Realist, nicht Fatalist (Schauungen & Prophezeiungen)

detlef, Mittwoch, 09.03.2011, 12:27 (vor 4814 Tagen) @ DvB (5427 Aufrufe)

moin,


Du bist doch kein Fatalist, das kauf ich Dir nicht ab. Dein Tod und der
Deiner Familie ist auch zwingend. Was Dich aber auch nicht hindert, den
nach Möglichkeit noch ein bißchen hinauszuschieben. Oder wozu der ganze
Aufwand? Du baust doch Dein Schiff nicht aus lauter Langeweile.

fatalist? ich sehe den guten Sancho Panza nicht als fatalist. ich sehe ihn als realist.
als solcher kaempft er nicht gegen oder fuer windmuehlen - sondern fuer sich.


Wenn der Untergang des Abendlandes auch zwingend ist, heißt das genauso
nicht, daß das zwangsläufig bald geschehen muß und wir darum ebensogut die
Hände in den Schoß legen und dekadente Sprüche absondern können. Außerdem
sind die bei der Gründung einer neuen Kultur genauso untauglich.

bei vorsichtiger einschaetzung der lage muss ich davon ausgehen, dass der untergang des abendlandes bereits zu viel schwung gewonnen hat, um noch verzoegert zu werden.
die Faustischen menschen wurden im ersten weltkrieg verheizt. auch der versuch der nazis, die verlorengegangene kultur durch eine andere zu ersetzen, endete in der vernichtung der (restlichen) idealisten.
uebrig blieben nur "zivilisierte".
und diese, die zivilisierten, fliehen heute bereits die civis, die stadt.
ob mit oder ohne grossen katastrophen, die beste option, die man heute hat, ist vor der grossen masse der anderen den sprung in das baeuerliche dasein zu wagen, um vielleicht seinen nachkommen zu ermoeglichen, zu "oberfelachen" zu werden.

gruendung einer neuen kultur? - definitiv nein! die kann man nicht gruenden. die muessen sich entwickeln.
das einzige, was wir zu gruenden hoffen koennen, sind siedlungen und/oder klans.


Spengler sagt ungefähr, wenn es erst "Gründe" für Kinder braucht, wird es
keine Kinder mehr geben. Demzufolge ist es doch naheliegend, daß eine
überlebenswillige Kultur solche Fragen gar nicht erst gestatten darf, weil
sie gleichbedeutend mit kulturellem Selbstmord sind.

eine noch lebensfaehige kultur koennte solche fragen ruhig gestatten, da sie da ja noch kaum auftauchen.

(da faellt mir grad der wahre grund fuer den untergang des abendlandes ein: die Renten sind Schuld! - vor den rentensystemen waren kinder eine notwendigkeit als altersversorgung.
im griechisch-roemischen kreis koennte das "panem" der degenerierende factor gewesen sein)

oller Despot würdest Du es Dir doch auch energisch verbitten, wenn Dein
Weib mit Dir plötzlich - in aller "Unschuld" und "Sachlichkeit"
selbstredend - über die Nützlichkeit Deiner Existenz diskutieren wollte?

ich werd mich hueten! ich setz mich doch nicht der gefahr aus, dass die mich ueberzeugt...


Lebensgrundlagen sind eben nicht diskussionsfähig. Weder für Pragmatiker
noch für Idealisten.

doch, sind sie. die frage ist nur, erkennen wir genug von ihnen, um sie sinnvoll diskutieren zu koennen?

gruss,sancho panza


Norddeutsche BW-weisheit aus den 70ern:
Kriech heisst Kriech,
weil man im Kriech viel kriecht.
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man ist, was man isst.
ich bin gegen den verzehr von insekten.


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