Ist das Lindenlied noch zu retten? (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Dienstag, 19.01.2016, 18:47 vor 3022 Tagen (2204 Aufrufe)
bearbeitet von Baldur, Dienstag, 19.01.2016, 18:52

Hallo, zusammen,

der "bunte Fremdling", ein herausragender Volltreffer.......- aber nach der profunden Quellenanalyse (von Ulrich?) müssten wir das eigentlich als widerlegt werten und als bereits eingetreten, ohne verbleibende Bedeutung für unsere in Kürze bevorstehende Zukunft.

Mir fiel im Zusammenhang mit der Frau vom Hunsrück

(“Ein Freund von mir ist recht gut bekannt mit einer einfachen Frau Ende 50. Die betreibt am Rande des Existenzminimums einen kleinen Kruschladen im Hunsrück, im Dorfe ‚M’. Ihre präkognitiven Fähigkeiten äußern sich, indem ihr gelegentlich spontan und ‚absichtslos’ Zukünftiges sozusagen ‚herausplatzt’ beim Sprechen und sie sich selbst wundert, was sie grade gesagt hatte .)

folgendes ein:

als der Autor seinerzeit die Worte vom bunten Fremdling suchte und fand, war ihm vermutlich gar nicht bewusst, dass ihm da etwas "eingefallen" ist, was eine noch viel grössere Tragweite hat, eine Botschaft weit über seine Zeit hinaus, "inspiriert" quasi.
Es ist auch ihm herausgeplazt.

So, wie beim Betrachten eines Tarot-o.ä.-Kartenbildes und des intuitiven Lesens der Situation, und der Anwendung auf die zugrundeliegende Fragestellung, Worte fliessen, deren wirkliche Bedeutung für den Klienten dem "Leser" gar nicht bewusst werden.

Er interpretierte das aus seiner damaligen Sicht, soweit er dem einen zeitgenössischen Sinn zuschreiben konnte. Dass es umso mehr eine versteckte Botschaft für die Nachkommen enthält, konnte er nicht ermessen.

In der Medialität ist es ähnlich. Es ist durchaus häufig, dass das Medium eine Aussage tätigt, die für es selbst trivial klingt und die nicht als irgendwie bedeutsam eingeordnet werden kann.
Das Medium spricht und wählt unbewusst die richtigen Schlüssel-Worte für den Empfänger.
Für den Klienten beinhaltet die Aussage dann auf eine geradezu unheimliche Weise einen Volltreffer, indem bestimmte Begriffe verwendet werden, die im Zusammenhang Beweis-Charakter erlangen, ohne, dass dies "dem Kanal" bewusst wäre.

Der Kontext "bis mit einmal endet Deine Kraft" trifft einfach zu sehr ins Schwarze der Gegenwart, auch die Mühen des Bauers bis zum Wendetag sind heute (Preisdruck) einfach viel sinnvoller zuzuordnen, als vor Jahrzehnten.

Die Botschaft des Lindenliedes wäre damit noch von Wert.

Beste Grüsse vom Baldur

@ Baldur

Ulrich ⌂, München-Pasing, Dienstag, 19.01.2016, 19:43 vor 3022 Tagen @ Baldur (1899 Aufrufe)

Hallo Baldur,

der "bunte Fremdling", ein herausragender Volltreffer.......- aber nach der profunden Quellenanalyse (von Ulrich?) müssten wir das eigentlich als widerlegt werten und als bereits eingetreten, ohne verbleibende Bedeutung für unsere in Kürze bevorstehende Zukunft.

nein, das war ich nicht. Das ist der Verdienst von Randomizer: https://schauungen.de/forum/index.php?id=30208

Allerdings habe ich andere - schräge - Ideen bzgl. des Lindeliedes:

Zum einen beschleicht mich der Verdacht, daß die Zeilen
"Und am Tiber- wie am Ebrostrand
Singt der braune Freund von Herrmanns Land."

nicht in der Zukunft zu verorten sind, und auch nicht, wie RichardS ( https://schauungen.de/forum/index.php?id=8938 ) ausführlich begründete, sich auf Pauschal-Touristen beziehen, sondern eine Anspielung auf die Episode Franco-Spanien und Mussolini-Italien sind.

Zum anderen habe ich den Verdacht, daß nicht Martin Hingerl (wie Randomizer meint ?) der Autor war, sondern den Text aus einer anderen Quelle übernommen und/oder aufbereitet haben könnte.
Das ist allerdings bislang nur eine lauwarme Spur, die in die Gegend eines Autors im Raum Paderborn führt.

In der Medialität ist es ähnlich.

Vielleicht ist das für Dich von Interesse:
The Standard Spiritualist and Occult Corpus (SSOC)
freier Download von 4.929 Public-Domain-Büchern zu Spiritismus und Okkultismus
http://ssoc.iapsop.com/

Gruß
Ulrich

Vielen Dank - Fundus zeigt jahrhundertelange Kontinuität

Baldur, Mittwoch, 20.01.2016, 14:33 vor 3021 Tagen @ Ulrich (1659 Aufrufe)

Hallo, Ulrich,

vielen Dank für diese Fundgrube.
Ich vermute, dass die englischen Texte am wenigsten von politischer Zensur betroffen waren.

Beeindruckend ist die Vielzahl von Veröffentlichungen aus 17xxff., was meine Vermutung stützt, dass sich Interessierte auch in früheren Zeiten ältere Quellen durchaus besorgen konnten, und die Grundannahmen der meisten "Klassiker" (Russeneinmarsch bis zum Rhein, Verfinsterung, Antichrist, Kirchenaufstieg, starker Monarch etc.) meiner Ansicht nach immer wieder abgeschrieben und wiederverwertet worden sind.

Ende des 19.Jahrhunderts gab es geradezu eine Euphorie in der Erforschung "okkulter Phänomene", z.B. in Island und Schweden, aber auch in Deutschland (u.a. Schrenck-Notzing), auch wenn es nicht primär um Präkognition ging.

Unter den jüngeren Spiritisten/ psychic mediums soll Gordon Higginson herausragende Fähigkeiten legendär unter Beweis gestellt haben (wie mir auch ein Augenzeuge persönlich bestätigte). Auch Leslie Flint war wohl ein entsprechend Begabter.

Es ist mir aber nicht bekannt, dass hierbei Aussagen zur Zukunft gemacht wurden, die mehr als nur eine einzige Person und deren Schicksal beschrieben haben.

Jetzt habe ich erstmal eine Zeit lang genug zu tun :-).

Beste Grüsse vom Baldur

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Lauwarme Spur

Taurec ⌂, München, Samstag, 23.01.2016, 11:07 vor 3018 Tagen @ Ulrich (1466 Aufrufe)

Hallo!

Das ist allerdings bislang nur eine lauwarme Spur, die in die Gegend eines Autors im Raum Paderborn führt.

Das ist allerdings interessant. Kannst Du das näher erläutern? Gerne auch per Email.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Irrweg

Ulrich ⌂, München-Pasing, Samstag, 23.01.2016, 20:58 vor 3018 Tagen @ Taurec (1432 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Das ist allerdings bislang nur eine lauwarme Spur, die in die Gegend eines Autors im Raum Paderborn führt.

Das ist allerdings interessant. Kannst Du das näher erläutern? Gerne auch per Email.

vermutlich führt die lauwarme Spur, die immer kälter wird, in die Irre. Trotzdem, zur Abschreckung:

Ich stolperte über die letzte Zeile in Vers 15: "Femt den Gottesstreit vors nah’ Gericht."

Mir leuchtete nicht ein, warum Martin Hingerl einen Begriff verwenden sollte, der so fremd ist, daß er sich veranlasst sieht, ihn in der zweiten Auflage mit dem Hinweis "Femt = lädt" (S. 64) zu erklären. Deshalb vermutete ich eine von ihm veränderte Vorlage, wobei ihm die Redewendung versehentlich durchrutschte. "Femen" als Verb steht in altbayerischer Mundart für "fein schneien" wie analog "nieseln" für "fein regnen".

Mir ist entgangen, daß im "Deutsches Wörterbuch" von Jacob und Wilhelm Grimm das Verb "femen" so umschrieben wird, wie von Hingerl verwendet: "2) mhd. in judicium vocare, in judicio punire, condemnare".
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&lemid=GF02958#XGF02958

Wegen der m.W. (ost-)westfälischen Herkunft des Begriffes "Fehme", "Vehme", seltener "Feme", das als Substantiv für ein Gericht steht, das ggf. auch bei Abwesenheit des Beklagten ein Urteil fällt, suchte ich nach regionalen Alternativen zur Staffelsteiner Linde und stieß auf die angeblich mehr als 1.200 Jahre alte Linde vor der "Meinolfuskapelle" bei Büren, über die die Sage erzählt: "Im Jahre 799 wurde der Sage nach der heilige Meinolf unter einer Linde von seiner Mutter Wichtrud, die auf der Flucht vor den Sachsen war, geboren. Meinolf wurde von Bischof Badurad getauft, und Karl der Große war sein Taufpate. ... Schon früh wurde an der Stelle, wo der heilige Meinolf der Sage nach geboren worden war, eine erste kleine Kapelle mit einer angebauten Klause errichtet." ( http://www.pv-bueren.de/index.php?page=427 )

Ebenfalls in Büren lebte Joseph Pape ( https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Pape ), auf den ich über seine Schrift "Das Lied von der Welt Zeiten" (1886) aufmerksam wurde, das aber, mit Ausnahme seines Titels und der Verwendung des "Baum"-Motivs (dort als Lebensbaum) keine Ähnlichkeit mit "Der alten Linde Sang von der kommenden Zeit" hat. Text: http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2054.pdf , S. 192 ff

Einzig für die Zeile "Deutschlands Elend ist der Welt Ruin" im achten Vers, zu dem Du schreibst, "Dieser Vers ist ohne bekannte Vorlage", würde sich eine eigenwillige Deutung ergeben, falls man eine Pape'sche Vorlage unterstellt, weil Pape in seiner heilsgeschichtlichen Interpretation der Weltgeschichte, als Auftakt zur Apokalypse den "Untergang des germanischen Volkes" erwartete. ( http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2055.pdf , S. 141)

Über Pape in "Joseph Pape als Theologe" von Peter Bürger:

S. 18:
Pape [als Abiturient] neige zum Schwulste, zu einer unnatürlichen Bildersprache und zu einer ungezügelten Phantasie.

S. 19:
Durch Grimme [Mundartdichter, Freund Papes] wissen wir auch um einen frühen theologischen Anreger Papes, den alten Vikarius Kracht (1809-1853, „der immer die Apokalypse und deren Auslegung von P. Holzhauser studierte, um daraus das einstmalige Erscheinen des ,großen Fürsten‘ nach Jahr und Datum festzustellen.“

S. 24:
Ein frühes Konzept des literarischen Lebenswerkes klingt in einem weiteren Brief an:
„Von meinen Extraplänen kann ich Dir nur mittheilen, daß ich beabsichtige, aus den einzelnen Jahrhunderten, seit Karl dem Großen etwa, je einen Stoff herauszugreifen und dann den Gedanken von der deutschen Einheit in Reich und Glauben darzustellen...“ (10.10.1956).

S. 146:
Ohne Zweifel muß diese Charakterisierung am Anfang stehen: Pape ist ein „politischer Theologe des Reiches“ und damit im Grunde ein später Nachfahre der Hoftheologen eines Karl des Großen.

S. 147:
Hauptmotiv der Dichtungen Joseph Papes ist es, das neue christliche Kaiserreich zu singen. In diesem Motiv liegt Papes unerschütterlicher Lebenstraum. Die einzige Enkelin wird später, 1931, über ihn schreiben: „In fast allen seinen
Werken gilt der Preis seines Liedes dem idealistischen Verständnis zwischen Kaisertum und Papsttum, und er würde sich, lebte er heute noch, wahrscheinlich trotz allem sein Ideal nicht rauben lassen.“ (Ebbers-Scheid 1931, 6).

http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2055.pdf

Allerdings gilt der Großteil der nicht veröffentlichten späten Schriften, in denen er sich fast ausschließlich mit der „politischer Theologe des Reiches“ beschäftigte, als vernichtet:

"Es erwies sich als äußerst schwierig, an die Primärliteratur heranzukommen. Schon bei Papes Tod war nur eines seiner rund dreißig gedruckten Werke noch im Buchhandel greifbar. Selbst in den Bibliotheken - einschließlich der Deutschen Bücherei in Leipzig -, die durch den wissenschaftlichen Leihverkehr miteinander verbunden sind, waren der Verfasserin nicht mehr alle Titel zugänglich, ja, einige der noch 1931 genannten Schriften) sind heute bibliographisch nicht mehr faßbar. Die Quellen mußten also anderweitig durch Nachfragen und Reisen gesucht werden. Dabei stellte es sich heraus, daß vieles ein Opfer des Zweiten Weltkrieges geworden ist. So wurde fast der gesamte Nachlaß, der 1902 nach dem frühen Tod von Papes Sohn der Akademischen Paulinischen Bibliothek der Münsteraner Universität übereignet wurde, im Bombensturm vernichtet."
Gisela Grimme-Welsch in "Joseph Pape (1831-1898)" http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/txt/wz-8971.pdf

Angesichts des dritten Verses kann es sich bestenfalls um eine Vorlage für Hingerls Text handeln, die - vielleicht - bei Joseph Pape zu finden wäre, da der von Hingerl vorgelegte Text nach 1900 verfasst wurde:
"Wireless" im Forum http://www.allmystery.de/themen/mt118352 , am 24.04.2015 um 12:17 Uhr:
"Schon in der 3. Strophe wird klar, dass das Gedicht nicht vor 1900 geschrieben worden sein kann, da die Zeile "Breiten Reif um seine Stirne wand." zeigt, dass bereits das stählerne Band, welches den Baum stabilisieren sollte, vorhanden war. Dieses wurde aber erst um 1900 dort angebracht."

Es bleibt somit bei Deiner Zusammenfassung: https://schauungen.de/forum/index.php?id=8647

Gruß,
in Erwartung der Verleihung des Lou-Famoso-Tigers,
Ulrich

Re: Zu retten an sich schon Baldur, es fragt sich nur ob noch zu unseren Lebzeiten (owT)

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Dienstag, 19.01.2016, 23:40 vor 3022 Tagen @ Baldur (1593 Aufrufe)

– kein Text –

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