Buch: Prophezeiungen Alter Aberglaube oder neue Wahrheit (Frau von Ferriem) (Schauungen & Prophezeiungen)

Fred Feuerstein, Freitag, 24.12.2010, 10:57 vor 4875 Tagen (5322 Aufrufe)

Prophezeiungen
Alter Aberglaube oder
neue Wahrheit?

Von Dr. Max Kemmerich
Copyright 1911 by Albert Langen, Munich

Internetscan des Buches: http://www.archive.org/stream/prophezeiungenal00kemm/prophezeiungenal00kemm_djvu.txt


Auszug:

Zehntes Kapitel

Die Prophezeiungen der Frau
de Ferriem

Frau von Ferriem (dies der Mediumname), eine
in Berlin wohnende Dame mit der Gabe des räum-
lichen und zeitlichen Fernsehens, hat fast täglich
Visionen, über die sie in ihrem Büchlein ,,Mein
geistiges Schauen in die Zukunft" berichtet. Neben
den abenteuerlichsten Gesichten: über den Untergang
des Mohammedanismus (S. 81), den kommenden
Weltreformator (S. 88), einen neuen König in Jeru-
salem (S. 91), den Sieg des Christentums in Ostasien
(S. 93) oder gar über den Untergang des Papsttums,
eine neue Zeitrechnung und eine ,, neue Erde" (S. 98f.),
Visionen, deren religiös*phantastischer Inhalt uns die
Weisheit der alten Theologen bewundern läßt, die
die Unmöglichkeit von den Glauben betreffenden
Prophezeiungen behaupteten, finden sich profane von
allerhöchstem Interesse.

Das möge die nachstehend angeführte Reihe von
Beispielen beweisen!

Die „ Zeitschrift für Spiritismus", vom24:. Juni 1899)
brachte folgenden Artikel:

*) Leipzig, 5. Bd.. Nr. 25, S. 220.

526

In Nr. 46, Jahrgang 1898, der amerikanischen
Wochenschrift „Lichtstrahlen*“, Zeitschrift für Philo-
sophie, Wissenschaft usw. WestPoint, Nebr., be*
findet sich folgender Redaktionsartikel ^):

Erfüllte Voraussage. Im Juniheft der in
Leipzig erscheinenden ,, Psychischen Studien** finden
wir eine Notiz, in der über einen Artikel in dem
„Illustrierten Wiener Extrablatt** Nr. 114 vom
26. April 1898 bezüglich der Aussagen der Berliner
Seherin berichtet wird. In derselben lautet ein Aus*
Spruch der Seherin, welche über eine blutige Zukunft
in Deutschland, Krieg und viele Duelle in Frankreich
berichtet, wie folgt: „Ich sehe viel Blut in Frankreich;
Dreyfus kommt von der Insel fort.** — Dies
v/urde im April 1898 gegeben, als noch niemand eine
so große Bewegung zu Gunsten Dreyfus, wie sie
augenblicklich in ganz Frankreich im Gange ist,
ahnen konnte, und scheint bereits in Bezug auf
Dreyfus seine Bestätigung gefunden zu haben;
denn den neuesten telegraphischen Meldungen nach
zu urteilen, scheint Dreyfus nicht mehr auf der
Teufelsinsel zu sein und bereiten sich in Frank*
reich unangenehme Dinge vor.

Zu der Zeit als die ,, Lichtstrahlen** diese Mit*
teilung brachten (23. September 1898), hatte Dreyfus

*) Zitiert nach de Ferriem , Mein geistiges Schauen in die
Zukunft, Berlin 1905, S. 67 f. Die im Text angegebenen Zitate
der Druckorte und Daten wurden von mir nachgeprüft und, bei
mangelhafter Wiedergabe, korrigiert. Finige seltene Zeitschriften,
so die ,, Lichtstrahlen", konnten nicht verglichen werden. Da
aber stets Organe herangezogen wurden, in denen die angekün«
digtcn Kreignisse vor ihrem i'.intritt veröftentlicht waren, so
ist auch in diesen I allen das Material einwandfrei.

327

indes die Insel noch nicht verlassen; jedoch nun*
mehr — am 8. Juni 1899 — ist die bezügliche Weis?
sagung der Berliner Clairvoyante (de Ferriem) ein=:
getroffen."

Das heißt mit anderen Worten: Frau de Ferriem
hat nachweisbar, und zwar durch vorher im
Druck erschienene Voraussagen, die Frei==
lassung des Fiauptmann Dreyfus IV2 Jahre vor
ihrem Eintritt prophezeit.

Im Januar 1898 erschien in den ,, Neuen Spiri?
tualistischen Blättern** in Berlin folgender Visionsbe?
rieht der Frau de Ferriem:

Brand im Hafen von New York. (Die Seherin
blickt anscheinend auf einen ca. 5 Meter von ihr enU
fernten Punkt des Fußbodens starr mit weit geöffneten
Augen hin und spricht darauf nach wenigen Augens=
blicken stillen Verhaltens in dieser Stellung folgendes) :

,,Das ist ein großer Brand, ein mächtiges Feuer.
So viele Schiffe. Es brennt ein Schiff. (Das Medium
senkt das Haupt und schließt die Augen dabei.)
Alles schwarzer Rauch, kohlrabenschwarzer Rauch;
o, und wie dick! Das ist am Land. Das brennt im
Hafen. Oh, o, das ist aber schlimm. (Hebt den
Kopf etwas und senkt ihn wieder. Dann schlägt es
die Augen auf und sagt): Nimm ab, nimm mal das
Tuch ab^). (Noch etwas benommen, ruft sie darauf):
Ist ein Riesenbrand in New York. Ich sehe ihn ja."
(Das Medium war schon in New York und hat da=
her die in der Vision erschaute Stadt jedenfalls als
New York erkannt.**

Dieser Zuruf gilt ihrem Begleiter, Kerkau bzw. Godefroy,
dem wir die stenographischen Berichte verdanken.

328

Eine weitere, dasselbe Ereignis betreffende
Prophezeiung erschien u. a. im Maiheft 1899 der
„Psyche", Berlin, und im Juniheft 1899, der
„Übersinnlichen Welt", S. 205, Anm., Berlin, gelegent*
lieh eines Visionsberichtes der Dame über Ereignisse
im 20. Jahrhundert. Sie lautet:

, „Ich sehe ein brennendes Schiff im Hafen von
jNew York und höre einen furchtbaren Knall. So*
Iviel ich sehe, ist es kein amerikanisches Schiff. Die
IStadt ist New York; ich irre mich nicht, weil ich sie
f genau von meiner Amerikareise her kenne."
i Bekanntlich traf diese doppelte Prophezeiung

I am 30. Juni 1900 ein. Damals ereignete sich die
j furchtbare Schiffbrandkatastrophe im Hafen von
New York, durch die der Norddeutsche Lloyd
schweren Schaden erlitt, aber keine amerikanische Ge*
Seilschaft geschädigt wurde. Das Feuer griff vom
Hafen auf einen Teil der Hafenanlagen von Hoboken
über.

Daß diese Prophezeiung in Erfüllung gegangen
war — was ja mit dem schlechtesten Willen niemand
wird bestreiten können — konstatierte der New York
,, Herald" bereits am anderen Tage. Dieses große Blatt
hatte auch am 25. April 1899 die Vorhersage der
Frau von Ferriem bereits publiziert gehabt').

Auch die furchtbare Erdbebenkatastrophe auf
der Insel Martinique wurde von Frau de Ferriem
vorher gesehen.

Die „Zeitschrift für Spiritismus" brachte in ihrer
Nummer23 vom y.funi 1902 darüber folgenden Bericht:

*) Gleichfalls zitiert nach de Ferriem a a. O.

329

Die furchtbare Katastrophe, von welcher die
Antillen^nsel Martinique heimgesucht worden ist —
durch die entfesselten Kräfte der Erde wurde am
Himmelfahrtstage (1902) die Stadt Pierre und deren
Umgebung, ein paradiesisch schöner Fleck Erde,
vollständig verheert, wobei Zehntausende von Men?
sehen auf die entsetzlichste Weise ihren Tod fanden —
ruft folgenden Ausspruch der Berliner Somnambulen
Ferriem, welcher zuerst in der „Zeitschrift für Spiri^
tismus" vom 24. Juni 1899 (S. 221), sowie weiterhin
in der Schrift ,,Die Seherin (de) Ferriem" Ausgabe 2,
vom 20. September 1899, und in der „Spiritistischen
Rundschau", Berlin, Juli 1901, publiziert worden ist,
lebhaft in Erinnerung:

„Berlin, 10. Mai (1899). (Die Clairvoyante
nicht im Trance:) ,In wenigen Jahren wird sich ein
großes Erdbeben ereignen. Es dürfte im Jahre 1902
sein. Ich habe es aus den Gestirnen berechnet. Ich
könnte höchstens um ein Jahr zurückgerechnet haben.
Die Sache differiert zwischen 3 und 4 Jahren; aber
4 Jahre werden nicht voll von jetzt an gezählt. Das
Beben wird so furchtbar sein, daß selbst Kabel*
Zerstörungen vorkommen werden."

Die Voraussage wurde also genau drei Jahre
vor der Katastrophe gegeben. Durch die Erwähnung
der Kabel Zerstörungen wurde in der Prognose da*
rauf hingewiesen, daß das schreckliche Ereignis sich,
wie geschehen, auch speziell am Meere abspielen
würde. Infolge des den Eruptionen des Mont Pele
vorangegangenen und dieselben begleitenden starken
Erdbebens zerrissen die Kabel, sodaß die Ver*
bindung zwischen Martinique und der Außenwelt

530

während der Katastrophe vollständig abgeschnitten
war. Eine weitere Meldung besagt: Der Komman?
dant des Kreuzers „Suchet** hat die Stadt und die
Umgebung durchforscht und berichtet, daß sich im
nördlichen Teile der Insel große Spalten gebildet
haben, daß das ganze Gelände sich in Bewegung
befindet und daß sich plötzlich neue Täler bilden^).

Man wird bei einiger Skepsis gegen diese Prophes^
zeiung, deren hoher Wert ja gleichfalls darin besteht,
daß sie vorher, noch dazu an mehreren Stellen, im
Druck erschienen ist, einwenden, daß irgendmal an
irgendeinem Ort der Erde mit Naturnotwendigkeit
Erdbeben eintreten müssen. Das ist ja gewiß richtig.
Da eine Ortsbezeichnung — auch nur ungefährer
Art — fehlt, so käme ja der ganze Erdball in Frage.

Und doch ist dem entgegen zu halten, daß das
Unglück von Martinique seit dem im Jahre 1883 er^
folgten furchtbaren Ausbruch von Krakatau in der
Sundastraße, der direkt oder indirekt auf der ganzen
Erde sich bemerkbar machte, das größte seiner Art im
letzten halben Jahrhundert war. Ferner, daß die
Prophezeiung wenigstens zeitlich, wenn auch nicht
örtlich, erstaunlich genau eintraf. Immerhin geben
wir gerne zu, daß die vorher genannten Vorhersagen
für die Tatsache, daß es Prophezeiungen bzw.
Menschen gibt, die die Gabe des zeitlichen Fern^
Sehens besitzen, beweiskräftiger sind.

Was übrigens den von Frau de Ferriem ge^
brauchten Ausdruck „aus den Gestirnen berechnet"
und ,, zurückgerechnet'* betrifft, so bemerkt die Dame

') Fcrricm, ,,Mcin geistiges Scliaucn usw.", S. 66t.

33jl

dazu, dal^ sie sich nicht mit astrologischer Berechnung
betafk und eine solche auch hier nicht vorliegt. Viel?
mehr meint sie damit die Deutung von Erscheinungen,
die sie ,,mit geistigem Auge am Sternenhimmel be^
obachtete" ^). Ich gebe zu, daß ich mir von diesem
Modus des Hellsehens keine rechte Vorstellung
machen kann. Doch das will ja um so weniger für
die Sache selbst bedeuten, als uns der Weg, auf dem
die Somnambulen zu ihren Prophezeiungen gelangen,
zurzeit überhaupt noch dunkel ist.

Während die vorige Prophezeiung der Frau
de Ferriem den Ort mit Namen und der Szenerie
nach genauestens angab, sowie den Verlauf der Kata?
Strophe schilderte, ist diese interessant durch ihre
Zeitangabe. Wie die Seherin sagt — und wie ja
ein Vergleich der wiedergegebenen Prophezeiungen
auch ergibt — kommen bestimmte Zeitangaben bes=
züglich des Eintreffens ihrer Gesichte fast gar nicht
vor. Erfahrungsgemäß sind aber Zeitangaben von
Sehern, auch wo sie gemacht sind, ziemlich unzuver?
lässig, und zwar aus einem sehr naheliegenden Grunde.
Da es sich bei den Gesichten doch um räumlich
anschauliche Vorgänge handelt, die die Aufmerkst
samkeit des Sehers ganz und gar auf sich ziehen, so
verwirren sich eventuelle zeitliche Bestimmungen in
allen derartigen Angaben leicht. Dazu kommt aber
noch ein Moment: Je deutlicher die Vorgänge ge?
sehen werden, desto näher steht — das ist aber natürlich
nur Vermutung — ihr Eintritt bevor. Mag dieser
Anhaltspunkt richtig sein, so fehlt doch ein fester

') Eb. S. 67.

552

Maßstab vollkommen. Es handelt sich naturnot^^
wendig um eine Taxe. Wie sollte denn in einem
räumlichen Bilde, sagen wir dem der Landschaft oder
eines untergehenden Schiffes auch eine Zeitangabe
unterzubringen sein? Höchstens daß neben die
visuelle Vision noch eine akustische treten müßte, die
das Datum zuruft. Oder daß durch Zufall etwa
ein Abreißkalender mit bestimmtem Datum erblickt
wird. Sonst ist ja der Natur der Sache nach eine
bestimmte zeitliche Fixierung ausgeschlossen. Es
kann sich — von seltenen Ausnahmen abgesehen —
immer nur um approximative Schätzungen handeln.
Aber auch sie sind aus inneren Gründen nur dann
richtig, wenn ein und dieselbe Seherin aus zahlreichen
Selbstbeobachtungen eine gewisse Praxis in der zeitlichen
Fixierung eines räumlichen Bildes gewonnen hat.

Erfahrungsgemäß ist die Mehrzahl der Ge^
sichte tragisch. Ob das daher kommt, daß das
Tragische im Leben überwiegt, oder weil sehr unglück*>
liehe Ereignisse die Nerven am stärksten erregen?
Genug, es ist so. Dabei zeigt sich aber, daß häufig
ein Ereignis nach der schlimmen Seite hin noch über^
trieben wird.

Frau de Ferriem führt als Beweis dafür die Vor*
hersage des im Mai 1897 eingetroffenen furchtbaren
Brandes des Wohltätigkeitsbazars in Paris an^).

Diese Katastrophe wurde unter anderm auch
in dem in England weitverbreiteten, Prophezeiungen
für das laufende Jahr enthaltenden Volkskalender
,,OId Moores Almanack" vorhergesagt. Die be*

•) S. 68. Anm. Hier auch das rolK'cndc ..Old Moore"
bctrcFfcnde. das ich leider nicht kontrollieren konnte.

333

tretende Stelle in der bereits 18% erschienenen Aus^
gäbe für 1897 lautet: ,,Fast mit Sicherheit werden
wir in den letzten Tagen des April eine Nachricht
von einem furchtbaren Feuer in Paris hören, welches
viele Menschenopfer verschlingen wird, während eine
Schar Banditen unter den Trümmern Beute zu machen
suchen wird.** Die Schar Banditen sind Irrtum. Frau
de Ferriem glaubt ihn damit erklären zu können,
daß der Seher in der Vision Leute nach den Et^
kennungszeichen, Kleinodien und Leichenresten suchen
sah. Für denjenigen, der die Existenz von Visionen^
die wir uns etwa einer in unser Inneres verlegten
Fata Morgana ähnlich vorzustellen haben, zugibt —
und das muß doch wohl oder übel jeder, der die
Macht der Tatsachen höher bewertet, als ein gegen*
wärtig noch herrschendes aber bald gleich anderem
Gerumpel aus der Zeit des Materialismus ad acta
gelegten Dogma — hat dieser Erklärungsversuch viel
Wahrscheinlichkeit für sich.

Übrigens sei im Vorbeigehen bemerkt, daß ,,01d
Moore*' damals in seinem Kalender den Tod des
Herzogs von Clarence auf den Tag vorausgesagt hat.
Auch der Untergang der ,, Victoria" stand in seinem
Kalender prognostiziert, nur irrte sich der Alte um
eine Woche.

Daß Übertreibungen nach der schlimmen Seite
hin an der Tagesordnung sind, ist nichts weniger als
verwunderlich. Denn wenn wir einen großen Brand
oder ein Unglück sehen, stellen wir es uns ja auch
im ersten Schrecken fast ausnahmslos bedeutend
schlimmer vor, als es in Wirklichkeit ist. Man lese
nur die Unglücksfälle in irgendeiner Zeitung nach

334

und wird finden, daß mit seltenen Ausnahmen die
ersten Nachrichten stark übertrieben wurden, um erst
allmählich ihre richtigen Dimensionen anzunehmen.

Am 15. Mai 1897 erschien im „Führer", Mil^
waukee (Wisc.) und am 18. September 1897 in der
„Kritik", Wochenschrift des öffentlichen Lebens, Berlin,
folgender Visionsbericht:

„Kohlengruben!> Unglück bei Brüx (Dux),
Böhmen.

Erstes Gesicht. (Die Dame schließt die Augen
und spricht): Schrecklich, die Menschen alle hier bei
der Grube! Wie bleich sie aussehen! — Wie die
Leichen. — Ach, das sind ja auch lauter Leichen.
Ja, sie kommen heraus und werden jetzt alle fort::
gebracht. Und die ganze Gegend ist so schwarz,
und es sind lauter kleine Hütten da. Die Leute,
die ich sehe, reden eine andere Sprache, auch ver*
schiedene Sprachen, — alles durcheinander. Und so
leichenblaß sind sie alle! — Jetzt wird da einer heraus^
gebracht, welcher einen Gurt mit einer blanken
Schnalle um hat. Es ist Weihnachten bald; eine
Hundekälte. Dort ist einer, der hat eine Lampe mit
einem Gitter. — Es ist ein Kohlenbergwerk. Es
ist alles so schwarz und so kahl. Ich sehe bloß die
alten Hütten. Die ganze Gegend ist so öde. — Ich
verstehe, was der eine da jetzt sagt. Er sagt: ,,Die
Arzte kommen alle aus Brüx" . . . Ach, das ist ein
böhmischer Ort . . . Siehst du denn nicht? (Ich
sehe nicht) . . . Was? Du siehst nichts! (Letzteres
sagt die Seherin sozusagen erschreckt und schlägt die
Augen au F.)

Zweites Gesicht. (Am Nachmittage des auF

335

die erste V^ision folgenden 1 ages.) Wie traurig das
hier aussieht! Die Menschen alle: O weh, so viele! —
So viele Frauen sind da; wie sie weinen! Die Männer
sind tot; es leben nicht viele mehr. Sie sind alle
herau[gebracht worden. Ach, Gott, die Armen tun
mir so leid! Sieh mal, die Kinder alle! Wie die Männer
aussehen, sie sind ganz von Rauch geschwärzt, sind
gewiß alle in der Erde erstickt. — Das sind Böhmen.
Die Weiber und die Kinder haben Kopftücher um.
Ja, das sind Böhmen. Ach, die armen Menschen
nun gerade um die Weihnachtszeit. Ist doch
schrecklich! — Mit solch einem Zug, der eben an#
gekommen, bin ich schon gefahren. Da steht es dran;
der kommt doch über Eger. Ja, es ist Böhmen. —
Wie sie ciort liegen! — Das sind wohl Ärzte, die da
reiben? — Feine Männer. Viele haben Binden mit
einem Kreuz um die Arme. — Was haben die Frauen
und Kinder denn da in der Hand? Eine Kette.
Wozu haben sie die Kette? Ach, sie bekreuzigen
sich jetzt. Das ist ein Rosenkranz. Ach, sie beten;
aber sie weinen doch alle! — An dem Eisenbahnzug
sehe ich einen österreichischen Adler, einen Doppel^
adler. — Ach, das ist wohl ein Schaffner, der da
steht? Ich höre, was er sagt. ,,In den Kohlengruben
von Dux," sagt er; ich lese aber Brüx. Der da
hat's an der Binde. — Ach, die sind von der Sanitätss«
wache. — Aber sie können nichts machen mit den
armen Menschen. Sie fahren sie alle auf so komischen
Wagen fort. (Die Somnambule erwacht.)"

Diese Vision hatte Frau de Ferriem^) bereits im

^) Vgl. „Mein geistiges Schauen in die Zukunft", S. 63 f.
Den „Führer" und die „Kritik" konnte ich nicht einsehen, wohl

336

Jahre 1896. Vier Jahre später nun fand in den
Kohlenbergwerken von Dux beiBrüx inBöhmen
ein GrubensUnglück statt, bei dem sehr viele
Bergleute ums Leben kamen.

Da das Unglück aber nach der Mitte des Sep*
tember 1900 sich ereignete, so stimmt die Zeitangabe
bezüglich Weihnachtszeit und Kälte nicht. Wie aber
Godefroy, der die Vision nachgeschrieben hatte ^),
dem Dr. Walter Bormann schrieb 0, dauerte die Heraus^>
Schaffung der Leichen aus den Gruben mehrere
Wochen. Noch Ende Oktober wurde bei starker
Kälte eine Anzahl der Opfer zutage gefördert. Also
ging diese Vision vollkommen in Erfüllung.

Diese Prophezeiungen sind für uns von unschätz^>
barem Werte aus dem naheliegenden Grunde, weil
sie alle vorher im Druck erschienen sind, was ja
leicht nachkontrolliert werden kann. Mag man auch
zur Wahrhaftigkeit eines Zeugen, der das nachherige
Eintreten einer Voraussage behauptet, das größte Ver^
trauen haben, so wird man doch die Möglichkeit
eines Erinnerungsfehlers nie bestreiten können. Man
wird auch gern einwenden, daß der betreffende nur

aber ist im 3. Band der Zeitschrift für Spiritismus, S. 71, am
4. März 1899, darauf hingewiesen, daß die Erfüllung der Vision
noch ausstehe, ebenso auf S. 57, am 18. Februar in der gleichen
Zeitschrift. Also vor Eintreffen!

--
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)

Buch: Prophezeiungen Alter Aberglaube oder neue Wahrheit (Frau von Ferriem) Teil2

Fred Feuerstein, Freitag, 24.12.2010, 10:58 vor 4875 Tagen @ Fred Feuerstein (4432 Aufrufe)

') Im Druck erschienen in den von Godefroy (Kerkau)
herausgegebenen gedruckten Berichten, Nr. 2 vom 20. September
1899, also ein Jahr vor dem Unglück. Godefroy hatte
dazu bemerkt: „Das Gesicht dürfte sich jedenfalls bald erfüllen,
bzw. in einem der kommenden Jahre.

') Vgl. Walter Bormann „Die Nomen. Forschungen über
Fernsehen in Raum und Zeit". Leipzig 1909, S. 130.

337

von den Fällen spricht, die wirklich eintrafen, jene
aber, die sich nicht erfüllten, verschweigt. Es wird
sich also mehr oder minder immer um ein Glauben
handeln. In unseren oben angeführten Fällen dagegen
handelt es sich um ein Wissen. Das gibt ihnen
eine ganz außerordentliche Bedeutung. Denn auch
der größte Zweifler wird nicht leugnen können, daß
es sich um ganz ungewöhnliche Ereignisse handelt, bei
denen wir nicht leicht mit dem Zufall operieren können.

Bormann weist mit Recht auf die große An#
schaulichkeit der angeführten Weissagungen hin.
„Alles, was die Seherin angibt, stellt sich bewegt
und farbenfrisch ganz unmittelbar dem Auge dar,
und noch die Ortsbezeichnungen Dux und Brüx
werden durch die Aufschriften am Eisenbahnzuge,
durch die Binde eines Mannes und durch die mit
dem Ohr vernommenen Worte eines Schaffners uns
vermittelt. Auch bei solchem zeitlichen Fernsehen
also ist hier nichts bloß abgezogenes Denken; alles
ist ein Schauen des Lebens, und obwohl keine vor«:
handene Erscheinung der Gegenwart und noch
nichts Wirkliches im menschlichen Sinne, wird es
doch räumlich wahrgenommen, als ob diese Zukunft
bereits sinnliche Gegenwart wäre^).**

Bormann, der sich als Vorsitzender der ,, Gesell*
Schaft für wissenschaftliche Psychologie** in München
viel und gründlich mit diesen Phänomenen beschäfs=
tigte, sagt mit Recht, die Erklärbarkeit dieses zugleich
zeitlichen und räumlichen Fernsehens sei ein
schwer zu lösendes Rätsel. Wir wollen uns auch

») „Nomen", S. 130f.

Kemmerich, Prophezeiungen 22

558

nicht darauf einlassen, sondern nur feststellen, daß,
wenn uns überhaupt etwas diese Phänomene, an deren
Existenz zu zweifeln nur wohl mehr Böswilligkeit
noch vermag, verständlich machen kann, es solche
authentische Berichte sind. Auch wir haben ja im
Traum Ähnliches alle schon erlebt, nur handelt es
sich hier um Vergangenes. Wenn wir aber den Ver^:
gleich des Traumes festhalten, dann werden uns so^
fort Irrtümer in der Interpretation der Visionen klar.
Das Gesicht entschwindet oft, wenn wir einen be*
stimmten Punkt festhalten wollen. Es löst sich in
Nebel auf, und im Bestreben, zu rekonstruieren, er*=
finden wir. Oder die Seherin sieht zwar eine Gegend
ganz deutlich vor sich. Da sie aber nirgends, weder
auf Stationschildern, noch auf Reklamen oder sonst
wo den Namen des Ortes lesen kann, auch nicht ihn
rufen hört oder das Gelände aus der Erinnerung
wiederzuerkennen vermag, so hat sie zwar eine rieh:*
tige Vision, weiß aber nicht, wohin den Schauplatz
zu verlegen. Oder sie glaubt eine Gegend wieder*
zuerkennen und irrt sich dabei. Natürlich wird dann
die Prophezeiung, weil irrig lokalisiert, auch nicht
eintreffen. Solche und ähnliche Fehlerquellen existieren
immer. Deshalb ist es desto verwunderlicher, wenn
alles genau zutrifft.

Doch wir werden später noch auf dieses Thema
zurückkommen. Wunderbarerweise sind wir nämlich
noch keineswegs am Ende der eingetroftcnen Prophe*
zeiungen der Frau de Fcrriem angelangt.

Im Oktober 1900 wurde in Nr. 43 der „Zeit*
Schrift für Spiritismus" (Köln) folgende Vision der
Dame mitgeteilt:

339

„Es taucht vor mir eine schwarze Masse auf. —
Was es ist? — Ich kann's noch nicht deutHch er?
kennen. — Ja, so, ein Felsen im Meer, daran es
zerschmettert ist. Sehe nämlich ein deutsches Kriegs^*
schiff. Die schwarze Masse ist ein Teil des unteres
gegangenen Schiffes. — Viele Menschen gehen beim
Untergange desselben zugrunde. Ich sehe sie deut?
lieh verzweifelt mit den Wellen kämpfen. Alles
deutsche Matrosen. — Es ist bestimmt ein Kriegs?
schiff. Ich sehe den Kommandanten, wie er seine
Hände zum Himmel hochstreckt. Er schreit noch
seine letzten Befehle. Er trägt einen Bart, wie ihn
Kaiser Friedrich trug, nur kürzer und ziemlich dunkel,
fast schwarz. — Das Wasser ist fast ganz ruhig ge?
worden. — — Ich sehe auch, daß es in fremdem
Lande ist — — Naht denn keine Rettung? — Noch
nicht. — Ein Schiff in Sicht. Hurra! — Und doch,
es ist wenig Aussicht auf Rettung. — Und naht denn
keine Hilfe? — Ja, ja, aber viel zu spät." Godefroy
hatte diese Prophezeiung von der Seherin stenogra?
phiert aus Österreich erhalten."

Anderthalb Monate später, am 7. Dezem^>
ber 1900, ging diese Vision mit dem Unter?
gang des deutschen Schulschiffes Gneisenau
in Erfüllung.

Bormann schreibt darüber^):

,,Der , Gneisenau' scheiterte am Felsen Morro
Levante (im Vorhafen von Malaga). Sein Untergang
traf auch in einzelnem erstaunlich mit der Weissagung
überein. Der Schiffskommandant hob in der Tat

') „Nomen", S. 134. Die Vision selbst in „Mein geistiges
Schauen", S. 65.

22*

340

seine Arme gen Himmel, indem er laut seine Mannst
Schäften in Gottes Hut befahl. Es ist auch richtig,
daß die Bemannung nicht mit dem Schiffe zugrunde
ging; die Leute stürzten sich in die Wellen und
gingen im Kampfe mit ihnen zahlreich unter. Der
Bart des Schiffskommandanten Beckmann ist in der
Tat gewesen wie der des Kaisers Friedrich, nur kürzer,
wie Bilder ausweisen. Wie die Farbe des Bartes war,
weiß ich nicht. Die Seherin sah das Gesicht ungewohnt
lieh deutlich und kündigte daher dessen schnelle Et^
füllung an, wie es auch geschah." Übrigens sah sie noch,
daß das Schiff nicht völlig unter der Wasseroberfläche
verschwand, wie es auch in Wirklichkeit der Fall war.

Daß gottlob der Untergang eines deutschen Kriegs^>
Schiffes zu den größten Seltenheiten gehört, ist hin*
länglich bekannt. Aus diesem verblüffenden Zusammen*:
treffen einer Reihe von ganz seltenen Fällen — man
denke an den Bart des Kapitäns! — eine Wahrschein*
lichkeitsrechnung zu konstruieren, dürfte jedoch auf
unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen.

Eine Prophezeiung der Frau de Ferriem über
das lenkbare Luftschiff ist deshalb außerordent-
lieh interessant und kann unbedenklich als Beweis
für die Tatsache der Prophetie gelten, weil zur Zeit
der Vision — 1899 — und auch noch viel später ein
solches Fahrzeug von den ersten Autoritäten für un-
möglich erklärt wurde. In vieler Erinnerung wird
die schmähliche Behandlung sein, die noch drei Jahre
später dem Grafen Zeppelin auf dem deutschen In-
gcnicurtage in Kiel zuteil wurde. Man verspottete
ihn als Phantasten. Erst seit dem Jahre 1906 hatten
seine Versuche Erfolg.

341

Wie das breite Publikum im Jahre der Vision
(1899) dachte, geht u. a. aus der Faschingsnummer
der Münchner Neuesten Nachrichten vom 12. Februar
gleichen Jahres hervor. Da heißt es als Mitteilung
aus dem Jahre 2899: ,,Aus St. Franzisko kommt uns
folgende Lichtstrahlendepesche zu: Heute Nacht 11 Uhr
47 Minuten (Welteinheitszeit) ist das Luft* Expreß;>
schiff Nr. 724 der „Union *Aero* Expreß ^Companie^^
Comfortable" in 3000 m Höhe über Meer mit einem
Meteor zusammengestoßen."

Fast möchte man glauben, der Verfasser dieser
Ulknotiz habe selbst die Gabe des Hellsehens be*
sessen, denn bis auf das Vergreifen im Datum um
fast ein Jahrtausend — man sieht daraus, wie ent*
fernt, ja unmöglich die Zukunftsphantasie damals
noch allen erschien — stimmt alles verblüffend. Die
Höhe von 3000 m wurde inzwischen erreicht, der
erste, zwar verunglückte, aber zum Teil auch ge-
lungene Versuch des Überfliegens des Weltmeeres
wurde im Herbst 1910 von Wellmann unternommen,
ja — und das ist das Erstaunlichste — wir haben von
ihm durch „Lichtstrahlendepeschen", nämlich durch
drahtlose Telegraphie, von der damals noch niemand
eine Ahnung haben konnte — Mitteilung erhalten.

Doch nun zur Vision der Frau de Ferriem. Der
Bericht lautet:

„Das elektrische Luftschiff, Das große, voll*
kommen lenkbare Luftschiff mit elektrischer Bewegung
und Beleuchtung der Zukunft wird bald erfunden
werden. Kapitäne werden Patent auf das Fahren mit
diesem adlergleich dahin fliegenden oder segelnden
Luftschiff erhalten, und man wird mit dem letzteren

542

es dazu bringen, in zweimal 24 Stunden den Atlan-
tischen Ozean zu überfliegen. Dasselbe wird so ein:
gerichtet sein, daß, wenn in der Luft Unglück bei
der Fahrt über das Meer passiert, man sich noch aufs
Wasser retten kann. Die Erfindung wird vor 1950
gemacht und vervollkommnet sein; viele werden aller:
dings noch wegen Grübeleien darüber ins Irrenhaus
müssen. Ich habe den Erfinder gesehen, wie er die
erste Konstruktion vorführte; derselbe beherrschte
mehrere Sprachen, die deutsche sprach er gebrochen. —
Eine furchtbare Arbeit durch die Luft machte es, als
ich's über das Meer brausen sah. — Das ist der feurige
Drache, von dem Propheten schon vor Christi Ge-
burt sprachen."

Erwähnen wir noch, daß neuerdings tatsächlich
Patente, die zur Führung von lenkbaren Luftschiffen
berechtigen, ausgestellt werden, so wird man nicht
umhin können, die Prophezeiung im wesentlichen für
erfüllt anzusehen, auch wenn man betreffs des bib-
lischen feurigen Drachens sich etwas reserviert ver

Ferner hatte Frau de Ferriem noch Visionen, die
die Erreichung des Nordpols mit Luftschiffen und
Schlitten betreffen. Die letztere Prognose ist ja schon
in Erfüllung gegangen. Was die erstere betrifft, so
scheint auch ihre Realisierung in die Wege geleitet
zu sein, da bekanntlich Graf Zeppelin dieses Unter*:
nehmen plant'.

*) Vgl. Kcrkau, Zeitschrift für Spiritismus. 3. Bd., 1899,
Nr. 8. vom 25. Februar 1899. S. 62 f.

*) „Mein geistiges Schauen". S. 84, und Zeitschrift für Spiri-
tismus, 2. Kd.. 1898, S. 53 f.

343

Fassen wir unser Urteil über die Prophezeiungen
der Frau de Fernem zusammen, so steht es fest, daß
zwar eine Reihe von Prognosen nicht eintrafen bzw.
noch nicht eintrafen, daß dafür aber andere in er-
staunlicher Weise in Erfüllung gingen.

Wer die Visionsberichte liest, kann nicht darüber
im Zweifel sein, daß es sich durchaus nicht um ver-
standesmäßige Berechnungen oder Vermutungen han-
delt, sondern um echte Visionen, um traumartige
Bilder, die in der Seherin auf eine uns nicht näher
bekannte Weise erzeugt werden.

Dem Einwand, es könne sich hier um Halluzi-
nationen handeln, denen nichts Reales entspricht, muß
entgegengehalten werden, daß wir keine einwandfreie
Definition von Halluzination einerseits und Vision
andrerseits besitzen. Ferner handelt es sich hier
durchaus nicht um „Erscheinungen", von denen be-
hauptet wird, daß sie außerhalb der Person der
Seherin liegen sollen, sondern lediglich um Vorgänge
in ihrem Innern, die nur kontrollierbar sind durch
die Art, in der die Seherin von ihnen Kenntnis gibt

^) Lucian Pusch, „Spiritualistische Philosophie ist erweiterter
Realismus" (Broschüre), Leipzig 1886, der selbst hell sieht, be-
hauptet, die Gegenstände des Hellsehens seien klarer, als die der
Halluzinationen. Das ist aber kein objektives Kriterium und setzt
die Existenz beider Phänomene voraus. Überdies ist es falsch,
weil suggerierte Halluzinationen ebenso lebhaft empfunden
werden, wie die „Geister". Vgl. Sphinx, 2. Bd. 1886, S. 342.
Danach müßten Visionen auch an anderen beobachtenden Per-
sonen kontrolliert werden können, wären also etwas objektives,
außerhalb der wahrnehmenden Person Vorhandenes. Mir
scheint auf diesem Gebiete die nötige Klarheit noch nicht zu
herrschen.

344

und durch ihr späteres Eintreffen. Und dieses letz-
tere kann für uns ganz allein ausschlaggebend sein.

Wenn es auch nicht mehr viele geben mag, die
auf Grund obigen Materials noch Lust haben, die
Eselsbrücke des Zufalls zu betreten, sondern wohl
die überwältigende Mehrheit der Leser nunmehr von
der Existenz des zeitlichen Fernsehens überzeugt sein
wird, so muß doch auch hier die Möglichkeit des
Zufalls geprüft werden.

An der Vorhersage des Seebebens von Martinique
wird man das Fehlen der Ortsangabe rügen. Beim
Untergang der Gneisenau gleichfalls. Was die Er-
reichung des Nordpoles betrifft, so kann man auf
den prophezeiten Weg auch durch Berechnung kom-
men. Beim Hafenbrand in Neuyork dürfte es schon
recht schwer fallen, mit der Kritik einzusetzen, denn
da alle Vorhersagen der Frau de Ferriem sich im
Laufe weniger Jahre erfüllen, wird man kaum ein*
wenden können, ein ähnliches Ereignis spiele sich
früher oder später in jedem Hafen ab. Ebenso kann
nur, wer den damaligen Stand der Frage gar nicht
kennt, sich mit der Vorhersage des lenkbaren Luft*
Schiffes leicht abfinden.

Besonders winden wird sich aber der Skeptiker
bzw. materialistische Dogmatiker bei der Vorhersage
des Grubenunglückes von ßrüx*Dux. Gewiß läßt
sich für jede Grube eine Wahrscheinlichkeitsrechnung
aufstellen und so errechnen, wann an sie die Reihe
kommt. Aber hier haben wir die ausdrückliche Kon-
statierung, daß die Katastrophe bald eintreten wird.
Ja, als sie nach zwei Jahren noch aussteht, wird in
verschiedenen Blättern darauf hingewiesen, daß sie

345

nunmehr bald kommen müsse. Das soll ein zufälliges
Zusammentreffen von Vorhersage und Ereignis sein?

Alle Vorgänge werden mit einer Deutlichkeit ge-
schildert, wie sie nur ein Augenzeuge zu bieten ver-
mag. Daß Traum und Vision, nicht aber Phantasie
die Plastik und Greifbarkeit des sinnlich Wahr-
genommenen besitzen, hat schon Schopenhauer fest-
gestellt. Deshalb ist es schlechterdings ausgeschlossen,
daß die von der Seherin geschauten Bilder Erzeug-
nisse ihrer überhitzten Phantasie sind, sondern wir
haben es ganz unzweifelhaft hier mit echtem zeit-
lichen Fernsehen zu tun.

Leider ist es in allen obigen Fällen kaum an-
gängig, eine Wahrscheinlichkeitsrechnung mit hohem
Divisor aufzustellen. Um nun aber dem unverbesser-
lichen Skeptiker die letzte Möglichkeit, sich auf den
Zufall hinauszureden, zu nehmen, werden wir im
nächsten Kapitel unser schwerstes Geschütz auffahren.


Zentralblatt für Okkultismus 25. Jahrgang 1931/32
S.570:

Vergessene Prophezeiungen.
Von Hans Dreßler.
Berlin hatte um die Jahrhundertwende eine Hellseherin, über
die damals fast alle deutschen Zeitungen und spiritistischen Fachblätter
berichteten. Es war Frau de Ferriem, die „Seherin der
Friedrichstadt", wie sie die Zeitungen nannten. Ihre gesamten
Visionen und Prophezeiungen, welche damals nach und nach in
vielen großen deutschen und ausländischen Zeitungen abgedruckt
wurden, gab sie im Jahre 1905 in ihrem Buch „Mein geistiges
Schauen in die Zukunft" heraus.
So prophezeite sie im Juli 1897, daß Deutschland ungefähr um
das Jahr 1967 von einem. großen Erdbeben heimgesucht werde. In
demselben Jahre (also 1897) prophezeite sie auch, daß Deutschland
nach ungefähr 70 Jahren nicht mehr ein so kleines deutsches
Reich sein wird, sondern es wird 3 1/2 mal so groß sein wie es heute
(1897) ist. Es wird einer regieren, der ganz hellblondes Haar auf
dem Haupte hat; ein junger Löwe, rüstig, frisch, gesund; er wird
keinen Panzer tragen.
Frau de Ferriem hatte auch einmal ein Gesicht über die Gründung
einer neuen deutschen Kolonie. Wir entnehmen diesen Bericht
ihrem oben genannten Buche. „Eine große Ueberraschung
für die Welt wird die plötzliche Gründung einer Kolonie Deutschlands
im hohen Norden sein durch Besitzergreifung von Land daselbst,
und zwar speziell durch preußische Soldaten, die zu Schiff
nach dort entsandt werden. Mit dieser Entsendung von Truppen
nach dem Norden wird ein spezieller Zweck verbunden sein. Die
Politik spielt dabei eine besondere Rolle. Ob sich die anderen
Staaten dadurch zurückgesetzt fühlen, vermag ich nicht zu sagen;
aber das Ganze wird ein politischer Schachzug sein. Ich habe in
einer Vision darüber diesem Unternehmen auch eine wichtige geheime
Beratung vorangehen sehen. Wenn das Ereignis eintreten
wird, wird Deutschland noch viel mächtiger zur See sein als jetzt".
— 571
Eine sehr seltsame, aber interessante Vorhersage, die sich anscheinend
auf die noch sehr fern liegende Zukunft bezieht, machte
die Seherin 1902. Sie schrieb im Trancezustand in stenographischer
Schrift folgendes auf zwei Notizblätter nieder:
1. Blatt. „Es wird eine Zeit kommen, wo alle Welt mit sich
uneins sein wird. Dann stürmt es auch auf uns von allen Seiten ein.
Zu dieser Zeit wird der Tod reiche Ernte bei uns halten. Was
übrig bleibt, wird einander suchen, und wenn sich zwei gefunden
haben, werden sie sich innig aneinander schmiegen wie Brüder.
Zu dieser Zeit sitzt im Osten ein Barbar, im Süden ein Schwächling,
im Westen ein Engel, im Norden ist reiner Tisch".
2. Blatt. „Städte und Dörfer sind vernichtet; gemordet ward
und gebrannt hats genug. Dann kommt eine sehr stille und trübe
Atmosphäre, und dann gehts noch einmal drunter und drüber.
Dann ist Friede. Weitfriede. Dann Gottesgericht: Erdbeben, Pest,
Seuche. Dann werden alle Menschen suchen sich aneinanderzuschließen
und es wird eine allgemeine Völkerunion zustande kommen.
Eine andere Prophezeiung machte Frau de Ferriem am morgen
des 28. September 1896. Während sie allein war, hatte sie ein
Gesicht, dessen Inhalt sie während der Erscheinungen unter einer
ihr unerklärlichen Beeinflussung niederschreiben mußte. Dieser
prophetische Brief lautet:
„Ich sehe das Ende. Alle beugen sich vor ihm, aber er wird
nicht lange sein. Er wird ermordet und alle vier Reiche werden
zerstört. Die Herrschaft des Papstes ist nur noch von kurzer Dauer;
hernach stehen alle Völker stark da. Der letzte wird durchs Schwert
umkommen; seine Gebeine werden in alle vier Winde zerstreut
werden. Im Vatikan wird man tausende von unglücklichen Opfern
pflegen. Das Geld und die Kostbarkeiten teilen sich die Schergen.
Rom wird ein Trümmerhaufen, bedeckt mit Leichen. Das Blut fließt
wie ein starker Regen. Aber das sind nicht unsere Völker, sondern
unsere Nachkommen. Wir schreiben nicht mehr nach Christo, sondern
nach einer neuen Zeitrechnung. Selbe ist von kurzer Dauer,
sie besteht nicht lange".
Am Schluß dieses Briefes schreibt die Seherin weiter: „Ich
sehe einen großen mächtigen Herrscher; er hat schwarzes Haar,
kluge Augen. Er steht, wo heute Wien steht, gerade am Stephansplatz.
Aber wo ist denn der Stephansdom? Alles ist fort! — Ja,
wo ist denn alles geblieben? Hier stand er vor tausend Jahren,
sagt man; ob's wahr ist? Wir lebten ja nicht; vielleicht ist alles
Schwindel. Aber die Sage erzählt davon. Ich glaube es einfach
nicht. Da drüben stand auch die Burg der großen Kaiser. Laßt
572 ---
euch doch nicht dumm machen. Lauter Märchen. Man schreibt auch
von Berlin. Glaubst du, daß da, wo jetzt Wasser ist, eine Stadt
war? Märchen. — (So werden die Leute sprechen)".
Unter den übrigen Prophezeiungen der Seherin befindet sich
auch eine, die eine Ermordung eines Kandidaten für den Papststuhl
voraussagt. Die Seherin sagt, es werde ein Bischof sein; er
ist ganz blau gekleidet, hat eine weite Tracht und eine Bischofs-
kette um. Er soll noch sehr jung sein, es ist sehr schnell mit ihm
gegangen.
Anfangs des Jahres 1898 hatte Frau de Ferriem eine Vision
über das Luftschiff und Seeschiff der Zukunft. Diese Vision betrifft
die kürzeste Fahrt nach Amerika. In dem schon oben genannten
Buch heißt es auf Seite 85:
Das große, vollkommen lenkbare Luftschiff mit elektrischer
Bewegung und Beleuchtung der Zukunft wird bald erfunden werden.
Kapitäne werden Patente auf das Fahren mit diesem adlergleich
dahin fliegenden oder segelnden Luftschiff erhalten, und man wird
mit dem letzteren es dazu bringen, in zweimal 24 Stunden den
Atlantischen Ozean zu überfliegen. Dasselbe wird so eingerichtet
sein, daß, wenn ein Unglück in der Luft bei der Fahrt über das
Meer passiert, man sich doch noch aufs Wasser retten kann. Die
Erfindung wird vor 1950 gemacht und vervollkommnet sein; viele
werden allerdings noch wegen Grübeleien darüber ins Irrenhaus
müssen. Ich habe den Erfinder gesehen, wie er die erste Konstruktion
vorführte; derselbe beherrschte mehrere Sprachen, die deutsche
sprach er gebrochen. Eine furchtbare Arbeit durch die Luft machte
es, als ich's über das Meer brausen sah. Vorher wird man schon
mit elektrischem Schiff, verbunden mit Luftballon, in weniger als
drei Tagen über den Ozean fahren, welches Fahrzeug einen vorzüglichen
Nebeldurchleuchtungsapparat besitzen wird".
Ich glaube, an der Vervollkommnung dieser Erfindung vor 1950
brauchen wir durchaus nicht zweifeln. Bereits im Jahre 1927 begann
die Prophezeiung sich zu erfüllen.

--
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)

Passt ja

HJH, Samstag, 25.12.2010, 18:56 vor 4874 Tagen @ Fred Feuerstein (4294 Aufrufe)

N'abend und Danke an Fred

Damals schien man den Sehern in der Öffentlichkeit noch den gebührenden Respekt zuteil werden zu lassen...

Eine sehr seltsame, aber interessante Vorhersage, die sich anscheinend
auf die noch sehr fern liegende Zukunft bezieht, machte
die Seherin 1902. Sie schrieb im Trancezustand in stenographischer
Schrift folgendes auf zwei Notizblätter nieder:
1. Blatt. „Es wird eine Zeit kommen, wo alle Welt mit sich
uneins sein wird. Dann stürmt es auch auf uns von allen Seiten ein.
Zu dieser Zeit wird der Tod reiche Ernte bei uns halten. Was
übrig bleibt, wird einander suchen, und wenn sich zwei gefunden
haben, werden sie sich innig aneinander schmiegen wie Brüder.
Zu dieser Zeit sitzt im Osten ein Barbar, im Süden ein Schwächling,
im Westen ein Engel, im Norden ist reiner Tisch".

Das passt doch hervorragend in unsere Tage. "im Westen ein Engel" = Angela Merkel (kommt aber auf die Sichtweise/Standpunkt im Trancezustand der Seherin an). Osten, Süden und Norden laden zu Spekulationen ein. Wobei der Oberschwächling im Süden wohl in Italien sitzt. Über Putin braucht man kein Wort zu verlieren, gibt sich zivilisiert, der Barbarenwolf im Schafspelz. Die Nordländer hielten sich immer gerne raus.

Nun denn. Beteilige mich in vielen Foren unterschiedlichster Prägung. Mal still im Hintergrund, mal einen Stuss verfassend. Dieses Forum hier jedoch ist das Einzige von mir besuchte, indem keine Weihnachtsgrüße ausgetauscht werden.

Meine Ver...ähm...Hochachtung dafür!

Allen dennoch geschmeidige, sture Weihnachtsgrüße
HJH ;-)

Avatar

einverstanden

BBouvier @, Samstag, 25.12.2010, 21:48 vor 4874 Tagen @ HJH (4254 Aufrufe)

Meine ...Hochachtung dafür!

Dem schliesse ich mich von Herzen an, HJH!
=>
Wie ganz überaus löblich auch! :-)

(wie ich es verabscheue(!) mich auf Befehl
und Terminkalender hin irgendwie "fühlen" zu müssen!)

Gruss auch!
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Ach was

HJH, Montag, 27.12.2010, 00:06 vor 4873 Tagen @ BBouvier (4041 Aufrufe)

2 Minuten-Dichtung:

Wenn auf dem Herd der Braten köchelt,
und Mutter in der Küche röchelt,

wenn Vater voll am Tische sitzt,
die Tochter sich schon wieder ritzt,

der Sohn im Zimmer masturbiert,
den Hund vergessen, der erfriert,

kein Weihnachtsbaum,
keine Geschenke,
und Oma ziehen die Gelenke,
und Opa starb in diesem Jahr,

ja, Weihnachten ist wunderbar.

.-.-.-.

In weiser Voraussicht ertränktet ihr einen Wurf Katzen.

Doch den Streu danach hieltet ihr nicht auf.

Den Sack stülptet ihr, eigene Laster zu geblinden.

Und jedes Leinen lässt doch Luft und Licht.

.-.-

Gottlose soll man ziehen lassen.
In die nächste Schlacht.

Dort werden sie finden.
Ihren Glauben an Gott.

In den Augen der Gefallenen.

Gruß

HJH

Avatar

Danke, Fred!

Taurec ⌂, München, Montag, 27.12.2010, 15:41 vor 4872 Tagen @ Fred Feuerstein (4087 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Montag, 27.12.2010, 15:50

Danke, Fred, für die ungeheure Mühe, beim Durchschauen all dieser Zeitschriften und die Extraktion aus denselben!

Ich fange mal mit Frau de Ferriem an, weil sie mir die meiste Substanz zu haben scheint (gemessen an der Länge).
Die Frauen Karlik und Jordan scheinen mir richtiges gesehen zu haben, jedoch vermischt mit eindeutig Falschem und Unverständlichem. Von der Art der Aussagen her erinnern sie mich an Anton Johansson (darüber hinaus gibt es eine Übereinstimmung mit der Krankheit in Frankreich).

"So prophezeite sie im Juli 1897, daß Deutschland ungefähr um
das Jahr 1967 von einem. großen Erdbeben heimgesucht werde. In
demselben Jahre (also 1897) prophezeite sie auch, daß Deutschland
nach ungefähr 70 Jahren nicht mehr ein so kleines deutsches
Reich sein wird, sondern es wird 3 1 / 2 mal so groß sein wie es heute
(1897) ist. Es wird einer regieren, der ganz hellblondes Haar auf
dem Haupte hat; ein junger Löwe, rüstig, frisch, gesund; er wird
keinen Panzer tragen."

Die Zeitangabe ist natürlich Unsinn.
Wenn jemand 1897 ein großes Erdbeben weit in der Zukunft prophezeit, spricht er wahrscheinlich nicht von einem normalen großen Erdbeben, sondern vom Weltbeben oder dem Polsprung. Das würde also passen.
Dann wird Deutschland plötzlich groß. Es ist damit wahrscheinlich das europäische Kaiserreich gemeint.
Das Deutsche Reich, dreieinhalb Mal so groß, erstreckt sich über weite Teile Kontinentaleuropas. Nimmt man beispielsweise die BRD (357.112 Km²), Frankreich (547.026 Km²), Polen (312.678 Km²), Tschechien (78.864 Km²), Österreich (83.879 Km²), Italien (301.338 km²), die Schweiz (41.285 Km²) und weil's noch fehlt "Kaliningrad" (15.125 km²), so hat man fast das damalige Deutsche Reich mal 3,5 (1.893.003 Km²).

Dazu kommt eine Beschreibung des "großen Monarchen".
Ob die Frau von den damals schon bekannten Prophezeiungen wußte? Warum der Zusatz, daß er keinen Panzer trage, als ob das erwartet würde? Spricht das für seine Milde oder seine Verschiedenheit von Wilhelm II. (hier im Kürassierpanzer: http://www.bundestag.de/blickpunkt/bilderInhalte/0502/500px/0502020b.jpg)>

Eine andere Schauung von ihr:

"Frau de Ferriem hatte auch einmal ein Gesicht über die Gründung
einer neuen deutschen Kolonie. Wir entnehmen diesen Bericht
ihrem oben genannten Buche. „Eine große Ueberraschung
für die Welt wird die plötzliche Gründung einer Kolonie Deutschlands
im hohen Norden sein durch Besitzergreifung von Land daselbst,
und zwar speziell durch preußische Soldaten, die zu Schiff
nach dort entsandt werden. Mit dieser Entsendung von Truppen
nach dem Norden wird ein spezieller Zweck verbunden sein. Die
Politik spielt dabei eine besondere Rolle. Ob sich die anderen
Staaten dadurch zurückgesetzt fühlen, vermag ich nicht zu sagen;
aber das Ganze wird ein politischer Schachzug sein. Ich habe in
einer Vision darüber diesem Unternehmen auch eine wichtige geheime
Beratung vorangehen sehen. Wenn das Ereignis eintreten
wird, wird Deutschland noch viel mächtiger zur See sein als jetzt"."

Hat sie da die Besetzung Norwegens im Jahre 1940 gesehen?

Und hier noch einiges für die Zukunft:

Eine sehr seltsame, aber interessante Vorhersage, die sich anscheinend
auf die noch sehr fern liegende Zukunft bezieht, machte
die Seherin 1902. Sie schrieb im Trancezustand in stenographischer
Schrift folgendes auf zwei Notizblätter nieder:

1. Blatt. „Es wird eine Zeit kommen, wo alle Welt mit sich
uneins sein wird. Dann stürmt es auch auf uns von allen Seiten ein.
Zu dieser Zeit wird der Tod reiche Ernte bei uns halten. Was
übrig bleibt, wird einander suchen, und wenn sich zwei gefunden
haben, werden sie sich innig aneinander schmiegen wie Brüder.
Zu dieser Zeit sitzt im Osten ein Barbar, im Süden ein Schwächling,
im Westen ein Engel, im Norden ist reiner Tisch".

2. Blatt. „Städte und Dörfer sind vernichtet; gemordet ward
und gebrannt hats genug. Dann kommt eine sehr stille und trübe
Atmosphäre, und dann gehts noch einmal drunter und drüber.
Dann ist Friede. Weitfriede. Dann Gottesgericht: Erdbeben, Pest,
Seuche. Dann werden alle Menschen suchen sich aneinanderzuschließen
und es wird eine allgemeine Völkerunion zustande kommen."

Eine andere Prophezeiung machte Frau de Ferriem am morgen
des 28. September 1896. Während sie allein war, hatte sie ein
Gesicht, dessen Inhalt sie während der Erscheinungen unter einer
ihr unerklärlichen Beeinflussung niederschreiben mußte. Dieser
prophetische Brief lautet:

„Ich sehe das Ende. Alle beugen sich vor ihm, aber er wird
nicht lange sein. Er wird ermordet und alle vier Reiche werden
zerstört. Die Herrschaft des Papstes ist nur noch von kurzer Dauer;
hernach stehen alle Völker stark da. Der letzte wird durchs Schwert
umkommen; seine Gebeine werden in alle vier Winde zerstreut
werden. Im Vatikan wird man tausende von unglücklichen Opfern
pflegen. Das Geld und die Kostbarkeiten teilen sich die Schergen.
Rom wird ein Trümmerhaufen, bedeckt mit Leichen. Das Blut fließt
wie ein starker Regen. Aber das sind nicht unsere Völker, sondern
unsere Nachkommen. Wir schreiben nicht mehr nach Christo, sondern
nach einer neuen Zeitrechnung. Selbe ist von kurzer Dauer,
sie besteht nicht lange".

Wer ist "er"? Hat sie da einen Antichristen eingebaut (von dem wir sonst nicht verläßliches haben, weil er ein Mythos ist)> Dafür spricht vielleicht die neue Zeitrechnung, nämlich eine, die nicht nach Christi, sondern seiner Spiegelung läuft.
Daß der Papst umkommen soll, paßt nicht, denn er muß noch den Kaiser krönen. Denkbar ist, daß sein Vorgänger auf diese Art umkommt, etwa während des Exils. Ich erinnere mich einer Aussage, wonach der neue Papst gleichzeitig mit der Todesnachricht des alten bekannt wird.
Es fragt sich, was (weiter oben) mit den Herrschern in den vier Himmelsrichtungen gemeint ist. Es sind wahrscheinlich die vier Reiche, die mit "ihm" zusammenhängen und mit ihm vernichtet werden.

Am Schluß dieses Briefes schreibt die Seherin weiter:

„Ich sehe einen großen mächtigen Herrscher; er hat schwarzes Haar,
kluge Augen. Er steht, wo heute Wien steht, gerade am Stephansplatz.
Aber wo ist denn der Stephansdom? Alles ist fort! — Ja,
wo ist denn alles geblieben? Hier stand er vor tausend Jahren,
sagt man; ob's wahr ist? Wir lebten ja nicht; vielleicht ist alles
Schwindel. Aber die Sage erzählt davon. Ich glaube es einfach
nicht. Da drüben stand auch die Burg der großen Kaiser. Laßt
euch doch nicht dumm machen. Lauter Märchen. Man schreibt auch
von Berlin. Glaubst du, daß da, wo jetzt Wasser ist, eine Stadt
war? Märchen. — (So werden die Leute sprechen)".

Im großen und ganzen passen die Aussagen zu dem, was wir kennen. Die trübe Atmosphäre spielt auf die Finsternis an. Die "Völkerunion" ist wahrscheinlich das Reich oder etwas noch größeres. Wien ist platt (da wo der Dom stand, wächst wahrscheinlich Dill), Berlin überschwemmt (Das wissen wir erst seit Irlmaier!). Das spricht doch für Echtheit.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Sieht Frau von Ferriem Berlin unter Wasser?

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Freitag, 31.12.2010, 23:34 vor 4868 Tagen @ Fred Feuerstein (3840 Aufrufe)

Hallo Fred!

Schön, daß Du Dich mal wieder meldest.
Und noch immer fleißig recherchierst.

Man sieht an Deiner Quellenforschung, daß
man sich vor einem Jahrhundert mit der
Materie noch viel ernsthafter und intensiver
beschäftigt hat als heute.
Hellseher waren da noch in aller Munde
und sie publizierten in vielen
Wochen- und Monatszeitschriften.

Eine Stelle fiel mir auf unter den
Ereignissen, die noch nicht eingetroffen
sind: "...Laßt
572 ---
euch doch nicht dumm machen. Lauter Märchen. Man schreibt auch
von Berlin. Glaubst du, daß da, wo jetzt Wasser ist, eine Stadt
war? Märchen. — (So werden die Leute sprechen)".

Das trifft sich mit der Berliner Schau,
die erstmals am 29.08.2008 von Taurec ins Forum gestellt wurde:
"...Dieses Wasser liefe schnell wieder ab, in der Straße aber
verbliebe dauerhaft Wasser in Höhe von 0,5 bis 1,5 Meter
(auf einer Höhe von 41 Metern über N. N.). Sie war sich sicher,
daß dieses Wasser von Norden kommt - auch die Flüsse
Rhein und Main hoch
Diese Flut soll im letzten Jahr der neuen
Besetzung Deutschlands stattfinden..."

=> Berlin steht dauerhaft unter Wasser.

Einen guten Rutsch wünscht Euch

Eyspfeil

Buch: Mein geistiges Schauen in die Zukunft von Frau de Ferriem Juli 1905 (Teil1)

Fred Feuerstein, Dienstag, 04.01.2011, 17:26 vor 4864 Tagen @ Fred Feuerstein (3976 Aufrufe)
bearbeitet von Fred Feuerstein, Dienstag, 04.01.2011, 17:36

Hallo,
Ich habe mir vor einiger Zeit das Buch: "Mein geistiges Schauen in die Zukunft" von Frau de Ferriem (Juli 1905)
besorgt, da ich einige Aussagen sehr interessant finde.
Da es in Frakturschrift geschrieben ist habe ich einen Weg entwickelt, wie man solche Texte mit vertretbarem Zeitaufwand digitalisieren und korrigieren kann, ohne auf absolut überteuerte Fraktur-OCR Programme zurückgreifen zu müssen, deren Qualität z.T. sehr unbefriedigend ist.
Die "Alternative" wäre alles abzutippen, aber das würde jeden vertretbaren Zeitrahmen sprengen.

Untenstehend das Ergebnis dieser Digitalisierung.
Dabei habe ich nur die ab 1905 in der Zukunft (ab S. 77) liegenden Aussagen berücksichtigt.
Bemerkenswert neben dem bisher von Taurec analysierten, finde ich z.B.:
. . . Was seh’ ich? —— O weh!
Ein zerfallenes Reich. — Du Land, wo einst eine Königin re-
gierte lange, — über 60 —— lange Jahre! ——— Man schaut hin-
weg, man stolpert über Dich. —— Man kennt Dich nicht wieder ....

Das ist interessant ! Es dürfte sich dabei um England handeln, bei der Queen Elisabeth II. offiziell seit 2. Juni 1953 regiert.
Wenn die Annahme stimmt, wäre der Kataklysmus für England (und die Welt) frühestens 2013 (+ max. 9 Jahre) zu erwarten.
(durch Abdankung oder Tod der Lisbeth).
Dann wäre endlich der Weg frei für den ungeliebten Charles und seinen Rottweiler Camilla.
Auszuschließen ist es aber auch nicht, daß Charles aufgrund des öffentlichen Drucks auf das Amt verzichtet und Prinz William der neue König sein könnte.
Aufgrund bolschewistischer Bewegungen auch in England (lt. Zentralblättern) müßte der zukünftige König flüchten:


Fr. Karlik:
...und von England habe
ich den Eindruck einer großen, mächtigen bolschewistischen Bewegung,
fürchterlich sehe ich das. Ich sehe, wie der König in England flüchtet,
Und ich sehe in England ebensogut die Hungersnot kommen ! Ich sehe
schlechte Ernten und als ob Australien England nicht recht versorgen
möchte, es hat keine Lust zur Versorgung.
Ich höre, wie eine Weltrevolution
für das Land kommt. Unzufriedenheit kommt unter die Arbeiter,
es kommt nichts rein ins Land und geht nichts raus, und ich sehe, wie
die Menschen die Hände ringen und furchtbar verzweifelt sind. Das
Bild von England ist noch viel trauriger als das von Italien. Ich sehe
Stockung in Handel und Wandel, die Wolle wird immer weniger.

Fr. Arndt:
In anderen Gesichten hat Frau Arndt gesehen, daß Frankreich Revolution
bekommt, Frankreich und Polen zerfallen, England vom Meere
verschlungen wird und daß ein neuer Erdteil aus dem Meere heraufsteigt,
die alte Atlantis.

Fr. Home:
Frankreich wird sich selbst zerfleischen und sehr klein werden.
England wird durch eine Meereskatastrophe großenteils unter Wasser
kommen und die Flutwelle sogar Teile von Hamburg in Mitleidenschaft
ziehn (hat übrigens auch Frau Arndt gesehn). ' Italien wird durch den
Vesuv sehr heimgesucht. Zwischen Japan, China und Amerika entspinnt
sich ein Krieg."

Hr. Johannsen:
Herr Johannsen, den ich
wegen dieses Punktes befragte, sah hier keinerlei Gefahr mehr).
xxxx erscheint ein Komet, der große magnetische Kraft besitzt,
Wenn er nach sieben Monaten den Tiefstand der Erdnähe erreicht hat,
wird ein Wasserbeben über England hereinbrechen ,und Teile von England
überschwemmen.
Indien fällt von England ab. Amerika, Indien
und Deutschland werden die drei Weltmächte sein. Ein neues, mir
unbekanntes Land wird auftauchen (vermutlich die versunkene Atlantis).
Der Krieg zwischen Amerika und Japan bricht aus. England und
Frankreich helfen Amerika. Deutschland kommt durch Lieferungen.
wieder hoch.


Hier nun die Vorraussagen der Frau de Ferriem:
(die word und pdf Datei werde ich Taurec schicken)

Vorwort.

Seit einer Reihe von Jahren ist eine sehr bedeutende Anzahl
von merkwürdigen Mitteilungen, die ich in einem eigenartigen Seelen-
zustande gemacht habe, in zahlreichen Tageszeitungen und Zeit-
schriften des In- und Auslandes fortlaufend veröffentlicht und über
die ganze Erde verbreitet worden. Er handelte sich dabei besonders
um Aussprüche, denen ihrem Inhalt zufolge die Bezeichnungen:
Weissagungen, Prophezeiungen oder Visionsschilderungen gegeben
worden sind «und die sich auf Ereignisse von öffentlichem Interesse
beziehen: weiterhin aber auch um andere Kundgebungen, wie z. B,
solche in Bezug auf Gestalten, welche durch Einwirkung unbekannter
Kräfte, die man unter anderem mit dem, Namen “Geister“ be-
zeichnet hat, für meine Sinne wahrnehmbar zu werden schienen.
Die Veranlassung zu den Publikationen gab in erster Linie
der Umstand, daß zunächst in dem angedeuteten Zustande von mir
gegebene Schilderungen von vielen Begebenheiten privaten Charakters
vorlagen, die sich als völlig identisch oder nahezu identisch erwiesen
mit Ereignissen dieser Art, welche kurze oder längere Zeit nach
meinen bezüglichen Mitteilungen stattfanden,— mit anderen Worten:
daß die erwähnten Äußerungen meinerseits sich als später tatsächlich
in Erfüllung gegangene Voraussagungen herausgestellt hatten, welche
unmöglich alle ,,rein, zufällig« zugetroffene genannt werden konnten.
Die Veröffentlichungen, welche die Okkultisten Herren Gottfried
Kerkau-Berlin und Graf Josef von Kronhelm-Gaisin (Podolien)*)
in. die Hand nahmen, verfolgten außer allgemein zur Mitförderung

*) Hr. Graf Kronhelm schrieb speziell Artikel für nichtdeutsche okkultistische
Journale, wie ,,La Revue Spirite, Paris, ,,Light”, London, ,,Luz y
Union”. Barcelona, “Constancia” Buenos Aires, ,,A Regenracao”, Rio
Grande do Sul, ,,Revista Esperita” Porto “Il Vessilo Spritista” , Vercelli, u.
während Hr. Kerkau seine Berichte außer in Tageszeitungen hauptsächlich in
deutschen okkultistischen Zeitschriften, wie in der ,,Zeitschrift für Spiritismus“
Leipzig, der ,,Übersinnlichen Welt«, Berlin, den ,,Psychischen Studien«, Leipzig,
dem —,,Führer«, Milwaukee, Wisc., den ,,Lichtstrahlen«, West Point, Nebr., (jetzt:
Chicago, In.) usw. veröffentlichte.

— IV—
der Lehre von der übersinnlichen Welt ——— noch zu dem besonderen
Zweck, eventuell später, wenn dieses oder jenes in den publizierten
Prophezeiungen vorausgesagte Ereignis von allgemeinem Interesse
eintritt, aus die bezügliche Vorherveröffentlichung hinweisen und
dadurch unwiderleglich feststellen zu können, daß die betreffenden
Prognosen tatsächlich vor den entsprechenden Ereignissen gegeben
und nicht etwa nachträglich erfunden worden sind.
In der Tat haben diese Zeitungsberichte ihren allgemeinen wie
auch besonderen Zweck nicht verfehlt; der Erfolg für die Lehre vom
Geiste war ein außerordentlicher, wovon mir unter anderem auch
sehr viele Zuschriften Zeugnis ablegten. Dies ermutigte mich, hin
und wieder vor weitere Kreise zu treten, um auch persönlich über
meine eigentümliche diesbezügliche Veranlagung und meine eigenen in
Betracht kommenden Erfahrungen zu berichten, —— dabei zugleich
manchen irrtümlichen Anschauungen in Bezug auf die Gabe hell-
sehender Personen im allgemeinen als auch meine somnambulen
Fähigkeiten im besonderen den Boden zu nehmen, wie solche nament-
lich in einem Teil der Zuschriften, die ich erwähnte, zum Ausdruck
kommen.
Diese meine aufklärenden Mitteilungen habe ich nun — zu-
sammengefaßt und durch Berichte aus den über meine Sitzungen
geführten Protokollen ergänzt — in vorliegender Schrift nieder-
gelegt, von dem Wunsche beseelt, dadurch noch weiterhin mit zur
Förderung dieser großen Sache der Wahrheit beizutragen.
Die Schrift, mit deren Herausgabe ich zugleich den Wünschen
vieler meiner Freunde Rechnung trage, sei allen Gesinnungsgenossen
besonders warm empfohlen. Möge sie aber auch, so wie ich es
erhoffe, in nichtolkultistischen Kreisen, in welchen sie Eingang findet,
ein tiefergehendes Interesse an der erhabenen Lehre vom Geiste
erwecken.

Berlin, im Juli 1905.

Die Verfasserin.

Inhalt
————
Vorwort ..................... lll
Die erste Periode meiner Mediumschaft:
Mein Glaube ....... . .......... 1
Mystische Vorkommnisse in meinem Elternhause ....... 2
Die Anfänge meiner Mediumschaft ........... 4
Vom Glauben zum Wissen ............. 6
Erste bedeutsame Phantomerscheinung .......... 6
Berichte meiner Angehorigen über merkwürdige Erlebnisse bezw.
Phänomene .................. 8
Träume meiner Phantasie oder echte Visionen ....... 10
Engere Verbindung mit der geistigen Welt (Gesichte, Trancerede,
Stimmen, Sprechen der Phantome, Beeinflussung) ..... 10
Eine Vision Goethes .............. 17
Kant und Swedenborg (Die Visionen Swedenborgs) . . . 17
Aussprüche Kants in Bezug aus die Geisterwelt .... 24
Die zweite Periode meiner Mediumschaft:
Die erste Sitzung ....... . ......... 28
Inhalt der geistigen Mitteilungen ........... 29
Charakter der Intelligenzen ............. 30
Heilmediumschaft ................. 30
Verkehr und Gespräche mit den Phantomen ...... . . 31
Der Trancezustand, das medianime Schreiben und Psychographieren 32
Der Gabriel Spirit ................ 33
Bildliche Vorführung geistiger Dinge. —— Begrenzung des
irdischen Bewußtseins und Verstandes. — Das transzen-
dentale Bewußtsein ............. 34
Warnende und Ratschläge erteilende Stimmen ....... 35
Physikalische Manifestationen ............. 36
Weitere okkulte Geschehnisse von besonderem Interesse ..... 37
Vorherveröffentlichte eingetroffene Prognosen, betressend Ereignisse
von öffentlichem Interesse ............. 60
Der ,,freie Wille« und das Schicksal des Menschen ...... 66
Sonstige Erwähnenswerte in Erfüllung gegangene Voraussagungen u. 68
Gesichte in Bezug auf Begebenheiten und Angelegenheiten privater
Natur .................... 75

— VI --

Bis jetzt noch nicht zugetroffene Visionen und Prognosen, sowie
Prophezeiungen in Bezug aus spätere Zeiten ....... 77
Erklärungen zu meinen Vorgesichten .......... 99
Über Phantasie-Visionen . . . .......... 102
Die Vorherverkünderin des Pariser Bazarbrandes ...... 103
Wahrheit, Irrtum und Täuschung im Okkultismus ..... 107
Meine Visionen über die Zukunft der Wissenschaft vom Geiste 110
Schlußwort ......... . ......... 113

Verzeichnis der besonderen Beispiele von mystischen Vorkommnissen.
Todesahnung meiner Mutter ............. 2
Rätselhaftes Umfallen eines Stuhles .......... 4
Erscheinung meiner Mutter (Die mysteriöse Musik) ..... 6
Die Geisterhand ................. 8
Himmel und Hölle ................ 8
Das Haus von Döbriach (Erste Fernschan) ........ 10
Der Regenbogen ................. 12
Ein Ewigkeitsblick ........ . ....... 12
Die erste Tieftrancerede .............. 13
Die Luthererscheinung ............... 14
Das Grab am Wasserfall von Untertweng ........ 15
Wiederfinden einer Quittung durch einen Traum ...... 16
Vorherschauen des Todes eines Fürstenpaares ....... 16
Eintreffen einer Vision nach 14 Jahren . . . ..... 17
Eine Vision Goethes ............... 17
Wiederfinden einer Quittung durch eine Mitteilung des Sehers
v. Swedenborg .... . ...... . ..... 21
Der Brand des Südermalm in Stockholm (Fernschau von Sweden-
borg) .................... 22
Swedenborgs Weissagung, betreffend die Königin Luise Ulrike
von Schweden ........ : ........ 93
Gesicht über Alexander von Battenberg ......... 24
Niederschrift einer Predigt unter Einfluß ......... 25
Die Erscheinung auf der Elbbrücke bei Meißen (Der verwunschene
Mönch) ................... 25
Das Anhalten des Uhr-Perpendikels .......... 36
Ein die Tür ausriegelndes Phantom (Blick durch die geschlossene
Holztür) ............... . . . . 36
Das verlöschende Licht ............... 37
Der geisterhafte Erzähler . ....... . ..... 37
Die vor einem Diebe warnende Stimme ........ . 38
Warnung vor einem Unfall ............. 38
Der geistige Prediger ............... 39
Geduld und Liebe (Vision, medianime Niederschrift) ..... 39
Der Blick nach oben (Med. Niederschrift) ......... 40
Erscheinung Gabriels und Luthers (Med. Niederschrift) .... 41

— VII —

Rede Leos IX (TiefTrance-Sprechmanifestation) ...... 42
Rede Mosis (TiefTrance-Sprechmanifestation) . ....... 44
Weissagung Mosis in Bezug auf mich als Heilmedium . . . 46
Brief Gabriels (Mitteilung im HalbTrance) ........ 46
Die Totenwache ...... . . . ........ 48
Matthias Corvinus und die ungarische Königskrone . —. . . . 51
Ein Abgeschiedener über Erscheinungen vor seinem Tode .... 51
Geistiges Zwiegespräch über Moses, Christus u. s. w. .... 52
Die ,,Monatsrose« ................ 53
Erscheinung Dr. Baron du Prels ..... . ..... 54
Abschiednehmen kurz vor dem Tode ........... 54
Gespräch mit den Geistern noch irdisch lebender Menschen . . . 55
Ein Inspirationsgedicht ............... 57
Demonstrierung der Clairvoyance bei einem Tiere ...... 57
Vorhersage der Freilassung von Dreyfus ....... . . 61
,, des Schiffsbrandes im Hafen von New York . . . 61
,, des Kohlenguben-Unglücks bei Brüx ...... 62
,, des Unterganges des deutschen Schulschiffes ,,Gneisenau« 65
,, der Erdbebenkatastrophe aus der Insel Martinique . 66
Lesen eines Briefes ............. . . . 69
Der blutrote Fisch (Wasserkrieg-Prophezeiung) ....... 69
Vorhersage, betressend Lotteriegewinne . ......... 69
,, ,, den Sturz einer Kirchenglocke ..... 69
,, ,, einen Brief der Gräfin Bay ..... 70
,, ,, Hebung eines Schatzes aus dem Meere . . 70
,, ,, einen Münzenfund ..... . . . . 71
Gewitteransage ................. 71
Andeutung von plötzlichen Todes-fällen .......... 71
Vorhergesehener Blitzschlag ............. 72
Gesicht, betressend die- Ermordung des serbischen Königspaares . . 72
,, ,, eine Luftballon-Katastrophe ....... 74
,, ,, einen Spaziergang ...... . . . . 74
Visionen im Wasserglase .............. 76

Bis jetzt noch nicht zugetroffene Visionen und Prognosen,
sowie Prophezeiungen in Bezug auf spätere Zeiten:

Gesicht, betreffend eine brennende Stadt (Budapest) ..... 77
,, ,, eine Sturmflut bei Swinemunde .-... 78
,, ,, den Untergang der Stadt Laibach ..... 79
Gesichte, betreffend ein Eisenbahnunglück in Deutschland, einen Eisen-
bahnbrücken-Einsturz in Großbritannien und einen Hauseinsturz
in Dresden ........ . ......... 80
Vorhersage, betreffend den Untergang von Mekka und Medina, so-
wie der muhamedanischen Religion .......... 81
Gesicht, betreffend den geheimnisvollen Mord in Konitz .... 81.

— VIII—

Vorhersage, betreffend Entdeckung einer Heilquelle für Lungenkranke
in Berlin .................. 83
Gesichte, betreffend die Andreée-sche Polar-Expedition und die Ent-
deckung des Nordpols, sowie über ein unentdecktes Inselvolk.
Ferner: Ein Wort über Nansen . . . : ...... . 83
Gesicht, betreffend das Luftschiff und Seeschiffs der Zukunft . . . 85
Vorhersage, betreffend die kürzeste Fahrt nach Amerika .... 85
Gesicht, betreffend die Schrift und das Papier der Zukunft . . . 85
,, ,, die zukünftige Ruhestätte der Gebeine des eisernen
Kanzlers . ....... . . . . 85
., ,, einen Friedhof ........... 86
,, ,, die Ermordung eines Kandidaten für den Papst-
stuhl .............. 87 —
Vorhersagen, betreffend den kommenden Weltreformator .... 88
Jerusalem bekommt wieder einen König ...... . . . 91
Gesicht, betreffend die Aussehen erregende Gründung einer neuen
deutschen Kolonie ................ 92
Vorhersage, betreffend die Zukunft der deutschen Kriegsflotte . . 99
Gesicht, betreffend die Zukunft Chinas, oder: Wie steht es mit der
,,gelben Gefahr«> ................ 93
Prophezeiung über den Sieg des Christentums in Ostasien . . . 98
Kriegsprophezeiung (Wahrsagung und Wissenschaft) ..... 94
Politische Prophezeiungen, betreffend die Hauptländer Europas . 95
Deutschlands Zukunft ............... 95
Wieder drei Kaiser in einem Jahr ........... 96
Das Dreikaiserjahr 1888 . ............. 97
Vorhersage, betreffend: Weltkrieg, Weltfriede, Gottesgericht und all-
gemeine Völker-Union .............. 97
Prophetischer Brief über das Papsttum, eine neue Zeitrechnung
und eine ,,neue Erde« .............. 98
Vorhersage des Pariser Bazarbrandes von 1897 durch Frl. Couédon. 103

Alphabetischer Namenregister.
Aksakow, russischer Staatsrat, 56 (Vision-zerscheinung)
Alexander und Draga, König und Königin von Serbien, 72 (Visions-
erscheinung)
Alexander von Battenberg, erster Fürst von Bulgarien 25 (Visions-
erfcheinung)
Andröe, Polarforscher 88
Bormann, Or. Walter 64, 65 66
Buttenstedt, Carl 94
Cook, Florence 28
Crookes, Sir William 28
Couödon, Pariser Seherin 103-107

- IH ..
Dreyfus, Kapitän 61 (Vorhersage, denselben betreffend)
Ferriem —— de Ferriem (Erklärung bezüglich der Entstehung des
Namens) 39
Friedrich lll. 97 (Vision, denselben betreffend)
Friedrich, Kaiserin 76 (Visions-Erscheinung)
Gabriel (Geistige Erscheinung) 33, 35, 41, 46, 88
Gabriel (Geistige Erscheinung bei der Pariser Clairvoyante Couédon) 105
Goethe, Johann Wolfgang von 17
Hanna, Seherin 52 (Visions-Erscheinung)
Johann (Pater J.) von Kronstadt 55 (Visions—Erscheinung)
de Jonge, 1)r. sur. Christoph Morris 105
Kant, Jmmannel 17——24,—66
Kerkau, Gottfried lll., 57, 72
Knieps, Albert 68
von Kronhelm, Gras Joseph lll .
Leo 11., Papst (Geist desselben) 32, 42
Luise Ulrike, Königin von Schweden 23
Luther, Or. Martin (Geistige Erscheinung) 14, 15, 41
de Maille, Graf Urbain 105
de Marteville, Madame21
Matthias Corvinus, der Große, König von Ungarn 51 (Visions-
Erscheinung)
,,Max« (Geist eines Abgeschiedenen) 86, 52
Mery, Gaston 106
Mewes, Rudols 94
von Moltke, Graf, deutscher Feldherr (Geist desselben) 89
Moses (Geist desselben) 44
Müller, 1)1s. Egbert 39, 48, 75 (Visions Erscheinung), 102, 108
Nansen, Polarforscher 84
,,Old Moore«, englischer Seher 68 (Fußnote)
du Prel, Baron Or 54 (Visionserscheinung), 103
Reiner, österreichischischer Erzherzog 16 (Vision, denselben betreffend)
von Swedenborg, Emanuel, schwedischer Gelehrter und Seher 17—24
Vay-Wurmbrandt, Grafin, österreichische Seherin 70 (Vision in Bezug
aus dieselbe), 76
Viktoria, Königin von England 76 (Visions-Erscheinung)
Wilhelm l., Kaiser 97 (Vision, denselben betreffend.)

…………….

.. 77 ..
………….
Vision eines Brandes von Budapest.
(Übertragung aus dem während meiner Schilderung aufgenommenen
Stenogramm).
(Frau Ferriem schließt die Augen und spricht, indem sie die
Hand an die Stirn legt): ,,. . . Ich schlafe nicht. Ich bin bei meinem
ganz vollen Verstand; aber weißt Du, was ich sehe? — Eine
brennende Stadt . . . Ja, eine brennende Stadt, wo Gasglühlicht,
Gaslampen, elektrische Lampen in den Straßen sind. Es brennt
alles . . . Ich kenne auch die Kirchtürme, aber ich komme nicht auf
den Namen der Stadt. Die Dächer sind alle bunt gedeckt .... Hu,
wie es herausraucht! Das Rathaus brennt auch . . . Wie die
Menschen jetzt alle laufen! Es geht auch ein großes Wasser an der
Stadt vorbei. Ich stehe auf der Brücke. Oft habe ich in dieses
Wasser hineingesehen; ich kenne auch die Straßen. Die Stadt ist
nicht in Deutschland, ist weit fort von hier. Trümmer fallen,
die Glocken läuten von allen Kirchtürmen; und die Bahn — jetzt
will sie abfahren und kann nicht; das Gebäude steht in Flammen.
...Dort ist auch das Hotel, wo ich gewohnt habe. . . . Ich gehe
über die Brücke: ein ganzes Stadtviertel brennt . . . Jenseits
des Wassers liegt ein großer Berg. — Jetzt besinne ich mich:
das ist die Donau; ja, es ist die Donau . . . Da liegt die Stadt-
pfarrkirche, —— da ist das Wasser und dort der Berg. Aus dem
Berg stehen viele tausend Menschen . . . Dort ist ein großer Tunnel,

— 78 --
wo alle Menschen durchströmen .... Ist das nicht Pest? Das
sieht aus wie Pest. —— Ich bin dort gewesen. — — Da ist ja der
,,Ring«; dort kommt die elektrische Bahn—durch . . . Ja, das ist
Pest. —— . . . Ich stehe am Wasser. Wie alles brennt und raucht
und wie die Menschen rennen! Die Sonne brennt so, und ein
Gewitter zieht auch herauf. Die Schiffe fahren alle fort. Nun
kommt Gewitterwind. Mich schüttelt’s. — Ich bin fort, ich bin nicht
mehr auf der Brücke. Ich sehe es bloß von weitem .... Ist da
nicht die die Margaretenbrücke, —— oder ist das die Kettenbrücke?
Nein, sie hat nur Steinpfeiler. . . . Glühender Sonnenbrand.« ( Frau
Ferriem schlägt wieder die Augen auf.)

Vision einer Sturmflut von Swinemünde.
(Die Hellseherin schließt die Augen und spricht nach kurzer
Pause): ,,Furchtbar viel Windwolken. Schrecklich. — Ach, das ist
ein furchtbarer Sturm. Sieh doch, wie die Wolken jagen! Sieh
mal wie der Sand aufgewirbelt ist! Guck mal: Das ist
ja ein Orkan! Hu, alles durcheinander! Hu! Das ist ja ——
— (bricht ab). Siehst du die Bäume nicht brechen?! —— ——
Hu, der Schmutz von den Straßen! Und der Staub, der vom
Ufer kommt! — Hu, wie das saust und braust! — Ganz schwarz
wird es, als wenn eine Sonnenfinsternis wäre. —— O, das Wasser!
—— — Ach, das ist wohl eine Sturmflut! —— Wie das rauscht!
(Die jetzt folgende Frage: ,,In welcher Gegend?« überhört das
Medium anscheinend). Sieh doch mal, es bricht doch alles um und
um. Und wie die (jetzt folgt ein im Stenogramm unleserliches
Wort) ..... alle fliegen in der Stadt umher! — —— — Wir
sind ja jetzt beim User! —— Das ist an der See! — Das ist die
Ostsee! —— —— Gerade, als wenn’s auf Usedom wäre. —— Furcht-
barer Sturm. Das ist ja schauderhaft! —— Hu, das ist ja furchtbar!
— Wie der Staub aufwirbelt! — Schrecklich — entsetzlich. — —
Sieh mal den Punkt dahinter. Siehst du den? ——— Das ist der
,,Stein.« —— Den kenn’ ich ganz genau. Da bin ich ein paar Mal
drauf gewesen. Das große Kriegsschiff — der Stein. — (Referent
wirft eine Frage dazwischen, was denn sonst passiere. Die Seherin fährt
fort): Hm, der Sturm! — O weh! Wie alles durcheinander ist!
Wüst liegt alles in der ganzen Stadt durcheinander. ——
Siehst du nicht die Trümmer? —— — Kommt mir immer wie
Swinemünde vor. — Ach, das ist ja’s Kaiser Wilhelms-Bad.
— Ach, da sind die Kaiser-Hallen. — Muß mal weiter sehen.

— 79 —
— Gewiß, — da ist ja auch die Swine. — Da ist auch das
Bollwerk. — — Und da drüben auf Wollin tobt es ebenso. ——
Weißt Du, das kommt mir vor wie eine Sturmflut.- —Ach, sieh
mal, sieh doch mal! —— Ach, das ist furchtbar. —— —— — Ja, das
ist Swinemünde. Ich seh’s. Ich sehe ja die Kirche mit dem
g Schiff. Innen hängt ein Schiff. — (Frage: ,,Siehst du Menschen?«)
Menschen — sehe ich gar keine. — Ach, wie viele werden da ver-
unglücken! — — Da ist ja D . . .’s (die Clairvoyante nennt einen
Namen) Haus. —— Das ist Swinemünde. Und Lange’s Haus
sehe ich auch. Da ist ja der Garten mit dem großen Nußbaum.
— Drei Laub en sind drin, und um den Nußbaum befindet sich
solch großer Tisch. — Das ist Swinemünde. — — Rabenschwarz. Alles
rabenschwarz. Es ist so finster. Ja, das ist das Wetter. —— Ach,
jetzt wird der Himmel wieder blau. Aber die Windwolken jagen noch
so furchtbar. Jetzt wird er wieder blau nach drei Tagen. —— Die
armen Menschen! — Wissen gar nicht, wo sie hin sollen vor Angst.
— — — Schwarz. Alles ist schwarz. —— Nichts ist mehr. ——
Sehe gar nichts. — .. . Gib mir mal ein bischen Wasser.« — ——
(Medium schlägt wieder die Augen ans.)

Prognose des Untergangs der österreichischen Stadt Laibach.
,,. . . Ich habe eben eine große Stadt durch Erdbeben unter-
gehen sehen. — Ein sternklarer Himmel. Ja, Gott, Gerechter, du
siehst es; —— und du läßt sie alle untergehen. Das ist ja schrecklich.
Wie all die Häuser wackeln! — Und ich kenne diese Stadt; ich habe
ja drüben gewohnt. Das ist Laibach. Sie sinkt ja ein. ..! Ja,
woran liegt das? Das ist Gottesgericht. — — Da ist alles.
schon unter der Erde ausgelöst, und sie wollen’s nicht einsehen. —
Mich graust; mich graust. — — So ist’s: So sinken Menschen, so
sinken Häuser, so sinken die Kirchen ein; so geschiehts in einer
einzigen Minute. — Ja, das ist Gottesgericht, wenn es so kommt.
. . . Die bösen Menschen straft Gott, und die Unschuldigen müssen
mit darunter leiden. —— Das wird alles untergehen, und sie werden
suchen, und sie werden nichts mehr finden. Die Zeit ist nicht mehr
fern. — — Ach, mach’ mir dieses grausige Bild vor meinen Augen
fort. — Die zerschmetterten Köpfe — der Boden, worauf mein Fuß
gestanden . . . Ja, so wird’s auch einst Berlin, meiner Vaterstadt,
meiner Geburtsstadt ergehen . . .« (Aussage von Anfang
Februar 1897).

--
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)

Buch: Mein geistiges Schauen in die Zukunft von Frau de Ferriem Juli 1905 (Teil2)

Fred Feuerstein, Dienstag, 04.01.2011, 17:29 vor 4864 Tagen @ Fred Feuerstein (3764 Aufrufe)

— 80 —— «
Visionen über ein Eisenbahn-Unglück in Deutschland, einen
Eisenbahnbrücken-Einsturz in Großbritannien und einen Haus-
einsturz in Dresden.

1. Jetzt scheint die Sonne. Das ist schön, wenn die Sonne
scheint. — Ja, aber das ist es eben. Das ist furchtbar. Siehst
Du, jetzt kommt der Zug — ein großer Zug mit zwei Lokomotiven.
Der kommt weit her. Ja, siehst Du, das ist ein sehr großes Un-
glück. — O weh, die Menschen alle! —— Ach, da liegen sie zusammen-
gequetscht und schreien. O, das ist schrecklich. — Sieh mal, wie
tief sich die Lokomotive in den Sand hineingebohrt hat! — ———
Kinder auch ’ne Masse; die kommen gewiß von den Ferien. — Ja,
die kommen von den Ferien. — Wo kommen sie denn her? —— Ach,
da herunter. Dies ist der Zug von Kassel. — Warst Du schon
mal in Kösen? —— Die Sonne blendet mich so furchtbar; ich kann
nichts sehen. (Anmerkung im Protokoll: Vielleicht las die Seherin
in der Vision die Namen Kassel und Kösen an dem verunglückten
Zuge).
II. Sieh mal die Brücke, die dort einstürzt! Die ist mächtig
lang. — Guck mal übers Wasser: Brennende Laternen sind drauf.
Siehst Du denn nicht den Eisenbahnzug? (Frage des Protokoll-
führers: In welcher Gegend sind ,,wir«>) In England sind wir;
siehst Du denn das nicht? — Sieh, da legen unten so viele Schiffe
an; das ist ein großer Hafen.- Ich war da noch nicht. — Da liegt
ja ein deutsches Schiff. — Nein, es fährt. —— Ja, ein deutsches:
—— — S. M. Schiff . . . Das ist ein Frauenname: Irene. —
Guck mal hin: das sind englische Eisenbahnzüge. — — Sieh mal,
da steht unten an: . . . — Was ist das für ein Wappen? —
,,Victoria« steht daran. Auf der einen Seite hat es einen Hammer.
—— — Hu, der Krach! Hu! — Das ist ein Unglück. —— — Was
ist denn das? Was hängt denn da so quer herüber? —— ——— Ja,
das weiß ich nicht. Jetzt wird alles finster, — so finster. — — ——
Du, sieh mal die Stadt, die dort liegt; — eine große Stadt. — ——
Weißt Du, was an dem Zuge steht? — Ich will mal buchstabieren:
G-L-A-S-G-O-W. —— — Siehst Du die Schornsteine und den Rauch?
- Nein, da möchte ich nicht wohnen.
III. Ach, die Menschen alle! — Das Haus ist eingestürzt!
Die Feuerwehr —— helle Kittel. Schutzleute kommen und bilden eine
große Kette. — Sieh mal: Vergoldete Balkons. Und sieh die Kirche,
die dabei ist. — Guck mal! Schrecklich! Und das Wasser dahinten.

- 81 —
Mich wundert, daß nicht alles ins Wasser gefallen ist. —— Sieh
mal den Markt: die alten Weiber rennen alle. — Es staubt. — —
Das Café kenne ich: Café König. — Das ist Dresden.

Prognose, betreffend den Untergang von Mekka und Medina,
sowie der muhamedanischen Religion.

(Visionsschilderung vom 18. 6. 1905).
Die Sonne verfinstert sich. — Sieh mal, sieh mal: es wird
ganz finster. —— Ach, — und weißt Du, wo?: — Über Mekka,
--— Der Himmel ist bedeckt, vollständig bedeckt. — Merkwürdig, diese
alte Stadt. Und die ganze Umgebung, — Stadt und Umgebung,
— alles verschwindet. —— Ja, die Sonne ist verfinstert, und alles
ist bedeckt. —— Es ist ganz bestimmt Mekka. — Weit, weit, weit
weg. — Es ist der Untergang der alten Religion. — Das
geht da alles unter; alles taucht unter. Es wird kein Mekka,
kein Medina, — es wird nichts mehr geben. Man wird nicht
mehr gehen und dort anbeten. —— Es verfinstert sich. — Ja, ich
sehe, wodurch es finster wird. ——— Nicht mehr wird man sehen an
den Mauern die schönen Friedhöfe. —— Alles versinkt, in einem
einzigen Augenblick. —— Es ist alles schwarz, die ganze Gegend,
alles finster. — Ja, der schöne Sonnenball! Es ist gerade, als
wenn ein Vorhang davor gezogen wird. — Ja, das ist eine rächende
Hand! — Es ist alles versunken; sie sind alle fort, es ist nichts
mehr von allem zu sehen. Ich sehe es genau. — O, es verschwindet
alles. —— Er sagts bestimmt zu mir.

Vision, betreffend den geheimnisvollen Mord in Konitz.
Rückschau vom 10. 11. 1900. —— 8 Monate nach der Ermordung des Gym-
nasiasten Winter.
(Nach dem Protokoll von F. G. Kerkau).
Still(e)! Ich tue jetzt einen Blick in die Stadt Konitz hinein
und verfolge beim Mondenschein einen Herrn in einem schwarzen
Gehrockanzug. —— Das ist ein sehr feiner Mann. — Es ist Monden-
schein. Eine ganz komische, unscheinbare Straße, durchaus nicht
schön. —— Links ein Weg, rechts ein Weg und dann der Wald und
der See am Wald.*) — Ich gehe jetzt die ganze Gegend durch . . .

*) Anmerkung im Protokoll: Laut Karte befindet sich 3/4 Meilen von der
Stadt entfernt an einem 1/4, Meile langen See der Konitzer Stadtwald. Außer-
dem liegt in unmittelbarer Nahe der Stadt ein kleiner See.
de Ferriem, Mein geistiges Schauen. 6

.. 82 ..
Merkwürdig! Es ist immer ein feiner Mann aus diesem Weg.
Das wundert mich nur. Ob er denn damit was zu tun hatte? . ..
Vom Mondschein alles hell beleuchtet. — (Jetzt folgt ein leise ge-
sprochenes, nicht recht verstandenes Wort, — wahrscheinlich zu den
folgenden beiden Wörtern «gehöriges Eigenschaftswort:) . . ., alte
Gasse .... Und dort am See (die Seherin schüttelt den Kopf) ist
immer wieder ein feiner Mann —— ein großer Mann mit einem
schwarzen Gehrockanzug und einem dunklen Überzieher. —— Aber er
,,trägt« nichts, gar nichts. — Er paßt nur auf .... Ich verfolge
das so deutlich. — er sieht sich nach allen Seiten um. —— Er sieht
aus wie ein Gelehrter. —— Er sieht nicht aus wie ein dummer
Mensch .... Er hat ungefähr Deine Größe. (Meine Größe dürfte
169 cm sein. G. K.) Er ist bedeutend breitschulteriger gebaut,
hat einen langen Überzieher, dunkel; noch mit einem großen langen
Schlitz und zwei Knöpfen, so wie früher diese feinen Überzieher ge-
tragen wurden und wie sie vornehme Herren auch noch tragen. ..
Sehr vornehm ist er; sehr zart im Gesicht; ein sehr feiner Mann
ist es .... Wenn ich nur wüßte, was er will. (Jetzt folgt ein
kleiner, sehr unleserlich stenographierter Satz; ich lese daraus:) Der
Mond beleuchtet jetzt ganz hell sein Gesicht. — Trägt ganz dicken
blonden Schnurrbart .... Er hat auch ein Glas in der Tasche ———
ein Pincenez ——, nein, eine goldene Brille. Ob er sie sonst trägt,
benutzt, kann ich nicht sagen; aber er trägt sie bei sich. —— Muß
ein sehr vornehmer Mann sein; feiner, schöner Mann. . . Er kann
34 Jahre alt sein; er kann auch schon 36 sein —— das allerhöchste;
er kann sein zwischen 32 und 36 Jahr, — ich halte ihn für 34 Jahr
alt.*) . . . Ich bin der Ansicht: Der Mann ist ein Gelehrter. Und
er hat so seine schöne Hände, so weiß, so zart. Es ist Mond-
schein, und es ist nach Mitternacht, und es ist leichtes Frostwetter.
(Medium spricht leise:) Mondschein; nach Mitternacht. —— Rechts
ein etwas bewölkter Himmel, aber links herum ist alles klar .....
Wenn ich nur könnte mich mal orientieren in diesem Städtchen
(das Medium meint: außerhalb der Vision durch eine Hinreise
nach Konitz, wie aus dem folgenden hervorgeht), ich möchte wissen,
ob das so liegt, wie ich es sehe .... Alte rumplige Stadt, ——
nichts Elegantes, gar nichts .... Wenn mir dieses noch würde
weiter gezeigt werden, aber leider schwindet es immer mehr und
*) Diese Angabe bezieht sich also auf das Jahr 1900.

- 83 —
mehr vor meinen Augen. Es wird klein und kleiner . . . Ich wollte
gern klar sehen; ich kann nicht klar sehen. ——— Merkwürdig. (Die
Stimme sinkt zum Flüsterton herab) . . . Der Mann dreht mir
jetzt den Rücken zu. Es kommt mir vor, als wenn er auf etwas
wartet ..... Jetzt geht er weiter. — Jetzt geht er zurück. ....
(Leise:) Aha! — jetzt kommt jemand anders: — Jetzt kommt ——
kommt wieder ein feiner Mann. Der trägt einen Jacketanzug. —
Der ist aber noch viel jünger: Er kann höchstens 23 Jahr alt sein.
—— —— Ihn friert sehr, ihm ist es sehr kalt. —— Er kommt gelaufen ....
Ah ha, — aha! Wasser (?) — Wasser, ja, Wasser, Wasser kommt
Euch zu Hilfe. — Die andern haben ja auch nichts weiter davon.
—— Wasser, Wasser —— —— kann nicht mehr verfolgen. —— Merk-
würdig. —— (Folgt noch ein unleserliches Wortzeichen). —[Medium
macht die Augen auf, guckt mich an und ruft:] Was! Was!>

Prognose, betreffend Entdeckung einer Heilquelle für Lungenkranke
in Berlin.

Während einer Bootfahrt auf dem Neuen See im Berliner
Tiergarten hatte ich ein seltsames Gesicht. In demselben sah ich
viele leidende Menschen nach dieser Gegend der Reichshauptstadt
pilgern, ja selbst auf fernsten Ländern nach derselben zur Kur
kommen, und die Stelle glich einem Badeort. Alle sah ich dort
das Wasser einer Quelle trinken, die heute noch verborgen ist, die
ich aber mit dem geistigen Auge erschaute, als ich unweit der Stelle,
wo man sie entdecken wird, vorüberfuhr. Das Wasser wird von
ganz erstaunlicher Heilkraft bei Lungenleidenden sein. Von den
zahllosen Menschen, die durch den Gebrauch derselben ihre Gesundheit
wieder erlangen werden, wird das neue Heilmittel weit und breit in der
Welt gepriesen werden. Tausende und Abertausende werden alljährlich
nur der Wunderquelle wegen nach Berlin kommen, und der Stadtteil,
in welchem sich die Quelle befindet, wird dadurch ein ganz anderes
Aussehen gewinnen, als er heute hat. Die Zeit ist nicht mehr fern.

Visionen über die Andree’sche Polar-Expedition und die Entdeckung
bezw. Erreichung des Nordpols, sowie über ein unentdecktes
Inselland.
Ferner: Ein Wort über Nansen.

Obwohl die Luftballon-Expedition des schwedischen Ingenieurs
Andrée, welcher nach meinen Gesichten noch weit vom Pol ent-

- 84 —
fernt war, als ihn die Katastrophe ereilte (die Welt wird durch
Auffindung seiner Spur und von Überresten noch Näheres darüber
erfahren), mißglückt ist, wird man dennoch in absehbarer Zeit dem
Nordpol mit Erfolg per Ballon zustreben. Ich habe drei größere
Gesichte über die Luftballon-Expeditionen der Zukunft gehabt. In
dem einen geistigen Bilde erblickte ich drei sehr große Ballons mit
Insassen, welche in verschiedenen Richtungen in den Polarregionen
schwebten. Zwei der Lustschiffe trafen sich in großer Nähe des
Pols, wie die Schiffe aus dem Meere, d. h. die Insassen des einen
konnten sich mit denen des anderen par distance durch Zeichen ver-
ständigen. Der dritte Ballon ging verloren, nachdem er sich längere
Zeit in Windstille befunden hatte. Ich sah ihn zusammenklappen,
stürzen und bersten, worauf ich in einer Anschlußvision wahrnahm,
wie später mit Hundeschlitten die aus Fetzen bestehenden Überreste
nebst menschlichen Skelett-Teilen fortgeschafft wurden. In dem zweiten
Gesicht sah ich nur einen Luftschiffer — der Hautfarbe nach ein
Europäer —— allein auf einer unbewohnten Insel, welcher eine Erd-
höhle bewohnte und mit Tierfellen bekleidet war. Auf der Insel
erblickte ich uns völlig fremde, indes nicht wilde Zwergmenschen
von roter Hautfarbe und schmächtigem Körperbau. Den Verschlagenen,
den ich bei Beginn der Expedition als Matrosen erschaute, sah ich
ferner von der Insel aus auf einem mühsam gezimmerten Floß nach
längerer Irrfahrt ein Schiff erreichen, welches ihn, der lange ver-
schollen und durch Frost stark abgezehrt war, mit zweien der kleinen
Insulaner in seine Heimat zurückbrachte. — In dem dritten Gesichte,
das sehr deutlich war, sah ich zwei Luftschiffe, von denen das eine
lenkbar machende ,,Adlerflügel« und eine innen mit Aluminium aus-
geschlagene Gondel besitzen wird, mit bestem Erfolg dem Pol zufliegen.
Aber auch auf Schlitten wird man —— nach meinen Ge-
sichten — den Pol in nicht mehr ferner Zeit erreichen. Die Ver-
suche, auf diese Weise bis zum Pol vorzudringen, waren bisher
allerdings immer noch vergeblich gewesen, indes: dieses Ziel hätte
schon Mitte der 90er Jahre erreicht werden können und zwar durch
Nansen. Nansen kehrte um, als er es noch nicht nötig hatte. Er
hätte noch einige Monate Zeit übrig gehabt, und seine Kräfte hätten
es zugelassen, daß er von der Stelle, wo er umkehrte, in wenigen
Wochen bis zum Nordpol vorgedrungen wäre. Er ist demselben
gewissermaßen näher gewesen, als er glaubte. Aber die ,,Ungunst
des Schicksals« hat ihn zurückgehalten.

— 85 —
Vision über das Luftschiff und Seeschiff der Zukunft.
Prognose, betreffend die kürzeste Fahrt nach Amerika.
Das große vollkommen lenkbare Luftschiff mit elektrischer Be-
wegung und Beleuchtung der Zukunft wird bald erfunden werden.
Kapitäne werden Patent auf das Fahren mit diesem adlergleich
dahin fliegenden oder segelnden Lustschiff erhalten, und man wird mit
dem letzteren es dazu bringen, in zweimal 24 Stunden den Atlan-
tischen Ozean zu überfliegen. Dasselbe wird so eingerichtet sein,
daß, wenn in der Luft Unglück bei der Fahrt über das Meer
passiert, man sich noch aufs Wasser retten kann. Die Erfindung
wird vor 1950 gemacht und vervollkommnet sein; viele werden aller-
dings noch wegen Grübeleien darüber ins Irrenhaus müssen. Ich
habe den Erfinder gesehen, wie er die erste Konstruktion vorführte;
derselbe beherrschte mehrere Sprachen, die deutsche sprach er ge-
brochen. Eine furchtbare Arbeit durch die Luft machte es, als
ich’s über das Meer brausen sah. —— Vorher wird man schon mit
elektrischem Schiff, verbunden mit Luftballon, in weniger als drei
Tagen über den Ozean fahren, welches Fahrzeug einen vorzüglichen
Nebeldurchleuchtungsapparat besitzen wird. —— Dieses Luftschiff ist
der feurige Drache, von dem Propheten schon vor Christi Geburt
sprachen.

Vision, betreffend die Schrift und das Papier der Zukunft.
(Mitteilung vom 20. Februar 1898, abends).
Ich habe eben die neue Schrift und das neue Papier gesehen,
welche kommen werden nach unserer Schrift und nach unserem Papier.
Schrift und Papier sahen ganz komisch aus, sehr merkwürdig. Das
Papier ,,hat« nicht solche weiße Farbe wie unser Schreibpapier,
und die Schrift ist eine ganz andere. Sie ist sehr kurz; es ist nicht
Stenographie. Dieselbe wird dann von aller Welt geschrieben auf
einem Papier, welches nicht zerreißbar ist. Ich sah es nur von
weitem; ich konnte es nicht anfassen, weil mein Arm nicht hin-
reichte.«

Vision, betreffend den eisernen Kanzler.
(Abdruck aus dem ,,Berliner Lokal-Anzeiger« vom 5. August 1898.)
Die unseren Lesern aus einigen interessanten ,,Gesichten« wohl-
bekannte Seherin de Ferriem hat auch über die Zukunft der
irdischen Reste des verstorbenen Kanzlers einige Visionen

- 86 -
gehabt, die wir nicht verfehlen wollen, hier wiederzugeben: Obwohl
dem Wunsche des Kaisers, den Toten in Berlin beigesetzt zu sehen,
bekanntlich aus Rücksicht auf die testamentarischen Bestimmungen des
Fürsten jetzt nicht entsprochen werden wird, so sagt die Somnam-
bule dennoch voraus, daß im nächsten Jahrhundert und nach einem
großen Kriege die Gebeine des ,,eisernen Kanzlers« unter groß-
artigem Pomp nach Berlin übergeführt werden würden. Sie habe
dieses ferne Zukunftsbild auch schon deutlich gesehen; sie habe sogar
den Prediger, der die Beisetzungsrede gehalten, in dem betreffenden
Gesichte deutlich erschaut und sprechen hören. Es sei ein Redner
gewesen, der an Begabung, an Stimme und an Wuchs die Redner
aller gewesenen Zeiten und Völker nach ihrer (der Seherin) Meinung
weit übertreffen müßte. Derselbe habe auf Bismarcks irdische Mission
in treffendsten Worten hingewiesen. Weiter führte die Visionärin
aus, daß die Gebeine des Verewigten mehrmals ihre Ruhestätte
wechseln würden; u. a. würden sie einmal infolge von Erderschütte-
rungen von ihrem Platze fortgebracht. Nach hundert Jahren würden die
irdischen Überreste des »Eisernen« in einem massiven, schönen Kupfer-
sarge ruhen; sie, die Visionärin, habe dies alles bereits in genauen
Gesichten wahrgenommen. Von der enormen Größe des späteren
Berlin, in welchem die Gruft des ,, größten Staatsmannes der Welt''
sich befinden werde, könnten wir uns übrigens gegenwärtig kaum
eine Vorstellung machen: die jetzige Kaiserstadt an der Spree müßte
klein dagegen genannt werden.

Gesicht, einen Friedhof betreffend.
Eine seltsame Vision in Bezug auf zwei mysteriöse Gräber auf
einem Kirchhofe in anscheinend fernem Lande, welche zur Zeit aber
noch nicht existieren, hatte ich am 21. Mai 1896. Dieselbe scheint
mir von besonderer Bedeutung sein zu sollen, denn ich hatte in den
letzten Jahren wiederholt ähnliche Visionen, einen solchen Kirchhof
betreffend. Ich gebe aus diesem Grunde die diesbezügliche Visions-
schilderung hier wieder:
,,Ich sehe große Zahlen. —— Was bedeuten die Zahlen alle?
(Die Vision wird deutlicher:) Sie sind in die Tausender ’rein. Ich
sehe viele Grabsteine, Kreuze, Steine, Tafeln. —— Frischer Hügel
Weißt Du was: Zwei Hügel. ——— (Frage des Protokollführers:
Was haben sie für Inschriften?) Das ist eine kleine Tafel, ein
Stein: »Hier ruhen Fremdlinge«. — Ich lese: ,,1913“ — Es sind

— 87 —
ja ganz sonderbare —— —: ,,Juli“ —— und dann ,,zwei Hände in
einander« in Stein gehauen. Die Hügel sind ganz glatt. ——— —— ——
(Anmerkung im Protokoll: Die Seherin schaut sich jetzt anscheinend
das geistige Bild, den Friedhof in seiner ganzen Ausdehnung, an
Kreuze, Steine, Obelisken, Trauerstatuetten; Christuskopf. — —
Scheint die Sonne; — ist heiß; ist Juli. ———— —— Ja, die Gräber
sind frisch, und rings herum ist gelber Sand. Und es ist kein
Rasen drauf; es ist was anderes. Es sind da solche Blumen drauf,
wie wir sie ungefähr haben: so frisch gepflanzt, klein, weiß und
rote Köpfchen. —— Ist das ein schöner Friedhof! Er liegt schräg;
es geht von oben herunter. Der Friedhof hat eine Anhöhe. Er
ist sehr gepflegt, sieht sehr gut aus. Der Eingang ist bunt. Ein-
gelegtes Tor. —— Wunderschöne Christusstatuen sind da. Und dort
ist eine betende Maria. Und gleich hinter der anderen Reihe sind
ganz alte Gräber. —— Da ist ein Sockel und ein Tränenkrug daraus.
Und wie lautet denn die Inschrift? Das ist lateinisch. Die Jahres-
zahl lese ich ganz deutlich: 1720. (? Und dann ist ein großes ....
Ceh . . . — Nein, das kann ich nicht lesen: Re——to ..... Es
ist alles schwarz; alles. Ich sehe gar nichts.« ....
Was für eine nähere Bewandtnis es mit diesem Kirchhof und
diesen Gräbern hat, vermag ich nicht zu sagen; nur bemerke ich
noch, daß in den Protokollen, welche sich aus die anderen Visionen
darüber beziehen, nicht die Jahreszahl 1913, sondern die Jahres-
zahl 1919 angegeben ist. Vielleicht beruht die erstere Angabe auf
einem Hör- oder Schreibfehler und habe ich auch bei dem ersten
Gesicht die Zahl 1919 genannt.

Gesichte, betreffend die Ermordung eines Kandidaten für den
Papststuhl.

1. Gesicht: Ich sehe wieder die drei, die das Verbrechen
planen. Ein politischer Mord ist es, der geplant wird. —— Auch
ihn sehe ich, welcher sterben muß. Er hat einen Kardinalshut in
der Hand. Ja, er ist schon Kardinal und dabei noch so jung. Und
sieh mal, das große Schriftstück soll jetzt unterschrieben werden. —
Er hat große Anwartschaft darauf, Papst zu werden, aber jene
wollen es nicht zulassen. Ich kenne ihn; er nimmt eine eigenartige
Stellung unter den Geistlichen ein. —— 2. Gesicht: Sieh, er hat
jetzt eine Bischofskette um und ist blau gekleidet. Ich kenne ihn
gleich wieder. So schön sieht er aus. Ja, er ist schon Bischof ge-

- 88 -
worden, das ist sehr schnell bei ihm gegangen. Ja, so ist es. ——— —
Ganz blau. Seine Amtstracht ist blau, weite Tracht. Schöne,
große Kette. (Die Gesichte betreffen einen hochstehenden katholischen
Geistlichen, der jetzt noch nicht Kardinal ist. Ob die Prognose sich
auf die nächste oder erst auf eine spätere Papstwahl bezieht, ver-
mag ich nicht anzugeben).

Prophezeiungen über den kommenden Weltreformator.
(Aus verschiedenen Sitzungs-Protokollen).
1. Die Seherin wird ihrer Angabe nach von einem Geist,
welcher, mit einem weißen Priestergewande bekleidet und mit einem
Schwert an goldgesticktem Gurt versehen, aus Wolken heraus sichtbar
wird, veranlaßt, U. a. das folgende zu sprechen:
,, . . . Es wird hernachmals wieder einer (ein Resormator)
wandeln. Ihr werdet ihn kennen lernen. Er wird in alle Lande
ziehen, und Gott wird seine Zunge lösen . . . Er wird so arm aus-
gehen wie einst Christus. Er wird oftmals nicht wissen, wo er
sein Haupt hinlege des Nachts, und oftmals nicht wissen, wo er
Brot hernehme, weil er aus Liebe alles wird für seine Brüder tun;
und doch wird er groß und mächtig sein, weil Gott ihn stärken
und immer bei ihm sein wird Tag und Nacht, bis er auch wird
eingehen ins Reich des Friedens. —— Man wird sprechen: Es ist
der zweite Moses; man wird sich irren. Man wird sagen: Ebenso
wie Christus; man wird sich irren. Gott wird ihn ins Erdental
senden, und es wird eine neue Welt geschaffen werden. Es werden
dann viele, viele Menschen den schmalen Weg wandeln. Er wird
so heiß reden und wird so große Liebe haben zum Volke. Man
wird sagen: Es ist Gott auf Erden. Und es werden Alle brennen
vor Begierde, ihn zu hören. Man wird aus allen Weltgegenden
herzuströmen, so wie man einst zu Christo strömte; und doch wird
er so arm einhergehen wie dieser, weil sein Gott mit ihm ist. Er
wird nicht so enden wie Christus. Er wird in Frieden hinüber-
schlummern und wie einst Simeon ausrufen: Herr, nun lässest Du
Deinen Diener in Frieden fahren .... Dieses, liebe Freunde, ver-
kündet Euch Gabriel.«
II. Die Somnambule schreibt während der Verzückung mit
großer Schnelligkeit folgende Mitteilung, deren Anfang aus wieder-
holt schon prophezeite Völkerkriege hindeutet:
»Mir blieb es nicht verborgen; ich sah, wie alles durch die

... 89 ...
Wut der Bestien zertrümmert wurde. ——— Scheusale in Menschen-
gestalt. So richtet er (Gott) sein Volk. —— Er richtet es wieder
auf; die späteren Geschlechter erzählen davon. Sie sind besser, gottes-
fürchtig; ich sehe sie beten. Er (der Reformator) wandelt hier.
Alles eilt zu ihm, alles wirft sich ihm zu Füßen. Auch Fürsten
und Könige kommen zu ihm, seinen Rat zu hören. Ich sehe ihn
ganz deutlich: blaß, groß, schlank; seine Augen blau, sein Haar
blond, seine Gestalt himmlisch, majestätisch, sieht Gabriel sehr ähn-
lich, nur erhabener, mächtiger erscheint er. Sein Kleid ist wie
Wolken, sein Mund lächelnd. Er ist von Gott; es ist das Heiligste,
was meine Augen sahen. — Er ist mitten unter ihnen. Es ist
eine große Schar —— bei zehntausend. —— Gegend: Europa. — Ja,
ich kenne sie: Wien, Berlin, Amsterdam, alle diese Orte; ja, ich
kenne sie meist alle. —— Glockenläuten.«
lll. Ein Spirit, angeblich Moltke, spricht durch die im Tief-
trance befindliche Clairvoyante Nachstehendes:
»Es wird bald wieder ein großes Blutvergießen werden.
O, wie viele Mütter werden weinen! O, die Strafe ist hart dort
oben für alle die, die nicht Frieden halten wollen. Es wird einen
großen Krieg geben; so groß ist noch keiner auf Erden gewesen.
Es wird ein Völkerkrieg werden. Es wird einer vor dem andern
nicht mehr sein Leben schützen können, und dann wird Frieden
werden. Ich habe schon auf Erden an dem Werke gearbeitet, aber
ich ward abgerufen, und es ist unvollendet geblieben; ich habe aber
meinen Gott im Herzen getragen, und wer den trägt, geht nicht
verloren. Fürchtet Gott und jaget dem Frieden nach. (Macht
Prophezeiungen, betreffend die Reichsregierung, und kommt dann
wieder auf die zukünftigen Kriege zu sprechen, worauf er fortfährt:)
Er wird nicht hinausziehen, er wird ein Werkzeug des Herrn
sein und nicht das Schwert ergreifen. Sein Schwert wird seine
Zunge sein, und er wird Feuer zu ihnen reden. Es werden viele
kommen und werden erlöset werden und werden Gott loben und
preisen für ein solches Werkzeug.«
IV. Vom ,,Berliner Fremdenblatt« wurde am 1. März 1899
eine in poetischer Form gegebene Prognose veröffentlicht. Der
betreffende Artikel lautet:
»Die Berliner Somnambule de Ferriem hat uns für die aller-
nächste Zukunft die Geburt eines Weltreformators in Aussicht ge-
stellt, von welchem sie u. a. folgendes sagt:

... 90 —
Er hat kein Schwert, doch seine Zunge
Ein hell und heilig Feuer sprüht;
Mit seiner Rede mächt’gem Schwunge
Ergreift er jegliches Gemüt.

Er siegt mit Frieden, nicht mit Kriegen,
Vernichtet der Millionen Spott;
Er hat kein Gold in Rom zu liegen,
Und oft kein Obdach und kein Brot.

Und dennoch wird er groß und mächtig
Durch seines Gottes Hilfe sein;
Selbst viele, die da thronen prächtig,
Sie werden hilflos zu ihm schrei’n.

Man wird nach seinen Worten handeln,
Dies wird sein irdisch schönster Lohn,
Und lange, lange wird er wandeln
Und scheiden einst wie Simeon.

Wer ist der Menschenfreund, der große,
Der Licht bringt in die Erdennacht?
Es ist kein Christus, ist kein Mose;
Man wird sich irren, wenn man’s sagt.

Der ist's, den viele bald schon sehen,
Der Friedefürst der neuen Welt;
Noch wenige Jahrzehnte gehen
Dahin, und er tritt kühn ins Feld.

Wer ist’s, der alles neu wird schaffen,
Daß viele Herzen nicht mehr wund,
Und mit gewalt’gen, geistgen Waffen
Durchpilgern wird das Erdenrund?

Der ist’s, der so viel Lieb’ wird tragen
Zur Welt, daß er ihr alles gibt,
Was ihm verlieh’n, daß man wird sagen:
Gott selber ist’s, der uns so liebt.

--
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)

Buch: Mein geistiges Schauen in die Zukunft von Frau de Ferriem Juli 1905 (Teil3)

Fred Feuerstein, Dienstag, 04.01.2011, 17:30 vor 4864 Tagen @ Fred Feuerstein (3796 Aufrufe)

- 91 ..
V. Ferner ist noch eine diesbezügliche Prognose in der auf
Seite 44 ff. wiedergegebenen ,,Moses«-Rede enthalten.

Jerusalem bekommt wieder einen König.
(Auszug aus einem Sitzungsprotokoll.)
[Medium im leichten Trance:] .... »Jerusalem wird wieder
einen König bekommen, der weder Jude noch Christ, aber doch Gott
angenehm ist. Ich sah ihn in einem Gesicht: Er trägt keinen
Schmuck, nur einen eisernen Ring und aus dem Haupte, welches
ein schwarzer Vollbart umrahmt, ein einfaches Käppi. Er tritt mit
28 Jahren die Herrschaft an und wird nicht alt. — . . . . Sieh
mal, ein katholischer Priester reicht mir einen hübschen Myrtenkranz;
Sieh mal: Blühende Myrten. Siehst Du, wie lieb. Mir bringen
die Geister immer ’was, wenn sie Dir auch nichts bringen. — Er
sagt: Bilder kommen und gehen; alles zieht an Deinen Augen
vorüber, — Weltliches und Geistiges, alles flieht vorüber. Men-
schen hasten und jagen an Deinen Augen vorüber; alles lebende
und tote Wesen huscht vorüber. Ach, alle Heiligen tauchen vor
Deinen geistigen Augen auf, und alle weltlich Begrabenen stehen
Dir vor Augen, —— und Du siehst doch noch nichts im Vergleich
zu dem, was ich sehe. —— — Wer kann unter Euch sagen, daß er
wirklichen Frieden in der Welt gefunden hat und wirkliche Ruhe?
Ich glaube, es ist unter allen nicht einer, der so sprechen könnte
und der auch so spricht. —- O ewiger, barmherziger Gott und Vater!
Du hast nach Tausenden von Jahren Deine heilige Stadt gesegnet.
Du hast ihnen wieder einen König gegeben; Du lässest ihn wieder
einziehen in den Tempel . . . Du lässest uns wieder einen König
einziehen in unsere gefallenen Mauern und einen Tempel so wieder
dastehen, wie ,,der« einst gestanden hat; wieder ein großes Gottes-
haus, wo alle Menschen hineinströmen ........ Wieder ein
König. Herr, erbarme Dich seiner, daß er nicht so hinausgejagt
werde wie jener, welcher Dir oben zur Rechten sitzt .... Segne
alle, die es miterleben können; erbarme Dich unser und wohne Du
unter uns, Herr! ..... (Medium anscheinend zu einem Geist:)
Warum hältst Du mir den Mund zu? —— —— Nein. — —— Er sagt:
Noch zu früh, um von der Ankunft zu sprechen .... Das große
Wappen. Das ist ein Löwe; ein Löwe als Wappen. Hast Du
schon einen Löwen gesehen an einem Tempel?—— Das ist das Sinn-
bild. Es heißt: »Löwen, laßt Euch wiederfinden, wie im ersten

—. 92 ...
Christentum!« — —— Laß mich doch reden; er läßt mich nicht
reden. ——— — Nein, ich werde ärgerlich; er hält mir den Mund zu.
— (Pause). — Der helle Geist sprach von Elias und anderen, ——
ich wollte ihm nicht zuhören. —— Er zeigte mir den alten Tempel
mit seinen schönen Vorhöfen; es war ein wunderbarer Bau. Er
zeigte ihn mir in Trümmern und dann den kahlen Boden, — und
er zeigte mir den neuen Tempel, in welchem wird gepredigt werden
das —— —— Nein, ich will nicht mehr reden. — — — Sieben
werden daran bauen, sieben werden ein langes Leben haben, und
wenn alle sieben zur Ruhe sind, dann wird auch wieder einziehen
ein David, ein Salomo. Dann wird ein Christus wiederkommen,
wie die alten Propheten prophezeiten, und dann werden die Leute
in hellen Scharen kommen, Tausende, Millionen, und es werden
ihnen die Augen geöffnet werden. Dann werden sie anders beten
wie heute die Heuchler mit niedergeschlagenen Augen, dann werden
sie Gott loben und preisen, von Ewigkeit zu Ewigkeit, weil die Zeit
wieder da sein wird, wo man mit Gott reden wird, wie einst
Abraham, Moses und alle Erzväter geredet haben. — Sie werden
Gott sehen von Angesicht zu Angesicht; sie werden seine Gnade und
seine Liebe preisen und werden verbreiten in aller Welt das Wort.
Dann wird nicht mehr sein das Wort: Gehet hin in alle Welt! —
sondern alle Welt wird kommen und beten und mit Gott reden. ———
Und das wird die Wanderung, das werden die Schritte zum Para-
diese sein ....... «

Gesicht über die Gründung einer neuen deutschen Kolonie.
Eine große Überraschung für die Welt wird die plötzliche
Gründung einer Kolonie Deutschlands im —— hohen Norden sein,
durch Besitzergreifung von Land daselbst, und zwar speziell durch
preußische Soldaten, die zu Schiffe nach dort entsandt werden. Mit
dieser Entsendung von Truppen nach dem Norden wird ein spezieller
Zweck verbunden sein. Die Politik spielt dabei eine besondere Rolle.
Ob sich andere Staaten dadurch etwa zurückgesetzt fühlen werden,
vermag ich nicht zu sagen; aber das Ganze wird ein politischer
Schachzug sein. Ich habe in einer Vision darüber diesem Unternehmen
auch eine wichtige geheime Beratung vorangehen sehen. Wenn das
Ereignis eintreten wird, wird Deutschland auch noch mächtiger zur
See als jetzt sein.

— 93 ...
Prognose über die Zukunft der deutschen Kriegsflotte.
Groß ist Deutschlands Handelsflotte. Aber es besitzt auch schon
eine stattliche Kriegsflotte. Diese wird immer noch stärker werden.
Es möchte scheinen, als wenn Japan infolge des Krieges mit Ruß-
land alle Anstrengungen machen wird, um seine Kriegsmarine nach
Kräften auch noch weiter auszubauen und zu vergrößern, sodaß sie
u. a. auch die deutsche Kriegsflotte an Stärke noch übertrifft, ——
als Inselreich ist es ja auch noch mehr darauf angewiesen als wir,
einen ganz besonderen Wert auf die weitere Vermehrung seiner
Kriegsschiffe zu legen, — gleichwohl wird Deutschland nicht zurück-
bleiben, wenn es mit der Verstärkung seiner Marine zunächst auch
nur langsam geht. Aber es werden schwere Kriegsjahre kommen,
in denen auch die deutschen Seesoldaten Wunder der Tapferkeit ver-
richten werden, und nach denselben wird das deutsche Reich ziemlich
rasch eine riesige Seemacht entfalten. Es wird zunächst das Meer
im Norden und dann im Süden völlig beherrschen. Der Grund
für die schnelle Vergrößerung der deutschen Kriegsmarine wird vor-
nehmlich in der vorher erfolgten Erweiterung der Grenzen des
Landes liegen. Es wird das Reich zu jener Zeit noch viel mehr
als jetzt vom Meer bespült sein. (Vergleiche die Prognose über
Deutschlands Zukunft auf Seite 95, nach welcher Deutschland u. a.
im dritten Viertel dieses Jahrhunderts etwa 3 1/2 mal so groß wie
gegenwärtig sein wird). Deutschlands Marine wird an Stärke
schließlich selbst die englische überflügeln und damit die mächtigste
der Welt werden.

Vision über die Zukunft Chinas
oder: Wie steht es mit der ,,gelben Gefahr?«

Prophezeiung über den Sieg des Christentums in Ostasien.
Trotzdem Japan der gelben Rasse ein so glänzendes Beispiel
gibt, wird sich China nicht so aufraffen können wie der ostasiatische
Inselstaat und zu einer Großmacht werden, und trotzdem die Erfolge —
Japans der ganzen gelben Rasse zugute kommen, wird die Auf-
teilung Chinas nicht sonderlich in die Ferne gerückt werden. Die
Aufteilung des Reiches der Mitte wird in wenigen Jahrzehnten
stattfinden. An die Stelle des ,,Drachen« wird dann das ,,Kreuz«
treten. Den Engländern wird der Löwenanteil zufallen, aber die
anderen Mächte erhalten gleichfalls ihren Teil, auch Deutschland
wird nicht leer ausgehen. Viele sprechen heutzutage von einer

—. 94 -
drohenden gelben Gefahr; sie befürchten, zumal in Anbetracht des
Emporsteigen Japans zu einer Großmacht, daß über kurz oder lang
die den europäischen Völkern an Kopfzahl weit überlegenen gelben
Völker Asiens in Europa einfallen und den ganzen Erdteil über-
schwemmen werden. Ich habe keine Visionen darüber gehabt, und
nach meinen obigen, auf Gesichten basierenden Mitteilungen werden
die Befürchtungen auch hinfällig werden.

Kriegsprophezeiung.
In der ,,Zeitschrift für Spiritismus Köln-Leipzig, vom 6. Mai
1899 findet sich folgende Notiz:
Wahrsagung und Wissenschaft vereinigt sich darin, daß, wie
Gottfried Kerkau in Nr. 12/99 dieser Zeitschrift (auf Grund einer
bezüglichen Prognose von Frau Ferriem) sagt, wir:
,,innerhalb der ersten neunzehn Jahre des kommenden Säkulums
,,viel Krieg erleben würden«.
Denn in einer Schrift des Physikers Rudolf Mewes über die
nächsten Kriege sucht dieser Autor an Hand der Geschichte nachzu-
weisen, daß regelmäßige Kriegsperioden mit Perioden geistiger Hoch-
produktion abwechseln und daß diese Perioden begrenzt zusammen-
fallen mit der nassen und Trocken-Periode, die, wenn ich nicht irre,
alle achtundzwanzig Jahre wechselt. — In der nassen Periode blühen
Kunst, Wissenschaft und Geistes-Errungenschaften, und in der Trocken-
periode ist das Menschengehirn zu Streit und Zank ausgelegt und
zum Zerstören geneigt, und da gibt es denn viele Kriege. — Der
Autor kommt nun zu dem interessanten Resultat, daß die Kriegs-
gefahr bis zum Jahre 1920 in stetem Wachsen begriffen
sein wird, ——— was also mit der Voraussage de Ferriems über-
einstimmen würde.
Rüdersdorf, 25. März 1899.
Carl Buttenstedt,
(Ehrenmitgl. der Kgl. Akad. Stella d’Jtalia, Florenz.)

Der Burenkrieg, unser Kolonialkrieg gegen die Herero, Witboi,
Hottentotten usw., sowie der große Land- und Wasserkrieg zwischen
Rußland und Japan haben die vorstehend wiedergegebenen Vorher-
sagen bisher bestätigt.

- 95 -
Politische Prophezeiungen, betreffend die Hauptländer Europas.
An einem August-Abend des Jahres 1898 wurde, während ich
mich im Trancezustande befand, anscheinend seitens einer prophetischen
Intelligenz durch mich gesungen, jedoch kein Lied in gebundener
Sprache, sondern seltsamerweise eine längere Mitteilung in Prosa,
welche eine Prophezeiung darstellt. Dieselbe lautete:
,,Auch Du, Rußland? — Ich schaue mit den Augen, den
geistigen Augen hinein! — Ein lächelnd Angesicht und eine tobende
Menge. —— Ach, und friedlich lächelt das Angesicht. —— Aber ach,
Dein Volk will es nicht. ——— Ich sehe, alle fremden Völker pilgern
zu Dir. «Bleibet doch draußen; wir haben keinen Platz für Euch.
. . . Verhülle Dein Antlitz mit schwarzem Flor! —— Du mußt
trauern, trauern, ach, trauern. —— Dein Volk zerfällt. — Du armes
Frankreich, verhülle Dein Haupt! . . . Was seh’ ich? —— O weh!
Ein zerfallenes Reich. — Du Land, wo einst eine Königin re-
gierte lange, — über 60 —— lange Jahre! ——— Man schaut hin-
weg, man stolpert über Dich. —— Man kennt Dich nicht wieder ....
Gott segne Dich, Österreich; auch Du hast Dich so verändert! —
— Habsburg ruht in Särgen .... Deutsches Reich —— deutsche
Einigkeit! — Groß, mächtig —— und dazu stolz trägst Du Dein
Haupt empor. — Deutsches Reich und deutsche Einigkeit. — Wie
weit reicht Deine Grenze? — Sie dehnt sich dort bis an die Wolga
—— sie reicht dort bis an die Pyrenäen — sie reichet dort bis an
die ...... (unverständlich), und dort reicht sie so weit: Bis an
den Stuhl Petri! -—— Es wird vollbracht«.
Ein Jahr vorher, im Juli 1897, war durch mich in einer
Prophezeiung, in der verkündet wurde, daß Deutschland nach 70
Jahren von einem großen Erdbeben heimgesucht werde, noch folgendes
in politischer Beziehung gesagt worden:
,, . . . Dermaleinst (zu jener Zeit) wird nicht mehr ein so kleines
deutsches Reich sein, dann wird es 3 1/2 mal so groß sein, wie es
heute ist. Ja, es wird dann anders sein, wie denn es heute ist.
Es wird einer regieren, der ein ganz hellblondes Haar auf dem
Haupte hat, ein junger Löwe, rüstig, frisch, gesund; er wird keinen
Panzer tragen .... «
Die in dieser Prognose erwähnte Gebietserweiterung wird durch
Kriege erfolgen; über letztere wurde in einem Poem folgende Weis-
sagung gegeben:

.. —
« ,,Von Sieg zu Sieg wird Deutschland schließlich schreiten!
Ich seh’ des ein’gen Reiches schönsten Tag
Und kühn den Hohenzollern-Adler gleiten,
Der vorwärts fliegt mit mächt’gem Flügelschlag;
Das deutsche Reich dehnt weit, sehr weit sich aus,
Weil Gott mit ihm und seinem Kaiserhaus.

Sehr weit in das Jahrhundert konnt’ ich schauen:
Mein Vaterland erstreckte sich so weit
Mit den durch öft’ren Krieg vermehrten Gauen,
Wies etwa war zu Barbarossas Zeit, —
Und Friedensodem ließ der Ew’ge wehn:
So sah ich es auf lange Zeit bestehn«.

Ferner gab ich insonderheit in Bezug aus den ersten Krieg, den
wir bekommen werden, vor ein paar Jahren nachstehende, aus einer
Vision basierende Schilderung:
,,Ja, ja: Ich sehe ihn kommen, den unvermeidlichen Krieg.
Und doch zieht es sich noch eine ganze Weile hin. Sogar Jahre
(eine Reihe von Jahren) werden vergehen darüber. Aber wehe,
dann bricht’s mit elementarer Gewalt los. Es wird bitter ge-
kämpft werden, — mehr denn 70 und 71. Das war dagegen
nur Spielerei. Traurige Jahre stehen dann wohl bevor, aber Sieger
bleiben wir und —— nochmals wir; nicht weil wir Deutsche sind,
— nein: die Geister unserer Vorfahren helfen uns siegen! Und
ihre Wurzeln schlagen neu aus, welche unsere Feinde tot und ver-
dorrt glaubten. Die Saat tragt reiche Früchte''.
Weiterhin hatte ich speziell über unser Kaiserhaus noch eine
Vision, worüber ich folgendes sagte:
,,Es ist merkwürdig, — ich habe das Gesicht schon wiederholt
gehabt: Ich sehe wieder drei Kaiser in einem Jahr; alle drei
ganz jung. Ich glaube auch, daß einer davon noch ein Kind ist.
Aber drei Kaiser sind es aus alle Fälle in einem Jahr, und keiner
von den Dreien stirbt in selbigem Jahr. Im gegenwärtigen Jahr-
hundert. — Und von diesen drei deutschen Kaisern geht keiner nach
Rom. Erst der nachfolgende deutsche Kaiser hat seinen Sitz wieder
in Rom, wo schon früher deutsche Kaiser residierten. Daran knüpft
sich die große Gewißheit, daß es dann ein Kaiser aus dem Hohen-
zollernhause sein wird, der »alles«, das ganze riesig große Reich

..— 97 —
inne hat, worin auch Österreich verschwindet. —— Es ist auch nicht
mehr lange hin, bis die drei in einem Jahr sein werden. Aber
ihr Nachfolger, obwohl er zu Rom residiert, wird ein echter deutscher
Kaiser sein; Deutschland ist dann viel größer als jetzt. — Es ist
der echte Stamm, keine Seitenlinie, direkt aus unserer Kaiserfamilie.
Und die drei, die ich sehe, sehen sich alle frappant ähnlich''.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß ich seiner Zeit auch
über das Dreikaiserjahr 1888 ein Gesicht gehabt habe. Ich hatte
bereits im Jahre 1882 vorausgesagt, daß das —Jahr 1888 ein sehr
denkwürdiges sein würde, insofern, als Kaiser Wilhelm I. und sein
Sohn in ebendemselben Jahre sterben würden. Diese meine Aus-
sage hatte ich damals nur einer einzigen Zeugin gegenüber gemacht,
und zwar durch Zufall dazu veranlaßt durch die gelegentlich eines
Gespräches zwischen mir und der betreffenden Dame von letzterer
aufgeworfene Frage, wie lange der alte Kaiser noch leben würde.
Ich meinte zu der qu. Zeugin, daß der Kaiser (Wilhelm I.) noch
nicht sobald sterbe, — es wurden wohl noch Jahre vergehen; ich
hätte aber in einem »Traumbild« gesehen, daß Deutschland im Jahre
1888 drei Kaiser haben würde, ——— daß also Wilhelm I. im ge-
nannten Jahre sterbe und sein Sohn dann wenige Monate nach
ihm. Ich erschaute die Photographien der drei Kaiser nebenein-
ander in einem mit Brillanten besetzten Rahmen, woran unten in
der Mitte die Zahl 1888 zu lesen war, und sah ferner, daß von
den Kaiserkronen, welche über den drei Porträts am Rahmen an-
gebracht waren, die Kronen von Kaiser Wilhelm I. und von Kaiser
Friedrich umflort waren.

Vorhersage, betreffend: Weltkrieg, Weltfriede, Gottesgericht
und allgemeine Völker-Union.

Eine sehr seltsame politische Prophezeiung, die sich anscheinend
aus noch fern liegende Zukunft und größere Zeitepochen betreffende
Ereignisse bezieht, machte ich 1902. Ich schrieb unter Einfluß folgen-
des in stenographischer Schrift auf zwei Notizblätter nieder:
1. Blatt.
,,—— Es wird eine Zeit kommen, wo alle Welt mit sich uneins
sein wird. Dann stürmt es auch auf uns von allen Seiten ein.
Zu dieser Zeit wird der Tod reiche Ernte bei uns halten. —— Was
übrig bleibt, wird einander suchen, und wenn sich zwei gefunden
de Ferriem, Mein geistiges Schauen.

... 98 ..
haben, werden sie sich innig an einander schmiegen wie Brüder.
Zu der Zeit sitzt im Osten ein Barbar, im Süden ein Schwächling,
im Westen ein Engel; im Norden ist reiner Tisch — —«.

2. Blatt.
»Städte und Dörfer sind vernichtet; gemordet ward und ge-
brannt hats genug. Dann kommt eine sehr stille, trübe Atmosphäre,
und dann geht es noch einmal drauf und drüber. Dann Friede.
Weltfriede. Dann Gottesgericht: Erdbeben, Pest, Seuche. Dann
werden sich alle Menschen suchen an einander zu schließen, und es
wird eine allgemeine Völker-Union zustande kommen«.

Prophezeiung über das Papsttum, eine neue Zeitrechnung und
eine »neue Erde«.

Am Morgen des 28. September 1896, während ich allein war,
hatte ich ein Gesicht, dessen Inhalt ich während der Erscheinungen
unter (einer unerklärlichen) Beeinflussung niederschreiben mußte. Dieser
,,prophetische Brief'' lautet:
,,Ich sehe das Ende.
Alle beugen sich vor ihm, aber er wird nicht lange sein: Er
wird ermordet, und alle vier Reiche werden zerstört.
Die Herrschaft des Papstes ist nur noch von kurzer Dauer;
hernach stehen alle Völker stark da. Der letzte wird durchs Schwert
umkommen; seine Gebeine werden in alle vier Winde zerstreut
werden.
Im Vatikan wird man Tausende von unglücklichen Opfern
pflegen.
Das Geld und die Kostbarkeiten teilen sich die Schergen.
Rom wird ein Trümmerhaufen, bedeckt mit Leichen.
Das Blut fließt wie ein starker Regen.
Aber es sind nicht unsere Völker, sondern unsere Nachkommen.
Wir schreiben nicht mehr nach Christo, sondern nach einer
neuen Zeitrechnung.
Selbe ist von kurzer Dauer; auch sie besteht nicht lange.
[Ich sehe] Feuer, Schwefel.
Aus den Wolken steigt Christus.
Ja, wir warten Dein! rufen alle, —— nimm uns die Ketten
von unseren Gliedern!
Ein furchtbares Erdbeben. —

— 99 —
Sonnenschein. — — ——
[Ich sehe] einen großen, mächtigen Herrscher; [er hat] schwarzes
Haar, kluge Augen.
Er steht, wo heute Wien steht: gerade am Stephansplatz.
Aber wo ist denn der Stephansdom? —
Alles ist fort! —— Ja, wo ist denn alles geblieben?
Hier stand er vor tausend Jahren, — sagt man, — ob’s wahr
ist? Wir lebten ja nicht; vielleicht alles Schwindel.
Aber die Sage erzählt davon. Ich glaube es einfach nicht.
Auch da drüben stand die Burg der großen Kaiser.
Laßt Euch doch nicht dumm machen. Lauter Märchen.
Man schreibt auch von Berlin. Glaubst du, daß da, wo jetzt
Wasser ist, eine Stadt war?
Märchen. ———
[So werden die Leute sprechen]“.

Außer den vorstehend mitgeteilten Gesichten habe ich noch zahl-
reiche andere interessante prophetische Visionen über große, speziell
politische u. Vorbereitungen und Katastrophen gehabt, welche
indes derartiger Natur sind, daß über dieselben vorläufig Still-
schweigen beobachtet werden muß, sodaß sie gegebenenfalls erst
später veröffentlicht werden können. Eventuell könnte ich nur auf
schriftliche Anfrage streng private Mitteilungen darüber machen. —
Ich bin überhaupt gern bereit, Interessenten, soweit ich dazu imstande
bin, auch sonstige Ausschlüsse, die sich auf meine Gabe beziehen, zu
erteilen. ——

Man hat sich in Skeptikerkreisen in Bezug auf meine in Er-
füllung gegangenen Gesichte, ohne sich indes mit dem Studium
derartiger Erscheinungen befaßt zu haben, vielfach dahin geäußert,
daß denselben lediglich Phantasie-Erscheinungen zu Grunde lägen
und zu der Phantasievision nur noch der Zufall des Eintreffens
derselben hinzugetreten wäre.
Bezüglich meiner Prophezeiung des New Yorker Schiffsbrandes
behauptete z. B. der Redakteur einer großen deutschen Tageszeitung
(»Berliner Morgenpost«) in einem Artikel darüber, daß den Okkul-
tisien mit dieser so genau in Erfüllung gegangenen Prognose ein
fast unheimlicher Zufall zu Hilfe gekommen sei. Diese Erklärung

— 100 —
ist aber hier wenig am Platze und ferner vollends nicht in Anbetracht
des Umstandes, daß außer dieser einen noch viele andere Prognosen
mit zahlreichen Einzelheiten in Erfüllung gegangen sind, deren Zu-
treffen dann auch jeweils immer dem berühmten Zufall zugeschrieben
werden müßte, was der Wahrscheinlichkeitsrechnung nach jedoch nicht
angängig ist; — und die passendste Erklärung dürfte die sein, daß
man hier vor einer rätselhaften Tatsache stehe, die man aber eben
nichtsdestoweniger als Tatsache hinzunehmen gezwungen wäre, und s
man die Frage bezüglich deren Erklärung vorläufig offen lassen
müsse.

Ein anderer, welcher die Vision vom New Yorker Hafenbrande,
sowie die in weitesten Kreisen bekannt gewordenen unerfüllt ge-
bliebenen respektive bis jetzt unerfüllt gebliebenen Visionsschilderungen
mit Ortsbezeichnungen, wie die eines großen Brandes von Pest
(siehe Seite 77), einer verheerenden Sturmflut von Swinemünde
(siehe Seite 78), eines Eisenbahnunglücks bei Kösen (siehe S. 80), des
Auftretens eines Weltreformators, den ich im Gesicht in großen Städten
wie Berlin, Wien, Amsterdam u. vor Zehntausenden von Menschen habe
predigen sehen (siehe Seite 89) u. s. w. —— in den Bereich seiner
Betrachtungen zog, meinte, es spreche dafür, daß in den Visionen
meine Phantasie tätig sei, der Umstand, daß in denselben speziell
solche Städte und Landschaften auftauchten, die ich, wie teilweise
schon aus den Gesichten hervorgehe, im Leben persönlich genau kennen
gelernt habe. Gewiß! Ich bin schon weit in der Welt herum-
gekommen; habe viel von der Welt gesehen. Ich habe bereits eine
Amerikareise gemacht und bin in New York gewesen, welches ich
in der einen Vision erschaute. Ich kenne ebenso Budapest sehr genau,
habe dort wiederholt gewohnt; ich war oft an der Ostsee, in
Swinemünde gewesen u. s. w. Aus diesem Grunde war es mir
freilich möglich, diese Städte und deren Umgebung, die ich geistig
deutlich wieder vor mir sah, als wenn ich gleichsam auch körperlich
dicht davor stände und sie mit den leiblichen Augen erschaute, in
den betreffenden Gesichten als dieselben zu rekognoszieren. Aber
muß bemerken, daß ich noch weit, weit mehr Gesichte fortlaufend zu
verzeichnen habe, wo ich genau ebenso klar Städte und Landschaften
erschaute und erschaue, welche ich mit Namen nicht zu nennen ver-
mag. Ich sinne dann mitunter während der Visionen beziehungs-
weise auch nach den Visionen jeweils darüber nach, was das für eine
Stadt oder Landschaft sein könne. Wiederholt vermochte ich wohl

— -101 —
bei solchen Gesichten infolge der eventuell charakteristischen Bauart
der erschauten Gebäude oder des Aussehens der Trachten u. der er-
schauten Bewohner, des eventuellen speziellen Gepräges der Land-
schaft u. s. w. mir zu sagen, daß diese Stadt, diese Gegend diesem
oder jenem Lande oder Staate angehören dürfte respektive auch auf
Grund der verschiedenen Kennzeichen unbedingt angehören mußte.
Ich sah zum Beispiel im Zustande der Clairvoyance einmal den
Spreewald vor mir, als ich ihn noch nicht gesehen hatte; ich erblickte
außerdem in der Vision noch Spreewälderinnen, im besonderen den
traditionellen Kirchgang der Wendinnen in Burg; —- und wie Spree-
wälderinnen aussehen, wußte ich; dieselben sieht man ja in Berlin
genug, und namentlich eben daraus, daß ich diese erblickte, schloß ich
ganz richtig, daß ich den Spreewald vor mir hatte bezw. in der
Vision gesehen hätte.
Oft vermochte ich mir jedoch auch aus der Physiognomie des
betreffenden Ortes dessen geographische oder politische Lage nicht
klar zu machen. Vor allem aber konnte ich in solchen Fällen die
Stadt oder das Land einfach aus dem Grunde nicht näher bezeichnen,
weil ich noch niemals dort war, weil ich die Stadt und die be-
treffende Gegend noch nie persönlich kennen gelernt hatte. —Dabei
war ich jedoch imstande, den Ort genau zu beschreiben.
So sah ich vor ein paar Jahren einmal deutlich eine kleine
Stadt vor mir; ich wußte sie nirgends hinzubringen, ferner war es
mir klar, daß ich noch nie darin gewesen war. Und sozusagen nur
durch Zufall sollte ich den Namen derselben erfahren. Ein paar
Wochen später nämlich kam mir in einem Journal (,,Gartenlaube«
von 1877) ein Bild zu Gesicht, bei dessen Anblick ich mit Recht
stutzig wurde; denn ich erkannte sofort in dem Bilde jene Stadt,
welche ich so klar im Zustande der Elairvoyance gesehen hatte. Nebenbei
bemerkt: Ich hatte nicht das Bild, welches ich in dem Journal sah,
in der Vision gesehen, sondern die Stadt selbst; merkwürdigerweise
aber von derselben Seite, welche das Bild zeigte. Unter dem Bilde
las ich: Tübingen, — und darnach wurde mir klar, daß ich die
Stadt Tübingen in der Vision gesehen. Freilich kommt es auch
vor, daß ich Orte sehe, die ich zu nennen vermag, ohne sie zu kennen,
indem ich deren Namen in der Vision direkt lese, z. B. an Gebäuden;
und weiterhin werden mir manchmal auch während oder nach der
Vision die Namen geistig mitgeteilt, welche die mir unbekannten
Städte u., die ich schaue, tragen oder angeblich tragen. ——

--
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)

Buch: Mein geistiges Schauen in die Zukunft von Frau de Ferriem Juli 1905 (Teil4)

Fred Feuerstein, Dienstag, 04.01.2011, 17:31 vor 4864 Tagen @ Fred Feuerstein (4547 Aufrufe)

—— 102 ——
Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß durch somnambule
Personen überhaupt, ohne daß sie es wollen, genug Visionen ge-
liefert werden, welche ganz oder teilweise der Phantasie der Som-
nambulen entstammen. Hierbei ist indes zu bemerken, daß nicht jede
unerfüllt bleibende Visionsmitteilung der Phantasie entstammt. Selbst
nicht eingetroffene Gesichte können echte Zukunstsblicke darstellen.
An Zeitungsberichte über mich anknüpfend sagt Herr Dr. Egbert Müller
dazu: »Auch die nicht sich erfüllenden Aussagen einer
Seherin sind dennoch praesagischer Natur. Denn der Seherin
zeigt sich entweder das Resultat eines ganzen Entwicklungsganges,
von dem etwas betroffen wird, oder nur der Stand eines Ent-
wicklungsteiles, der sich gegen das Objekt der Prophezie gleichsam
projiziert; der weitere Entwicklungsgang aber wird, und zwar nach
dem Moment der Clairvoyanee, durchkreuzt und zu einem anderen
Ausgang hin abgelenkt.« Wirkliche Phantasie-Visionen können jedoch
namentlich dann eintreten, wenn von Seiten der Sitzungsteilnehmer
durch irgendwelche Wünsche oder bestimmte Fragen ein gewisser Druck
ausgeübt wird. Was mich anbelangt, so kann ich auf Wunsch
fast nie prognostizieren oder hellsehen. Die Gesichte müssen
am besten spontan eintreten. Die spontan kommenden Visionen und
Weissagungen haben sich als die zuverlässigsten erwiesen und tritt
die Clairvoyance auch spontan bei mir ein. Wenn jemand z. B.
wünscht, ich soll ihm seine Zukunft sagen oder etwas über seine
Vergangenheit, — ich konnte es nicht bezw. könnte es wenigstens
nicht so ohne weiteres. Wie bemerkt, sehe ich fast täglich geistig
genug und vielerlei, aber ohne irgend etwas Bestimmtes in dieser
Beziehung gewünscht zu haben. Wohl könnte die gewünschte
Clairvoyance, in welcher ich dem Betreffenden die questionierten
Mitteilungen über seine Person u. machen kann, eintreten; zu
garantieren vermag ich indes nicht dafür. Noch weniger vermag
ich aber auch dann, wenn solche Visionsmitteilungen oder Weis-
sagungen durch mich gegeben werden, nicht die Gewähr dafür zu
übernehmen, ob das Gesagte, soviel auch sonst schon immer, wie
konstatiert worden, nach dieser Richtung eingetroffen ist, auch wirklich
eintrifft; denn ich fürchte leicht, daß infolge des geäußerten Wunsches
und des dadurch, wenn auch unmerklich auf mich ausgeübten geistigen
Druckes die Vision, die Weissagung auch, ohne daß ich es eben will,
ein Bild meiner für mich selber unbemerkt einsetzenden Phantasie
werden könnte.

— 103 —
Einer der ersten Forscher aus diesem Gebiete, Baron Dr. du Prel,
schrieb, als er 1896 um einige Aufklärungen bezüglich meiner
Mediumschaft gebeten wurde: ,,In der Regel sind nur solche
Visionen zuverlässig, die sich spontan einstellen, weniger
die abgefragten. Jede Frage wirkt aber als eine Suggestion,
enthält einen Zwang zu antworten, ruft also die Vision hervor,
die aber, wenn das transzendentale Bewußtsein sie nicht liefert, von
der Phantasie geliefert wird. Die Vision tritt unwillkürlich ein, ist
ebenso anschaulich wie eine echte, kann also von der Seherin von
einer echten nicht unterschieden werden, sodaß also die scheinbare
Unzuverlässigkeit der Seherin sich in eine Ungeschicklichkeit des
Operators verwandelt.« In dem betreffenden Briefe nahm Dr.
du Prel im weiteren noch aus die Seherin, welche in den 90er Jahren
in der französischen Hauptstadt, namentlich 1897 durch ihre vor
glaubwürdigen Zeugen verkündete richtig eingetroffene Vorhersagung
des großen Wohltatigkeitsbazar-Brandes in der Rue Jean Goujon
zu Paris von sich reden machte, Bezug, sich ungünstig darüber aus-
sprechend, daß man den geistigen Blick derselben auf alle möglichen
Dinge hinlenke, was zur Folge habe, daß sie in mancher Beziehung
nur wertlose Mitteilungen mache. Allerdings hat man, wie in einem
Bericht aus Paris gesagt wird, genug Gelegenheit gehabt, auszahl-
reich vorgekommene Irrtümer in den Aussagen der Clairvoyante resp.
des durch sie sprechenden jenseitigen Wesens hinzuweisen. Wie man
sich jedoch überzeugt hat, haben sich aber auch die Vorhersagungen
jener Prophetin in vielen hunderten von Fällen als richtig erwiesen,
sodaß man, wenn man auch keine volle Klarheit über das Wesen
der hier wirkenden Kraft gewinnen konnte und nach dem heutigen
Stande unseres Wissens und Verständnisvermögens gewinnen kann,
nichtsdestoweniger vor der unbeugsamen Tatsache stand, daß sich eine
unbekannte Kraft in höchst bemerkenswerter Weise betätigte.
Dieses Wirken okkulter Kraft konnte am besten in Bezug aus
die Vorhersagung des erwähnten Bazarbrandes konstatiert werden.
Dieser schreckliche Brand, bei welchem über hundert Menschen, meist
Leute aus der vornehmsten Gesellschaft, u. a. die Herzogin Sophie
von Alentzon, Schwägerin des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich
und ehemalige Verlobte des unglücklichen Königs Ludwig III. von
Bayern, umkamen, fand am 4. Mai 1897 statt und wurde Anfang
Mai 1896 von der Seherin, dem Fräulein Couédon (Tochter eines
Pariser Rechtsanwalts), im Salon des Grafen Urbain de Maille

— 104 —
zu Paris vorausgesagt. Die Prophezeiung, welche in gebundener
Sprache erfolgte, wurde nicht stenographisch fixiert, jedoch erinnern
sich verschiedene Zeugen derselben vollkommen. Nach einer Ver-
öffentlichung in der französischen Zeitung ,,Le Temps« vom 16. Mai
1897 hatte sie folgenden, von der Seherin selbst rekonstruierten
Wortlaut:

“Près des Champs-Elysée,
Je vois un endroit pas élevé,
Qui n’est pas pour la piété,
Mais qui en est aproché
Dans un but de charité
Qui n’est5 pas la vérité…
Je vois le feur s’élever
Et les gens hurler…
Des chairs grillées
Des corps calcinés,
J#en vois comme par pellets

zu deutsch:
,,Bei den Champs-Elysees
Sehe ich einen nicht erhöhten Ort,
Welcher nicht zur Frömmigkeit bestimmt ist,
Aber für etwas Ähnliches,
Zu einem Zwecke der Barmherzigkeit, —
Was nicht in Wahrheit der Fall ist.
Ich sehe das Feuer aufsteigen-
Und die Menschen schreien.
Geröstetes Fleisch,
verbrannte Körper, —
Ich sehe sie wie haufen(schaufel)weis ————

oder in gebundener Sprache, in welcher die Voraussage in deutschen
Zeitungen publiziert wurde, etwa:
»In der Elysäischen Felder Nähe
Ich ein wüstes Gedränge sehe.
Erst dem Mitleid war es geweiht,
Dann aber macht es viel Herzeleid.
Flammen seh’ ich lodern und sengen,
Ängstlich die Menge furchtbar drängen;
Lebendes Fleisch sehe ich geröstet
Körper verbrannt, die Luft verpestet!

—— 105 ——
Ferner machte der Graf Maille, in dessen Wohnung die Weis-
sagung durch Fräulein Couedon erfolgte, dem ,,Temps«, laut der
Veröffentlichung in letzterem vom 16. Mai 1897, spezielle Mitteilungen
bezüglich der Prognose. Die Übersetzung des bezüglichen Berichtes
finde ich u. a. in einem Briefe, welchen Herr Dr. jur. de Jonge,
Berlin an Herrn Dr. G. C. Wittig in Leipzig, s. Z. Redakteur
der vom russischen Staatsrat Alexander Aksakow herausgegebenen
,,Psychischen Studien«, sandte. Herr Dr. de Jonge schrieb: ,,Wie
Sie wohl schon aus den Blättern ersehen haben werden, hat die
bekannte Mlle. Couedon in Paris den Brand in der Rue Goujon
mit einer Klarheit, Sicherheit und bis ins Detail gehenden An-
schaulichkeit vorausgesagt, die ihre prophetische Veranlagung auch
für den skeptischsten Leugner der Wahrheiten des Okkultismus außer
Zweifel setzen dürfte! Der Fall hat für das Gebiet des zeitlichen
Hellsehens nicht geringere Beweiskrast als die berühmte Mitteilung
Swedenborgs vom Brande Stockholms (siehe Seite 22) für das
räumliche Fernsehen! Und gerade der erschütternde Hintergrund des
Bildes, das die Couedon, ein Jahr bevor es zur Wirklichkeit wurde,
im somnambulen Zustande schaute, hat naturgemäß in weitesten
Kreisen zu ernstem und tiefem Nachdenken über die Möglichkeit
der Prophetie angeregt. Umsomehr dürfte es geboten sein, zur
zweifelsfreien Sicherstellung des tatsächlichen Vorganges an sich den
Bericht eines Zeugen wiederzugeben, der nach Lage des Falles eine
erhöhte Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen darf. Der Graf
Urbain de Maille, in dessen Salon die Prophezeiung der Couedon
im Mai 1896 erfolgte, hat sich hierüber in einem Schreiben an den
,,Temps« ausgesprochen, welches der »Temps« am 16. Mai d. J.
veröffentlicht hat und welches ich hier in wortgetreuer Übersetzung
mitteile: Gras Maille schreibt: »Ich hatte Mlle. Couedon in ihrer
Wohnung befragt, und obwohl ich durchaus nicht an die Mitwirkung
des Erzengels Gabriel glaubte,*) so schienen mir doch die Enthtillungen

*) Hinsichtlich dieser Bemerkung erwähne ich, daß sich damals durch die
französische Seherin angeblich ein Spirit kundgab, der sich merkwürdigerweise
ebenso wie mein ,,Haupt-Kontroll-Geist«: ,,G a b r i e l« nannte. Dieser Gabriel
und damit die ersten Prophezeiungen stellten sich ferner bei Frl. Couedon selt-
samerweise ungefähr um dieselbe Zeit ein, als mein Gabriel-Spirit bei mir
erschien und die ersten Visionsschilderungen durch mich zu Protokoll gegeben
wurden. Dabei wußte weder ich etwas von der Pariser Seherin noch letztere
etwas von meiner Existenz.

— 106 ——
des jungen Mädchens äußerst merkwürdig zu sein. Auf meine Bitte
willigte Mlle. Couedon ein, ausnahmsweise einmal entgegen ihren
sonstigen Gepflogenheiten sich bei mir hören zu lassen, und zwar in
Gegenwart von etwa hundert Personen, unter denen sich die Frau
Gräfin Aimery de la Rochefoucauld, Frau v. Mesnard, die Mar-
guise d’Anglade, die Gräsin Virien, der Graf Fleury und verschiedene
andere befanden. Nachdem Mlle. Cbusdon die Neugier derjenigen
Geladenen, welche sie jeder für seine Person befragt hatten, be-
friedigt hatte, kam der Moment, wo sie uns von dem bevorstehenden
Brande sprach. Vielleicht sprach sie nicht genau dieselben Worte,
die Sie mir berichten, aber sicher war der Sinn fast derselbe. Sie
sprach von ,,einem großen Brande, welcher in einer zu Wohl-
tätigkeitszwecken gebildeten Gesellschaft ausbrechen würde.«
— ,,Ich sehe«, sagte sie, — ich zitiere aus dem Gedächtnis, ——
,,daß die Spitzen der Gesellschaft werden getroffen werden.
Und ganz besonders wird das Faubourg St. Germain zu
leiden haben.« Und ganz genau entsinne ich mich, daß die Seherin
hinzufügte: ,,Keine der hier versammelten Personen wird in
Mitleidenschaft gezogen werden !« —— und sich mir persönlich zu-
wendend: ,,Sie selbst werden nur ganz von ferne davon
berührt werden, sozusagen nur auf indirektem Wege.« In
der Tat ist keiner unserer Gäste von dem Unglück betroffen worden.
Was mich anbelangt, so habe ich gemäß den Voraussagen der
Mlle. Couedon eine ganz entfernte Kousine verloren, welche ich kaum
kenne.« — Soweit das Zeugnis des Grafen Maille. Alle Zweifler
aber und Leugner der Vorgänge aus okkultem Gebiet dürfte dieser
erstaunliche Vorgang mit besonderer Eindringlichkeit an das alte
Hamlet-Wort erinnern: , (There are more things in heaven and earth,
Horatio, Than are dreamt of in our philosophy“ [,,Es gibt
mehr Ding’ im Himmel und aus Erden, Horatio, als unsre Schul-
weisheit sich träumen läßt.«]
Berlin, den 31. Mai 1897.
Dr. jur. Christoph Morris de Jonge.

Außerdem publizierte der Redakteur der Pariser Zeitung ,,La libre parole“
und der Zeitschrift ,,L’Echo du Merveilleux“
(Das Echo des Wunderbaren), Herr Gaston Mery, am 15. Mai
1897 im letztgenannten Journal noch einen Artikel über die Prophe-
zeiung, dem das Nachstehende entnommen sei:
,,Man weiß, daß Fräulein Couedon sich stets beharrlich ge-

—— 107 —
weigert hat, in Gesellschaft zu gehen. Ein einziges Mal — nur
einmal —— machte sie zu gunsten der Gräfin de Maillé eine Aus-
nahme; es war zu Anfang Mai 1896. In den Salons der Frau
von Maillé hatte sich das ganze Viertel Rendezvous gegeben.
Zuerst sprach Frl. Couedon privatim mit denen unter den Ein-
geladenen, die sie konsultieren wollten. Aber ihre Anzahl war so
groß, daß Frl. Couedon aus Bitten der Herrin des Hauses ein-
willigte, nachdem sie den ,,Engel Gabriel« angerufen hatte, vor der
ganzen versammelten Gesellschaft zu sprechen. Unter anderen Prophe-
zeiungen machte sie die nachfolgende, deren sich mehrere Zeugen voll-
kommen erinnern und deren Wortlaut sie selbst rekonstruiert hat:
[Hier folgt die Prognose in französischer Sprache, wie oben an-
gegeben.] Der ,,Engel« fügte hinzu, daß alle zuhörenden Personen
verschont werden würden. Daraus sagte einer der Anwesenden, der
Vicomte de Flenry, sehr ungläubig und scherzend zu der Seherin:
,,Ach, Sie sagen das nur so. um uns zu schmeicheln!« In der
Tat ist keiner der zu dieser Soiree Eingeladenen, die alle mehr oder
minder regelmäßig bei den Wohltätigkeitsverkäufen zugegen waren,
umgekommen oder bei der schrecklichen Katastrophe des 4. Mai ver-
wundet worden. Unter den bei dieser Soiree Anwesenden befanden
sich: die Marquise d’Anglade, die Komtesse Virien, die Grafen
Divonne u. s. w.

Bezüglich der Sprechweise der Mlle. Couedon bei ihren pro-
phetischen Mitteilungen berichtet Herr Gaston Mery: ,,Sie spricht
oder vielmehr: sie leiert eintönig rhythmisch abgemessene Sätze her,
welche assonierend klingen und von denen manche refrainartig wieder-
kehren. Es sind keine Verse und auch keine Prosa; ein Mittelding,
etwas Unfaßbares ist es, was sich mit einer gewissen Melancholie
und Eintönigkeit endlos abwickelt, wobei fast unverändert dieselben
Assonanzen immer wieder hörbar werden.« —
Was nun noch den Irrtum anbetrifft, wie er nach dem oben
(S 103) angezogenen Pariser Berichte bei mancher anderen Weissagung
Frl. Couedon konstatiert worden ist, so ist zu bemerken, daß ein
solcher auch noch lange nicht etwa eine Täuschung ist. Der betreffende
Berichterstatter bemerkt sehr richtig:
Man mache sich nur das Wesen der Vision bezw. der Prophe-
zeiung klar: Der Prophet greift doch nicht die von ihm verkündeten
Ereignisse aus dem Schoße der Zukunft heraus, etwa so, als wenn
man aus einer Zigarrenkiste eine oder mehrere Zigarren herausnimmt.

——— 108 ———
Beim Prophezeien kann es sich vernünftigerweise doch nur um die
Wahrnehmung entfernter Wirkungen handeln, deren, wenn auch noch
so verborgene Ursachen zur Zeit der Vorhersagung bereits gegeben
sind. Die Möglichkeit falscher Wahrnehmungen ist dabei sehr wohl
in Betracht zu ziehen. Irren ist nicht bloß menschlich, es ist auch
—— geistig. Wo steht geschrieben, daß Geister irrtumsfrei sind? Das
Dogma der Unfehlbarkeit hat in der übersinnlichen Welt genau so
wenig oder, um höflich zu sein, genau so viel Berechtigung wie in
unserer sinnlichen Welt. Allen Forschern auf okkultem Gebiete ist
aus Erfahrung bekannt, daß der Glaube an die Unfehlbarkeit der
Geister in gewissen Kreisen schon leider viel Unheil angestiftet hat.
Viele überzeugte Spiritualisten wissen, daß Geister Unwahrheiten
sagen, und vergessen merkwürdigerweise, daß sie auch irren können.
Ja, wirklich, wo man denkt, wird auch geirrt. Mag das denkende
Wesen Mensch oder Geist heißen, mag es sich um die sinnliche
oder übersinnliche Welt handeln, —— der Irrtum ist universal, ebenso
universal wie die ihm gegenüberstehende Wahrheit. Mögen also
bei Visionen auch noch so viele Unklarheiten, Ungenauigkeiten und
Irrtümer vorkommen, so beweisen sie nichts gegen die von vielen
ehrenwerten Personen bezeugte Tatsache, daß auch mindestens ebenso
viele Wahrheiten durch Somnambule verkündet worden sind. Die
in dieser Beziehung beobachteten Phänomene können den aufrichtigen,
vorurteilslosen Denker nur dazu zwingen, anzuerkennen:
1. daß dem Menschen Fähigkeiten innewohnen, welche weit
über die ihm durch die körperlichen Sinne gezogenen Grenzen
hinausreichen ;
2. daß übersinnliche intelligente Kräfte existieren;
3. daß übersinnliche intelligente Kräfte den Menschenkörper zu
beeinflussen vermögen.
Was insonderheit meine Weissagungen anbetrifft, so vermag ich,
dem eben Gesagten entsprechend, natürlich auch nicht zu sagen, ob
die vielen Prophezeiungen von mir, die veröffentlicht sind und sich
noch nicht erfüllt haben, auch sämtlich und genau eintreffen.
Hierzu möchte ich auch noch folgenden Passus aus einem, meine Seher-
schaft betreffenden Briefe des Herrn Dr. Egbert Müller anführen: »Nicht
in Erfüllung gehende Visionen können dennoch wirkliche Visionen sein, weil es
doch scheinen will, daß für die Vorgesichte des Sehers von dem wirklich in der
Zukunft geschehenden erst noch Zwischengesichte durchdrungen werden müssen
gerade wie wir mit unserem Denken oft erst durch eine Fülle unzutreffen-
der Gedanken endlich zu dem brauchbar richtigen hingelangen.«

— 109 ——
Es mögen sich Gesichte darunter befinden, die nicht wirkliche
Hellgesichte, sondern Phantasiebilder sind, die, mir unbewußt, sich infolge
irgendwelcher Beeinflussung, Störung oder Aufhebung des geistigen
Blicks bei mir einstellten. Nach den bisherigen Erfahrungen und
Resultaten glaube ich aber mit ziemlicher Sicherheit annehmen zu
können, daß in absehbarer Zeit weitere von den erwähnten publi-
zierten Vorhersagen mehr oder minder genau oder auch ganz exakt
eintreffen werden, deren öffentliche Bestätigung zum mindesten immer
wieder mit dazu beitragen dürfte, daß immer weitere Kreise den
ernsten Bestrebungen der okkultistischen Wahrheitsucher ihre Auf-
merksamkeit schenken.

Meine Visionen
über die Zukunft der Wissenschaft vom Geiste.

Ich glaube meine Darlegungen am besten damit zu schließen,
daß ich ——— im Zusammenhang mit einem kurzen Ausblick in die
Zukunft der Geistwissenschaft vom okkultistischen Standpunkt — das
Wesentlichste aus meinen Visionen und meinen daran geknüpften
Ansichten über die Aussichten mitteile, welche die Bestrebungen der
Geistbekenner haben dürften.
Daß die neue Bewegung, welche dem Okkultismus als Wissen-
schaft Anerkennung zu verschaffen sucht, unaufhaltsam fortschreitet,
kann nicht bezweifelt werden. Auch die eine unbeweisbare Vor-
aussetzung bildende allgemeine Erklärung der Gegner, daß die okkulten
Phänomene unmöglich seien, vermag für die Ausbreitung der Lehre
kein Hindernis zu sein. Diese Erklärung gilt nur vom Standpunkt
der heute herrschenden Anschauungen, und die Gegner können sich
nur auf das berufen, was man den gewöhnlichen Menschenverstand
nennt, der aber bekanntlich in jedem Jahrhundert ein anderer ist.
Der gewöhnliche Menschenverstand hat noch jedesmal, so oft eine
neue Wahrheit entdeckt wurde, von Unmöglichkeit gesprochen, hat
sich jedoch noch jedesmal blamiert. So ergeht es ihm auch in Bezug
aus die Geisteslehre.
Trotz aller Anfeindungen wird die neue Bewegung stetig an
Boden gewinnen; und einem Crookes, Zöllner, du Prel usw. werden
weitere Streiter in immer größerer Zahl folgen; desgleichen werden
echte Medien, die als solche unter einwandfreien Bedingungen die
Probe bestanden haben und die einem wirklich geistigen Antriebe
bei ihrer Hingabe zur Sache folgen, nach wie vor in allen Kreisen
»weiter wirken und damit zur ständig wachsenden Würdigung der
Sache beitragen.
Mir ist in zahlreichen Visionen der fernere Fortschritt der Be-
wegung gezeigt worden. Wenn dieser auch naturgemäß ein allmäh-

— 111 —
licher sein wird, so wird er doch ein sicherer sein. Namentlich wird
meiner Ansicht nach die Zeit gar nicht mehr so weit entfernt sein,
wo man allgemein wenigstens zunächst das tatsächliche somnambule
Fernsehen in Zeit und Raum anerkennen und für eine ganz natür-
liche, wenn auch immerhin außergewöhnliche geistige Fähigkeit an-
sehen wird, die sich unter Umständen bei jedem Menschen zeigen
kann. Nach und nach wird dann die Welt zu immer größerer Er-
kenntnis kommen, und endlich wird man auch notwendigerweise zu-
gestehen müssen, daß die Okkultisten sich, wenngleich sie auch mehr
oder minder Irrtümern und Täuschungen bei ihren schwierigen
Forschungen ausgesetzt sein mögen, doch unzweifelhaft mit großen
beweisbaren Wahrheiten beschäftigen, die auf dem Vorhandensein
einer übersinnlichen Welt basieren und also mit irgendwelchem Aber-
glauben nichts zu tun haben.
Im Speziellen wurde mir in geistigen Bildern offenbart, daß
in nicht mehr ferner Zukunft auf allen Universitäten ein Lehrstuhl
für diese Wahrheiten und neue unbekannte Naturwissenschaft errichtet
werden und daß die Schritt für Schritt weiter erfolgende Anerkennung
oklulter Phänomene der Boden sein wird, auf dem sich die Kirche
mit der Wissenschaft in harmonischer Weise einigen wird, dadurch
Staat und Religion gestützt werden und ein neues goldenes Zeit-
alter für die Menschheit erschienen sein wird. Damit wird dann
auch die jetzt so sehr herrschende Religionslosigkeit aufgehört haben
und überhaupt der Untergang des Materialismus gegeben sein.
Der Spott aber, der die einem höheren Drange folgenden
Pioniere der großen geistigen Sache statt des Dankes zu teil wurde,
wird dann eine Ehrenbezeugung für dieselben sein, und den mutigen
Männern der Wissenschaft, die hinsichtlich der Erforschung und Be-
stätigung von okkulten Wahrheiten durch exakte Experimente ihren
zeitgenössischen Kollegen weit voraus waren, wird die Ehre und das
Verdienst zukommen, an dem als Bettelkind an die Pforte des
Tempels der Wissenschaft klopfenden Okkultismus nicht hochmütig
vorübergegangen zu sein, sondern dem in geistiger Beziehung fürst-
lichen Bettelkinde das von ihm erbetene Almosen der wissenschaft-
lichen Beachtung gereicht zu haben.
Was mich noch anbetrifft, so folge auch ich einem höheren
geistigen Antrieb bei meiner Hingabe zur Sache, die ich in ihrem
Kern als eine ohne jeden Zweifel wahre erkannt habe. Es ist mir
gewissermaßen zu einem Bedürfnis geworden, kundzugeben, was ich

—— 112 ——
mit dem geistigen Ange sehe und dem geistigen Ohre höre, um die
Existenz der transzendentalen Welt zu bezeugen, und ich hoffe auch,
wenngleich ich in Anbetracht der Probleme, die meine Gabe bietet,
leicht Gefahr laufe, in meinen Bestrebungen verkannt zu werden,
meine diesbezügliche Betätigung, so lange ich nur irgend kann,
fortzusetzen.
Meinen Gesichten zufolge werde ich die Gabe, die mir die
Natur verliehen, meine Visionen u. behalten bis zu meinem Hinüber-
gange in jene Welt, mit der ich mich schon jetzt in so enger Ver-
bindung fühle, —— von deren Vorhandensein ich mich also vollständig
überzeugte, ja, mich habe überzeugen müssen durch zahllose Erleb-
nisse, die nicht auf Einbildung, lebhaftem Traum, oder sonstiger
Täuschung beruhen konnten.


Schlußwort
Ich habe mich bemüht, den Lesern durch vorstehende Darlegungen
ein Bild meiner Erfahrungen in Bezug auf die übersinnliche Welt
und damit einen Einblick in mein somnambulen Leben bezw. in meine
Mediumschaft, sowie in meine Ansichten über daß: bezügliche okkulte
Gebiet zu geben, und ich hoffe, daß viele Leser in dem Mitgeteilten
die Bestätigung von festgegründeten Anschauungen, die sie sich sowohl
auf Grund theoretischen Studiums als auch aus Grund von olkultistischen
Erfahrungen schon längst selbst bildeten, gefunden haben. Es sollte
mich freuen, wenn das von mir Versicherte noch zur Unterstützung
der auf diesen Anschauungen gewonnenen Überzeugung beitragen
möchte, sowie ferner die skeptischen und sonstigen Leser, die dem
Okkultismus bis jetzt noch nicht näher getreten sind, wenigstens zu
weiterem Nachdenken über die Sache angeregt haben würde und sie
sich alsdann auch näher mit derselben — zunächst am besten mit
ihrer Theorie, dann experimentell durch Besuch von Sitzungen oder
auch Errichtung von Familienzirkeln —— beschäftigen würden, wobei
ich nicht zweifle, daß sie dieselbe Überzeugung gewinnen werden,
zu der alle diejenigen gelangt sind, die sich ernstlich und eingehend
mit der Sache befaßten, — nämlich die Überzeugung, daß die
spiritistische Lehre eine durchaus vernünftige und die spiritistischen
bezw. okkultistischen Phänomene unumstößliche Tatsachen sind und
demgemäß die allgemeine Anerkennung des Spiritismus, die der
gesamten Menschheit zum Segen gereichen muß, auch nicht ausbleiben
wird. Es würde damit der Zweck meiner Schrift voll und ganz
erfüllt sein.

Die Verfasserin.

--
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)

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Hinweis auf das Land!

BBouvier @, Dienstag, 04.01.2011, 18:05 vor 4864 Tagen @ Fred Feuerstein (3823 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Dienstag, 04.01.2011, 18:19

Bemerkenswert neben dem bisher von Taurec analysierten, finde ich z.B.:
. . . Was seh’ ich? —— O weh!
Ein zerfallenes Reich. — Du Land, wo einst
eine Königin re-
gierte lange, — über 60 —— lange Jahre! ——— Man schaut hin-
weg, man stolpert über Dich. —— Man kennt Dich nicht wieder ....[/i]

Das ist interessant ! Es dürfte sich dabei um England handeln, bei der
Queen Elisabeth II. offiziell seit 2. Juni 1953 regiert.

Danke für Deine Mühe, Fred!

Einige Passagen sind bemerkenswert,
andere scheinen mir - da definitiv irrig -
eher (Wunsch)-Prognosen zu sein...

Zu obigem:
Das Buch ist von 1905.
Das Land, in dem eine Königin länger als 60 Jahre
regrierte, weist klar auf England hin.
Und die Königin war Victoria:
1837 bis 1901 = macht 64 Jahre.

Es handelt sich dabei nicht um eine Zeitangabe,
sondern um die Definition des Landes!

Genauso geheimnistuerisch-schwafelnd gibt sich
gelegentlich Irlmaier, wenn er von
"die Stadt mit dem eisernen Turm" spricht, statt gleich "Paris"
zu sagen, oder wenn er : "die Goldene Stadt" für Prag setzt.

Gruss,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

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