Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens: Endschlacht (Schauungen & Prophezeiungen)

Fred Feuerstein, Montag, 31.01.2011, 19:36 (vor 4840 Tagen) @ Fred Feuerstein (3611 Aufrufe)

Endschlacht.
l. Der Glaube an eine eschatologische Schlacht ist weit verbreitet. Ob in ger¬manischer Zeit bereits von einer all¬gemeinen Schlacht oder von einzelnen Kämpfen (Thor — Schlange, Odin — Wolf) (s. Eschatologie) die Rede war, wissen wir nicht; wahrscheinlich dürfte das letztere sein. In frühgeschichtlicher Zeit wandert die Vorstellung von einem Dämonenheer (Muspelz lydir, fifls megir) ein, das unter Surts Führung auf Vigridr oder Öskopnir gegen die Äsen unter Freyr kämpft. Die Vorlage dafür sieht Neckel in Apoc. Joh. 9, 3 ff. 14 ff.1). Deutsche wie nordische Zeugnisse berichten von demo muspille2). Der Ragnarökmythus hat später alle endzeitlichen Kämpfe zu¬sammengefaßt 3).
Die für das MA. wichtigere, weil ge¬läufigere Form der E.mythe basiert auf der Gog und Magog-Mythe (s. d.), über die auch „dürrer Baum**, „Schlachten¬baum** und der Sagenkreis vom schlafen¬den und wiedererwachenden Kaiser zu vergleichen ist 4). All diese Nachrichten verlegen die E. in die Nähe von Jerusa¬lem; ihr folgt als letzter eschatologischer Akt die Niederlegung der Krone am Kreuz (dem dürren Baum) durch den letzten römischen Kaiser. Diese Sage ver¬blaßt im l6./l7. Jh. zugunsten des dritten Typus, nach dem ein weißer Erretter¬könig unter dem Schlachtenbaum (s. d.) den Erbfeind schlagen wird.

816
l) G. N e c k e l Weltuntergang in Sitzb. Heidelb. 9 (1918), Abhdlg. 7. 2) Ebd. 25 ff, 3) Siehe „Eschatologie". So auch, wie ich jetzt erst sehe, Neckel 18f. Olriks Herleitung der Ragnarök-schlacht aus dem Keltischen, die ich in,, Escha-tologie" ablehnte, verwerfen auch K a u f f -mann ZfdPhiL 35, 405; Heusler in Deutsche LitZtg. 1915, 440; Neckel 50 N. i. 4) Eine Durchsicht der Kamperschen (Kaiseridee) und verwandter Arbeiten zeigt das ganz deutlich.
2. Die E. wird über Gog und Magog er¬fochten werden. Sobald man irgendwelche historische Völker mit Gog und Magog identifizierte (wie Widukind, res gestae saxoniae I. 19 mit den Avaren, das 13. Jh. mit den Tartaren) 5), mußte die E. auf diese Völker umgestimmt werden. So hat man um 1241 in den Tartaren die Ismae-liten des Pseudo-Methodius 6) gesehen 7);
so wird im 15. Jh. der Türke dem Ismae-liten gleichgesetzt, und die pseudo-me-thodianische Prophezeiung vom Siege des letzten Königs der Welt auf ihn bezogen 8). Die ungeheure Angst vor den Türken 9), deren Züge Prognostica weit nach Deutschland hineinreichen lassen10), ließ die oft prophezeite E. in Deutschland stattfinden, und zwar an dessen west¬lichster Grenze, am Rhein, bei Köln11). Lichtenberger (s. d.) ist m. W. der erste, der 1488 davon handelt. Das 16. Jh. hat Lichtenbergers Weissagung dauernd wie¬derholt 12), und dann hat sie das Volks¬buch „12 Sybillen Weissagung**, in den entscheidenden Teilen auf Lichtenberger beruhend, dem 17. Jh. weitergereicht13). Um 1670 entsteht im Mainzischen eine Prophezeiung von einem großen Krieg zur Kornblütezeit. Man wird dann wie die Vögel fliegen, in Wagen ohne Pferden fah¬ren; die Frauen werden mitkämpfen; viel Witwen und Waisen werden sein; für einen Laib Brot wird man drei Äcker bieten; der Türke wird die Pferde im Rhein bei Köln tränken. Der Norden wird Führer Deutschlands sein, dort wird die Freiheit aufgehen14). Die Prophezeiung wird einer Hellseherin Sibylle von Kemel zugeschrieben, sie zeigt volkstümliche Motive.
Sicher geht die Weissagung von der E. bei Köln auf eine ältere Prophetie zu¬rück. In den Annales Marbacenses heiß
817
es 1222 von den Tartaren, die damals (wie 1488 die Türken) Gog und Magog repräsentierten: Dicebant tarnen quidarn, quod versus Coloniam vellent ire et tres Magos de gente eorum natos ibidem ac-cipere15). Ob ein Zusammenhang der Nachricht mit Lichtenbergers Prophe¬zeiungen besteht, ist schwer zu sagen;
die Volksüberlieferung scheint eher an einen Kampf mit Frankreich gedacht zu haben; denn die Angabe, daß nach dem Kampf Frankreich in viele Teile zerrissen werde 16), hat wohl nur Sinn, wenn das der Feind gewesen ist.
Auch andrerorts sind E.prophetien be¬kannt. Friesische Weissagungen um 1580 kennen eine Entscheidungsschlacht zu Rispel17); auch da scheint eine alte Über¬lieferung vorhanden gewesen zu sein. Noch älter ist die Angabe, daß bei Stra߬burg die E. gegen Frankreich stattfinden werde; Melanchthon, aus der Pfalz ge¬bürtig, nennt sie eine „sehr alte Prophecey" 18). In England wird im 16. Jh. von der E. zu Sheriffmoor und anderorts ge¬sprochen 19), zu der ein Hörn das schla¬fende Heer aufruft. Da diese Weissagung von der des Sibyllenbuchs unbeeinflußt erscheint, dürfte es sich hier ebenfalls um alte Volksüberlieferung handeln. Obwohl die Bindeglieder zwischen german. Zeit und dem 15./l 6. Jh. fehlen, — wir dürfen aus schlesischen Sagen vielleicht an¬nehmen, daß sie zur Kolonisationszeit (13. Jh.) lebendig waren, weil die Ein¬wanderer sie ja mitbrachten, — möchte ich an den Zusammenhang dieser Sagen mit der Mythe von der Muspellschlacht glauben.
6) Ernst S a c k u r Sibyllin. Texte u. For¬schungen 1898, 5. •) Vgl. über diesen S a c k u r i ff. 7) Ebd. 5 N. 3. 8) Ebd. 5; vgl. Quidam tractatus de Turcis, Nürnberg 1481; Omas ecciesiae 1531. c. 49. 9) Grauert in Inter¬nationale Wochenschrift 5, 51 f. 10) Vgl. etwa Nicolaus Orphanus Judicium astrologicum 1573 CA. C 4 A; David Herlicius Pro-gnostica von gefährlichen Verenderungen in die¬ser Welt 1628, i3. 14; Paulus Severus Newe Zeitunge (in Phys. IV. Qu. in 78 der Bresl. Univ.-Bibliothek). n) Z a u n e r t Rhein¬land 2, 248 ff; Hessen-Nassau 1929, 255;
ZfdMyth. 3, 34 f.; i. 189; R i eh l Land u. Leute 1861, 319; Kühnau Oberschles. Sagen 1926, 493. Vgl. auch Vernaleken Alpen¬
818
sagen 66 f.; J. V. K u t s c h e i t Sechs bisher unbekannte höchst merkwürdige Prophezeiungen 1848 == P.Bahlmann Rheinische Seher und Propheten 1901, 99 ff. 40. 43 f. 48 f. 52; Beykirch Prophetenstimmen (1849), 64. 69. ") Die weissagunge Johannis Lichtenbergers deudsch, Wittemberg 1527, I. c. 26; III^c. 14;
Vaticiniorum Lichtenbergii interpretatio P a r a -celsica im Appendix zu Bd. 10 der Huserschen Quartausgabe. Basel 1589, 270. 272 f.;
Neue Zeitung 1537 bei Rieh. Schröder Die deutsche Kaisersage. Heidelberg 1891, 17 f.; vgl. Mittign. Salzburg. Landeskd. 54, 77 f.; Adam Nachenmoser Prognosticon theologicum;
das ist Gaystlich Große Practica.. . Von der Welt Naahe vnd Garauß 1588. III. 46 R unter Berufung auf Lichtenberger, Hilfen, Merlin und Wünschelburger von Amberg, bei dem aber (Sitzb. München 1884, 604 f.) nichts zu finden ist = Corrodi Chiliasmus 3, 46. Vgl. ferner v. B e z o l d in Sitzb. München 1884, 572 ff.; N, Jahrb. f. class. Altertum 3, 2iof.
13) Erfurt 1677. Dvj. Vgl. auch Moscherosch bei Schwebel Tod u. ewiges Leben 367.
14) Zentralbl. f. Okkultismus 9 (1915—1916), 114. 117 f. 15) Rohr Die Geschichte Deutsch¬lands, seiner Verbündeten und seiner Feinde im Lichte alter Weissagungen 1918, 47; MGSS. in usum scholarum ed. Reincke-Bloch 1908, 89 f. le) Z a u n e r t Rheinland 2, 253. Vgl. Verna¬leken Alpensagen 66 f.; Meier Schwaben 22 f. 17) ZfdA. 3, 458. 459. 1B) S t ö b e r Elsaß 1858, 368 ff. == Schwebel Tod und ewiges Leben 366 f. 1() Kuhn-Schwartz 495 f.
3. Lokalisierung der E. Was dazu geführt hat, die E. zu lokalisieren, läßt sich kaum sagen. Oft mögen alte Schlachtfelder genannt werden; die Bayern lassen sie z. B. auf dem Lechfelde geschehen20), die Böhmen am Weißen Berge bei Prag56). Vielleicht ist bei Straßburg eine ähnliche Erinnerung vor¬handen 18). Für die westfälische Sage hat man Nachklänge der Römerschlachten an¬nehmen wollen21). Oft wird sie am Rande des bebauten Landes 22), an Gren¬zen 23) und Landmarken2A) lokalisiert. Der Feind durcheilt das ganze Land (Deutschland bis Köln), ehe er auf¬gehalten und vernichtet werden kann. Ein gleiches Gefühl spricht sich in der Annahme aus, daß erst die zweite oder dritte Schlacht Entscheidung bringt25).
Als Ort der E. (vgl. Schlachtenbaum) wird angegeben: Sheriffmoor (England17), das Feld von Ringsiede bei Gent 26), die Gegend von Amersvoord (Holland)27), Köln 11), Koblenz 28), Neumagen (Mosel-

820
land) 29), bei Trittenheim 30), die Wahner Heide (Rheinland) 31), das Birkenwäldchen, ein Bach bei Bodberg32), Dorf Schmerlecke am Lusebrinke 33), oder der Lausebrink bei Salzkotten 34), der Bocks-kamp 36), das Sintfeld bei Paderborn 34), Goldenstedt bei Vechta35), Rispel37), die Schöffe zwischen Eilenhausen und Markoldendorf 38), auf der Königsau 40), die Windmühle von Burgdorf 39), bei der Wiedingharde im Amt Tondern A1), Bornhövede oder die Kropper Heide 43), das Rudental mit dem Jakobsbrunnen zwi¬schen Sackshöhe (Neu-Zizow) und Köp-nitz44), zwischen den Dörfern Nohra und Viselbach bei Erfurt45), zwischen den Gander-Dörfern auf dem Eichsfelde 45a), am Odensberge in Hessen 45), am Siegesküppel hinter Lützelwig (Hessen) 45a), Straßburg18), Rems in Baden46), auf dem Emmenfeld, Ochsenfeld 47), die Semilower Heide bei Ratzeburg 42), auf der Guggernollen 4S), der Ulfiswiese 49) (= bei Innsbruck)50), bei Meran 51), auf der langen Wiese bei Kranewitten 52), auf dem Lechfelde 20), bei Waldmünchen in der Oberpfalz53), vom Gebirge (Schweiz) her an den Flüssen abwärts (Obersteier-mark) 54), in Schlesien an den Dreigrä¬ben 55), bei Winzig56), Beuthen OS.57), Schloß Camenz58), Glatz59), an der Walk¬brücke bei Braunau (Nordböhmen) 59a), zwischen Kronstadt und Broos in Sieben¬bürgen 60). Die Tschechen wissen von der E. am Weißen Berge bei Prag60), am Blanik 60b), die Ungarn auf der Ebene von Debreczin 60C), die Polen bei Pinsk (?)61).
20) J. N. S e p p Das Heidenthum I (1853), 502. 21) Hülsenbeckim Programm Gym-nas. Paderborn 1878; vgl. Friedr. Z u r b o n -s e n Sage v. d. Völkerschlacht d. Zukunft am Birkenbaume" 1897, 36 ff.; Histor. Vierteljahrs-schr. 12, 406 f. 22) So der Seeborn bei Kolbnitz am Rande des Mönchswaldes (Bober-Katzbachgebirge) K ü h n a u Sagen 3, 516 f. Vgl. Peuckert Schlesien 70. So hoch die Haselstauden wachsen: Kronfeld Krieg 146; die Lärchen, die roten Nummern reichen:
Peuckert Schlesien 72. Kamenz am Rande der mittelschles. Ebene: K ü h n a u Sagen 3, 517. 23) So Köln als westlichster Punkt Deutschlands. Kolbnitz als Westpunkt der mittelschles. Ebene. 21) Dreigräben: Kühn a u Sagen 3, 517 = Peuckert Schlesien

69; vgl. Peuckert Schles. Volkskunde 1928, 19 f. 25) Zaunert Westfalen 244; ZfdA. 3, 459; Kühn Westfalen I, 206; Ztschr. f. Kult.gesch. 4. Folge 4 (1897), 286. 26) Luken Die sibyllin. Weissagungen u. ihr Nachhall bis in unsere Zeit. Progr. Gymn. Meppen 1871, 17 nach S e p p Jerusalem u. das Hl. Land i, 69 ff. 27) Ebd. 28) Th. B e y k i r c h Propheten-Stimmen (1849), 70 Anm. 15; P. B a h l m a n n Rheinische Seher u. Propheten 1901, 25 f. 29) ZfdMyth. i, 189. 30) Schwebe l Tod u. ewiges Leben 368. 31) Z a u n e r t Rheinland 2, 250; S i m r o c k Mythologie 5 131. 32) Zau¬nert Westfalen 241. 33) Ebd. 244. 31) K u h n Westfalen l, 205 f. 35) Beykirch Propheten¬stimmen 67. 36) ZfdA. 3, 459. 37) Stracker¬jan I, 151 f. 154. 38) Grimm Sagen Nr. 293. 39) A n d r e e Brazmschweig 374. 40) M ü 11 e n -hoff Sagen 374. 41) Ebd. 377. 42) B a s t i a n Elementargedanke I, 44 N. 2 = Schwebel Tod u. ewiges Leben 373. 43) S i m r o c k My¬thologie 5I3I. 44) Knoop Hinterpommern 92;
A. H a a s Pommersche Sagen 1921, 125.
45) Schwebel Tod u. ewiges Leben 371. 45a) P. Zaunert Hessen-Nassau 1929, 255.
46) Ebd. 365 f. 47) R o c h h o l z Schweizer-sagen 1,61; Bächtold Soldatenbrauch (1917), 7 f.; Schwebel Tod u. ewiges Leben 361. 48) Rochholz I, 135 f. 49) Verna1eken Alpensagen 66; Schwebel Tod u. ewiges Leben 360 f. 50) K r o n f e l d Krieg 146.51) Zingerle Sagen 1859, 406 52) Ebd. 407. 53) Schwebel Tod u. ewiges Leben 364 f. 54) ZfVk. i, 218 f. 55) s. Anm. 24 56) Kühnau Sagen 3, 517 f.57) Ebd. 3, 520. 58) Schles. Provzbl. N.F. 1861, 194. 59) Kühnau 3, 520 f.59a) Ebd. 521. 60) Müller Siebenbürgen 4 f. 60a) Grohmann Sagen 24. 60b) Schwe¬be l Tod u. ewiges Leben 378 f., nach Groh-mann Sagen 14. 60c) Ebd. 379 nach S e p p Heidenthum l, 502. 61) Grabinski Neuere Mystik 227.
4. Der Feind. Selten werden die Gegner der E. so unbestimmt angegeben, wie in den westfälischen Weissagungen, nach denen der Norden gegen den Sü¬den 62), der Westen gegen den Osten 63) zieht. Schon da versucht man bestimm¬tere Deutungen wie Preußen gegen Öster¬reich 64), Deutsche gegen Russen33). In Braunschweig sind's die undeutschen 39), in Schleswig-Holstein blaue Truppen über See41), sonst die Franzosen65), Türken 66) oder Tartaren 67), Chinesen 68), Schweden 69), den Katholischen die Re¬formierten 48), den Tirolern die Schweizer ,,mit gefrorenen Schuhen"70), also immer feindliche Nachbarn.
62) Anm. 32; Kühn Westfalen I, 208. Vgl. Karl Gold Einheitl. Anschauung u. Auf-

821 822
fassung d. Chronik Eckehards v Aura. Diss. Greifswald 1916, 23 63) Anm 40; Zaunert Westfalen 243 f. 244; ZfdA. 3, 458. 459. 64) Kühn Westfalen l, 205. 65) Vgl. Anm. 16. 18. 49. 68. 66) Anm. n. 29. 40. 44. 54. 55; W. H. R i e h l Land u. Leute 1861 5, 315 ff.; Zaunert Hessen-Nassau 255; Müllenhoff Sagen 377;
Kühnau Sagen 3, 516 ff. Nr. 1922. 1923. 1925. 1926. 1928. 1929. 67) Ebd. Nr. 1925. 68) Glatzer Heimatbl. 3 (1917), 55 N.I (aus Lothringen).
69) Kühnau Sagen 2, 516 f. Nr. 1923.
70) Anm. 52. 57; Zingerle Sagen 1859, 407.
5. Termin der E. Da es sich um einen eschatologischen Akt handelt71), sind die Vorzeichen des Weltendes (s. jüngster Tag) auch die der E. Ihr geht soziale und sittliche Verwilderung vor¬aus 72), Übermut besonders in der Klei¬dung (rote Hüte!)73); Frauen tragen Hosen 74), die Städter gehen auf die Alm und feiern dort Feste75), Menschen fliegen75), Wagen laufen ohne Pferde76). Es werden viele neue Häuser (Kasernen) gebaut76). Fromme Gebräuche lassen nach77), sogar die Geistlichen sind ver¬derbt78). Von Hungerzeiten79) ist sel¬tener die Rede, als daß der letzte Winter kein Winter mehr sein wird; ein zei¬tiger 80) und fruchtbarer Sommer kommt81). Zuweilen hat man lokale Zeichen: die Brücke zu Köln wird fertig sein82), unbebaute Landstücke werden gebrochen 83), die nicht ausgebaute Kirche in Kastelreuth stürzt ein83a), die Glocken beider Türme in S. Johann schlagen zu¬sammen 84), Schloß Camenz ist ausge¬baut 85), Kraniche fliegen durch die Glatzer Brotbänke86). Aber die Schlacht wird ganz plötzlich sein, ohne daß je¬mand was ahnt87). In Notzeiten (1848) 88), auch 1913, rechnete man in Schlesien auf die Schlacht. Die Friesen erwarten sie, wenn ein König mit weißem Haar des Landes vertrieben werden wird89), die Deutschen um Leitmeritz (Böhmen), wenn ein Schimmel sich zeigt90), mit einem Wort, wenn Übermut und Frech¬heit aufs höchste gestiegen sein wird. Die 90er Jahre91) sollten es sein, dann wieder 1913 (mündlich). Vgl. ferner Schlachtenbaum und schlafendes Heer, Kyffhäuser.
71) ZfdMyth. I, 34 f.; Vernaleken Alpensagen 62; Müller Siebenbürgen 4 f.

Aus Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3 (1917) N. I. 72) Müller Siebenbürgen 4 f.; Zaunert Rheinland 2, 248. 73) ZfdMyth. 3, Strackerjan l, 154; französisch: Zentralbl. f. Okkultismus 7, 610; 8, 682; Belege zu 72.
74) Zaunert Rheinland 2, 247. 248. Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3, 55 N.I.
75) Zentralbl. f. Okk. 8, 682. 76) Ebd. 683 77) Ebd.; Zingerle Sagen 1859, 406; Z au n e r t Westfalen 243. 78) Vgl. ,,jüngster Tag 79) ZfdMyth. 3, 34 f.; Peuckert Schlesien 72. 80) Zaunert Westfalen 243. 81) M ler Siebenbürgen 4 f. 82) Zaunert Ki land 2, 248 f. 83a) Zingerle Sagen 1859), 83) Strackerjan i, 154. 84) Vernaleken Alpensagen 66 f. 85) K ü h n a u Sagen 3, Nr. 1925. Aus Lothringen: Glatzer Heimat (1917), 52. 86) Kühnau 3, 520 f. 87) Zaunert Westfalen 243 f; Rheinland 2, 247 f.; Verna l e k e n AIpensagen 66 f.; französisch:
Zentrtralbl. f. Okkultismus 7, 610. 88) Kühl Sagen 3, 518 f. 89) Müllenhoff Sagen 90} Jos. Kern Die Sagen des Leitmet Gaues 1922, 57. 91) Zentralbl. f. Okk. 682,
6. Die Schlacht und ihr Ausgang. Die Feinde kommen so schnell daß sie die Arbeiter am Wege überraschen 92). Alles flieht 93) auf die Berge 94) bis über die Haselstauden95), übers Wasser96), auf eine Waldwiese97);
Mädchen im roten Rock96), ein Schäfer mit weißem Hunde98) werden als letzte über die Brücke gehen. Die Feinde erschlagen die Geistlichen96), schlachten eine rote Kuh 96) (sonst gilt das über Brücke führen der roten Kuh als Vorzeichen der E.) 99), stellen ihre Pferd in die Kirchen100). Die E. dauert drei Tage101), im obd. Glauben aber kurze Zeit, so daß das Essen noch warm bleibt95); deshalb braucht man auf Flucht nur ein Brot mitzunehmen Viele fallen 103); das Blut steht den Männern bis zu den Schenkeln, den Pferden bis zum Bauch 104); es fließt so viel E daß eine goldne (Wunsch-) Rute bloßgespült wird104a). Die Bauern und jährigen aus den Schneebergen105) jungen Leute 106), die Weiber geben Ausschlag 107). Anders wieder glaubt man, Gott selbst schlage die Türken 108) ein Erretterkaiser (s. Schlachtenbaum schaffe Raum. Die Feinde fliehen schnell, daß die Schinken auf den Zäunen unangetastet bleiben109). Dann bricht neue, glückliche Zeit unter dem Retter-

823
kaiser herein 110); Paderborn hat wieder eigne Herren111). Aber das Land ist menschenleer112); zehn Jungfern schlagen sich um eine Mannshose113), es gibt keine Geistlichen mehr 114); für einen Brotlaib zahlt man einen Bauernhof115); eine Kuh führt man an goldner Kette 114). Manche Stadt (Prag) wird vom Erdboden ver¬schwunden sein 116).
92) Z a u n e r t Westfalen 243. 244; Kühn Westfalen l, 206. Vgl. Müllen ho ff Sagen 379.93) Strackerjan 1,51 f. 94) Z a u n e r t Westfalen 243; Josef Kern Die Sagen des Leitmeritzer Gaues 1922, 57. 95) Vernaleken Alpensagen 66 f. 96) Zaunert Westfalen 243; Rheinland 2, 248 f. 97) Ebd. 2, 249. 98) Zaunert Westfalen 244. 99) M ü l l e n h o f f Sagen 378. 100) Zaunert Rhein¬land 2, 250; Z i n g e r l e Sagen 1859, 406;
Vernaleken Alpensagen 66 f. 101) Zau¬nert Westfalen 244. 102) D e r s. .Rheinland 2, 249; Kühn Westfalen I, 206; Z i n g e r l e Sagen 1859, 407; Vernaleken Alpensagen 66 f.; Roch h öl z Sagen 1,135! 103) Strak¬ke r j a n l, 154; Müller Siebenbürgen 4 f.104) Zaunert Rheinland 2, 249; Kühn West¬falen I, 205. 206; S t r a c k e r j a n , 151 f.;
Zingerle Sagen 1859, 407; französisch:
Zentralbl. f. Okkultismus 7, 610. 104a) Zau¬nert Hessen-Nassau 256. 105) Rochholz Sagen I, 61. 106) Zentralbl. f. Okkultismus 8, 682. 107) Z i n g e r l e Sagen 1859, 407. 108) Zfd-Myth. 3, 34 f. 109) Zaunert Westfalen 244;
.Rheinland 2, 249. 110) Zaunert Westfalen 244; Hessen-Nassau 256; K ü h n a u Sagen 3, 520; Peuckert Schlesien 72. Doch: A. H a a s Pommersche Sagen 1921, 125. 111) Kühn Westfalen i, 205. 112) Rochholz Sagen I, 61; K ü h n a u Oberschles. Sagen 1926, 492 f. Aus Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3, 55 N. i. 113) Zaunert Westfalen 244; Zingerle Sagen 1859, 406; Vernaleken Alpen¬sagen 67; Zentralbl. f. Okkultismus 8, 682. 114) Zaunert Westfalen 244. 115) Ver¬naleken Alpensagen 67; A. H a a s Pommersche Sagen 1921, 125. Aus Lothringen:
Glatzer Heimatbl. 3, 55 N. I. 116) Verna¬leken Mythen in; Peuckert Schlesien 72. Vgl. K ü h n a u Sagen 3, 507 f. 496;
Zentralbl. f. Okkultismus 8, 683. Peuckert.


Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)


Gesamter Strang: