Buch: Mein geistiges Schauen in die Zukunft von Frau de Ferriem Juli 1905 (Teil2) (Schauungen & Prophezeiungen)

Fred Feuerstein, Dienstag, 04.01.2011, 17:29 (vor 4864 Tagen) @ Fred Feuerstein (3763 Aufrufe)

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Visionen über ein Eisenbahn-Unglück in Deutschland, einen
Eisenbahnbrücken-Einsturz in Großbritannien und einen Haus-
einsturz in Dresden.

1. Jetzt scheint die Sonne. Das ist schön, wenn die Sonne
scheint. — Ja, aber das ist es eben. Das ist furchtbar. Siehst
Du, jetzt kommt der Zug — ein großer Zug mit zwei Lokomotiven.
Der kommt weit her. Ja, siehst Du, das ist ein sehr großes Un-
glück. — O weh, die Menschen alle! —— Ach, da liegen sie zusammen-
gequetscht und schreien. O, das ist schrecklich. — Sieh mal, wie
tief sich die Lokomotive in den Sand hineingebohrt hat! — ———
Kinder auch ’ne Masse; die kommen gewiß von den Ferien. — Ja,
die kommen von den Ferien. — Wo kommen sie denn her? —— Ach,
da herunter. Dies ist der Zug von Kassel. — Warst Du schon
mal in Kösen? —— Die Sonne blendet mich so furchtbar; ich kann
nichts sehen. (Anmerkung im Protokoll: Vielleicht las die Seherin
in der Vision die Namen Kassel und Kösen an dem verunglückten
Zuge).
II. Sieh mal die Brücke, die dort einstürzt! Die ist mächtig
lang. — Guck mal übers Wasser: Brennende Laternen sind drauf.
Siehst Du denn nicht den Eisenbahnzug? (Frage des Protokoll-
führers: In welcher Gegend sind ,,wir«>) In England sind wir;
siehst Du denn das nicht? — Sieh, da legen unten so viele Schiffe
an; das ist ein großer Hafen.- Ich war da noch nicht. — Da liegt
ja ein deutsches Schiff. — Nein, es fährt. —— Ja, ein deutsches:
—— — S. M. Schiff . . . Das ist ein Frauenname: Irene. —
Guck mal hin: das sind englische Eisenbahnzüge. — — Sieh mal,
da steht unten an: . . . — Was ist das für ein Wappen? —
,,Victoria« steht daran. Auf der einen Seite hat es einen Hammer.
—— — Hu, der Krach! Hu! — Das ist ein Unglück. —— — Was
ist denn das? Was hängt denn da so quer herüber? —— ——— Ja,
das weiß ich nicht. Jetzt wird alles finster, — so finster. — — ——
Du, sieh mal die Stadt, die dort liegt; — eine große Stadt. — ——
Weißt Du, was an dem Zuge steht? — Ich will mal buchstabieren:
G-L-A-S-G-O-W. —— — Siehst Du die Schornsteine und den Rauch?
- Nein, da möchte ich nicht wohnen.
III. Ach, die Menschen alle! — Das Haus ist eingestürzt!
Die Feuerwehr —— helle Kittel. Schutzleute kommen und bilden eine
große Kette. — Sieh mal: Vergoldete Balkons. Und sieh die Kirche,
die dabei ist. — Guck mal! Schrecklich! Und das Wasser dahinten.

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Mich wundert, daß nicht alles ins Wasser gefallen ist. —— Sieh
mal den Markt: die alten Weiber rennen alle. — Es staubt. — —
Das Café kenne ich: Café König. — Das ist Dresden.

Prognose, betreffend den Untergang von Mekka und Medina,
sowie der muhamedanischen Religion.

(Visionsschilderung vom 18. 6. 1905).
Die Sonne verfinstert sich. — Sieh mal, sieh mal: es wird
ganz finster. —— Ach, — und weißt Du, wo?: — Über Mekka,
--— Der Himmel ist bedeckt, vollständig bedeckt. — Merkwürdig, diese
alte Stadt. Und die ganze Umgebung, — Stadt und Umgebung,
— alles verschwindet. —— Ja, die Sonne ist verfinstert, und alles
ist bedeckt. —— Es ist ganz bestimmt Mekka. — Weit, weit, weit
weg. — Es ist der Untergang der alten Religion. — Das
geht da alles unter; alles taucht unter. Es wird kein Mekka,
kein Medina, — es wird nichts mehr geben. Man wird nicht
mehr gehen und dort anbeten. —— Es verfinstert sich. — Ja, ich
sehe, wodurch es finster wird. ——— Nicht mehr wird man sehen an
den Mauern die schönen Friedhöfe. —— Alles versinkt, in einem
einzigen Augenblick. —— Es ist alles schwarz, die ganze Gegend,
alles finster. — Ja, der schöne Sonnenball! Es ist gerade, als
wenn ein Vorhang davor gezogen wird. — Ja, das ist eine rächende
Hand! — Es ist alles versunken; sie sind alle fort, es ist nichts
mehr von allem zu sehen. Ich sehe es genau. — O, es verschwindet
alles. —— Er sagts bestimmt zu mir.

Vision, betreffend den geheimnisvollen Mord in Konitz.
Rückschau vom 10. 11. 1900. —— 8 Monate nach der Ermordung des Gym-
nasiasten Winter.
(Nach dem Protokoll von F. G. Kerkau).
Still(e)! Ich tue jetzt einen Blick in die Stadt Konitz hinein
und verfolge beim Mondenschein einen Herrn in einem schwarzen
Gehrockanzug. —— Das ist ein sehr feiner Mann. — Es ist Monden-
schein. Eine ganz komische, unscheinbare Straße, durchaus nicht
schön. —— Links ein Weg, rechts ein Weg und dann der Wald und
der See am Wald.*) — Ich gehe jetzt die ganze Gegend durch . . .

*) Anmerkung im Protokoll: Laut Karte befindet sich 3/4 Meilen von der
Stadt entfernt an einem 1/4, Meile langen See der Konitzer Stadtwald. Außer-
dem liegt in unmittelbarer Nahe der Stadt ein kleiner See.
de Ferriem, Mein geistiges Schauen. 6

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Merkwürdig! Es ist immer ein feiner Mann aus diesem Weg.
Das wundert mich nur. Ob er denn damit was zu tun hatte? . ..
Vom Mondschein alles hell beleuchtet. — (Jetzt folgt ein leise ge-
sprochenes, nicht recht verstandenes Wort, — wahrscheinlich zu den
folgenden beiden Wörtern «gehöriges Eigenschaftswort:) . . ., alte
Gasse .... Und dort am See (die Seherin schüttelt den Kopf) ist
immer wieder ein feiner Mann —— ein großer Mann mit einem
schwarzen Gehrockanzug und einem dunklen Überzieher. —— Aber er
,,trägt« nichts, gar nichts. — Er paßt nur auf .... Ich verfolge
das so deutlich. — er sieht sich nach allen Seiten um. —— Er sieht
aus wie ein Gelehrter. —— Er sieht nicht aus wie ein dummer
Mensch .... Er hat ungefähr Deine Größe. (Meine Größe dürfte
169 cm sein. G. K.) Er ist bedeutend breitschulteriger gebaut,
hat einen langen Überzieher, dunkel; noch mit einem großen langen
Schlitz und zwei Knöpfen, so wie früher diese feinen Überzieher ge-
tragen wurden und wie sie vornehme Herren auch noch tragen. ..
Sehr vornehm ist er; sehr zart im Gesicht; ein sehr feiner Mann
ist es .... Wenn ich nur wüßte, was er will. (Jetzt folgt ein
kleiner, sehr unleserlich stenographierter Satz; ich lese daraus:) Der
Mond beleuchtet jetzt ganz hell sein Gesicht. — Trägt ganz dicken
blonden Schnurrbart .... Er hat auch ein Glas in der Tasche ———
ein Pincenez ——, nein, eine goldene Brille. Ob er sie sonst trägt,
benutzt, kann ich nicht sagen; aber er trägt sie bei sich. —— Muß
ein sehr vornehmer Mann sein; feiner, schöner Mann. . . Er kann
34 Jahre alt sein; er kann auch schon 36 sein —— das allerhöchste;
er kann sein zwischen 32 und 36 Jahr, — ich halte ihn für 34 Jahr
alt.*) . . . Ich bin der Ansicht: Der Mann ist ein Gelehrter. Und
er hat so seine schöne Hände, so weiß, so zart. Es ist Mond-
schein, und es ist nach Mitternacht, und es ist leichtes Frostwetter.
(Medium spricht leise:) Mondschein; nach Mitternacht. —— Rechts
ein etwas bewölkter Himmel, aber links herum ist alles klar .....
Wenn ich nur könnte mich mal orientieren in diesem Städtchen
(das Medium meint: außerhalb der Vision durch eine Hinreise
nach Konitz, wie aus dem folgenden hervorgeht), ich möchte wissen,
ob das so liegt, wie ich es sehe .... Alte rumplige Stadt, ——
nichts Elegantes, gar nichts .... Wenn mir dieses noch würde
weiter gezeigt werden, aber leider schwindet es immer mehr und
*) Diese Angabe bezieht sich also auf das Jahr 1900.

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mehr vor meinen Augen. Es wird klein und kleiner . . . Ich wollte
gern klar sehen; ich kann nicht klar sehen. ——— Merkwürdig. (Die
Stimme sinkt zum Flüsterton herab) . . . Der Mann dreht mir
jetzt den Rücken zu. Es kommt mir vor, als wenn er auf etwas
wartet ..... Jetzt geht er weiter. — Jetzt geht er zurück. ....
(Leise:) Aha! — jetzt kommt jemand anders: — Jetzt kommt ——
kommt wieder ein feiner Mann. Der trägt einen Jacketanzug. —
Der ist aber noch viel jünger: Er kann höchstens 23 Jahr alt sein.
—— —— Ihn friert sehr, ihm ist es sehr kalt. —— Er kommt gelaufen ....
Ah ha, — aha! Wasser (?) — Wasser, ja, Wasser, Wasser kommt
Euch zu Hilfe. — Die andern haben ja auch nichts weiter davon.
—— Wasser, Wasser —— —— kann nicht mehr verfolgen. —— Merk-
würdig. —— (Folgt noch ein unleserliches Wortzeichen). —[Medium
macht die Augen auf, guckt mich an und ruft:] Was! Was!>

Prognose, betreffend Entdeckung einer Heilquelle für Lungenkranke
in Berlin.

Während einer Bootfahrt auf dem Neuen See im Berliner
Tiergarten hatte ich ein seltsames Gesicht. In demselben sah ich
viele leidende Menschen nach dieser Gegend der Reichshauptstadt
pilgern, ja selbst auf fernsten Ländern nach derselben zur Kur
kommen, und die Stelle glich einem Badeort. Alle sah ich dort
das Wasser einer Quelle trinken, die heute noch verborgen ist, die
ich aber mit dem geistigen Auge erschaute, als ich unweit der Stelle,
wo man sie entdecken wird, vorüberfuhr. Das Wasser wird von
ganz erstaunlicher Heilkraft bei Lungenleidenden sein. Von den
zahllosen Menschen, die durch den Gebrauch derselben ihre Gesundheit
wieder erlangen werden, wird das neue Heilmittel weit und breit in der
Welt gepriesen werden. Tausende und Abertausende werden alljährlich
nur der Wunderquelle wegen nach Berlin kommen, und der Stadtteil,
in welchem sich die Quelle befindet, wird dadurch ein ganz anderes
Aussehen gewinnen, als er heute hat. Die Zeit ist nicht mehr fern.

Visionen über die Andree’sche Polar-Expedition und die Entdeckung
bezw. Erreichung des Nordpols, sowie über ein unentdecktes
Inselland.
Ferner: Ein Wort über Nansen.

Obwohl die Luftballon-Expedition des schwedischen Ingenieurs
Andrée, welcher nach meinen Gesichten noch weit vom Pol ent-

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fernt war, als ihn die Katastrophe ereilte (die Welt wird durch
Auffindung seiner Spur und von Überresten noch Näheres darüber
erfahren), mißglückt ist, wird man dennoch in absehbarer Zeit dem
Nordpol mit Erfolg per Ballon zustreben. Ich habe drei größere
Gesichte über die Luftballon-Expeditionen der Zukunft gehabt. In
dem einen geistigen Bilde erblickte ich drei sehr große Ballons mit
Insassen, welche in verschiedenen Richtungen in den Polarregionen
schwebten. Zwei der Lustschiffe trafen sich in großer Nähe des
Pols, wie die Schiffe aus dem Meere, d. h. die Insassen des einen
konnten sich mit denen des anderen par distance durch Zeichen ver-
ständigen. Der dritte Ballon ging verloren, nachdem er sich längere
Zeit in Windstille befunden hatte. Ich sah ihn zusammenklappen,
stürzen und bersten, worauf ich in einer Anschlußvision wahrnahm,
wie später mit Hundeschlitten die aus Fetzen bestehenden Überreste
nebst menschlichen Skelett-Teilen fortgeschafft wurden. In dem zweiten
Gesicht sah ich nur einen Luftschiffer — der Hautfarbe nach ein
Europäer —— allein auf einer unbewohnten Insel, welcher eine Erd-
höhle bewohnte und mit Tierfellen bekleidet war. Auf der Insel
erblickte ich uns völlig fremde, indes nicht wilde Zwergmenschen
von roter Hautfarbe und schmächtigem Körperbau. Den Verschlagenen,
den ich bei Beginn der Expedition als Matrosen erschaute, sah ich
ferner von der Insel aus auf einem mühsam gezimmerten Floß nach
längerer Irrfahrt ein Schiff erreichen, welches ihn, der lange ver-
schollen und durch Frost stark abgezehrt war, mit zweien der kleinen
Insulaner in seine Heimat zurückbrachte. — In dem dritten Gesichte,
das sehr deutlich war, sah ich zwei Luftschiffe, von denen das eine
lenkbar machende ,,Adlerflügel« und eine innen mit Aluminium aus-
geschlagene Gondel besitzen wird, mit bestem Erfolg dem Pol zufliegen.
Aber auch auf Schlitten wird man —— nach meinen Ge-
sichten — den Pol in nicht mehr ferner Zeit erreichen. Die Ver-
suche, auf diese Weise bis zum Pol vorzudringen, waren bisher
allerdings immer noch vergeblich gewesen, indes: dieses Ziel hätte
schon Mitte der 90er Jahre erreicht werden können und zwar durch
Nansen. Nansen kehrte um, als er es noch nicht nötig hatte. Er
hätte noch einige Monate Zeit übrig gehabt, und seine Kräfte hätten
es zugelassen, daß er von der Stelle, wo er umkehrte, in wenigen
Wochen bis zum Nordpol vorgedrungen wäre. Er ist demselben
gewissermaßen näher gewesen, als er glaubte. Aber die ,,Ungunst
des Schicksals« hat ihn zurückgehalten.

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Vision über das Luftschiff und Seeschiff der Zukunft.
Prognose, betreffend die kürzeste Fahrt nach Amerika.
Das große vollkommen lenkbare Luftschiff mit elektrischer Be-
wegung und Beleuchtung der Zukunft wird bald erfunden werden.
Kapitäne werden Patent auf das Fahren mit diesem adlergleich
dahin fliegenden oder segelnden Lustschiff erhalten, und man wird mit
dem letzteren es dazu bringen, in zweimal 24 Stunden den Atlan-
tischen Ozean zu überfliegen. Dasselbe wird so eingerichtet sein,
daß, wenn in der Luft Unglück bei der Fahrt über das Meer
passiert, man sich noch aufs Wasser retten kann. Die Erfindung
wird vor 1950 gemacht und vervollkommnet sein; viele werden aller-
dings noch wegen Grübeleien darüber ins Irrenhaus müssen. Ich
habe den Erfinder gesehen, wie er die erste Konstruktion vorführte;
derselbe beherrschte mehrere Sprachen, die deutsche sprach er ge-
brochen. Eine furchtbare Arbeit durch die Luft machte es, als
ich’s über das Meer brausen sah. —— Vorher wird man schon mit
elektrischem Schiff, verbunden mit Luftballon, in weniger als drei
Tagen über den Ozean fahren, welches Fahrzeug einen vorzüglichen
Nebeldurchleuchtungsapparat besitzen wird. —— Dieses Luftschiff ist
der feurige Drache, von dem Propheten schon vor Christi Geburt
sprachen.

Vision, betreffend die Schrift und das Papier der Zukunft.
(Mitteilung vom 20. Februar 1898, abends).
Ich habe eben die neue Schrift und das neue Papier gesehen,
welche kommen werden nach unserer Schrift und nach unserem Papier.
Schrift und Papier sahen ganz komisch aus, sehr merkwürdig. Das
Papier ,,hat« nicht solche weiße Farbe wie unser Schreibpapier,
und die Schrift ist eine ganz andere. Sie ist sehr kurz; es ist nicht
Stenographie. Dieselbe wird dann von aller Welt geschrieben auf
einem Papier, welches nicht zerreißbar ist. Ich sah es nur von
weitem; ich konnte es nicht anfassen, weil mein Arm nicht hin-
reichte.«

Vision, betreffend den eisernen Kanzler.
(Abdruck aus dem ,,Berliner Lokal-Anzeiger« vom 5. August 1898.)
Die unseren Lesern aus einigen interessanten ,,Gesichten« wohl-
bekannte Seherin de Ferriem hat auch über die Zukunft der
irdischen Reste des verstorbenen Kanzlers einige Visionen

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gehabt, die wir nicht verfehlen wollen, hier wiederzugeben: Obwohl
dem Wunsche des Kaisers, den Toten in Berlin beigesetzt zu sehen,
bekanntlich aus Rücksicht auf die testamentarischen Bestimmungen des
Fürsten jetzt nicht entsprochen werden wird, so sagt die Somnam-
bule dennoch voraus, daß im nächsten Jahrhundert und nach einem
großen Kriege die Gebeine des ,,eisernen Kanzlers« unter groß-
artigem Pomp nach Berlin übergeführt werden würden. Sie habe
dieses ferne Zukunftsbild auch schon deutlich gesehen; sie habe sogar
den Prediger, der die Beisetzungsrede gehalten, in dem betreffenden
Gesichte deutlich erschaut und sprechen hören. Es sei ein Redner
gewesen, der an Begabung, an Stimme und an Wuchs die Redner
aller gewesenen Zeiten und Völker nach ihrer (der Seherin) Meinung
weit übertreffen müßte. Derselbe habe auf Bismarcks irdische Mission
in treffendsten Worten hingewiesen. Weiter führte die Visionärin
aus, daß die Gebeine des Verewigten mehrmals ihre Ruhestätte
wechseln würden; u. a. würden sie einmal infolge von Erderschütte-
rungen von ihrem Platze fortgebracht. Nach hundert Jahren würden die
irdischen Überreste des »Eisernen« in einem massiven, schönen Kupfer-
sarge ruhen; sie, die Visionärin, habe dies alles bereits in genauen
Gesichten wahrgenommen. Von der enormen Größe des späteren
Berlin, in welchem die Gruft des ,, größten Staatsmannes der Welt''
sich befinden werde, könnten wir uns übrigens gegenwärtig kaum
eine Vorstellung machen: die jetzige Kaiserstadt an der Spree müßte
klein dagegen genannt werden.

Gesicht, einen Friedhof betreffend.
Eine seltsame Vision in Bezug auf zwei mysteriöse Gräber auf
einem Kirchhofe in anscheinend fernem Lande, welche zur Zeit aber
noch nicht existieren, hatte ich am 21. Mai 1896. Dieselbe scheint
mir von besonderer Bedeutung sein zu sollen, denn ich hatte in den
letzten Jahren wiederholt ähnliche Visionen, einen solchen Kirchhof
betreffend. Ich gebe aus diesem Grunde die diesbezügliche Visions-
schilderung hier wieder:
,,Ich sehe große Zahlen. —— Was bedeuten die Zahlen alle?
(Die Vision wird deutlicher:) Sie sind in die Tausender ’rein. Ich
sehe viele Grabsteine, Kreuze, Steine, Tafeln. —— Frischer Hügel
Weißt Du was: Zwei Hügel. ——— (Frage des Protokollführers:
Was haben sie für Inschriften?) Das ist eine kleine Tafel, ein
Stein: »Hier ruhen Fremdlinge«. — Ich lese: ,,1913“ — Es sind

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ja ganz sonderbare —— —: ,,Juli“ —— und dann ,,zwei Hände in
einander« in Stein gehauen. Die Hügel sind ganz glatt. ——— —— ——
(Anmerkung im Protokoll: Die Seherin schaut sich jetzt anscheinend
das geistige Bild, den Friedhof in seiner ganzen Ausdehnung, an
Kreuze, Steine, Obelisken, Trauerstatuetten; Christuskopf. — —
Scheint die Sonne; — ist heiß; ist Juli. ———— —— Ja, die Gräber
sind frisch, und rings herum ist gelber Sand. Und es ist kein
Rasen drauf; es ist was anderes. Es sind da solche Blumen drauf,
wie wir sie ungefähr haben: so frisch gepflanzt, klein, weiß und
rote Köpfchen. —— Ist das ein schöner Friedhof! Er liegt schräg;
es geht von oben herunter. Der Friedhof hat eine Anhöhe. Er
ist sehr gepflegt, sieht sehr gut aus. Der Eingang ist bunt. Ein-
gelegtes Tor. —— Wunderschöne Christusstatuen sind da. Und dort
ist eine betende Maria. Und gleich hinter der anderen Reihe sind
ganz alte Gräber. —— Da ist ein Sockel und ein Tränenkrug daraus.
Und wie lautet denn die Inschrift? Das ist lateinisch. Die Jahres-
zahl lese ich ganz deutlich: 1720. (? Und dann ist ein großes ....
Ceh . . . — Nein, das kann ich nicht lesen: Re——to ..... Es
ist alles schwarz; alles. Ich sehe gar nichts.« ....
Was für eine nähere Bewandtnis es mit diesem Kirchhof und
diesen Gräbern hat, vermag ich nicht zu sagen; nur bemerke ich
noch, daß in den Protokollen, welche sich aus die anderen Visionen
darüber beziehen, nicht die Jahreszahl 1913, sondern die Jahres-
zahl 1919 angegeben ist. Vielleicht beruht die erstere Angabe auf
einem Hör- oder Schreibfehler und habe ich auch bei dem ersten
Gesicht die Zahl 1919 genannt.

Gesichte, betreffend die Ermordung eines Kandidaten für den
Papststuhl.

1. Gesicht: Ich sehe wieder die drei, die das Verbrechen
planen. Ein politischer Mord ist es, der geplant wird. —— Auch
ihn sehe ich, welcher sterben muß. Er hat einen Kardinalshut in
der Hand. Ja, er ist schon Kardinal und dabei noch so jung. Und
sieh mal, das große Schriftstück soll jetzt unterschrieben werden. —
Er hat große Anwartschaft darauf, Papst zu werden, aber jene
wollen es nicht zulassen. Ich kenne ihn; er nimmt eine eigenartige
Stellung unter den Geistlichen ein. —— 2. Gesicht: Sieh, er hat
jetzt eine Bischofskette um und ist blau gekleidet. Ich kenne ihn
gleich wieder. So schön sieht er aus. Ja, er ist schon Bischof ge-

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worden, das ist sehr schnell bei ihm gegangen. Ja, so ist es. ——— —
Ganz blau. Seine Amtstracht ist blau, weite Tracht. Schöne,
große Kette. (Die Gesichte betreffen einen hochstehenden katholischen
Geistlichen, der jetzt noch nicht Kardinal ist. Ob die Prognose sich
auf die nächste oder erst auf eine spätere Papstwahl bezieht, ver-
mag ich nicht anzugeben).

Prophezeiungen über den kommenden Weltreformator.
(Aus verschiedenen Sitzungs-Protokollen).
1. Die Seherin wird ihrer Angabe nach von einem Geist,
welcher, mit einem weißen Priestergewande bekleidet und mit einem
Schwert an goldgesticktem Gurt versehen, aus Wolken heraus sichtbar
wird, veranlaßt, U. a. das folgende zu sprechen:
,, . . . Es wird hernachmals wieder einer (ein Resormator)
wandeln. Ihr werdet ihn kennen lernen. Er wird in alle Lande
ziehen, und Gott wird seine Zunge lösen . . . Er wird so arm aus-
gehen wie einst Christus. Er wird oftmals nicht wissen, wo er
sein Haupt hinlege des Nachts, und oftmals nicht wissen, wo er
Brot hernehme, weil er aus Liebe alles wird für seine Brüder tun;
und doch wird er groß und mächtig sein, weil Gott ihn stärken
und immer bei ihm sein wird Tag und Nacht, bis er auch wird
eingehen ins Reich des Friedens. —— Man wird sprechen: Es ist
der zweite Moses; man wird sich irren. Man wird sagen: Ebenso
wie Christus; man wird sich irren. Gott wird ihn ins Erdental
senden, und es wird eine neue Welt geschaffen werden. Es werden
dann viele, viele Menschen den schmalen Weg wandeln. Er wird
so heiß reden und wird so große Liebe haben zum Volke. Man
wird sagen: Es ist Gott auf Erden. Und es werden Alle brennen
vor Begierde, ihn zu hören. Man wird aus allen Weltgegenden
herzuströmen, so wie man einst zu Christo strömte; und doch wird
er so arm einhergehen wie dieser, weil sein Gott mit ihm ist. Er
wird nicht so enden wie Christus. Er wird in Frieden hinüber-
schlummern und wie einst Simeon ausrufen: Herr, nun lässest Du
Deinen Diener in Frieden fahren .... Dieses, liebe Freunde, ver-
kündet Euch Gabriel.«
II. Die Somnambule schreibt während der Verzückung mit
großer Schnelligkeit folgende Mitteilung, deren Anfang aus wieder-
holt schon prophezeite Völkerkriege hindeutet:
»Mir blieb es nicht verborgen; ich sah, wie alles durch die

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Wut der Bestien zertrümmert wurde. ——— Scheusale in Menschen-
gestalt. So richtet er (Gott) sein Volk. —— Er richtet es wieder
auf; die späteren Geschlechter erzählen davon. Sie sind besser, gottes-
fürchtig; ich sehe sie beten. Er (der Reformator) wandelt hier.
Alles eilt zu ihm, alles wirft sich ihm zu Füßen. Auch Fürsten
und Könige kommen zu ihm, seinen Rat zu hören. Ich sehe ihn
ganz deutlich: blaß, groß, schlank; seine Augen blau, sein Haar
blond, seine Gestalt himmlisch, majestätisch, sieht Gabriel sehr ähn-
lich, nur erhabener, mächtiger erscheint er. Sein Kleid ist wie
Wolken, sein Mund lächelnd. Er ist von Gott; es ist das Heiligste,
was meine Augen sahen. — Er ist mitten unter ihnen. Es ist
eine große Schar —— bei zehntausend. —— Gegend: Europa. — Ja,
ich kenne sie: Wien, Berlin, Amsterdam, alle diese Orte; ja, ich
kenne sie meist alle. —— Glockenläuten.«
lll. Ein Spirit, angeblich Moltke, spricht durch die im Tief-
trance befindliche Clairvoyante Nachstehendes:
»Es wird bald wieder ein großes Blutvergießen werden.
O, wie viele Mütter werden weinen! O, die Strafe ist hart dort
oben für alle die, die nicht Frieden halten wollen. Es wird einen
großen Krieg geben; so groß ist noch keiner auf Erden gewesen.
Es wird ein Völkerkrieg werden. Es wird einer vor dem andern
nicht mehr sein Leben schützen können, und dann wird Frieden
werden. Ich habe schon auf Erden an dem Werke gearbeitet, aber
ich ward abgerufen, und es ist unvollendet geblieben; ich habe aber
meinen Gott im Herzen getragen, und wer den trägt, geht nicht
verloren. Fürchtet Gott und jaget dem Frieden nach. (Macht
Prophezeiungen, betreffend die Reichsregierung, und kommt dann
wieder auf die zukünftigen Kriege zu sprechen, worauf er fortfährt:)
Er wird nicht hinausziehen, er wird ein Werkzeug des Herrn
sein und nicht das Schwert ergreifen. Sein Schwert wird seine
Zunge sein, und er wird Feuer zu ihnen reden. Es werden viele
kommen und werden erlöset werden und werden Gott loben und
preisen für ein solches Werkzeug.«
IV. Vom ,,Berliner Fremdenblatt« wurde am 1. März 1899
eine in poetischer Form gegebene Prognose veröffentlicht. Der
betreffende Artikel lautet:
»Die Berliner Somnambule de Ferriem hat uns für die aller-
nächste Zukunft die Geburt eines Weltreformators in Aussicht ge-
stellt, von welchem sie u. a. folgendes sagt:

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Er hat kein Schwert, doch seine Zunge
Ein hell und heilig Feuer sprüht;
Mit seiner Rede mächt’gem Schwunge
Ergreift er jegliches Gemüt.

Er siegt mit Frieden, nicht mit Kriegen,
Vernichtet der Millionen Spott;
Er hat kein Gold in Rom zu liegen,
Und oft kein Obdach und kein Brot.

Und dennoch wird er groß und mächtig
Durch seines Gottes Hilfe sein;
Selbst viele, die da thronen prächtig,
Sie werden hilflos zu ihm schrei’n.

Man wird nach seinen Worten handeln,
Dies wird sein irdisch schönster Lohn,
Und lange, lange wird er wandeln
Und scheiden einst wie Simeon.

Wer ist der Menschenfreund, der große,
Der Licht bringt in die Erdennacht?
Es ist kein Christus, ist kein Mose;
Man wird sich irren, wenn man’s sagt.

Der ist's, den viele bald schon sehen,
Der Friedefürst der neuen Welt;
Noch wenige Jahrzehnte gehen
Dahin, und er tritt kühn ins Feld.

Wer ist’s, der alles neu wird schaffen,
Daß viele Herzen nicht mehr wund,
Und mit gewalt’gen, geistgen Waffen
Durchpilgern wird das Erdenrund?

Der ist’s, der so viel Lieb’ wird tragen
Zur Welt, daß er ihr alles gibt,
Was ihm verlieh’n, daß man wird sagen:
Gott selber ist’s, der uns so liebt.


Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)


Gesamter Strang: