Überleben von und in der Natur (Freie Themen)

Baldur, Donnerstag, 17.12.2015, 16:25 vor 3059 Tagen (1850 Aufrufe)

Hallo, zusammen,

die ruhige Vorweihnachtszeit hat es erlaubt, einmal ein Buch zu lesen, das seit langem ungelesen auf dem Stapel lag - es geht um die Geschichte eines deutschen Soldaten, der 1944 an der Ostfront hinter die feindlichen Linien gerät, und sich - zu Beginn mit 200 Kameraden, am Schluss gerade noch zu zweit - nach Hause durchschlägt.

Ganz nach dem bekannten Vorbild, "so-weit-die-Füsse-tragen" von Forell.

Das Geschehen wird von zwei Kernpunkten bestimmt, Hunger/Durst, und kaputte Füsse.

Was geschildert wird, würde heute sofort die Säge des Orthopäden erzwingen, allerdings trugen sie die eitrig-schwarz-stinkenden Füsse immerhin über unzählig-hunderte Kilometer in Richtung Heimat, ohne hernach abgesägt zu werden.

Was mir als Fazit in Erinnerung bleibt: ohne ständige Nahrungszufuhr aus der Zivilisation (Betteln bei einzelnen Gehöften im Feindesland unter Lebensgefahr) wäre es nicht gegangen.
Zwar schlugen sich die Protagonisten anfangs ohne Bettelei als Hungerkünstler durch, wären aber ohne Umschwenken der Strategie in Richtung Risiko-Inkaufnahme und Bettelei, alsbald restlos gescheitert.

Sich aus Gefundenem zu ernähren (Storchenjunge ex heruntergekipptem Horst, Heidelbeeren, Sauerampfer, Baumrinde) wäre nach einer Handvoll Tagen in Richtung Exitus Letalis geendet.

Im Frühsommer und Sommer, Juli 1944. Von Winter ist keine Rede.

Zu einer Zeit, in der die Felder noch nicht akribisch ausgebeutet wurden.

Was lässt dies schlussfolgern?

Ein Überleben mit dem, was man in der Natur so findet, war schon vor 70 Jahren nicht möglich.

Umso mehr wäre es das heute nicht.

Entweder, man hat eine oder mehrere Notfalltonne(n) vergraben, oder hat Zugang zu einer gewährleisteten staatlichen Versorgung, oder man beisst definitiv und wortwörtlich ins Gras.

Was anderes ist illusorisch.

Beste Grüsse vom Baldur

Jein

Wizard, Berne, Donnerstag, 17.12.2015, 18:53 vor 3059 Tagen @ Baldur (1633 Aufrufe)

Moin Baldur

Was lässt dies schlussfolgern?

Ein Überleben mit dem, was man in der Natur so findet, war schon vor 70 Jahren nicht möglich.

Umso mehr wäre es das heute nicht.

Entweder, man hat eine oder mehrere Notfalltonne(n) vergraben, oder hat Zugang zu einer gewährleisteten staatlichen Versorgung, oder man beisst definitiv und wortwörtlich ins Gras.

Was anderes ist illusorisch.

Wenn man vom Wissensstand und Können von "Otto Normal" ausgeht, ist das durchaus richtig. Es trifft aber nicht auf Leute zu, die auf sowas "geschult" und / oder gewöhnt sind". Wobei auch da eine Reihe von Faktoren die Sache auch erheblich erschweren bis fast unmöglich machen können. Beispielsweise ob man dabei unter Zeitdruck steht, und ein bestimmtes Ziel innerhalb einer bestimmten Zeit zu erreichen, oder ob und wie intensiv man verfolgt / gejagd wird, welche Hilfsmitteln die Jäger haben, wie viele einem im Nacken hocken, wie dicht sie dran sind usw.

--
Anführer = Erster unter Gleichen, jemand der den Anderen als Vorbild DIENT, den Anderen also voran geht und nicht jemand der die Anderen voran peitscht.

Selbst erfahren

zaunreiter, Dienstag, 29.12.2015, 23:03 vor 3046 Tagen @ Baldur (1625 Aufrufe)

Das Geschriebene kann jeder selbst nacherfahren, indem er sich nach draußen begibt und den Selbstversuch wagt.

Ich jedenfalls kann draußen überleben, denn das habe ich mein Leben lang geübt. Von Kräutern und so weiter, kann man sich nicht ernähren. Ein Blick in die Menschheitsgeschichte zeigt, daß Menschen stets in der Nähe von Wasser gelebt haben und das liegt daran, daß sie sich in schlechten Zeiten von Fisch ernährten. Eine Fischleine - richtig gehandhabt -, bringt immer Fisch in den Topf. Ist schnell aufgewickelt und reisefähig. Dazu kann man dann ein paar Kräuter werfen.

[image]

So eine Leine ist geräuschlos und unauffällig.

Und noch ein Tip: nachts schlafen Vögel in Bäumen und von unten kann man sie gut gegen den Nachthimmel sehen. ;-)

Fleisch und Fisch halten einem am Leben, und zwar gut.

Viele Grüße

Bernhard

Avatar

Mondleiter

Fenrizwolf, Donnerstag, 31.12.2015, 11:50 vor 3045 Tagen @ zaunreiter (1584 Aufrufe)

Hallo Bernhard,

magst Du gegen Entgelt manche Erfahrung teilen?

Von der Absicht, Fische zu Streicheln, habe ich schon als Bub gelesen,
doch waren meine Versuche, Krähen nächtens vom Baum zu pflücken,
stehts erfolglos geblieben.

Trotz allerlei weihnachtlichem Räucherwerk waren meine baren Füße nicht imstande mir
Halt zu geben in den hohen Wipfeln.

Und aufgrund meines nicht mehr jugendlichen Körperbaus, habe ich später
mehr Bäume umgelegt, als ich einst mit Mädchen auf der Tanzfläche im Sinn hatte.

Vögel wie reife Früchte vom Baum naschen? Echt jetzt?

Ich bin dabei.

Fenrizwolf

Diese Fischerei funktioniert nur ganz kurz

egdv2015, Samstag, 02.01.2015, 16:06 vor 3043 Tagen @ zaunreiter (1685 Aufrufe)

Jetzt hat es mir die lange Antwort wegen technischer Problemen zerbröselt, weshalb ich versuche es noch mal knapp zusammenzuschreiben.

1. meine Erfahrungen vorgestern: Kaninchen stolperten mir quer über einen Feldweg, wo ich vorher nie welche gesehen habe. Dieser befand sich abseits der Silvesterknallerei, die auf Kaninchen wie eine Treibjagd wirkte.
Man brauchte sie nur noch „einzusammeln“ wenngleich auch das einer gewissen Vorbereitung bedarf.
Aber, nach einer Treibjagd, die sodann irgendwie stattfinden wird, ist der Wald „leerefischt“, womit ich zu Punkt Zwei überleite:

2. die Fischerei nach einem vorgenannten Vorfall:
- wird weniger mit Schnur und Haken sondern vielmehr mit Sprengstoff stattfinden. Es gibt schlicht und ergreifend leider keine Normen mehr, an die sich irgendwer halten wird.
- demzufolge werden Gewässer umgehend tot sein und somit das Nahrungsangebot aus den Gewässern erschöpft

3. zusammenfassend aus. Eins und zwei ergibt sich das Waffen beziehungsweise Sprengstoff oder Äquivalenzen nach einem „Game over“ zwingend erforderlich sind, und das nicht nur zu Jagdzwecken.

Im Zweifel wird mittels dieser Waffen die Nahrung vom bis dato Besitzenden abgerungen.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Spruch:
„als die Soldaten den Sold hatten, trafen sie auf die Soldaten die den Colt hatten, wodurch die Soldaten die den Colt hatten, auch gleich den Sold hatten, was die Soldaten, die den Sold hatten, natürlich nicht gewollt hatten!“

Die Quintessenz dieser Überlegung ist folgende:
a) es gibt kein Überleben auf individuellem Niveau.
allein das Überleben in Gruppen, Dörfern oder auf Volks-Ebene sichert die Fortexistenz.
b) die Überlebensform muss per Waffen verteidigt werden

Alles andere ist lediglich Siechtum, welches dem programmierten Tod noch eine Zeit lang verhindert.

Überleben findet nie als individuelles Überleben sondern nur in Form der Kinder statt. Diese Kinder existieren aber nicht und werden auch nicht entstehen, solange ein Mann allein durch den Wald streift und Baumrinde oder Insekten vertilgt.

Und wenn er Frauen dabei hat sterben spätestens die KindesKinder an Inzucht in der Folgegeneration.

Somit geht dem eigentlichen Überleben zwingend die gesellschaftliche Organisiertheit voraus, da andernfalls die Ressourcen (z.B. Sprengstofffischerei) in Nullkommanix verbraucht sind.

Dieser Organisiertheit wird in der Tat in zwei Formen stattfinden.
Die eine Form ist jene der Mad Max Smoker, welche sich Umstände halber schneller formatieren werden als friedfertig(er)e Gemeinschaften.

Letztere benötigen auch einen Schutz, in Form von Unerkanntheit Abgeschiedenheit oder faktischer Unerreichbarkeit.

Allerdings ist kaum davon auszugehen, dass auf eine grundsätzliche Verteidigungsfähigkeit verzichtet werden könnte.

Ich bin sogar der Meinung, dass alle Formen des Zusammenlebens von Menschen die sich zu dieser Existenz entschlossen haben schlussendlich von denjenigen geht es nur mit Waffengewalt zu realisieren glaubten verdrängt Jahre regelrecht vernichtet wurden.

Dazu fällt mir auf Anhieb die Indus-Kultur ein.

Andere wurden selbst dann verdrängt, wenn die Waffensysteme unterlegen waren (dazu kann man sämtliche Kriege der Menschheitsgeschichte als Beispiele aufführen) oder isoliert davon den Kampf der Indianer gegen die weißen Eroberer sehen.

Zusammengefasst bedeutet das, daß nur ein Überleben auf Volksebene und dem Besitz überlegener Waffentechnologie (siehe Smoker) möglich ist.

Alles andere führt über kurz oder lang zum Aussterben.

Schwarzwalddorf im Urwald

egdv2015, Sonntag, 03.01.2015, 14:50 vor 3042 Tagen @ egdv2015 (1695 Aufrufe)

passend dazu grad auf SWR gesendet.
Zitat:
"Unsere Jungs haben wir alle nach Deutschland geschickt, damit sie eine Frau von dort mitbringen..."

"...nicht dass wir noch Brasilianerinnen auf unserem Friedhof begraben müssen..."

"wir wollen uns nicht durchmischen..."

Ausgewanderte Deutsche in Brasilien die 1860 (grob) dort hinkamen und Dörfer gründeten.
Es geht also um eine Zahl zwischen 500 und 5000 Menschen.

Alle Nachfahren pendelten zwischen Deutschland und Brasilien hin und her zuvorderst aus Gründen der Arterhaltung also Frauen-"entführung" aus der eigentlichen Heimat.

Durchmischung fand nur im Notfall statt.

Nachkommen derer waren auch anzutreffen und erinnerten insbesonders kulturell und intellektuell nicht mehr an die Menschen, die ihnen die europäischen Gene mitgegeben haben.

Deshalb das Verhalten der ausgewanderten Menschen, völlig natürlich und nachvollziehbar, keine Durchmischung haben zu wollen um den intelektuellen und kulturellen Abstieg der eigenen Nachkommen zu verhindern.

Zum echten Überleben gehört also wesentlich mehr dazu als man gemeinhin vermutet!

Und nur wenn die Sache "zu Ende" gedacht wird, funktioniert sie auch!

Auf das "G.O." in Europa übertragen bedeutet das womöglich, daß ein Überleben unterhalb der Millionengrenze ohne Niveauverlust faktisch unmöglich ist.

Und dies wiederrum ist in der Heimat wahrscheinlich eher möglich als in der Fremde.

Dazu kann man ruhig auch mal das Beispiel der Neubesiedelung Palästinas seit den 30 er Jahren im letzten Jahrhunderts anschauen.

Die unerwünschte Durchmischung ist auch ebendort das alles Andere überragende Thema!

Und jenen, die die Durchmischung nicht wollen, kann man viel vorwerfen, Dummheit meiner bescheidenen Meinung nach nicht!

Überleben in der Natur

Bär, Montag, 04.01.2016, 00:35 vor 3041 Tagen @ egdv2015 (1741 Aufrufe)

Hallo egdv2015

ich biete an den folgenden Faden an zu sehen. I


https://schauungen.de/forum2/index.php?id=384


Seit Jahren versuche ich den Idealismus "ich kaufe mir einen Fluchtrucksack und dann meistere ich jede Situation" als hanebüchenen Schwachsinn auf zu zeigen. Ja, es gibt Menschen die allein klar kommen werden. Bei entsprechender Erfahrung/Ausbildung ist das möglich. Das Indivuum muss weniger Rücksicht nehmen, kann spotan und schnell handeln und alles tun was sein Gewissen ermöglicht. Aber das ist die Ausnahme. Die wenigen die es können wissen es. Fast alle die dies hier lesen gehören aber nicht dazu.

Es möge einfach jeder jetzt zum Fenster raus sehen und überlegen wie das wäre jetzt da draußen zu sein und dort zu leben. Wir haben Anfang Januar.


Bärengruß

Da hast Du völlig Recht

egdv2015, Montag, 04.01.2016, 17:45 vor 3041 Tagen @ Bär (1536 Aufrufe)

hab den Faden gelesen.
Pauschal Zustimmung, weshalb ich ja sage, daß es nur ein gesellschaftliches Überleben gibt, niemals ein individuelles.

Ursprünglich hatte ich noch was vom Katamaranbesitzenden Kiemen-Menschen (Waterworld) geschrieben (Text zerbröselte), der allein bis er stirbt, überleben könnte, aber keiner von uns ein solcher ist.

Und mit seinem Tod verschwindet seine Art auch, es geht ihm also genauso, wie den Sauriern.

Ergo können wir zusammenfassen, daß wir Herdentiere einzig in der Herde überleben können.

Diese Herde muss eine beachtliche Größe haben!

Alles Andere ist Illusion!

Jedoch könnte man vielleicht, bis der Rauch sich verzieht, indivuell eome sehr kurze Zeit überbrücken.

Dosenvorrat kann da schon hilfreich sein.
Anderfalls oder -orts auch pernantentes vorhalten lebender Lebensmittel

Aber sich nur auf Aldi und Norma zu verlassen ist für diesen knappen Zeitabschnitt der Unorganisiertheit sicher trügerisch.

Jeder soll ein bisschen was tun, für eine etwaige Zeit "danach".

Man sei vorbereitet, für was auch immer.

Dabei ist es ganz gut, daß jeder dabei eine andere Priorität setzt.

Nur so kann den Überlebenden gelingen, aus demjenigen, was jeder Einzelne "mitgenommen" hat, etwas darauf aufbauend Neues entstehen zu lassen.

Eine im endgültigen Notfall zu zerbeissende Cyankali-Kapsel gehört möglicherweise allerdings auch dazu!

Drucken RSS Thema