Zentralblatt für Okkultismus: Eindrücke von Hellsehern über Dtlds Zukunft (Frau Jordan) Teil1 (Schauungen & Prophezeiungen)

Fred Feuerstein, Freitag, 24.12.2010, 10:48 (vor 4894 Tagen) (2175 Aufrufe)

Zur besseren Übersichtlichkeit habe ich die Aussagen der einzelnen Seher gesammelt und gebündelt.
Die Aussagen der Frau Jordan:

XVII.Jahrgang. 1 September 1923. 3. Heft.
Noch ein anderes Bild gewinnen wir von der Zukunft, wenn wir
Frau Jordan hören. Sie wohnt in Berlin, ist aber in Westfalen geboren,
wo ja die Gabe des Hellsehens häufiger aufzutreten pflegt. Frau Jordan
gibt ihre politischen Gesichte im somnambulen Zustand meist in Reimen
wieder. Im Folgenden bringe ich nur eine Zusammenfassung, die mir
Frau Jordan Januar 1923 selbst diktierte, in die aber gereimte Bruchstücke
der Originalfassung eingestreut sind:
„Die Ruhrbesetzung halte ich für ein gutes Zeichen. Denn hierdurch
werden die Deutschen aus dem Schlafe geweckt. An Krieg glaube ich
nicht, aber an Revolten, besonders Hungerrevolten. Berlin wird nicht
so sehr davon berührt. Nur aus dem Osten können wir Gesundung erwarten.
Die rote Flut ist stark verblaßt. Schon vor 11/2 Jahren habe ich
gesagt: „Russische Bodenschätze, das englische Pfund, Fleiß und Intelligenz
des Deutschen, diese drei im Bunde schaffen Gesundung." An Amerika
glaube ich nicht so sehr. Nicht um unserer schönen Augen willen
wird es eingreifen, sondern wenn sich der Krämer benachteiligt fühlt oder
für sich etwas zu erhaschen gedenkt. Bezüglich des Abmarsches der
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Franzosen aus dem Ruhrgebiet höre ich andauernd die Zahlen 3 und 4,
Wochen könnens nicht gut sein, vielleicht Monate oder Vierteljahre.
(Frau Karlik bezeichnete mir im Januar 1923 den November 1923 als
den Monat, in dem die Franzosen das Ruhrgebiet verlassen müßten, im
April 1923 nannte sie mir dagegen erst Mai 1924.) Unsere Regierung
balanciert auf des Messers Schneide, Unruhen sehe ich die ganze Zeit
hindurch, aber nicht Krieg. Im Herbst bekommen wir eine andere Regierung,
die sich nicht lange hält. Wir bekommen schwere Erkrankungen,
eine Art Grippe, die aber keine Grippe ist. Sie betreffen mehr Magen
und Darm, haben aber seuchenartigen Charakter. In Frankreich sehe
ich Revolution, freilich keine eigentliche Revolution, sondern mehr Unruhen,
die von der Arbeiterpartei kommen. Ich sehe, daß Frankreich isoliert
und von allen Seiten angefeindet wird und am eigenen Gift stirbt,
Rückgang der Menschenziffer und Degenerierung. Elsaß-Lothringen bekommen
wir als Ganzes nicht zurück, was nicht einmal gut wäre, wohl
aber erhalten wir infolge eines Kompromisses die deutschsprechenden
Teile wieder. Die von Polen genommenen Gebiete fallen sicher ans Reich
zurück. 1927 wird der Keim zur Monarchie gelegt, aber eine eigentliche
Monarchie werden wir erst in den dreißiger Jahren haben. 1) Aus welchem
Hause wird der Monarch kommen? Aus Wittelsbach oder einem anderen?
Mir ist gesagt worden; „Es ist eine Verästelung, die ganz weit zurückreicht,
bis in die Hohenstaufenzeit" Vor drei Jahren habe ich schon
vom japanischen Krieg gesprochen. „Der Aar wird nicht immer flügellahm
am Boden liegen, er wird wieder aufsteigen und seinen Platz an der
Sonne nehmen. Japan lauert wie die Spinne im Netz, hat seine Fäden
schlau gesponnen, hat sich deutsche Intelligenz zunutze gemacht, einen
Teil der besten Militärkräfte herübergeholt, durch deutsche Schulung;
vereint mit seiner Diplomatie, hat es sich zu einer bedeutenden Macht
emporgeschwungen, Sendboten Japans sind sowohl in Indien wie in dem
Gebiet der Bekenner Mohameds tätig, und dort glimmt der Aufruhr unter
der Asche, man wartet nur die Zeit ab, um dann loszuschlagen." Dann
kam im Anschluß daran: „Ihr, die ihr die farbigen Geister rieft, ihr
werdet sie nicht wieder los. Ihr zeigtet ihnen die Stelle, wo ihr verwundbar
seid! Nicht mehr sehen sie die weiße Rasse als Herrenmenschen
ihnen überlegen an. Ihr erntet bald die Früchte eures Tuns!" Dann sah
ich hinüber nach England. Seine Macht als Herrscherin der Meere ist
schon lange gefährdet. England fürchtet die Luftflotte Frankreichs.
Nicht aus Wohlwollen gegen Deutschland hilft es. Noch steht es als
Strohmann hinter der Bewegung. Aber wenn es gilt, seine Interessen
wahrzunehmen, wird es offen die Partei Deutschlands nehmen. „Dann
werdet endlich Diplomaten! — Zeigt doch Taten! — Du, Michel, geh aus
dem Schlaf hervor — und zieh die Zipfelmütze vom Ohr! — Denn nur
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Einigkeit macht euch frei und reich! — Macht es dem Volke Israel
gleich. — Lernt seine Zähigkeit in allen Stücken, — Das unaufhaltsam
Vorwartsrücken — Auf ein Ziel! Seid einig wie sie, — Dann besiegt man
euch nie! Kämpft mit aller Kraft, — Daß ihr die Wucherer aus dem
Lande schafft! — Sie zehren euch, der Wurm, an eurem Mark. — Nur
eure Duldesamkeit hat sie gemacht so stark. — Ermannt euch und handelt,
— Daß es endlich bei euch sich wandelt, — Daß der Aar frei und
wieder zur Sonne mag ziehn! — Das walte Gott!" Ende 1923 sehe ich
langsamen Preisabbau (?), Hungensnot im großen Sinne wie in Rußland
sehe ich nicht., wohl aber Not und Entbehrung, Hunger in den niedrigen
Kreisen, besonders im Arbeiterviertel im Norden Und Osten Berlins. 1924
ist ein besseres Jahr."


XVIII. Jahrgang. 1 September 1924. 3. Heft
Eindrücke von Hellsehern über Deutschlands Zukunft.
III
Heute bringe ich zunächst wieder Aussagen der Frau Jordan -Berlin,
leider, wie im Septemberheft vorigen Jahres, nur eine Zusammenfassung
ihrer Eindrücke. Solche Zusammenfassungen haben nur bedingten Wert.
Doch werde ich später von Frau Jordan unmittelbare Wiedergaben von
Gesichten folgen lassen, da sie so liebenswürdig ist, sich mir für spätere
Sitzungen ebenso zur Verfügung zu stellen wie Frau Karlik. Wie gut
Frau Jordan sieht, dafür hatte ich kürzlich erneut einen glänzenden Beweis,
als sie hier in Crossen a. Oder weilte, um einen Mord aufklären
zu helfen. In Gegenwart des untersuchenden Landgerichtsrates und
einer Reihe von Gerichts- und Polizeibeamten leistete sie hierbei Hervorragendes.
In Kürze werde ich hierüber im „Zentralblatt" eingehend berichten.
Frau Jordan ist übrigens seit meiner letzten Wohnungsangabe im
Märzheft von Kurfürstenstraße 4 nach Berlin-Friedenau, Guthsmuthsstraße
8, verzogen.
über die politische Zukunft diktierte mir Frau Jordan am letzten
Himmelfahrtstage Folgendes:
„1927 wird der Keim zu einer Monarchie gelegt. Im Augenblick ist
Rechts am Ruder, aber Links regiert. Dann sage ich: Dieses Jahr ist ein
Jahr der Katastrophen und Veränderungen. Es kommt noch einer, der
im politischen Leben eine Rolle spielt, auf nicht natürlichem Wege zu
Tode. — Ich sehe eine Veränderung im Flugwesen, etwas Außergewöhnliches
Das höchste Ziel, das 30 km ist, überwindet es durch eine Substanz,
die wir aus der Luft ziehen. — Das, womit man ganze Regimente
vernichten kann, kommt nicht gleich, aber Ende der 20er Jahre. England
und Frankreich konzentrieren sich darauf, daß sie es kaufen. Die
Sache wird aber nicht funktionieren und darf nicht funktionieren. (Das
duldet offenbar die Vorsehung nicht.) — In unserm Verkehrswesen, auf
dem Gebiete der Eisenbahn, in allem, was rollt, in allem, wo Räder in
Betrieb sind, sei es in Verbindung mit der Dampfkraft oder mit der
Elektrizität, hierfür ist 1924 ein Jahr der Katastrophen (Umwälzungen).
Gerade diese Katastrophen erwecken den Erfindergeist. Auf dieser Basis
kommt etwas ganz Neues heraus.
An Ruhr und Rhein fließt noch Blut, aber es kommt dort nicht zum
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Kriege. Krieg sehe ich dort vorläufig nicht. Es kann 1926 und 1927
sein. (Möglich, daß sich diese Jahreszahlen auch auf das Folgende beziehen.)
Ich sehe, daß mit Polen etwas vorkommt. Aber das ist mit Mißerfolg
verknüpft. Polen bekommt Verstärkung von Frankreich. Aber Anfang
der dreißiger Jahre zahlen wir Polen mit Wucher heim, was uns getan ist.
Dann stehen wir mit Rußland zusammen gegen Polen.
Frankreich muß sich immer wiederholen. Durch seine Unersättlichkeit
und Haßpolitik entfremdet es sich seine Verbündeten. Andernteils
kommt als Folge der innigen Verschmelzung der farbigen mit der weißen
Rasse eine Degenerierung, weitere Verminderung der Geburtszahlen.
Es kommt ein Kampf um unsere Kolonien, die teilweise in unseren
Besitz zurückkommen.
Den deutschsprechenden Teil von Elsaß-Lothringen sehe ich an
Deutschland zurückfallen. Was französisches Blut hat, soll drüben bleiben,
gebiert auf unserer Seite nur Unheil. Das Wühlen und Hetzen ginge
wieder los.
Die Zahlen 3 und 4 bezüglich des Abmarsches der Franzosen (die
Frau Jordan Januar 1923 hörte, wovon das Septemberheft 1923 gleichfalls
berichtete) halte ich aufrecht. (Offenbar beziehen sie sich auf Jahre,
so daß die Franzosen 1926 oder 1927 Deutschland verlassen müßten, was
sehr wohl mimen könnte, wenn man aus der derzeitigen politischen Lage
Vernunftschlüsse zieht). Es wird warm sein, wenn die Franzosen abziehen.
Ich fühle eine Erstarkung des Deutschtums und viele politische Verbrechen.
Mit den Separatisten wird abgerechnet werden. Die Mehrzahl
von ihnen geht, wenn die Franzosen aus dem Lande sind, von samt.
Für sie blüht nicht viel.
Ich sehe einen Zusammenschluß der Freimaurer. Jüdische, Logen. Ich
sehe Rom. Man möchte für den Katholizismus große Propaganda machen?
Die Juden und Rom tun sich zusammen, um ihre wankende Herrschaft
aufrecht zu erhalten. (Frau Jordan ist Katholikin, um so bedeutsamer ist
hier ihr Ausspruch.) Aber immer mehr erstarkt die Rechtsbewegung?
Doch nimmermehr sehe ich einen Hohenzollern.
Immer habe ich das Gefühl, die Tage Eberts sind gezählt. Eine Katastrophe
ist an ihm vorübergegangen. Aber es sind immer dunkle Wolken
über seinem Haupte. Aber ich vermute eher eine Niederlegung als
gewaltsame Absetzung. Ich sehe eine schützende Hand über ihm, die
eine Katastrophe abwehrt.
Ob ich es eine Springflut nenne? Ich sehe eine Wasserkatastrophe.
Italien erlebt vulkanische Ausbrüche. Der Stromboli und der Vesuv
treten wieder in Tätigkeit. Ich sehe die Lava kochen und brodeln. Wenn
dieser Ausbruch kommt, erstreckt er sich unter dem Meere hin und
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nimmt ungeheure Ausdehnungen an. Da könnten noch zwei Jahre vergehen.
Doch hüte ich mich, eine bestimmte Zeit anzugeben, weil die Ereignisse
zuweilen überraschend früher kommen, manchmal sich verzögern.
Ob wir uns dagegen wehren oder nicht, ein Bolschewismus ist bei uns
da. Geheime Fäden werden gesponnen. Man will durch Furcht wirken,
aber wir sind viel zu gesund, der deutsche Boden ist kein Boden für
Roheiten, die Grausamkeiten werden (den Bolschewismus) in Deutschland
den Boden abgraben. Doch sind wir (vom Bolschewismus) viel mehr
durchseucht, als wir ahnen. Die Fäden sind nach allen Seiten hin schlau
gesponnen. Viele Söldlinge Rußlands bewegen sich zwischen Rhein und
Ruhr. Aber der gesunde Kern des Volkes läßt dort den Bolschewismus
nicht zu, obschon Not und Elend dort die Menschen zur Verzweiflung
bringen.
Belgien ist nur noch der Schleppenträger Frankreichs. Sehr viele
sind dort im Herzen für eine Milderung des Druckes. Auch in Amerika
beginnt es zu tagen. Aber immer wieder verfallen wir in den alten
Fehler, wir bleiben zu sehr in Parteien gespalten. Einiges Zusammenhalten
kommt bei uns Deutschen nie.
In Frankreich habe ich Revolution gesehen, aber keine Revolution
wie vor 150 Jahren, mehr ein Aufstehen der Volksmassen gegen die Verteuerung
der Lebensmittel als gegen den Druck der Steuerlasten. Für
Poincare sehe ich keinen ruhigen, sondern einen gewaltsamen Tod, denn
er wird immer weiter schüren."
So weit das Allgemeinbild, das mir Frau Jordan gab. Ich messe ihm
um so mehr Bedeutung bei, als der Gang der Ereignisse die Aussagen der
Frau Jordan, welche unser letztes Septemberheft brachte, in der Hauptsache
bestätigt hat, soweit die Ereignisse sich nicht auf spätere Zeiträume
beziehen und noch nicht eintreffen konnten. Unter den Septemberangaben
läßt sich bisher kein Fehlgesicht nachweisen, ja es befinden sich staunenswerte
Einzelheiten darunter, die gegen unser damaliges Empfinden gingen,
wie z. B. die Angabe, daß Ende 1923 ein langsamer Preisabbau einsetze
würde. Mir erschien diese Angabe so unwahrscheinlich, daß ich ein
Fragezeichen dahintersetzte, wovon jeder Besitzer des Septemberheftes
sich überzeugen kann. Frau Jordan hat aber Recht gehabt.


XIX. Jahrgang. September 1925. 3. Heft
Eindrücke von Hellsehern über Deutschlands Zukunft.
II
Wie bei allen Sitzungen, deren Teilnehmer nicht zusammenpassen,
in denen mehrere Seher zugleich anwesend sind und mit ihren Strah-
lungen sich meist gegenseitig störend beeinflussen, war auch hier das
Ergebnis wenig befriedigend. Ich hatte auch nichts anderes erwartet.
Es kam hinzu, daß Frau Przytarski vor wenigen Wochen Gehirngrippe
gehabt hatte. Infolgedessen versagte sie, als Herr Lang sie hypnoti-
sierte, wahrend sie sonst in seiner Hypnose gute politische Gesichte sieht.
Immerhin sagten die Seherinnen in der Sitzung mancherlei über die poli-
tische Zukunft, das veröffentlicht zu werden verdient.

Zunächst spricht Frau Jordan.

„Was jetzt politisch zusammengebrochen ist, steht wieder auf. Rechts
sind die Fäden gesponnen, links steht aber noch dazwischen. Störend ist
100 —
das Zentrum (Frau Jordan ist Katholikin), das den alten Wahlspruch
Leyolas weiter befolgt. Die rechte Reinigung ist erst im Herbst Severing
wird noch eine Rolle spielen. Aber das Linksregiment wahrt nicht
mehr lange.
im Ausland gährt es in allen Ecken. Die Zustände, die wir in
Deutschland hatten, beginnen dort Platz zu greifen. In einer Art hilft
uns dort der Kommunismus aus, ohne es zu wollen.

Glaubt nicht, daß die Deutschen tot zu bekommen sind. Immer wieder
entwickeln sie sich. Ich sehe immer wieder Verbesserungen bereits be
stehender Erfindungen, die mit den Flugzeugen zusammenhängen, mit
den Luftschiffen. Sie bedürfen noch einer weitgehenden Verbesserung.
Die letzte Hand legt hier ein Deutscher an. Ich sehe eine Erfindung, die
Sauerstoffgebilde kondensiert auf ganz kleine Tabletten, die es er
möglichen, die bis jetzt erreichten Höhen zu überschreiten, das Sagen-
hafte zu erreichen.
Das Jahr 27 wird hervorragende Umwälzungen bringen, aber ich
sehe nicht eine Monarchie, ich sehe nur den Keim, die feste Grund-
lage zur Monarchie gelegt werden, ein langsames Entwickeln, lang-
sames Vorwärtsschreiten. Einen Krieg sehe ich nicht bis Anfang der
dreißiger Jahre.

Ich fühle, wie im Erdinnern die Gewalten sich regen, wie die Flam-
men glosen, die Lava brodelt, Stromboli, Ätna, wie neue Risse entstehen,
wie im Innern des Kraters der Gischt kocht und lodert. Ich sehe einen
Ausbruch vorerst nur, ich mochte es eine Warnung nennen. Dann Ende
dieses, Anfang nächsten Jahres eine große Katastrophe, die sich bis in
die Meerestiefen erstreckt. Hier fehlt mir der Faden. Ich sehe Island,
Geiser, ich sehe Island zusammensinken. Neues im Meere sich erheben.
(Zu Frau Karlik gewandt) , Du hast die Kraft, Du kannst nachher die
Fäden knüpfen "
….
Herr Lange hypnotisierte darauf Frau Jordan, und diese sagte in
der Hypnose, während der sie, wie in Kähmen, die Arme seitwärts ge-
hoben hielt:
„Ein fernes Brausen klingt an mein Ohr, die Bilder kommen aus dem
Dunkel hervor. Ich komme in das Ruhrgebiet, sehe, wie mit unbarm-
herziger Hand die Maske denen vom Gesicht gezogen wird, die sich von
der Opfern gemästet haben. Immer mehr werden an den Pranger gestellt.
Ihr, die ihr im Kreise seid, die ihr durch die Macht des Wortes Samen
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streut, ihr sollt die Sendboten sein! Doch seid auch nicht müßig! Laßt
Taten sehen! Dieses Jahr seid ihr noch gezwungen zu teilweiser Un-
tätigkeit, doch sehe ich den Funken unter der Asche glimmen, immer
mehr Nahrung wird zusammengetragen, und die Zeit kommt, wo die Glut
emporsteigt, wo ein frischer Wind weht, der sich weiter und weiter aus-
breitet. Ich sehe Sendboten gehen, Verbindungen anknüpfen, hierin und
dorthin. — Gallischer Hahn, magst du dich noch so sehr blähen, die
Zeiten sind vorbei, abwärts geht es mit dir, degeneriert bis ins Mark.
Die Geister, die du riefst, nicht wirst da dieselben los! Es glimmt das
Unheil in den Kolonien. Du selbst hast Dir den Wurm ins Fleisch gesetzt.
Nicht mehr erkennt man dich als den Herrn der Menschen an. (Das
wurde vor dem gegenwärtigen Aufstand in Marokko gesprochen.) Siehe hin,
blick nach Indien, wie dort ein Reformator entstanden ist, seinem Volke
zum Heil. England zittre! Lange genug hast du Blut gesät. — Ich
sehe Verwicklungen in der Türkei, sehe Italien heimgesucht von Aus-
brüchen, sehe, die Lava schwellen, den Aschenregen herniederfallen.
— Ich sehe England, "Wenn ihr meint, Irland in Bande gelegt zu
haben, so irrt ihr, Pfeile werden geschmiedet, nimmer wird Ruhe herr-
schen. — Ich sehe Verwicklungen kommen für das Deutsche Reich.
Ich sehe die Todesfackel sich senken in die Politik. — Ich sehe Kata-
strophen, ich sehe .... wie soll ich es nennen? .,.... Explosionen, ich
sehe Räder rollen, vom Dampf bewegt. Ich sehe elektrische Kraft.
(Frau Jordan stöhnt.) Blutlachen, grausige Bilder erstehen vor meinen
Augen, kein Krieg, Revolten, Blut zerschmetterter Glieder!"

Frau Jordan läßt die Arme sinken, ihr Tiefschlaf wandelt sich in
Halbschlaf. Sie wendet sich an Einzelteilnehmer der Gesellschaft und
sagt deren Zukunft voraus. Schließlich weckt sie Herr Lange auf, und
damit endet die Sitzung. Auch Frau Jordan sagte diesmal nichts Be-
stimmtes voraus, gleich Frau Karlik litt sie, wie sie nachträglich sagte
unter störenden Einflüssen von Sitzungsteilnehmern und der Wohnung.
…
Da die Sitzung bei Herrn Oberst Kell keine klaren politischen Ge-
sichte ergab und ich seit längerer Zeit keinen Seher über "Politik befragt
hatte, bat ich Frau Jordan am 30. Juni 1925 und Herrn Johannsen am
30. Juli 1925, mir ihre hellseherischen Eindrücke über Deutschlands po-
litische Zukunft mitzuteilen.
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Frau Jordan diktierte mir am 30. Juni:
„Hindenburg bleibt nicht lange Reichspräsident und leistet nicht
das, was man von ihm erhofft hat. — Eine neue Welle geht durch das
Land. Es ist, als ob ein Aufstieg kommt. In einer Sitzung bei Herrn,
v. T. habe ich gesagt, daß der erste Versuch, den Nordpol zu überfliegen
nicht gelingen wird. Danach wird ein Deutscher Veränderungen am
Flugzeug anbringen, und dann wird der Flug gelingen. Hierbei wird
Land entdeckt werden, das bisher noch unbekannt war. — Ludendorf?
ist bis jetzt schlecht beraten worden und zu sehr einem Einfluß gefolgt,
der nicht ganz einwandfrei dasteht, von einer fremden Macht geleitet
wird. Frau Jordan sieht eine dunkelhaarige Persönlichkeit, der er viel
von seinen Plänen erzählt und die Mittel und Wege findet, dieselben
zu durchkreuzen. Es spielt leider die Gewinnsucht dabei eine Rolle.
Wenn Ludendorff sich von diesem Einfluß frei macht, wird es günstiger
für ihn sein.
Die Ernte wird nicht so sehr günstig ausfallen.
Im Herbst kommen Unruhen. Sie gleichen einer gewitterreinigenden
Luft, aus der Günstiges entsteht.

Ich sehe Rußland immer weiter aufblühn, in Lettland und Baltikum
konzentrieren sich gute Kräfte. Die Industrie bekommt einen gewaltigen
Aufschwung in Rußland. Dort sind deutsche und andere ausländische
Kräfte tätig, um die dortigen Bodenschätze zu heben. Viel trägt dazu
ein autoähnliches Fahrzeug bei, das auf entsprechenden Wegen fahrt.
Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, die Bodenschätze dort auszunutzen,
wo keine Eisenbahnen hinkommen. — Es ist als ob der eiserne Besen,
der Rußland durchfegt, Spreu vom Weizen gesondert hat, gesündere Zu-
stände herbeiführt.

1925 bis Anfang 1926 sehe ich Verkehrsunfälle und im Ausland den
Tod einer bedeutenderen Persönlichkeit. Auch ein deutscher Industrieller
von großer Bedeutung wird vom Tod abgerufen. — Die Schwierig-
keiten im Stinneskonzern werden behoben werden, indem eine starke Hand
sie abgreift. Aus den Ruinen blüht neues Leben.

Die Franzosen werden das Ruhrgebiet räumen. Bei der Mehrheit
der Franzosen ist nicht mehr der Deutschenhaß da, besonders nicht bei
denen, die im Rheinland waren und deutsche Sitte und deutsches Leben
kennen lernten. Durch diese Besatzung ist in weiten Volkskreisen
eine andre Lesart über den Krieg und das Barbarentum entstanden. —
Bei den Franzosen sehe ich keine Revolution, sondern kriegerische Ver-
wicklungen, die mehr über dem Wasser liegen. Das Verhältnis zwischen
Frankreich und England spitzt sich immer mehr zu. Es ist nur Über-
brückt. Die alte Rivalität bricht wieder durch. Aber England schneidet
schlecht ab. Da es einesteils in der französischen Natur liegt, andern-
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teils sich alle ändern Mächte vor ihm gebeugt haben, schwillt dem galli
schen Hahn der Kamm. Aber das Jahr 1927 wird das Krähen Frank-
reichs dämpfen. Poincaré stirbt keines natürlichen Todes. Ich seh
etwas Gewalttätiges bei seinem Tode. Der Abmarsch Frankreichs aus
dem Rheingebiet hängt mit dem Jahre 1921 zusammen. Aus dem Ruhr-
gebiet werden die Franzosen im August dieses Jahres herausgehen
(eig. Anm.: Juli/August 1925). Der deutschsprechende Teil von Elsaß
fällt an Deutschland zurück. Das geschieht aber auf gütlichem Wege,
durch eine Art Austausch."
…
Am 30. Juli d. Js. suchte ich nach vorheriger mündlicher und schritt
lieber Verabredung Herrn Johannsen-Berlin, Frobenstraße l, auf, damit
er sich politisch einstellte. Hellseherische politische Ansagen von ihm
brachte das Zentralblatt f. 0. September 1923. Von allen politischen
Gesichten, die ich' bisher veröffentlicht habe, haben die seinigen neben
denen der Frau Jordan sich als die verläßlichsten erwiesen. Freilich
hatte auch er in letzter Zeit einmal in der Politik sehr schlecht gesehen
…


Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. (Karl Valentin)


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