eineinhalb Fragen zu den Briefen (Schauungen & Prophezeiungen)

IRAN, Montag, 13.03.2023, 09:54 (vor 420 Tagen) @ BBouvier (662 Aufrufe)

Guten Morgen BBouvier!

Weil diese Feldpostbriefe hier diskutiert wurden, habe ich sie mir mal durchgelesen, inklusive des zugehörigen Materials, und ich danke zuerst, dass das alles hier in der Quellensammlung so gut aufbereitet vorgelegt wird.

Der Parapsychologe Bender hat offenbar umfangreiche Recherchen unternommen. Aus ihnen ergibt sich mir, dass an den Briefen etwas Reales dran sein muss. Sonst hätte der Schreiner Rill wohl nicht überall in der Familie und Verwandtschaft und im Dorf davon erzählt und wäre von den Nazis nicht zum Verhör gebeten worden. Bender hat offenbar auch die Handschrift des Rill überprüft (anhand einer alten Feldpostkarte). Die These einer Fälschung der Briefe würde dann einschließen müssen, dass irgendwelche Leute (Priester und Ärzte etc.) den alten Schreiner bewegt haben müssten (unter Androhung des Fegefeuers?), zwei fiktive Briefe zu schreiben. Oder sie hätten einen Schriftimitator damit beauftragen müssen. Und sehr viel Phantasie haben.

Inhaltlich geben m.E. die Briefe nicht viel her. Sie erscheinen mir sehr konfus. Es könnte sein, dass der Rill von den Erzählungen des Unbekannten nicht alles verstanden hat, und dass dessen Erzählungen zusammengewürfelt waren aus diversen Quellen (Volkssage, vielleicht eigene Visionen, Freimaurerkram). Offenbar enthalten die Briefe nur einen Teil der erzählten "Prophezeiungen", denn privat erzählt der Schreiner, dass die Russen auch im Norden nach Deutschland einfallen. Deshalb wäre anzunehmen, dass der Ausdruck "im Süden kommen sie bis zum Chiemgau" sich eben auf diese Teil-Region beziehen soll, weil der Rill und seine Zuhörer eben Bayern sind.

Für verwertbar an den ganzen Briefen halte ich nur zwei Aussagen. Erstens dass irgendwann "am Ende" oder "hinterher" eben der Russe nochmals in Deutschland einfällt. Zweitens dass es in einer Zeit geschehen soll, wenn die Flüsse seicht sein würden, also vermutlich eine dauerhafte Trockenheit herrscht oder ein "Klimawandel" stattgefunden hat. Man könnte drittens noch hinzunehmen, dass in Verbindung mit diesen beiden Voraussagen auch noch etwas Naturkatastrophales sich ereignen wird ("Berge speien Feuer").

In diesem Zusammenhang möchte ich deshalb in die Runde fragen, wo sonst im Strom der Fälschungen und Volksagen und katholischen Prophezeiungen oder in den deutschen Büchern des Aberglaubens davon die Rede ist, dass man keine Brücken mehr braucht, weil Isar und Donau ausgetrocknet sind. Mit dieser Frage hängt möglicherweise auch zusammen, dass der hier als Oberfälscher und Wiederkäuer eingeordnete Irlmaier im privaten Umfeld ebenfalls Andeutungen gemacht habe, dass irgendwann mal in Bayern Orangen und Zitronen blühen und Wein wachsen würde. Letztere Frage ist mir aber nicht so wichtig, weshalb ich von eineinhalb Fragen gesprochen habe. In erster Linie geht es mir eben um die "seichten Flüsse" im zweitausendfünfhundertjährigen Kanon der Prophezeiungensfälschungen und um ihren damit begründbaren Niederschlag in den Feldpostbriefen.

Dank im Voraus und Grüsse,
IRAN


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