Avatar

Vermeintliche Erlösung (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 09.12.2015, 16:13 (vor 3066 Tagen) @ truman (2757 Aufrufe)

Hallo!

Es hört sich für mich immer wie folgt an:
Viele Menschen, bei dir 1/3 der Menschen, werden umkommen. Nicht so schlimm, da ihr, die ja wissend seid bestimmt zu dem 2/3 der Menschen gehört die überleben und in die Zukunft gehen...

Mein Problem aber mit diesen Aussagen ist, warum sollten so viele Menschen erst sterben damit etwas besseres entstehen kann? Und dann wird noch mit den übrig gebliebenen Menschen, die ja genauso Ticken wie die anderen die gestorben sind, eine Bessere Zukunft/Welt aufgebaut?????

Das ist mal wieder völlig unreflektierter Bibelquatsch, der einem auch von diversen Jenseitskontakten um die Ohren gehauen wird, so daß er irrig als höherwertig aufgefaßt wird.

"Ein Drittel" ist direkt aus der Offenbarung übernommen und entspricht gewiß nicht den wirklichen Verhältnissen.
Vor Augen führen sollte man sich, daß das ungeheure Bevölkerungswachstum von Wissenschaft und Hochtechnologie überhaupt erst hervorgerufen wurde. Sowohl hier, als auch in den Erdteilen mit dem gegenwärtig größten Wachstum sind die Massenbevölkerungen mit den Mitteln, die jedes Individuum oder jede Kleingemeinschaft aus eigener Kraft und Befähigung, also ohne die Mittel der Technikzivilisation (= Maschinen, Rohstoffe, Dünger, globalisierte Handelsketten, Supermarkt), aufbringen kann, nicht überlebensfähig.
Ohne die moderne Technik (und die wird irgendwann enden!) sterben >90% der Weltbevölkerung binnen weniger Jahre. Punkt. Je mehr, desto länger es noch dauert.

Kracht es jetzt, sterben 7,2 Milliarden Menschen.
Kracht es 2030, sterben 7,8 Milliarden Menschen.
Kracht es erst 2050, sterben 9 bis 10 Milliarden Menschen.

Mehr als 200.000.000 dürften auf Erden gar nicht dauerhaft mit traditionellen Mitteln leben können. So war es für Jahrtausende.

Ein Drittel käme um, dann wären wir wieder auf dem Stand von 1980. Unmöglich. Es würde sich nichts ändern.

Wer überlebt, entscheidet sich nicht daran, wer besonders gläubig ist, besonders gut, besonders gottgefällig, besonders "wissend". Wenn sich aus dem "Wissen" keine konkrete Handlungsweise ableiten läßt, die dem Leben und Überleben dient, ist es nutzlos. In diesem Sinne ist auch das "Wissen" um transzendente Wirklichkeiten zweitrangig. Diese sind zwar, außer für eingefleischte Materialisten, nicht per se strittig, aber inhaltlich in höchstem Maße. Man weiß eigentlich überhaupt nichts, sondern glaubt.
Die Allerbesten, Allerwissendsten werden unter den Toten sein. Wer überlebt, ist eine Auslese, die erfolgt nach: Gesundheit, physische Vorbereitung, Belastungsfähigkeit, mentale Härte, die befähigt, kalt zu tun, was für das Überleben notwendig ist. Hierbei kann allerdings ein tiefer Glaube, die subjektive Gewißheit der Unsterblichkeit der Seele, welche die Todesangst (die Urangst schlechthin, aus der sich alle Ängste ableiten!) überwinden hilft und Handlungsfähigkeit herstellt, von Vorteil sein, darüber hinaus ein Ethos, ein "Ethiksystem", das nicht die eigene Lebenseinheit zugunsten anderer benachteiligt, also lebensfeindlich ist. Das Christentum scheint mir hierfür nicht geeignet zu sein, weil die heute in Europa vorherrschende selbstzerstörerische Ideologie über mehrere Ecken eine Abwandlung christlicher Inhalte ist, z. B. des Konzepts "Nächstenliebe", das auf die ganze Menschheit ausgeweitet wurde. Irgendwo scheint da ein immanenter Fehler zu sein, der solch schädliche Umdeutung durch schwache Geister nicht verhindert, sondern begünstigt. Womöglich wurde "Erlösung von Oben" gegenüber selbstverantwortlichem Handeln, dessen Folgen man selbst tragen muß, allzu überbewertet. Auch die Dichotomie Gut↔Böse halte ich für schädlich, weil sie im Grunde sklavisch ist, egoistische Selbstbespiegelung fördert und auf eine höhere Instanz (Gott oder eine andere Autorität) lugt, der man aus eben diesen egoistischen Gründen gefallen will. Besser ist gut↔schlecht oder förderlich↔schädlich für Bestand und Entwicklung des Lebens um mich herum, der konkreten Lebenseinheit, des "Ganzen", dessen Teil ich bin. Letzteres ist lebensbejahend, auf Handeln, "Bewegung als Lebensprinzip" ausgerichtet im Gegensatz zum moralisch aufgeladenen, grüblerischen, zerdenkenden Gut↔Böse, welches auch den Keim selbstgeißelnden/-verletzenden Verhaltens in sich trägt.

Danach wird auch keine "bessere" Welt aufgebaut. Das sind utopische Hoffnungen von Schafmenschen. Es wird eine andere Ordnung aufgebaut, die prinzipiell nicht weniger hart ist als frühere Zeiten oder auf ihre Art die moderne Welt.
Der Unterschied: Während man heute in Europa der Wohlstandsdegenerierung die Stirn bieten muß, wird man nachher im höchsten Grade beansprucht, aus Nichts etwas zu machen. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, daß einem irgend etwas erspart wird, daß es gar angenehmer werden würde. Freier wird es auf jeden Fall werden, aber "Freiheit" muß ständig neu erworben und behauptet werden gegen mentale Sklavenfesseln. Es ist nicht die Freiheit von den Notwendigkeiten des Lebens, sondern die Freiheit für das Leben und seine Anforderungen, für die Entwicklung, für das Überwinden innerer und äußerer Widerstände.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: