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Rächer der enterbten Sechszeiler (Schauungen & Prophezeiungen)

Phillinger, Sonntag, 08.06.2014, 13:51 (vor 3634 Tagen) @ BBouvier (4271 Aufrufe)

Grüß Gott BB.

Danke sehr. Respekt vom Nostradamus-Forscher Bouvier ist für mich die größte aller Ehren.

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"Darüberhinaus ist es meines (beschränkten diesbezüglich) Wissens bisher nicht gelungen, deren Inhalt/Aussage bisherigen geschichtlichen Ereignissen zuzuordnen."

Putzien (Ausgabe 1968) hat als (soweit ich weiß) einziger alle 58 Sechszeiler analysiert und bei den Versen die historischen Ereignissen zuzuordnen sind sehr gute Arbeit geleistet. Viele der nicht so eindeutigen schiebt er leider hemmungslos seiner Gegenwart (60er Jahre) zu - ein paar allerdings zurecht wie ich finde. Centurio (Ausgabe 1960) hat auch alle gedruckt aber nur einige gedeutet und bei Fontbrune Sr. (1981) und Jr. (1980) stehen nur ein paar. Da es nur 58 sind, sind die Sechszeiler ja recht übersichtlich. Meiner Ansicht nach (nach meinem jetzigem Verständisstand) gehören 19 Verse zur Vergangenheit, 19 beschreiben zukünftige Ereignisse und die restlichen 20 sind unklar. Von den "Jahreszahlen" lasse ich die Finger. Putzien hat versucht sie zu entschlüsseln und ist - wie kann es anders sein - meist in den 60er und frühen 70er Jahren gelandet (klar, das Buch kam ja 1968 neu raus). Fontbrune Jr. hat behauptet die 600er-Zahlen seien Lebensmonate Hitlers, z.B. von Geburt, April 1889, bis Einmarsch in Polen, September 1939, 605 Monate = Sechszeiler 14, Polenfeldzug. 615 Monate = Sechszeiler 54, Frankreichfeldzug. 19 Verse haben diese Zahlen. Also ein Drittel der Verse nur über die Hitlerzeit? Glaube ich kaum.

Zwei der eindeutigsten Beispiele für Zuordnungen der Sechszeiler zu geschichtlichen Ereignissen seien erwähnt (Chevillot 1611):

Sechszeiler 41

Vaiʃʃeaux, galleres auec leur eʃtendar,
S'entrebattront pres du mont Gilbattar
Et lors ʃera fors fait à Pampelonne,
Qui pour ʃon bien ʃouffrira mille maux,
Par pluʃieurs fois ʃouʃtiendra les aʃʃaux,
Mais à la fin vnie à la Couronne.

[image]

Schiffe, Galeeren mit ihren Flaggen,
Bekämpfen sich nahe beim Berg Gibraltar
Und dann gibt es Schandtaten in Pamplona,
Welches für sein Wohl tausend Übel erleiden muss,
Mehrere Male wird man den Angriffen widerstehen,
Aber am Ende vereint mit der Krone.

= Schlacht von Trafalgar 1805 und Belagerung Pamplonas 1812 - gedruckt 1611!!! (Siehe Vierzeiler 1/77) Allein dieser eindeutige Vers zeigt dass die Sechszeiler echt sind und Geschautes darstellen.

(Englische, französische und spanische) Schiffe, Galeeren mit ihren Flaggen,
Bekämpfen sich (1805) nahe beim Berg Gibraltar (= Trafalgar liegt 64 km westlich)
Und dann gibt es Schandtaten in Pamplona (= Französische Besetzung 1808, Englische Belagerung 1812)
Welches für sein Wohl (= Befreiung von den Franzosen) tausend Übel erleiden muss,
Mehrere Male wird man den (englischen) Angriffen widerstehen,
Aber am Ende vereint mit der (spanischen) Krone (= Franzosen kapitulieren).

Warum widmet Nostradamus hier Pamplona vier Zeilen? Auch andere iberische Orte wurden 1812 hart belagert - z.B. Badajoz, Burgos, usw.

Er hat Pampelonne (seine Schreibweise) gewählt, weil hier Name und Titel des Urhebers des geschilderten Krieges drinstecken. Scheint weder Centurio noch Fontbrune noch Putzien aufgefallen zu sein:

Pampelonne

n-aP-ole-on e-mp(ereur)

Deshalb sind es fors fait nicht nur in Pampelonne (Englische Belagerung 1812) sondern zuvor auch durch Pa-mp-elon-n-e (Französische Besetzung 1808).

Und als zweites Beispiel:

Sechszeiler 47

Le grand d'Hongrie, ira dans la nacelle,
Le nouueau né, fera guerre nouuelle
A ʃon voiʃin qu'il tiendra aʃʃiegé,
Et le noireau auec ʃon alteʃʃe,
Ne ʃouffrira, que par trop on le preʃʃe,
Durant trois ans ʃes gens tiendra rangé.

[image]

Der Große von Ungarn fährt im Nachen,
Der Neugeborene wird neuen Krieg führen
Gegen seinen Nachbarn der ihn belagert,
Und der Dunkelhaarige mit seiner Hoheit,
Wird es nicht ertragen, dass man ihn stark bedrängt/in die Enge treibt,
Während drei Jahren werden seine Leute die Reihen halten.

= Tod Franz Josephs 1916, Krönung Karls I. und Verlauf des I. Weltkriegs an der Alpenfront 1915-18

Der Große von Ungarn (= Franz Joseph, auch König von Ungarn), fährt im Nachen (des Fährmanns zur Unterwelt) (= stirbt 1916),
Der Neugeborene (= Karl I., "Neu..." auch Hinweis dass nur zweite Wahl nach Franz Ferdinand) wird neuen Krieg führen (= Gaskrieg an der Isonzo-Front)
Gegen seinen Nachbarn (= Italien, Viktor Emanuel III. von Savoyen; "A son voisin" = sA-voi(e)) der ihn belagert (= Italien belagert, denn es hat den Krieg dort begonnen),
Und der Dunkelhaarige (= Karl I. war schwarzhaarig) mit seiner Hoheit,
Wird es nicht ertragen, dass man (= Italien) ihn stark bedrängt/in die Enge treibt (= Italienische Erfolge zu Beginn des Krieges),
Während drei Jahren (= 1915-18, Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915) werden seine Leute die Reihen halten (= den Italienern standhalten).

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"Wobei die Grenze zwischen genialer Erkenntnis und schräger Phantasterei meist objektiv gar nicht festzumachen ist."

Das macht mir gar nichts. Bei Nostradamus habe ich folgende Regel: Der Weg zur Wahrheit ist mit wildesten Spekulationen gepflastert. Oder anders ausgedrückt: Durch Chaos zur Ordnung.

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"Die Geschichte Europas seit 1555 ist derart vielschichtig und facettenartig ... angefüllt mit hunderttausenden unterschiedlichster Begebenheiten, daß es wohl möglich wäre, einen von mir jetzt frei erfundenem Vierzeiler durchaus einer geschichtlichen Begebenheit zuzuordnen - bzw. anders herum."

Das müsste dann natürlich auch für jede Interpretation eines echten Nostradamus-Verses gelten. Deswegen gebe ich aber sicher das interpretieren nicht auf - und Du ja auch nicht.

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"Eine 'Falle', der Du vielleicht mit Deiner Deutung erlegen bist??"

Du meinst also nicht, dass die Hinweise auf den 11. September in 31 und 45 stimmen könnten? Dann bitte ich als Verteidiger darum, dem hohen Gericht noch einmal die Indizien darlegen zu dürfen.

Sechszeiler 31 und 45 gehören zusammen - ob 11. September oder nicht. Also ziehe ich die gesammelten Informationen aus beiden heraus:

31/45
Celuy qui a les hazards ʃurmonté,
Qui fer, feu, eauë, n'a iamais redouté,
Et du pays bien proche du Baʃacle,
D'vn coup de fer tout le monde eʃtonné,
Par Crocodil eʃtrangement donné,
Peuple raui de veoir vn tel ʃpectacle.
De coup de fer, tout le monde eʃtonné
Par Crocodil eʃtrangement donné,
A vn bien grand, parent de la ʃangʃuë,
Et peu apres ʃera vn autre coup
De guet à pend, commis contre le loup,
Et de tels faits on en verra l'iʃʃuë.

1. Wir haben ein "Crocodil". Das "Crocodil" ist ein Jäger aus dem Hinterhalt. Es verbirgt sich im Wasser bis die Beute ans Ufer kommt und schnappt dann zu. Es kämpft nicht offen an Land wie etwa der Löwe. Als Symbol für Terrorismus sehr geeignet.

2. Das "Crocodil" gibt einen "coup de fer", also einen eisernen - metallenen - Schlag. Mit Flugzeugen aus Metall.

3. Es gibt diesen Schlag "estrangement". 1. Weil am Anfang - und ja bis heute - es unklar war wer wirklich dahintersteckt und wie die Befehlsstruktur verlief. Und 2. weil es eine solche Art seltsamen Schlag - Passagierflugzeuge zu entführen und als Waffe zu verwenden - zuvor nie gegeben hat.

4. Weil der "coup de fer" so "estrangement" ist, ist "tout le monde estonné". Und wie die Welt erstaunt war! Jeder hat es selbst miterlebt.

5. Das "Crocodil" gibt diesen "coup de fer" "a un bien grand". Es gibt "Große" - das sind Großmächte (Frankreich, England, usw.), und es gibt "sehr Große" - das sind Supermächte (USA oder Russland).

6. Dieser "bien grand" hat so etwas zuvor "jamais redouté". Die Supermacht hat es zuvor nicht fürchten müssen, dass sie "militärisch" auf eigenem (Festland-)Staatsgebiet angegriffen wird.

7. Dieser "bien grand" hatte bisher "les hazards surmonté". All die zwischenstaatlichen Kriege ("fer") die z.B. Europa seit den Einigungskriegen der 1860er Jahre heimgesucht haben, sind an US-Festlandsgebiet spurlos vorübergegangen. Auch die Revolutionen ("eau") die den alten Kontinent seit dieser Zeit überfluteten spielten sich nicht in Amerika ab.

8. Der "coup der fer" ist ein "spectacle", also eine "Schau", eine "Vorstellung", ein "Schauspiel", eine "Inszenierung". Es war etwas, das alle Welt direkt im Fernsehen mitverfolgen ("voir") konnte. Hmmm... Hinweis dass es vielleicht nicht wirklich so war sondern nur inszeniert?

9. Und es sind einige "peuple raui" beim Anblick des "spectacle". Nicht nur in den palästinensischen Gebieten wurde getanzt. In der arabischen Welt gab es genug die sich positiv über die Ereignisse geäußert haben. Jeder der die USA nicht leiden konnte war entzückt.

10. Das "Crocodil" führt aber noch einen "autre coup". Es ist also darauf spezialisiert Schläge dieser Art auszuführen. Erneuter Hinweis dass es sich um Terroristen handelt.

11. Auch führt das "Crocodil" den "autre coup" gegen "le loup", also gegen eine andere Macht. Die Terroristen schlagen überall zu. Ob in Amerika, England, Spanien, Russland, usw.

12. Der "autre coup" wird "de guet à pend" ausgeführt. Aus dem Hinterhalt, wie es für Terroristen üblich ist. Erneuter Hinweis dass es sich um Terroristen handelt.

13. Der "autre coup" wird "commis", also "verübt"/"begangen". Wie ein Terroranschlag "verübt" oder "begangen" wird. Erneuter Hinweis dass es sich um Terroristen handelt.

14. Tja, und dann natürlich noch "Bazacle", der Hinweis auf die 10 Tage nach dem "coup de fer" stattgefundene Katastrophe in Toulouse.

Hmmmm... bin ich mehr denn je davon überzeugt dass 31/45 den 11. September beschreiben? Ja, schon. Ich weiß, der Schlag gegen den Wolf fehlt noch, aber die Weltgeschichte steht ja nicht still.

Andere Interpretationen sind möglich? Natürlich: Putzien (1968) behauptet, es seien Schläge der Nordvietnamesen gegen die Amerikaner. Das Krokodil sei Nordvietnam, der Wolf sei Russland. Quatsch mit Soße! Warum?

1. weil es da eher die Amerikaner waren die "coups de fer" ausführten (Bombardierungen). 2. weil Guerrillakrieg nicht "estrangement" ist. 3. weil die USA in Kriegen außerhalb ihres Festlandes immer auch schwere Schläge fürchten mussten (z.B. Pearl Harbor, Ardennenoffensive). 4. weil ein Krieg kein "spectacle" ist. Ein "spectacle" ist eine "Schau", eine "Vorstellung", ein "Schauspiel", eine "Inszenierung". 5. ... und "Bazacle"???

Und Fontbrune Jr. (1980) meint es sei der Jom-Kippur-Krieg 1973. Macht auch wenig Sinn. Warum?

1. weil der dritte Krieg im Sinai innerhalb von 17 Jahren nicht "estrangement" war. 2. weil Nahostkriege da schon normal waren und niemand "estonné" war. 3. weil Israel kein "bien grand" war. 4. weil Israel seit 1948 immer solche Schläge fürchten musste. 5. weil ein Krieg kein "spectacle" ist. 6. ... und "Bazacle"???

Mit besten Grüßen

Phillinger


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