Berichtigung @Taurec: Hochkulturen südlich der Sahelzone (Schauungen & Prophezeiungen)

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Sonntag, 13.12.2015, 01:06 vor 3063 Tagen (2402 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Sonntag, 13.12.2015, 01:19

Hallo Taurec!

"Aus Gründen, die zuvörderst seelisch sind, haben es die Afrikaner südlich der Sahelzone in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht geschafft, eine Hochkultur hervorzubringen. Die Lebensumstände auf dem Kontinent stehen dem nicht entgegen, die Indianer haben es unter ähnlichen klimatischern Verhältnisse in Mittel- und Südamerika auch geschafft."

In unserem Mittelalter gab es einige Hochkulturen südlich der Sahara: Neben
Äthiopien (naja sagen wir mal östlich der Sahara :-D ) das Aschantireich in Ghana,
das Königreich Kongo, das Munhumutapa-Reich. welches in Zimbabwe und Mosambique
angesiedelt war, sowie das riesige Songhai-Reich um den Nigerbogen herum.

Betrachte => hier mal die Überreste einer riesigen Burg in Zimbabwe.

In Teilen Afrikas war die => Altsüdarabische Schrift verbreitet, die nicht wie ihr Name
scheint, auf der Arabischen Schrift fußte, sondern der Phönizischen
Schrift abgeleitet wurde (auch Ge'ez genannt, also die Altsüdarabische
Schrift).

Ein Experte meint => hier vermutlich nicht zu Unrecht,
"Dass ohne äußere Einflüsse ein vollwertiges Schriftsystem entwickelt wurde,
kam in der Geschichte der Menschheit sehr selten vor.
Vielleicht nur drei- oder viermal: Ägypten und Mesopotamien
(möglicherweise nicht ohne gegenseitige Kontakte),
China, Mittelamerika."

Die Kelten und Germanen hatten doch auch keinerlei schriftlichen Aufzeichnungen,
allenfalls Runen, welche vor allem einen mythologischen Charakter hatten?
Das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" ab Karl dem Großen war doch
im Grunde genommen "unsere" "deutsche" Kultur, die dann um die
Mitte des 19.Jahrhunderts wieder verschwand bzw. in die
altbekannte Zivilisation übergegangen war.

Bloß war die Epoche der afrikanischen Hochkulturen praktisch vorbei,
als vom Norden her die ersten kolonialen Eroberer eindrangen,
bzw. vom Osten her schon viel früher die islamischen Araber,
die kaum zimperlicher vorgegangen waren gegen die Ureinwohner als
z.B. die Spanier und Portugiesen.
Die Invasoren drangen quasi ins Vakuum der zerfallenen afrikanischen
Kulturen ein, wie auch schon etwas früher die Griechen ins
zerfallene ("Neue") Ägyptische Reich eingedrungen waren.

Hmmm..., das Argument mit dem Klima: Ich zwar noch nie dort, würde aber
plädoyieren, daß die klimatischen Verhältnisse in weiten Teilen
Lateinamerikas etwas angenehmer sind und waren (mehr Flüsse,
Küstenlandschaften am Meer, Seen, also lebenswichtiges
Wasser mit sich führen, mehr Luftdurchzug) als ganz tief unten
in der mörderischen Hitze und den Wüstenlandschaften im südlichen Afrika.

Die afrikanischen Kulturen hatten also ihre Entstehungszeit, ihre Blüte,
und schließlich kam ihr Zerfall. Bloß verlief diese Entwicklung dort
etwas schneller als bei uns, die Ursache ist vllt. das überwiegend harte
und trockene Klima dort, aber wir sind inzwischen im selben Ziel
wie in Afrika und auch sonst praktisch überall auf der Welt: Es ist
vorbei mit der Kultur.

Herzliche Grüße,

Eyspfeil

Kleine Berichtigung

Wizard, Berne, Sonntag, 13.12.2015, 02:13 vor 3063 Tagen @ Eyspfeil (1974 Aufrufe)

Moin Eyspfeil

Die Kelten und Germanen hatten doch auch keinerlei schriftlichen Aufzeichnungen, allenfalls Runen, welche vor allem einen mythologischen Charakter hatten?

Die Runenschrift ist eine vollwertige Schrift, erheblich älter als heute behauptet und war alles andere als ein rein mythologisches Geschreibsel das nur Druiden vorbehalten war. Entgegen der heute immer wieder vertretenen Behauptung, welche fast ausschließlich auf die Aussagen von Tacitus beruhen, waren weder Kelten, noch Germanen Analphabeten. Allerdings sind die schriftlichen Hinterlassenschaften zum größten Teil den gleichen Weg gegangen, wie die schriftlichen Zeugnisse der Maya und anderer Völker. Von "religiösen" Spinnern als Teufelszeug der Heiden / Ungläubigen vernichtet.

Bis denne

Wizard

--
Anführer = Erster unter Gleichen, jemand der den Anderen als Vorbild DIENT, den Anderen also voran geht und nicht jemand der die Anderen voran peitscht.

Seher -keltogermanische Eigenschaft?

DcDruide, Sonntag, 13.12.2015, 05:56 vor 3063 Tagen @ Wizard (1984 Aufrufe)

Servus,

ich wollte schon ein paar Tage einen Beitrag dazu verfassen und hänge ihn einfach mal hier an diesen an. Ich denke es passt in etwa dazu.

Taurec hat vor längerer Zeit im DGF dazu eine Antwort geschrieben und die o.g. Hypothese aufgestellt.
Leider existieren aus dieser Zeit kaum noch Aufzeichnungen- gut in der Antike schrieben Poseidonios und Caesar über die Kelten. Aber zu erwarten, dass da etwas wesentliches enthalten ist....
Das bedeutet im Grunde dass die Keltenforschung und Historie auf ganz wenigen Indizien beruht. Egal ob Birkhan, Zimmer, Krause- die Quellenlage ist sehr dünn und oft römischer Natur.

Soweit ich in Erfahrung bringen konnte sprach man den Druiden neben der spiritistischer Funktion für den Stamm auch Seher-Eigenschaften zu.
Es wurde wenig für die Nachwelt hinterlassen, sondern ging immer von Generation zu Generation- vermutlich wussten sie warum.

Zum Einen wäre meine Frage, was Ihr darüber denkt und ob man "Überläufer" dann benutzt hat um die Kelten u.a. zu unterwerfen. Das hätte ja einen unbetreitbaren Vorteil verschafft.
Und das Rad weiter zu spinnen ob im Teuroburger Wald Verrat im Spiel war, weil der Druide nicht mehr funktionieren wollte....

Grüße
DcD

Seherinnen und mehr

chaosad, Sonntag, 13.12.2015, 12:13 vor 3063 Tagen @ DcDruide (1931 Aufrufe)

Hallo McDruide,

vielleicht interessiert dich das: Nach Rudolf Simek (Lexikon der germanischen Mythologie) wurden bei den Germanen insbesondere den Frauen prophetische Gaben zugetraut und manche der Frauen wurden ausdrücklich als Wahrsagerinnen verehrt. Simek erwähnt in diesem Zusammenhang unter anderem Tacitus, der berichtet in Germ8: "Die Germanen glauben sogar, daß (sic!) den Frauen etwas Heiliges und Seherisches innenwohne". Er führt die Seherinnen Veleda und Albruna an. Strabo schreibt von alten Frauen in weißen Gewändern, die mit dem Heer mitzogen und aus dem Blut der Gefangenen die Zukunft weissagten.
Bernhard Maier unterscheidet in "Die Religion der Germanen" zwischen einer passiven Art der Wahrsagung, bei der die Deutung von Vorzeichen, "die sich von selbst einstellten und nicht willentlich herbeigeführt wurden". Beispiele: Germanische Seherinnen beobacheten die Strudel der Flüsse und aus den Wirbeln der Strömung und ihrem Tosen zogen sie Rückschlüsse auf den geeigneten Zeitpunkt für eine Schlacht (Caesar 19). Auch die Tierbeobachtung war ein wichtiges Thema: Vogelflug, Art der Vogelstimmen spielten eine Rolle, des weiteren wurden die Ahnungen und Warnungen von Pferden erkundet für die Zeichendeutung. Eine weitere wichtige Rolle spielt neben der Beobachtung von Vorzeichen die Losbefragung anhand von Zweigen.
Jetzt wird es ein bisschen unappetitlich: Die Seherinnen schlitzten offenbar auch die Kehlen oder Leiber von Gefangenen auf und sagten anhand des Blutes und der Art und Weise, wie die Eingeweide aus dem Leib quollen, die Zukunft voraus (S. 77ff). Das dürften dann wohl die herbeigeführten, aktiven Aspekte der Weissagung sein.

Dann fällt mir noch ein, dass beispielsweise in der Saga von Egil Skalla-Grimsson (Isländer Sagas Teil 1 von Klaus Böldl) und auch in anderen Sagas immer wieder der sogenannte "Hausspieß" erwähnt wird. Dieser beginnt vorausschauend zu zittern, sobald sich für die Sippe ein Unheil anbahnt. Leider konnte ich bei meinen Recherchen nichts zu diesen Hausspießen finden, außer kulinarische Angeboter diverser Gaststätten ;-) .

Zu den Kelten kann ich folgende Informationen liefern:
 Auf der Insel Sena wird ein spezifisch weiblicher Kultverband überliefert. Dort gab es eine Orakelstelle, der neun ewige Jungfrauen dienten.
 Auch von Strabon wird Ähnliches überliefert, er vergleicht die Bewohnerinnen einer Insel an der Loire-Mündung mit den Bacchantinnen des Dionysos (Quelle Uni-Vorlesung).
Achja, und die "Vates" wären noch keltische Seher. Da kann man bei Wikipedia nachlesen, mehr weiß ich da auch nicht.

Noch etwas zu den Germanien: die Fylgien ("Folgegeister"). Sie sind vom Leib losgelöste Seelenwesen, welche nur im Traum oder von seherisch begabten Menschen wahrgenommen werden konnten. Sie erscheinen in Frauen- oder Tiergestalt, sind aber eine Art Doppelgänger des Menschen, die statt seiner agieren oder als ominöse Vorzeichen auftreten können (Quelle Simek, wie oben, S. 122f).

Mir scheint, dass Prophetie und Weissagung fix in das Leben von Kelten und Germanen eingeflochten waren und Menschen mit derlei Fähigkeiten einen Sonderstatus innerhalb der Gesellschaft hatten, und keineswegs an den Rand gedrängt waren. Vielleicht erfüllten sie eine Art "Nachrichtendienst"?

Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen und es war auch etwas Neues für dich dabei.

Gruß Christi

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Antike Religionen

Taurec ⌂, München, Sonntag, 13.12.2015, 12:59 vor 3063 Tagen @ chaosad (1843 Aufrufe)

Hallo!

So wie es die Römer beschreiben und wie es wohl tatsächlich war, scheint es allerdings nicht grundverschieden gewesen zu sein von der römischen Religion. Es gab "haruspices" (Eingeweideschauer) aus "auspices" (Vogelschauer) und nicht zuletzt die Vestalinnen, die ursprünglich womöglich einen ähnlichen Rang hatten wie die besagten germanischen Frauen. Darüber hinaus Orakel, Sibyllen.

Das Ganze ist "indogermanisch" und hat einen in grauer Stammesvorzeit liegenden gemeinsamen Ursprung, der sich auch sprachlich an der Verwandtschaft des Lateinischen mit germanischen Sprachen zeigt oder an der Ähnlichkeit der Mythologien und des Götterpantheons.

Wievel echte Hellseherei da stattfand, läßt sich schlecht sagen. Zumindest bei den Römern handelte es sich um Ämter, die womöglich besetzt wurden, auch wenn gar kein entsprechend Begabter zur Verfügung stand (kennen wir ja aus unserem eigenen Staatswesen :lol3: ). Die Rituale wurden rechtmäßig durchgeführt und dann irgendwie gedeutet.

Bei Kelten und Germanen (und den Ur-Römern), die intellektuell weniger verstellt und verhärtet waren, die noch urtümlicher (auf "c") waren und weniger institutionalisiert, waren begabte Personen vielleicht häufiger und wurden an ihnen gemäße Positionen befördert.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Schein und Sein

Wizard, Berne, Sonntag, 13.12.2015, 20:22 vor 3062 Tagen @ Taurec (1721 Aufrufe)

Moin Taurec

So wie es die Römer beschreiben und wie es wohl tatsächlich war ...

Die römischen Beschreibungen anderer Kulturen, insbesondere jene, die man quasi als zu unterwerfende Feinde betrachtet hat, ist in etwa die gleiche wie so ziemlich überall auf der Welt in solchen Fällen. Überspitzt ausgedrückt etwa der Selbe Stellenwert und Wahrheitsgehalt, als würde man hierzulande eine Dumpfglatze mit IQ 60 - 80 eine Abhandlung über die türkische Kultur schreiben lassen. Um so schlimmer noch, dass dieser Nonsens hierzulande als unumstößliche Geschichtsschreibung laufend heruntergebetet wird.

Bis denne

Wizard

--
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Ekstasetechniken

WielandSchmied, Dienstag, 15.12.2015, 14:10 vor 3061 Tagen @ Taurec (1624 Aufrufe)

Hallo Taurec!

Eine Anmerkung dazu. Mircea Eliade (Schamanismus und archaische Ekstasetechnik) hat sich vorwiegend mit den Stämmen in Sibirien und des Altaigebirges befasst. Und bei diesen kamen alle Formen vor. Institutionalisierung, wie bei den Römern, erbliches Schamanentum und auch die Ernennung von entsprechend Begabten. Wobei ich davon ausgehe, dass jeder Mensch sich in Trance versetzen kann. Manche sind dafür mehr begabt als andere. Es ist, wie alles andere, dass mit Menschen zu tun hat ein Lernprozess. Meine Frau arbeitet unter anderem im therapeutischen Kontext auch mit Hypnose. Manche ihrer Klienten sind Naturtalente. Bei anderen braucht es mehrere Sitzungen zur Vorbereitung bis eine somnambule Trance induziert werden kann.

Liebe Grüße
Wieland

Korrektur

chaosad, Sonntag, 13.12.2015, 17:02 vor 3063 Tagen @ chaosad (1771 Aufrufe)

Hallo!

Hier eine kurze Korrektur und Ergänzung zum Hauspieß (für die, die es interessiert):

Der Hauspieß dürfte in etwa der Hellebarde entsprechen (Böldl).

Ich fand nun besagte Stelle in dem oben genannten Buch. Im Hauspieß singt es laut, offenbar bei einem sich ankündigen Kampf. Es scheint so, als ob der Spieß mit seinem Besitzer in Verbindung stehen und dessen "Kampfbereitschaft" oder "Rage" wie eine Antenne empfangen würde? Interessanter Weise kann auch die Mutter des Besitzers das Singen des Spießes hören.

Hier eine kurze Lesekostprobe aus dem Buch. Die Stelle stammt aus der Saga von Brennu-Njal aus oben genanntem Buch:

[image]

Das war's schon, liebe Grüße

Christi

Alarmanlage

throne, Sonntag, 13.12.2015, 19:37 vor 3063 Tagen @ chaosad (1742 Aufrufe)

Hallo!

Damals, als es auf der Erde noch ruhig zuging...
...konnte eine aus der Ferne im Gallop daherreitende Meute schon die Erde beben lassen.
Lange bevor diese zu sehen war erzitterte der Hausspieß.

Wie wär´s damit?

Gruß, throne

Waffen und Zauber

chaosad, Montag, 14.12.2015, 17:31 vor 3062 Tagen @ throne (1816 Aufrufe)

Hallo throne,
deine Theorie stocherte mich richtig an, den Spieß in der Saga von „Brennu-Njáll“ nochmals genauer zu untersuchen. Da ich die Formulierung „der Hauspieß zittert“ jetzt in keiner Passage mehr gefunden habe, nehme ich an, dass ich das „Singen des Spießes“ fälschlicher Weise mit der Vibration einer schwindenden Metallklinge in Verbindung brachte. Hier wird also Folgendes berichtet:

Ein Mann, Hallgrim, besitzt einen Hauspieß, den er so hat verzaubern lassen, dass ihn keine andere Waffe töten kann außer diesem Spieß. Zu dem Zauber gehört auch, dass man hört, wann der Spieß tödlich treffen wird, denn dann singt es vorher laut in ihm, soviel magische Kraft wohnt ihm inne. In einem Kampf wird Hallgrim von Gunnar getötet, seitdem trägt Gunnar den Spieß stets bei sich. Bei diversen Kämpfen stellt sich der Hauspieß stets als beste und oft rettende Waffe heraus.
Weiters wird erzählt, als Gunnar und seine Männer an der Rangá aufwärts ritten, sich der Hauspieß auf einmal mit viel Blut färbte. Ein Begleiter fragte, was das zu bedeuten habe. Gunnar antwortete, ähnliche Ereignisse würden in anderen Ländern Blutregen genannt, und würden große Schlachten ankündigen.
Viele Kämpfe später wird Gunnar von einer Übermacht von Angreifern besiegt und getötet. Der Spieß stand ihm bis zum Schluss treu zur Seite, allein die Rachsucht seiner Ehefrau ließ ihn scheitern.
In weiterer Folge möchte Gunnars Sohn den Tod seines Vaters rächen. Der Spieß wird von der Wand genommen, und es singt in ihm. Gunnars Mutter fährt auf und fragt wütend, wer sich da an dem Spieß vergreift, sie habe doch allen verboten, ihn anzufassen. Der Sohn antwortet, er wolle ihn seinem Vater bringen, damit er ihn mit nach Walhall nimmt und in der Schlacht dort einsetzen kann. Darauf entgegnet sie: "Vorhin wirst du ihn selbst einsetzen und deinen Vater rächen, denn der Spieß kündet den Tod eines oder mehrerer Menschen an."
Soviel zum Hauspieß in der „Brennu-Njáll“ Saga.

Eine weitere Saga, in der der Hauspieß vorkommt, ist die „Erzählung von Gold-Ása und Þórð“. Auch hier sind Zauber und Rache im Spiel.
Hákon wollte sich an Þórleif für erlittenen „(…) Schmähungen rächen, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme, und bat seine Vertrauten, Þórgerð Hörgabrúð und ihre Schwester Irpa, den Zauber auszuführen, der Þórleif auf Island vernichten sollte. Er bringt ihnen große Opfer dar und fragte sie nach der Zukunft. Als er das zu hören bekam, was ihm günstig erschien, ließ er ein Stück Treibholz holen und daruas eine hölzene Figur schnitzen. Unter Zauberei und Beschwörungen des Jarls und Wahrsagerei und mit Hilfe der dämonischen Natur der Schwestern ließ er einen Mann töten und ihm das Herz herausschneiden und in den Holzmann einsetzen. Anschließend kleideten sie ihn an und gaben ihm einen Namen und nannten ihn Þórgarð. Sie flößten ihm mit Hilfe großer teuflischer Macht magische Kräfte ein, so dass er umhergehen und mit Menschen reden konnte.
Daruafhin brachten sie Þórgarð auf ein Schiff und schickten ihn mit dem Auftrag nach Island, Þórleif den Jralskalden zu töten. Hákongab ihm einen Hauspieß mit, den er aus dem Tempel der beiden Schwestern genommen und den Hörgi früher besessen hatte
“ (Isländer Sagas 4, Böldl).

In „Die bekehrung des norwegischen stammes zum christenthume: in ihrem geschichtlichen verlaufe quellenmässig geschildert“ (1856) von Dr. Konrad Maurer steht Folgendes zum Hausspieß:
In der Sturlunga Saga waren „Leute in die See hinausgerudert; die sahen Feuer in der See dem Meere zu, und kurz darauf sehen sie Blut auf ihren Kleider, und wußten nicht woher es gekommen war; Blut sah man weit herum, wo die Leute keinen Grund davon wußten. Thorbjörn hieß ein Mann, er war des Magnus Sohn, (…), er ging aus des Nachts vor der Ambrosiusmesse den Winter voher als Rafn starb (d.h. am 3. April 1212); er sah in Südost in der Luft, wie ein Feuer von Südost gegen Westen fuhr, und hinter dem Feuer sah er einen Mann reiten auf einem weißen Pferde, auf einem Standsattel; er hatte einen weißen Schild, eine Helm auf dem Kopfe und eine großen Hauspieß in der Hand, und er legte den Spieß vor, dem Pferde zwischen die Ohen, und er sah daß der Spieß weiter vor reichte als das Pferd, und ebenso zurück." (S. 404)

Altnordisches Leben. Dr. Karl Weinhold (1856): Im 2. Abschnitt Nahrung, Kleidung, Schmuck, Waffen, Wohnung ist zu lesen:
(…)der Hauspiess (höggspiot) dessen Eisen breiter und länger und darum zum Hieb geschickt war, den man aber nicht, wie geschehen ist, mit dem Schwerte für eins halten darf (…). Dagegen bezeichnen höggspiot und kesja dieselbe Spiessart. Die kesja wird und in der Egilsaga (…) genau beschrieben; es heisst dort: ‚Thorolf hatte eine kesja, deren Eisen (fiödr) zwei Ellen lang war un in einen viereckigen Stachel (broddr ferstrendr) endigte; oben war das Stecheisen breit Die Tülle (flar) war lang und stark un ein Eisenstab gieng hindurch; der ganze Schaft war mit Eisen beschlagen und sehr dich, nicht höher als dass man mit der Hand die Tülle erreichen konnte.‘“. (S. 194)

Ende der kleinen Waffenkunde.

So wie es scheint, ist der Hauspieß eine Waffe des nordischen Altertums wie jede andere, allerdings hat er, sofern verzaubert, besondere Eigenschaften. Offenbar bestand ja die Vorstellung, dass Gebrauchsgegenständen durch die Anwendung von Runenzaubern magische Eigenschaften verliehen werden konnten. In der Edda steht in den Runenlehren im Abschnitt E erster Absatz dazu Folgendes:

Siegrunen lerne,
willst du Sieg haben!
Auf den Schwertknauf
Schneide sie,
auf die Blutrinne
und des Rückens Breite
und ruf zweimal Tyr!

Die Runen, welche Odin ja im Verlauf seines Selbstopfers ersann, stellen eine Verbindung zwischen dem (Alltagsleben der) Menschen und dem Göttlichen her. Da von Odin gegeben, stellen sie ein legitimes Mittel zur Kontaktaufnahme mit dem Übersinnlichen dar mit dem Zweck, das eigene Schicksal zu beeinflussen und die Zukunft in die gewünschte Richtung zu lenken. Aber wahrscheinlich hatten sie nicht nur rituellen Charakter, sondern waren auch auf andere Art und Weise „alltagstauglich“?
Warum dieser Beitrag so ausschweifend wurde, liegt auch daran, dass ich die Textstellen, in denen der „Blutregen“ als auch uns bekanntes Omen beschrieben wird, nicht vorenthalten wollte. Auch das Feuer, das durch den Himmel fährt, fand ich interessant (obwohl Island und Feuer - ist ja erst nicht soo außergewöhnlich…).

Grüße Christi

PS: Als Alarmanlage fungiert in der Brennu-Njáll Saga übrigens ein Hund namens Sam, den Gunnar als sein Ziehkind bezeichnet.

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Hochkultur

BBouvier @, Sonntag, 13.12.2015, 11:59 vor 3063 Tagen @ Eyspfeil (1972 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Sonntag, 13.12.2015, 12:15

Hallo, Eyspfeil!

Hochkultur definiert sich durch folgende Merkmale:
=>
- geplante Landwirtschaft
(Bewässerung, Vorratshaltung, Handel)
- die Existenz von Städten,
die Mittelpunkte von Handel und Herrschaft bilden
(fruchtbare Lage, Handels­knoten, militärische Sicherheit, Organisations­einheit)
- die Gesellschaft organisiert sich politisch mit einem zentralisierten Verwaltungssystem
(Planung, Hierarchie, organisiertes Regierungs-, Rechts- und
Verwaltungssystem und ein schlagkräftiges Militärwesen)
- Arbeitsteilung, Gesellschaftsklassen mit Spezialisierung,
Berufssoldaten, Schrift
(Handel, Planung)
- anspruchsvolle künstlerische Leistungen
(Schriftkultur, Musik, bildende Kunst, Architektur)
- die Entwicklung von Wissenschaften
- ausgebaute Religion
(z. B. mit einem funktional differenzierten Götterpantheon oder einem Monotheismus)
- durch Sprache, Kultur und Religion bildet sich ein gemeinsames Denken und Fühlen
- einheitliches Kalendersystem
......................................

<"Bloß war die Epoche der afrikanischen Hochkulturen praktisch vorbei,
als vom Norden her die ersten kolonialen Eroberer eindrangen
.">

Nööö...obgleich die dort glatt um die 5.000 Jahre Zeit hatten (!),
haben sie nie eine gebacken bekommen...wie auch immer...
auch nicht die Ureinwohner Nordamerikas, beispielsweise:
Siehe die Merkmale oben!
Allein eine "Burg" in Zimbawe ist doch nicht = Hochkultur.

Grüße!
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

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Kulturstufen

Taurec ⌂, München, Sonntag, 13.12.2015, 12:15 vor 3063 Tagen @ Eyspfeil (1967 Aufrufe)

Hallo!

Meine Aussage bedarf wohl einer Eläuterung.

"Aus Gründen, die zuvörderst seelisch sind, haben es die Afrikaner südlich der Sahelzone in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht geschafft, eine Hochkultur hervorzubringen. Die Lebensumstände auf dem Kontinent stehen dem nicht entgegen, die Indianer haben es unter ähnlichen klimatischern Verhältnisse in Mittel- und Südamerika auch geschafft."

Bei der Aussage (wie eigentlich immer, wenn ich über Hochkulturen schreibe) habe ich mich an Spengler orientiert.
Der kennt nur acht Hochkulturen, die bei ihm allesamt Stadtkulturen sind. Ohne ein ausgeprägtes Stadtwesen keine "Hochkultur". Damit verbunden strenke funktional-hierarchische Gliederung: Adel, Kriegertum, Priestertum, Gelehrte, Kunst, Philosophie, Wissenschaft, Architektur, Bibliotheken und schriftliche Hinterlassenschaften, selbst wenn nur in Stein gemeißelt.

Was die da in Zimbabwe, Kongo usw. gemacht haben, ähnelt allenfalls der Stufe der Germanen und Kelten in der Antike mit befestigten "Großdörfern".

Hätte es dort eine oder mehrere Hochkulturen im spenglerschen Sinne gegeben, die ihre Zyklen vollendet hätten, wäre Afrika von gewaltigen Ruinenstädten (Großstädten wie am Nil oder noch heute im mexikanischen Urwald) und weitläufigen, verbindenden Straßennetzen überzogen, die sich zumindest per Luftbildarchäologie aus der umgebenden Wildnis absondern ließen.

Stadt dessen schicken mir die Leute als "Beweis" für "Hochkultur" (wobei sie den Begriff willkürlich ganz anders auffassen als ich):

  • Koutammakou - eine Ansammlung von Lehmhütten
  • Kasubi Tombs - ein Grabmal sehr neuen Datums, bestehend aus Strohhütten
  • Ambohimanga - der Sitz der Könige der Merina (die übrigens aus Südostasien stammen)
  • Das Königreich Kongo mit der Hauptstadt "M’banza Kongo". Zugegebenermaßen interessant. Es fragt sich allerdings, was die westlichen Autoren als "Königreich" und "Stadt" bezeichnen und was es tatsächlich war. Eine ausgeprägte Stadtkultur oder eine Stammeskultur mit befestigten Oppida als Vorstufe, die nie zum Durchbruch kam?

Spengler gliedert in seinem Spätwerk die Entwicklung des Menschen in vierschiedene Kulturstufen, die er einfach durchbuchstabiert:

  • a - Der "Urmensch", wahrscheinlich noch nich mal sprachfertig.
  • b - Jäger, Sammler, Nomaden
  • c - ländliche Kultur, Bauerntum, Stammeskultur
  • d - "Hochkultur"/"Stadtkultur"

Der Clou: In einer bestimmten Kulturstufe, gehören nur die wenigsten derselben an. In einer "Hochkultur" sind immer noch die meisten bäuerliche "c-Menschen", die Minderheit lebt in den (relativ zu heute) kleinen Städten.
Auf der c-Stufe gibt es immer noch eine Reihe hochmobiler Stämme.
Im heutigen Europa, in dem die Städte ihre kompakte Hochkulturform verloren haben und ins Land wuchern, im Laufe des Abstiegs Formlosikeit und Verwilderung der Sitten zunehmen, sind die meisten Menschen "c-Menschen", die aber von ihrer Scholle gerissen wurden. Manche Weltstadtnomaden, die z. B. für Projektarbeiten alle paar Monate die Stadt wechseln, nehmen sogar wieder b-Eigenschaften an. Nicht seßhafte Sammler, allerdings mit Einkaufswägen bewaffnet. ;-) Die "d-Menschen" werden indes immer weniger und verlieren sich in der Masse, verwildern schließlich selbst.

Kultur, vor allem Hochkultur ist stets eine äußerst elitäre Angelegenheit weniger nur, die von oben herab formgebend ihre Mitmenschen ein Stück des Weges mitreißen. Hochkultur enthält immer das Element des "Aufstands gegen die Natur". Es ist ein aus tieferen Schichten kommender Impuls, sich über den gegenwärtigen Zustand hinauszuentwickeln. Wie jede Kraftanstrengung muß auch diese irgendwann nachlassen. Zudem bedingt ein Aufstand gegen die Natur (vor allem gegen die eigene) einen Aufstand gegen die Naturgesetze und gegen seinen Gott. Es erinnert an den gefallenen Engel, der trotzig "sein eigenes Ding" durchziehen will. Der Mensch kann die ihm gesetzten Grenzen aber nicht dauerhaft überschreiten, weswegen bislang alle Hochkulturen wieder zusammengebrochen sind. Das ist die Tragik in der Menschheitsgeschichte. Uns ist ein Streben eingepflanzt, mit dem wir immer wieder gegen die Wand laufen, vielleicht bis ein irgendwie gearteter Durchbruch erzielt wird oder die Spezies an sich einen "Evolutionsschub" macht...

Mit "Hochkultur" ist nicht durchaus eine Verbesserung erreicht. Im Gegenteil: Es bleiben am Ende stets verwüstete und enleerte Landschaften zurück. Die Frage ist: wie vital ist die Lebenshaltung, die man pflegt? Da scheint "c" sehr viel beständiger gewesen zu sein als die zwar bewundernswerten, aber fehlschlagenden "d-Versuche".

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

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Sprache & Schrift

Leserzuschrift @, Montag, 14.12.2015, 08:17 vor 3062 Tagen @ Eyspfeil (1870 Aufrufe)

Nur mal so am Rande…


… und weil es hier am besten passt.
Es scheint mir im Zusammenhang mit der „Kulturstufendiskussion“ des Anmerkens wert, dass Kommunikationsmittel, wie die Sprache immer und ohne weiteres an der Quelle „ererbt“ sind und eher Nebenprodukt und Hilfsmittel, denn Triebkraft der jeweiligen kulturellen Entwicklung.

Die Sprache wurde zwar im Laufe ihrer Entwicklung Ausdruck aber nicht zwingend Maßstab (dicke des jeweiligen Wortschatzbuches) der jeweils erreichten Kulturstufe. Die Sprachen entstanden nicht einfach so oder wurden erfunden. Sondern sie wurden immer erlernt. Im Verlaufe der Zeit wurde sie an die jeweiligen gesellschaftlichen Notwendigkeiten und kulturellen Bedingungen angepasst. Der sich herausbildende Wortschatz hat schließlich nur mit der Entwicklungsgeschwindigkeit und den zu lösenden Problemen der jeweiligen Gesellschaft zu tun. Und die ist nie konstant, sondern strebt zunächst von einem niedrigen Niveau aus nach einem Maximum um schließlich unterzugehen. Dabei nimmt sie einen großen Teil ihres Selbstverständnisses und ihrer Sprache mit, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen.
Maßstab wird die Sprache erst bei ihrem Untergang in einer Phase, in der Kultur und Sprache gleichermaßen immer mehr verkommen. Leider.
Es ist also nicht verwunderlich, dass aus uralten Zeiten nur Fixiertes gibt, was in Stein gemeißelt oder in Gold gegossen wurde.
Und da beginnt das Dilemma.

Wir wissen, dass es nirgendwo auf der Welt eine vollständig ausgebildete phonetische Schriftsprache gibt, erwarten diese aber ernsthaft von unseren Vorfahren.
Das die Gesellschaft, die im Stande ist/war, sich unter ungünstigen Bedingungen durchzusetzen und dann im Laufe ihrer Entwicklung Vorsprung gewinnt, liegt auf der Hand. Das schlägt sich notwendiger Weise in ihren Fähigkeiten, ihrer Kultur und ihrer Sprache nieder. Eine Schriftsprache ist für die Entwicklung keine zwingende Voraussetzung, sondern verstärkendes und beschleunigendes Element, das seine Fortsetzung durch die allgemeine Alphabetisierung findet.

Die „Sprache“ hat sich aus dem Dualismus der Natur und des Weltgeschehens entwickeln müssen, indem zum Beispiel ein Ausdruck für „satt“ (Wau) oder „hungrig“ (WauWauWau) in der Kommunikation von Gesellschaftswesen gefunden wurde. Das war zunächst ausreichend und verständlich und konnte ebenso einfach dargestellt werden. Für ein zweckmäßiges Verhalten bei Tag-Nacht, Sommer-Winter, Flucht-Verharren usw. gilt dies gleicher Maßen.
Verhaltensweisen sind deshalb immer erlernt.

Lediglich die Lernfähigkeit ist ererbt.
Der Lernprozess reduziert sich grundsätzlich auf das Ergebnis des Vergleichs für „Richtig“ (wahr) oder „Falsch“ (für die Negation von wahr) oder ahmt Erfahrungen nach und bewertet im gleichen Sinne, wenn eine Entscheidung (noch) nicht relevant ist. Das war schon lange Grundlage vor der Schwelle des Beginns jeglicher Entwicklung von Zivilisation überhaupt.

Die Zweckmäßigkeit Beobachtungen außerhalb des Kopfes aufzubewahren liegt an dem Schutzmechanismus des Gehirns nur eine bestimmte Informationsmenge pro Zeiteinheit zuzulassen und zu verarbeiten. Dieser Mechanismus führt zu einer eingeschränkten und oberflächlichen Synapsenverschaltung, die in endlicher Zeit rückführbar ist und dadurch eine ununterbrochene Reizfortleitung beschränkt. Zusätzlich erfolgt noch eine Selektion aus der Informationenmenge. Diese Selektion kann jedoch teilweise willentlich gesteuert werden. Sie spricht überwiegend „innere Resonatoren“ an (Interesse) oder löst gar Resonanzen (Bauchgefühl) aus. Ansonsten bleiben die Synapsenverschaltungen instabil und man vergisst die Information.
Die ständig zunehmende Menge der Informationen und die genetisch bedingte eingeschränkte Merk- und Lernfähigkeit bedurfte also schon sehr zeitig, einer natürlichen Möglichkeit zur Auslagerung von Informationen. Man konnte sich schon in der Frühzeit des Menschen nicht alles merken .

Die Erfahrung Informationen aufzuheben, erwies sich nämlich als vorteilhaft. Zum Beispiel für die Orientierung. Das konnten von der Umgebung unterscheidbare Merkzeichen sein oder vielleicht drei gleiche Steine an markanter Stelle abgelegt oder besondere Bäume oder ähnliches sein. Das waren Markierungen mit einem gewollten, herausgehobenen Informationsgehalt.

Später diente zu dem gleichen Zweck und noch lange vor der Schrift die bildliche Darstellung (s. a. Höhlenmalerei, Skulpturen, Schnitzerei). Natürlich war dies sehr aufwändig. Aber Höhlenmalerei als steinzeitliche Kunst zu interpretieren, halte ich dennoch für sehr weit hergeholt. Kunst entsteht erst dann, wenn alle anderen Bedürfnisse befriedigt sind und sich dafür auch ein Bedarf herausstellt. Die Uralten hatten damals andere Sorgen. Wer Gelegenheit hatte, solche Bilder mal im Original anzuschauen, weiß was ich meine.

Es fällt dann nicht schwer die Entstehung von Piktogrammen und Symbolen in die gleiche Zeit zu verorten. Diese sind trotz Einfachheit dennoch allgemeinverständlich und unterscheiden sich nur in Nuancen. Es gibt sie weltweit und nicht nur in Höhlen. Interessanterweise begreift schon jedes Kleinkind diese Symbolik und merkt sich derartige Informationen. Dies bedarf also keiner besonderen kulturellen Entwicklungsstufe oder herausragender Denkleistung.

Die weitere Entwicklung der Wahrnehmung erforderte erst wesentlich später „Zwischenstufen“ bezeichnen zu müssen und immer weiter zu verfeinern. Also beispielsweise Farbnuancen zu beschreiben oder die Dämmerung, den Frühling, eine Krankheit usw. Dies geht einher mit der Notwendigkeit, Beobachtungen präzise ausdrücken zu müssen. Erst ab da dürfte die Symbolik nicht mehr ausreichend gewesen sein und erst ab wurde eine Ergänzung und Erweiterung notwendig.

Informationen auf bis dato übliche Weise darzustellen, war also wegen der Beschränktheit der Mittel problematisch geworden. Vielmehr ließ sich die gleiche ausgelagerte Information darstellen mit Strich (waagerecht), Stab (senkrecht), Kreis (Wiederholung) und nach und nach ergänzt durch Teile und Kombinationen davon wie Plus, Kreuz, Halbkreis, Spirale, Haken, Welle, Punkt.
Ab da war jedwede Information durch die Aneinanderreihung dieser Grundelemente darstellbar. Daraus die enthaltene Information abzuleiten schaffte ein jeder, der sie erlernt hatte. Dies bedeutete jedoch einen Sprung in der Entwicklung der jeweiligen Gesellschaft – vergleichbar etwa mit der Erfindung der Null und differenzierte erstmals deren Mitglieder zusätzlich nach Wissensstand und nicht mehr allein nach Klugheit und Gewandtheit.

Man sollte heute also gar nicht erwarten können, dass es komplette oder komplexe Überlieferungen aus diesen Zeiten gibt, auch wenn die seinerzeit mit der Symbolik verknüpften Informationen damals für jedermann erreichbar und verständlich waren. Unsere moderne Interpretation dürfte unter diesen Umständen ein ganzes Stück daneben liegen. Die sumerischen Keilschrifttafeln sind dafür beispielhaft.

Ich denke, wir sollten an anderen Stellen graben. Im nachgelassenen Schriftgut wird eher nichts Erhellendes zu finden sein. Mythen und Sagen beinhalten oft nur nebulöse Darstellungen von realen Geschehnissen. Manchmal sind sie aber sehr klar und logisch, besonders in der germanischen Mythologie, die sich in von christlichen Historikern aufgezeichnete altnordische Literatur (Island, Norwegen) wiederfindet.
Nur sollte man sich hüten solche Kommentare, wie die des dänischen Historikers Saxo Grammaticus und des Chronisten Adam von Bremen, die vor tausend Jahren lebten für bare Münze zu nehmen. Die hatten bei aller Sorgfalt auch keine Ahnung, wie Menschen in vorhistorischer Zeit tatsächlich tickten und wir heute haben keine Ahnung von der Denkweise der einen, noch der anderen.

Über den Verbleib der Asen und deren Impulse für die Entwicklungen im keltisch-germanischen Raum bis hin zu den Wikingern ist hoch interessant, wenn man die annähernd zeitgleichen Erscheinungen in Asien (China, Indien) Südamerika (Peru, Mexiko) und Afrika (Ägypten, Niger, Äthiopien) nebeneinander stellt. Und da gibt es nicht nur überall Pyramiden sondern eben auch ……… Unglaubliches.

Ursachenforschung ist gut, um nachfolgende Wirkungen zu verstehen. An den Ursachen ist nichts mehr veränderbar, wenn die Wirkung bereits eingetreten ist. Natürlich muss das Ergebnis gegebenenfalls korrigiert und verändert werden, wenn es erkennbar ursächlich für eine nichtgewollte Folgewirkung wird.
Jegliche Energie ist ausschließlich in diesem Sinne einzusetzen, denn es gibt eine göttliche Regieführung, aber kein Schicksal, dem sich das Individuum willen- und tatenlos unterzuordnen hat.
Nichthandeln ist keine Alternative!
Heute mehr, denn je…

Alle Gute wünscht
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Göttliche Regieführung

rauhnacht, Montag, 14.12.2015, 21:27 vor 3061 Tagen @ Leserzuschrift (1788 Aufrufe)

Hallo,

Jegliche Energie ist ausschließlich in diesem Sinne einzusetzen, denn es gibt eine göttliche Regieführung, aber kein Schicksal, dem sich das Individuum willen- und tatenlos unterzuordnen hat.
Nichthandeln ist keine Alternative!
Heute mehr, denn je…

Weil die Ursachen seeehr viel weitreichender sind, wie das Brimborium an der Oberfläche, sollte man, wie ich meine, zuhören.

Geduld

Ruhig, nur ruhig, wispert der Wind,
das irre Treiben der Blätter ist Mein.
Misch Du, Menschlein, Dich da nicht ein.

Bald schon werd ich zum Orkan erwachsen.
Heb nur ein Bein, schon hab ich Dein Sein.
Was da nicht fest steht, wird fortgerissen
und geht ein in meinen Totenreigen.

Und mit Bedacht, schärfe Deinen Geist!

Ruhig, nur ruhig, tröpfelt das Wasser,
vergiftete Quellen aller Orten.
Trink nicht davon und halte mich rein,
ansonsten werd ich Dir die Gedärme verbrennen.

Bald schon werd ich zur reißenden Flut,
hast Du Dich dann in Niederungen begeben.
Reiß ich Dich fort,
in meinen Strudel.

Und mit Bedacht, schärfe Dein Gemüt!

Ruhig, nur ruhig summt die Erde,
heilig bin ich und alles, was auf mir wandelt.
Tollheit missbraucht mein Sein.
Schrill kreischen manche Menschen ihr schauriges Lied.

Bald schon werd ich darüber erschauern,
Verstehst Du nicht mit mir zu singen,
zerschlag ich all Deine Mauern
und deck Dich zu.

Und mit Bedacht, stimme Deinen Bogen!

Ruhig, nur ruhig zischelt das Flämmchen.
Wärm Dich, aber verbrenn Dir nicht die Pfoten.
Kommst Du zu nah,
wirst Du zur gleißenden Lohe,
vorschnell verbrannt, als Zunder missbraucht.

Bald schon werd ich als Feuer tosen.
Was meine Hitze übersteht,
begann gestern schon sein Schicksal zu losen.

Und mit Bedacht, hüte Dein Feuer!

Liebe Grüße

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