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Kulturstufen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 13.12.2015, 12:15 (vor 3063 Tagen) @ Eyspfeil (1966 Aufrufe)

Hallo!

Meine Aussage bedarf wohl einer Eläuterung.

"Aus Gründen, die zuvörderst seelisch sind, haben es die Afrikaner südlich der Sahelzone in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht geschafft, eine Hochkultur hervorzubringen. Die Lebensumstände auf dem Kontinent stehen dem nicht entgegen, die Indianer haben es unter ähnlichen klimatischern Verhältnisse in Mittel- und Südamerika auch geschafft."

Bei der Aussage (wie eigentlich immer, wenn ich über Hochkulturen schreibe) habe ich mich an Spengler orientiert.
Der kennt nur acht Hochkulturen, die bei ihm allesamt Stadtkulturen sind. Ohne ein ausgeprägtes Stadtwesen keine "Hochkultur". Damit verbunden strenke funktional-hierarchische Gliederung: Adel, Kriegertum, Priestertum, Gelehrte, Kunst, Philosophie, Wissenschaft, Architektur, Bibliotheken und schriftliche Hinterlassenschaften, selbst wenn nur in Stein gemeißelt.

Was die da in Zimbabwe, Kongo usw. gemacht haben, ähnelt allenfalls der Stufe der Germanen und Kelten in der Antike mit befestigten "Großdörfern".

Hätte es dort eine oder mehrere Hochkulturen im spenglerschen Sinne gegeben, die ihre Zyklen vollendet hätten, wäre Afrika von gewaltigen Ruinenstädten (Großstädten wie am Nil oder noch heute im mexikanischen Urwald) und weitläufigen, verbindenden Straßennetzen überzogen, die sich zumindest per Luftbildarchäologie aus der umgebenden Wildnis absondern ließen.

Stadt dessen schicken mir die Leute als "Beweis" für "Hochkultur" (wobei sie den Begriff willkürlich ganz anders auffassen als ich):

  • Koutammakou - eine Ansammlung von Lehmhütten
  • Kasubi Tombs - ein Grabmal sehr neuen Datums, bestehend aus Strohhütten
  • Ambohimanga - der Sitz der Könige der Merina (die übrigens aus Südostasien stammen)
  • Das Königreich Kongo mit der Hauptstadt "M’banza Kongo". Zugegebenermaßen interessant. Es fragt sich allerdings, was die westlichen Autoren als "Königreich" und "Stadt" bezeichnen und was es tatsächlich war. Eine ausgeprägte Stadtkultur oder eine Stammeskultur mit befestigten Oppida als Vorstufe, die nie zum Durchbruch kam?

Spengler gliedert in seinem Spätwerk die Entwicklung des Menschen in vierschiedene Kulturstufen, die er einfach durchbuchstabiert:

  • a - Der "Urmensch", wahrscheinlich noch nich mal sprachfertig.
  • b - Jäger, Sammler, Nomaden
  • c - ländliche Kultur, Bauerntum, Stammeskultur
  • d - "Hochkultur"/"Stadtkultur"

Der Clou: In einer bestimmten Kulturstufe, gehören nur die wenigsten derselben an. In einer "Hochkultur" sind immer noch die meisten bäuerliche "c-Menschen", die Minderheit lebt in den (relativ zu heute) kleinen Städten.
Auf der c-Stufe gibt es immer noch eine Reihe hochmobiler Stämme.
Im heutigen Europa, in dem die Städte ihre kompakte Hochkulturform verloren haben und ins Land wuchern, im Laufe des Abstiegs Formlosikeit und Verwilderung der Sitten zunehmen, sind die meisten Menschen "c-Menschen", die aber von ihrer Scholle gerissen wurden. Manche Weltstadtnomaden, die z. B. für Projektarbeiten alle paar Monate die Stadt wechseln, nehmen sogar wieder b-Eigenschaften an. Nicht seßhafte Sammler, allerdings mit Einkaufswägen bewaffnet. ;-) Die "d-Menschen" werden indes immer weniger und verlieren sich in der Masse, verwildern schließlich selbst.

Kultur, vor allem Hochkultur ist stets eine äußerst elitäre Angelegenheit weniger nur, die von oben herab formgebend ihre Mitmenschen ein Stück des Weges mitreißen. Hochkultur enthält immer das Element des "Aufstands gegen die Natur". Es ist ein aus tieferen Schichten kommender Impuls, sich über den gegenwärtigen Zustand hinauszuentwickeln. Wie jede Kraftanstrengung muß auch diese irgendwann nachlassen. Zudem bedingt ein Aufstand gegen die Natur (vor allem gegen die eigene) einen Aufstand gegen die Naturgesetze und gegen seinen Gott. Es erinnert an den gefallenen Engel, der trotzig "sein eigenes Ding" durchziehen will. Der Mensch kann die ihm gesetzten Grenzen aber nicht dauerhaft überschreiten, weswegen bislang alle Hochkulturen wieder zusammengebrochen sind. Das ist die Tragik in der Menschheitsgeschichte. Uns ist ein Streben eingepflanzt, mit dem wir immer wieder gegen die Wand laufen, vielleicht bis ein irgendwie gearteter Durchbruch erzielt wird oder die Spezies an sich einen "Evolutionsschub" macht...

Mit "Hochkultur" ist nicht durchaus eine Verbesserung erreicht. Im Gegenteil: Es bleiben am Ende stets verwüstete und enleerte Landschaften zurück. Die Frage ist: wie vital ist die Lebenshaltung, die man pflegt? Da scheint "c" sehr viel beständiger gewesen zu sein als die zwar bewundernswerten, aber fehlschlagenden "d-Versuche".

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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