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Glauben vs. neutrale Beschreibung (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Samstag, 02.01.2015, 15:24 (vor 3039 Tagen) @ Tribun (5232 Aufrufe)

Herzlichen Dank, Tribun!

Eine Frage nach einer konkreten Schauungsbeschreibung mit einer ausladenden Erklärung zu Gott und Glauben zu beantworten mit dem Hinweis, man möge doch bitte glauben, befriedigt eigentlich nicht.

Gott anzuführen, erklärt nichts, weil Gott unerklärlich ist. Auch die Aussage, Schauungen seien von Gott, erklärt überhaupt nichts. Alles kommt von Gott. Das läßt schlichtweg die nötige Differenzierungsbereitschaft missen, um dem Motto "prüfet alles, behaltet das Gute" zu folgen.
Daher bin ich bestrebt, obwohl selbst gläubig, Gott in meinen Erklärungen außen vor zu lassen und auszuschöpfen, was uns tatsächlich zugänglich ist, ohne dem vorschnell einen "Credo-quia-absurdum-est-Glaubensriegel" vorzuschieben.

Es gibt zwischen Himmel und Erde, bzw. Gott und uns, allerhand Irrungen und Wirrungen, die allesamt ihre Ursache im Menschen haben und in dem Bild, das sich der Mensch von Gott macht. Insbesondere wenn jemand durchblicken läßt, er wisse, was Gott wolle, ist allerhöchste Alarmbereitschaft angesagt. (Trifft wohl nicht auf den Bauern, aber andere zu.)

Die Aussage des Bauern erscheint mir eher als ausweichend, um eine womöglich als lästig empfundene Nachfrage abzutun, die vielleicht seine eigenen Gewißheiten ins Wanken bringt. Das ist aber wohl in der Persönlichkeit des Bauern begründet. :-(

Da der Bauer offenbar ziemlich religiös ist, erscheint mir die Möglichkeit, er hätte sich den Sonnenaufgang im Westen aus religiöser Literatur angelesen und sich dann selbst als "Pseudo-Schauung" zurückgespiegelt, übrigens nicht ganz abwegig.

Daher bin ich gespannt, ob er bei dem Besuch noch mehr Informationen über die Vision, in der er das sah, und deren Inhalt springen läßt.

Auch wäre gut zu wissen:

  • Wieviele Einzelschauungen hatte er?
  • Was war jeweils deren Inhalt?
  • Wann hatte er die Schauungen?
  • Wie präsentierten sich die Schauungen? Traumvisionen? Wachvisionen? Durch erklärende Stimmen begleitet usw.?
  • Was hatte er bis zur jeweiligen Schau bereits zuvor in Büchern gelesen?
  • Hatte er auch schon Schauungen (Weltgeschehen oder Privates betreffend), die eingetroffen sind oder ist alles noch offen?

Wenn andere das differenzieren können, sollte der Selber Bauer, guten Willen vorausgesetzt, dazu auch in der Lage sein.
Auch der Waldviertler hat übrigens Gann gegenüber alle seine Visionen haargenau beschrieben und auf Tonband aufgezeichnet. Die Funkenregenbeschreibung ist überliefert, der Rest aber verschollen. Strenggenommen kann sich der Bauer nicht auf den Waldviertler als Vorbild für sein Verhalten stützen. ;-) Dessen Zurückhaltung hat vielmehr den Grund, daß der unbekannte Fälscher des Gottfried von Werdenberg, der sich auf den Waldviertler stützte, so schäbig mit dessen Aussagen umging, eben nicht offen, neutral und differenzierend.

Im Grunde scheint mir aber Vorsicht angebracht, damit der Bauer nicht komplett dicht macht. Möglicherweise kann man bei ihm gar nicht tief genung vordringen, um sozusagen auf Grundgestein zu stoßen und seine Visionen wirklich zu erhärten.

Sollte er den Sonnenaufgang tatsächlich so gesehen haben, kann man es wohl nur stehen lassen und ob der daraus entspringenden Ungereimtheiten mit einem leichten Fragezeichen versehen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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