naht denn keine Rettung? — Noch
nicht. — Ein Schiff in Sicht. Hurra! — Und doch,
es ist wenig Aussicht auf Rettung. — Und naht denn
keine Hilfe? — Ja, ja, aber viel zu spät." Godefroy
hatte diese Prophezeiung von der Seherin stenogra?
phiert aus Österreich erhalten."

Anderthalb Monate später, am 7. Dezem^>
ber 1900, ging diese Vision mit dem Unter?
gang des deutschen Schulschiffes Gneisenau
in Erfüllung.

Bormann schreibt darüber^):

,,Der , Gneisenau' scheiterte am Felsen Morro
Levante (im Vorhafen von Malaga). Sein Untergang
traf auch in einzelnem erstaunlich mit der Weissagung
überein. Der Schiffskommandant hob in der Tat

') „Nomen", S. 134. Die Vision selbst in „Mein geistiges
Schauen", S. 65.

22*

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seine Arme gen Himmel, indem er laut seine Mannst
Schäften in Gottes Hut befahl. Es ist auch richtig,
daß die Bemannung nicht mit dem Schiffe zugrunde
ging; die Leute stürzten sich in die Wellen und
gingen im Kampfe mit ihnen zahlreich unter. Der
Bart des Schiffskommandanten Beckmann ist in der
Tat gewesen wie der des Kaisers Friedrich, nur kürzer,
wie Bilder ausweisen. Wie die Farbe des Bartes war,
weiß ich nicht. Die Seherin sah das Gesicht ungewohnt
lieh deutlich und kündigte daher dessen schnelle Et^
füllung an, wie es auch geschah." Übrigens sah sie noch,
daß das Schiff nicht völlig unter der Wasseroberfläche
verschwand, wie es auch in Wirklichkeit der Fall war.

Daß gottlob der Untergang eines deutschen Kriegs^>
Schiffes zu den größten Seltenheiten gehört, ist hin*
länglich bekannt. Aus diesem verblüffenden Zusammen*:
treffen einer Reihe von ganz seltenen Fällen — man
denke an den Bart des Kapitäns! — eine Wahrschein*
lichkeitsrechnung zu konstruieren, dürfte jedoch auf
unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen.

Eine Prophezeiung der Frau de Ferriem über
das lenkbare Luftschiff ist deshalb außerordent-
lieh interessant und kann unbedenklich als Beweis
für die Tatsache der Prophetie gelten, weil zur Zeit
der Vision — 1899 — und auch noch viel später ein
solches Fahrzeug von den ersten Autoritäten für un-
möglich erklärt wurde. In vieler Erinnerung wird
die schmähliche Behandlung sein, die noch drei Jahre
später dem Grafen Zeppelin auf dem deutschen In-
gcnicurtage in Kiel zuteil wurde. Man verspottete
ihn als Phantasten. Erst seit dem Jahre 1906 hatten
seine Versuche Erfolg.

341

Wie das breite Publikum im Jahre der Vision
(1899) dachte, geht u. a. aus der Faschingsnummer
der Münchner Neuesten Nachrichten vom 12. Februar
gleichen Jahres hervor. Da heißt es als Mitteilung
aus dem Jahre 2899: ,,Aus St. Franzisko kommt uns
folgende Lichtstrahlendepesche zu: Heute Nacht 11 Uhr
47 Minuten (Welteinheitszeit) ist das Luft* Expreß;>
schiff Nr. 724 der „Union *Aero* Expreß ^Companie^^
Comfortable" in 3000 m Höhe über Meer mit einem
Meteor zusammengestoßen."

Fast möchte man glauben, der Verfasser dieser
Ulknotiz habe selbst die Gabe des Hellsehens be*
sessen, denn bis auf das Vergreifen im Datum um
fast ein Jahrtausend — man sieht daraus, wie ent*
fernt, ja unmöglich die Zukunftsphantasie damals
noch allen erschien — stimmt alles verblüffend. Die
Höhe von 3000 m wurde inzwischen erreicht, der
erste, zwar verunglückte, aber zum Teil auch ge-
lungene Versuch des Überfliegens des Weltmeeres
wurde im Herbst 1910 von Wellmann unternommen,
ja — und das ist das Erstaunlichste — wir haben von
ihm durch „Lichtstrahlendepeschen", nämlich durch
drahtlose Telegraphie, von der damals noch niemand
eine Ahnung haben konnte — Mitteilung erhalten.

Doch nun zur Vision der Frau de Ferriem. Der
Bericht lautet:

„Das elektrische Luftschiff, Das große, voll*
kommen lenkbare Luftschiff mit elektrischer Bewegung
und Beleuchtung der Zukunft wird bald erfunden
werden. Kapitäne werden Patent auf das Fahren mit
diesem adlergleich dahin fliegenden oder segelnden
Luftschiff erhalten, und man wird mit dem letzteren

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es dazu bringen, in zweimal 24 Stunden den Atlan-
tischen Ozean zu überfliegen. Dasselbe wird so ein:
gerichtet sein, daß, wenn in der Luft Unglück bei
der Fahrt über das Meer passiert, man sich noch aufs
Wasser retten kann. Die Erfindung wird vor 1950
gemacht und vervollkommnet sein; viele werden aller:
dings noch wegen Grübeleien darüber ins Irrenhaus
müssen. Ich habe den Erfinder gesehen, wie er die
erste Konstruktion vorführte; derselbe beherrschte
mehrere Sprachen, die deutsche sprach er gebrochen. —
Eine furchtbare Arbeit durch die Luft machte es, als
ich's über das Meer brausen sah. — Das ist der feurige
Drache, von dem Propheten schon vor Christi Ge-
burt sprachen."

Erwähnen wir noch, daß neuerdings tatsächlich
Patente, die zur Führung von lenkbaren Luftschiffen
berechtigen, ausgestellt werden, so wird man nicht
umhin können, die Prophezeiung im wesentlichen für
erfüllt anzusehen, auch wenn man betreffs des bib-
lischen feurigen Drachens sich etwas reserviert ver

Ferner hatte Frau de Ferriem noch Visionen, die
die Erreichung des Nordpols mit Luftschiffen und
Schlitten betreffen. Die letztere Prognose ist ja schon
in Erfüllung gegangen. Was die erstere betrifft, so
scheint auch ihre Realisierung in die Wege geleitet
zu sein, da bekanntlich Graf Zeppelin dieses Unter*:
nehmen plant'.

*) Vgl. Kcrkau, Zeitschrift für Spiritismus. 3. Bd., 1899,
Nr. 8. vom 25. Februar 1899. S. 62 f.

*) „Mein geistiges Schauen". S. 84, und Zeitschrift für Spiri-
tismus, 2. Kd.. 1898, S. 53 f.

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Fassen wir unser Urteil über die Prophezeiungen
der Frau de Fernem zusammen, so steht es fest, daß
zwar eine Reihe von Prognosen nicht eintrafen bzw.
noch nicht eintrafen, daß dafür aber andere in er-
staunlicher Weise in Erfüllung gingen.

Wer die Visionsberichte liest, kann nicht darüber
im Zweifel sein, daß es sich durchaus nicht um ver-
standesmäßige Berechnungen oder Vermutungen han-
delt, sondern um echte Visionen, um traumartige
Bilder, die in der Seherin auf eine uns nicht näher
bekannte Weise erzeugt werden.

Dem Einwand, es könne sich hier um Halluzi-
nationen handeln, denen nichts Reales entspricht, muß
entgegengehalten werden, daß wir keine einwandfreie
Definition von Halluzination einerseits und Vision
andrerseits besitzen. Ferner handelt es sich hier
durchaus nicht um „Erscheinungen", von denen be-
hauptet wird, daß sie außerhalb der Person der
Seherin liegen sollen, sondern lediglich um Vorgänge
in ihrem Innern, die nur kontrollierbar sind durch
die Art, in der die Seherin von ihnen Kenntnis gibt

^) Lucian Pusch, „Spiritualistische Philosophie ist erweiterter
Realismus" (Broschüre), Leipzig 1886, der selbst hell sieht, be-
hauptet, die Gegenstände des Hellsehens seien klarer, als die der
Halluzinationen. Das ist aber kein objektives Kriterium und setzt
die Existenz beider Phänomene voraus. Überdies ist es falsch,
weil suggerierte Halluzinationen ebenso lebhaft empfunden
werden, wie die „Geister". Vgl. Sphinx, 2. Bd. 1886, S. 342.
Danach müßten Visionen auch an anderen beobachtenden Per-
sonen kontrolliert werden können, wären also etwas objektives,
außerhalb der wahrnehmenden Person Vorhandenes. Mir
scheint auf diesem Gebiete die nötige Klarheit noch nicht zu
herrschen.

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und durch ihr späteres Eintreffen. Und dieses letz-
tere kann für uns ganz allein ausschlaggebend sein.

Wenn es auch nicht mehr viele geben mag, die
auf Grund obigen Materials noch Lust haben, die
Eselsbrücke des Zufalls zu betreten, sondern wohl
die überwältigende Mehrheit der Leser nunmehr von
der Existenz des zeitlichen Fernsehens überzeugt sein
wird, so muß doch auch hier die Möglichkeit des
Zufalls geprüft werden.

An der Vorhersage des Seebebens von Martinique
wird man das Fehlen der Ortsangabe rügen. Beim
Untergang der Gneisenau gleichfalls. Was die Er-
reichung des Nordpoles betrifft, so kann man auf
den prophezeiten Weg auch durch Berechnung kom-
men. Beim Hafenbrand in Neuyork dürfte es schon
recht schwer fallen, mit der Kritik einzusetzen, denn
da alle Vorhersagen der Frau de Ferriem sich im
Laufe weniger Jahre erfüllen, wird man kaum ein*
wenden können, ein ähnliches Ereignis spiele sich
früher oder später in jedem Hafen ab. Ebenso kann
nur, wer den damaligen Stand der Frage gar nicht
kennt, sich mit der Vorhersage des lenkbaren Luft*
Schiffes leicht abfinden.

Besonders winden wird sich aber der Skeptiker
bzw. materialistische Dogmatiker bei der Vorhersage
des Grubenunglückes von ßrüx*Dux. Gewiß läßt
sich für jede Grube eine Wahrscheinlichkeitsrechnung
aufstellen und so errechnen, wann an sie die Reihe
kommt. Aber hier haben wir die ausdrückliche Kon-
statierung, daß die Katastrophe bald eintreten wird.
Ja, als sie nach zwei Jahren noch aussteht, wird in
verschiedenen Blättern darauf hingewiesen, daß sie

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nunmehr bald kommen müsse. Das soll ein zufälliges
Zusammentreffen von Vorhersage und Ereignis sein?

Alle Vorgänge werden mit einer Deutlichkeit ge-
schildert, wie sie nur ein Augenzeuge zu bieten ver-
mag. Daß Traum und Vision, nicht aber Phantasie
die Plastik und Greifbarkeit des sinnlich Wahr-
genommenen besitzen, hat schon Schopenhauer fest-
gestellt. Deshalb ist es schlechterdings ausgeschlossen,
daß die von der Seherin geschauten Bilder Erzeug-
nisse ihrer überhitzten Phantasie sind, sondern wir
haben es ganz unzweifelhaft hier mit echtem zeit-
lichen Fernsehen zu tun.

Leider ist es in allen obigen Fällen kaum an-
gängig, eine Wahrscheinlichkeitsrechnung mit hohem
Divisor aufzustellen. Um nun aber dem unverbesser-
lichen Skeptiker die letzte Möglichkeit, sich auf den
Zufall hinauszureden, zu nehmen, werden wir im
nächsten Kapitel unser schwerstes Geschütz auffahren.


Zentralblatt für Okkultismus 25. Jahrgang 1931/32
S.570:

Vergessene Prophezeiungen.
Von Hans Dreßler.
Berlin hatte um die Jahrhundertwende eine Hellseherin, über
die damals fast alle deutschen Zeitungen und spiritistischen Fachblätter
berichteten. Es war Frau de Ferriem, die „Seherin der
Friedrichstadt", wie sie die Zeitungen nannten. Ihre gesamten
Visionen und Prophezeiungen, welche damals nach und nach in
vielen großen deutschen und ausländischen Zeitungen abgedruckt
wurden, gab sie im Jahre 1905 in ihrem Buch „Mein geistiges
Schauen in die Zukunft" heraus.
So prophezeite sie im Juli 1897, daß Deutschland ungefähr um
das Jahr 1967 von einem. großen Erdbeben heimgesucht werde. In
demselben Jahre (also 1897) prophezeite sie auch, daß Deutschland
nach ungefähr 70 Jahren nicht mehr ein so kleines deutsches
Reich sein wird, sondern es wird 3 1/2 mal so groß sein wie es heute
(1897) ist. Es wird einer regieren, der ganz hellblondes Haar auf
dem Haupte hat; ein junger Löwe, rüstig, frisch, gesund; er wird
keinen Panzer tragen.
Frau de Ferriem hatte auch einmal ein Gesicht über die Gründung
einer neuen deutschen Kolonie. Wir entnehmen diesen Bericht
ihrem oben genannten Buche. „Eine große Ueberraschung
für die Welt wird die plötzliche Gründung einer Kolonie Deutschlands
im hohen Norden sein durch Besitzergreifung von Land daselbst,
und zwar speziell durch preußische Soldaten, die zu Schiff
nach dort entsandt werden. Mit dieser Entsendung von Truppen
nach dem Norden wird ein spezieller Zweck verbunden sein. Die
Politik spielt dabei eine besondere Rolle. Ob sich die anderen
Staaten dadurch zurückgesetzt fühlen, vermag ich nicht zu sagen;
aber das Ganze wird ein politischer Schachzug sein. Ich habe in
einer Vision darüber diesem Unternehmen auch eine wichtige geheime
Beratung vorangehen sehen. Wenn das Ereignis eintreten
wird, wird Deutschland noch viel mächtiger zur See sein als jetzt".
— 571
Eine sehr seltsame, aber interessante Vorhersage, die sich anscheinend
auf die noch sehr fern liegende Zukunft bezieht, machte
die Seherin 1902. Sie schrieb im Trancezustand in stenographischer
Schrift folgendes auf zwei Notizblätter nieder:
1. Blatt. „Es wird eine Zeit kommen, wo alle Welt mit sich
uneins sein wird. Dann stürmt es auch auf uns von allen Seiten ein.
Zu dieser Zeit wird der Tod reiche Ernte bei uns halten. Was
übrig bleibt, wird einander suchen, und wenn sich zwei gefunden
haben, werden sie sich innig aneinander schmiegen wie Brüder.
Zu dieser Zeit sitzt im Osten ein Barbar, im Süden ein Schwächling,
im Westen ein Engel, im Norden ist reiner Tisch".
2. Blatt. „Städte und Dörfer sind vernichtet; gemordet ward
und gebrannt hats genug. Dann kommt eine sehr stille und trübe
Atmosphäre, und dann gehts noch einmal drunter und drüber.
Dann ist Friede. Weitfriede. Dann Gottesgericht: Erdbeben, Pest,
Seuche. Dann werden alle Menschen suchen sich aneinanderzuschließen
und es wird eine allgemeine Völkerunion zustande kommen.
Eine andere Prophezeiung machte Frau de Ferriem am morgen
des 28. September 1896. Während sie allein war, hatte sie ein
Gesicht, dessen Inhalt sie während der Erscheinungen unter einer
ihr unerklärlichen Beeinflussung niederschreiben mußte. Dieser
prophetische Brief lautet:
„Ich sehe das Ende. Alle beugen sich vor ihm, aber er wird
nicht lange sein. Er wird ermordet und alle vier Reiche werden
zerstört. Die Herrschaft des Papstes ist nur noch von kurzer Dauer;
hernach stehen alle Völker stark da. Der letzte wird durchs Schwert
umkommen; seine Gebeine werden in alle vier Winde zerstreut
werden. Im Vatikan wird man tausende von unglücklichen Opfern
pflegen. Das Geld und die Kostbarkeiten teilen sich die Schergen.
Rom wird ein Trümmerhaufen, bedeckt mit Leichen. Das Blut fließt
wie ein starker Regen. Aber das sind nicht unsere Völker, sondern
unsere Nachkommen. Wir schreiben nicht mehr nach Christo, sondern
nach einer neuen Zeitrechnung. Selbe ist von kurzer Dauer,
sie besteht nicht lange".
Am Schluß dieses Briefes schreibt die Seherin weiter: „Ich
sehe einen großen mächtigen Herrscher; er hat schwarzes Haar,
kluge Augen. Er steht, wo heute Wien steht, gerade am Stephansplatz.
Aber wo ist denn der Stephansdom? Alles ist fort! — Ja,
wo ist denn alles geblieben? Hier stand er vor tausend Jahren,
sagt man; ob's wahr ist? Wir lebten ja nicht; vielleicht ist alles
Schwindel. Aber die Sage erzählt davon. Ich glaube es einfach
nicht. Da drüben stand auch die Burg der großen Kaiser. Laßt
572 ---
euch doch nicht dumm machen. Lauter Märchen. Man schreibt auch
von Berlin. Glaubst du, daß da, wo jetzt Wasser ist, eine Stadt
war? Märchen. — (So werden die Leute sprechen)".
Unter den übrigen Prophezeiungen der Seherin befindet sich
auch eine, die eine Ermordung eines Kandidaten für den Papststuhl
voraussagt. Die Seherin sagt, es werde ein Bischof sein; er
ist ganz blau gekleidet, hat eine weite Tracht und eine Bischofs-
kette um. Er soll noch sehr jung sein, es ist sehr schnell mit ihm
gegangen.
Anfangs des Jahres 1898 hatte Frau de Ferriem eine Vision
über das Luftschiff und Seeschiff der Zukunft. Diese Vision betrifft
die kürzeste Fahrt nach Amerika. In dem schon oben genannten
Buch heißt es auf Seite 85:
Das große, vollkommen lenkbare Luftschiff mit elektrischer
Bewegung und Beleuchtung der Zukunft wird bald erfunden werden.
Kapitäne werden Patente auf das Fahren mit diesem adlergleich
dahin fliegenden oder segelnden Luftschiff erhalten, und man wird
mit dem letzteren es dazu bringen, in zweimal 24 Stunden den
Atlantischen Ozean zu überfliegen. Dasselbe wird so eingerichtet
sein, daß, wenn ein Unglück in der Luft bei der Fahrt über das
Meer passiert, man sich doch noch aufs Wasser retten kann. Die
Erfindung wird vor 1950 gemacht und vervollkommnet sein; viele
werden allerdings noch wegen Grübeleien darüber ins Irrenhaus
müssen. Ich habe den Erfinder gesehen, wie er die erste Konstruktion
vorführte; derselbe beherrschte mehrere Sprachen, die deutsche
sprach er gebrochen. Eine furchtbare Arbeit durch die Luft machte
es, als ich's über das Meer brausen sah. Vorher wird man schon
mit elektrischem Schiff, verbunden mit Luftballon, in weniger als
drei Tagen über den Ozean fahren, welches Fahrzeug einen vorzüglichen
Nebeldurchleuchtungsapparat besitzen wird".
Ich glaube, an der Vervollkommnung dieser Erfindung vor 1950
brauchen wir durchaus nicht zweifeln. Bereits im Jahre 1927 begann
die Prophezeiung sich zu erfüllen.


Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)


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