weiter, ferner Horizont (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Donnerstag, 26.11.2009, 23:34 (vor 5273 Tagen) @ BBouvier (6049 Aufrufe)

Lieber BB !

Ich fühle mit Dir und ahne, was Dich umtreibt.
Aber ich kann Dir keine positive Antwort geben.
Wenigstens keine einfach positive.

Natürlich empfindet der „Seher“ Nürnberg ungerecht.(S.119)
Aber er weiss auch, dass einige der angeklagten Henker lügen.(S.105)
Und dass einige der Mörder davonkommen und neues Unheil anrichten werden (S.105/S.119/S.131).
Und dass die Richter ebenfalls Mörder und Lügner waren.(S.119)
Und dass die wahren Schuldigen diejenigen sind, die vor dem Krieg schon die Herren des Geldes waren (S.111) und durch den Krieg nur noch reicher wurden (S.105).

Wir Deutschen sollten schon ein wenig selbstkritisch sein.
Hätten wir nicht selbst mehr verhindern, unterlassen oder tun können?
Ich persönlich denke in diese Richtung, wiewohl ich die Umstände und Zwänge kenne, in denen unsere Vorfahren lebten. Aber: die hatten doch alle den Schiller in der Schule auswendig gelernt. Und doch nicht verstanden? Heute allerdings lernt man ihn nicht mal mehr ...

Bemerkenswert auch: Rudolf Hess wird vom Seher direkt angesprochen (S.105):

Weshalb redet der Überflieger mit den stählernen Augen nicht?
Was weiß er, weshalb wurde es ihm gesagt?
Weshalb flieht er ins Schweigen?

Zu seiner Entschuldigung könnten wir vorbringen, dass Hess wahrscheinlich versucht hat zu reden (so wenigstens die Darstellung im Buch seines Krankenpflegers). Aber da war es schon lange zu spät.

Nein, der „Seher“ wäscht uns nicht rein, und setzt uns in unsere Ehre nicht ein. Nicht so direkt wenigstens. Erst ganz am Ende wird allgemein „das Urteil gut sein“ (S.97).

Die „Prophezeiung von Johannes XXIII“ beschreibt die Konvulsionen einer untergehenden Welt. Wo sie in das neue Zeitalter vorausblickt, sieht sie eine Friedensgemeinschaft aller Völker und Glaubensrichtungen - ohne Hervorhebung eines einzelnen Volkes. Ihr Horizont ist zeitlich und geographisch weit gespannt. Deutlich weiter als das "Lied der Linde".

Wenn die Prophezeiung dennoch Akzente setzt, dann sind sie ganz erstaunlich: die einst unterdrückten Völker werden mit uns gleichrangig sein, oft sogar vorangehen (S.102: Heute Sklaven, morgen leuchtende Herren).

Von China (=Söhne des Himmels bzw. blaue Erde) und durch ein Opfer erwächst uns die neue Ordnung.(S.138/Wang S.173)
Aus einer Sekte des Islam entsteht eine weltumgreifende Religion.(S.173 Uk-Ubuk)
Ein Inder lehrt uns die richtige Ethik.(S.115)

Nur indirekt finden wir Hinweise auf die Rolle Europas bzw. des Abendlandes.
Die ganzen Konvulsionen zentrieren sich immer noch hier: wir waren und stehen auch jetzt noch im Brennpunkt des Geschehens.
Und die ganze Prophezeiung ist eigentlich ein Aufruf an uns hier, den richtigen Weg zu erkennen und richtig zu handeln. Wobei die Empfehlungen etwas befremdlich wirken, gleichwohl aber richtig sind: Europa, erhebe Deine Gesänge, die stärker sind, als der Donner der Kanonen(S.111). Der Kampf, den wir kämpfen müssen, ist in erster Linie ein geistiger Kampf.

"Heiligste Maria, Tochter und Mutter Gottes, Herrin der Zukunft, rufe deine Söhne vom Feld zusammen, damit sie die zwei babylonischen Reiche niederwerfen.";(S.90)

Wir sollen, sinngemäß, nicht gegeneinander kämpfen, Nation gegen Nation, Block gegen Block, sondern wir sollen gegen diejenigen aufstehen, die uns in den Krieg hineinmanupilieren: gegen die obersten "westlichen Brüder" und gegen die "östlichen Bruder" (welch letztere auch das umgekehrte Kreuz ohne Lilien vor sich hertragen).

Vielleicht trösten Dich die folgenden, im Text versteckten Hinweise:

Albert, der neue „Kaiser“ (konventionell: der Große Monarch), der den Frieden bringen wird, ist sehr wahrscheinlich aus deutschem Stamme (S.171/S.92).
Friedrich, ein wichtiger Kirchenmann, ebenfalls (S.173).
Und Leonhardt, der verborgene Führer derjenigen, die weltweit gegen den "schwarzen Schritt“, gegen „Babylon“, gegen die materielle und geistige „Versklavung der Menschheit“ kämpfen, scheint ebenfalls ein Deutscher zu sein(S.146). Anm.*) und Anm.***)

Schließlich, wenn wir etwas vom vordergründigen und allzu geschichtlichen (=zeitlichen) Deutschland absehen und stattdessen uns mit dem hiesigen genius loci verbinden, so gibt uns die Prophezeiung doch auch Ehre und Hoffnung.

"Das Licht kommt immer aus dem Westen."

Mag der Mensch auch biologisch aus Afrika stammen, so fand die eigentliche Menschwerdung doch in Europa statt. Der Geist bzw. die Erkenntnis wurde hier gefunden: "wo das Eis sich hob und senkte".(S.145) Anm.**)

Auch das neue Licht, nach der Finsternis, wird wieder aus dem Westen kommen.
Denn das Licht kam immer aus dem Westen (S.95/S.72).

Lieber BB – konnte ich Dich damit zufrieden stellen?

Herzlich, Dein Gerhard


Anmerkungen:

*Albert: eine verkürzte, jüngere Form zum deutschen Namen Adalbert, der aus den Gliedern "adal" (edel, vornehme Abstammung) und "beraht" (glänzend, berühmt) gebildet ist.
*Friedrich ist ein beliebter germanischer Vorname, der aus den Namengliedern "fridu" (Frieden, Umfriedung, Schutz) und "rihhi" (reich, mächtig) besteht.
*Der zweigliedrige germanische Vorname Leonhard setzt sich aus den Gliedern "leo" (Löwe) und "hart" (hart, streng) zusammen. Er brachte viele weitere Formen hervor, etwa Leonard. (Quelle: Internet, Namenslexikon).

** Am vergangenen Sonntag war ich in der aktullen EISZEIT-Austellung in Stuttgart, wo das älteste Kunstwerk der Menschheit gezeigt wurde: eine üppige Frauenfigur, geschnitzt aus Elfenbein, gefunden vor einem Jahr in einer Höhle auf der Schwäbischen Alb, von wo beispielsweise auch die älteste Knochenflöte stammt - beide über 30.000 Jahre alt.

*** "Ich sage eure Namen, weil ihr euch nicht verstecken könnt, wenn ihr gerufen werdet: Wang, Levi, Rustov, Sherman, Tour. Leonard wird über euch sein, Meister und Bruder, Herr und Diener. Also vereint vor dem schwarzen Schritt." (S.146). Gutes, global aufgestelltes Team: ein Chinese, ein "Jude", ein Russe, ein Amerikaner, ein Franzose, unterstützt und geführt von einem "Deutschen".


Gesamter Strang: