KerzeN


Kerzen aus Wachs und Talg

Um Kerzen herzustellen, benötigt man relativ hoch schmelzendes Brennmaterial. Je höher der Schmelzpunkt liegt, um so schlanker kann die Kerze werden. Die Übergänge von "Kerze" (in einer geeigneten Mulde als "Halter") zur primitiven Talg- bzw. Öllampe ist daher im wahrsten Sinne des Wortes "fließend".

Bienenwachs, mit einem Schmelzpunkt um 86 Grad C, eignet sich hervorragend  als Kerzenmaterial. Es besteht aus langkettigen, gesättigten Kohlenwasserstoffestern - das bedeutet, es brennt hell und rußt kaum. Bienenwachs ist aber zu allen Zeiten ziemlich teuer gewesen  - man kann es zwar nicht essen, es ist aber stets Nebenprodukt der Honigerzeugung, und Honig war selten und teuer. Also kann auch nicht viel Wachs angefallen sein, dass jedermann täglich Bienenwachs verbrennen konnte.  Wachskerzen sind der Inbegriff des teuren Lichtes gewesen - sie sind das bevorzugte Leuchtmittel in den Kirchen Nord- und Mitteleuropas seit dem Mittelalter. 

Davon künden die wenigen bildlichen Darstellungen aus dem Mittelalter und vor allem die imposanten bronzenen Leuchter, die schon in der Romanik (beispielsweise Hildesheim, Braunschweig) gewaltige Höhen erreichten.  Ob die riesigen Leuchter allerdings immer mit Wachskerzen bestückt gewesen sind, sei dahingestellt. Gerade die für das Mittelalter typischen dicken Zapfen und die breite Auffangschale auf den Leuchtern sprechen dafür, dass auch weichere Talgsorten verwendet worden sind - ggf. sind die Leuchter mit den dicken Zapfen auch multifunktional zu sehen - mit deutlicher Nähe zu der sehr ähnlichen Fett- Schalenlampe mit Turmdocht.

Neben  Wachs eignen sich auch hochschmelzende Talgsorten zur Kerzenherstellung. Talg ist ein wachsartiges, hartes Fett aus dem Bindegewebe zwischen den Gedärmen von Säugetieren. Dieses Gewebe nennt man "Flomen". Zur Talggewinnung wird es ausgeschmolzen, so wie man Speck auslässt. Der Nachteil von Talgkerzen ist am Exponat zu sehen: Die Talglichter schmelzen leicht in sich zusammen, müssen daher sehr dick gebaut sein. Rinder- und Hammeltalg eignet sich am besten, Schweinetalg weniger, weil es zu weich ist bzw. leicht schmilzt. Talg ist nicht besonders wohlschmeckend, aber ebenso nahrhaft wie andere tierische Fette auch - zumindest in Notzeiten hat man es gegessen. Das Problem der "Nahrungskonkurrenz" ist daher bei Kerzen nicht anders als bei Fett- oder Öllampen.

Kerzen werden erst im 19. Jahrhundert erschwinglich, als man aus den Rückständen der Erdöldestillation Paraffin, einen gesättigten, rein aliphatischem Kohlenwasserstoff  gewann. Die heutigen billigen Teelichter bestehen aus Paraffin. Kaum jemand ahnt, dass gute Tafelkerzen im allgemein halbe Talgkerzen sind. Sie enthalten neben Paraffin auch das teurere Stearin, einem der Hauptbestandteile des Rindertalgs. Stearin wird seit dem Anfang des 19. Jahrhundert aus Talg gewonnen. Es ist Ergebnis eines Raffinationsprozesses, bei dem Talg und andere hochschmelzende tierische Fette in hoch- und niedrigschmelzende Komponenten zerlegt werden.

Quelle: http://www.archlsa.de/lightkultur/light2001/expo11-12kerzen.htm


Tipps zur Kerzenherstellung und etwas Materialkunde:

http://www.hongler.ch/index.htm?http://www.hongler.ch/seiten/selber_kerzen_herstellen_auswahl/selber_kerzen_herstellen_auswahl.htm

Kerzenpflege:

http://www.hongler.ch/index.htm?http://www.hongler.ch/seiten/ratgeber_zur_kerzenpflege/ratgeber_zur_kerzenpflege.htm


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Letzte Änderung: 17.2.2005 18:03:00 - Autor: Schwimmer - Letzter Autor: Röde Orm
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