Frage: Kriegsführende Staaten – Interpunktion und Bedeutung (Schauungen & Prophezeiungen)

Leserzuschrift @, Sonntag, 10.07.2016, 15:15 vor 2840 Tagen (3766 Aufrufe)

Hallo Taurec,

als "Nur-Leser" des Weltenwendeforums möchte ich eine Frage zu einem Zitat an dich stellen. Es betrifft deinen Beitrag 32832 ("Feldpostbriefe 2049, möglich wär's") und das dortige Zitat bezüglich Herrn Rill:

"1947 sagte Rill im privaten Gespräch: 'Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen, Frankreich, England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt.'"

Mir fällt auf, daß dieser Satz sprachlich unklar ist, weil ein übergeordnetes Gliederungszeichen wie Punkt oder Semikolon in dieser Aufzählung fehlt.

Es könnte heißen (fehlender Punkt durch >.< verdeutlicht):

1. "Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei>.< Deutschland, Polen, Frankreich, England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt." oder

2. "Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen, Frankreich>.< England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt.'" oder an einer beliebigen anderen Stelle der Aufzählung, beispielsweise

3. "Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen>.< Frankreich, England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt.'"

Grammatisch völlig korrekt wäre eigentlich nur (1), weil in den anderen Fällen in der ersten Aufzählung das abschließende "und" fehlen würde. Leider ist dieses kleine Detail hier bedeutungsunterscheidend.

Was ist denn nun gemeint?

Vielen Dank und Gruß vom Mitleser.

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"England und Amerika" am sinnvollsten

Taurec ⌂, München, Sonntag, 10.07.2016, 15:55 vor 2840 Tagen @ Leserzuschrift (3877 Aufrufe)

Hallo!

Danke für die Frage!

Von Bedeutung für ihre Beantwortung ist womöglich, daß es zwei verschiedene Quellen für Rills Ausspruch gibt.

1. Adlmaier, „Blick in die Zukunft“, 3. Auflage von 1961, S. 53:

In einer mündlichen Unterhaltung erzählte der Soldat des Ersten Weltkrieges (R. d. V.) einem Pater des Missionsklosters O. namens P. B. G. (der Name ist dem Verfasser bekannt. D. V.) am 07. August 1947: „Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen, Frankreich, England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt. Der dritte Krieg würde 28 oder 58 Tage dauern. Er habe es nicht mehr in Erinnerung. Der hellsehende Franzose wurde als flüchtiger Zivilist südlich von Metz gefangen. Er sagte auf Befragen nur: ‚Wenn ihr wüßtet, was ihr vor Augen habt, würdet ihr große Augen machen!‘“

2. Bekh, „Bayerische Hellseher“, 5. Auflage von 1985, S. 109 (ob die Ergänzung schon in der 1. Auflage von 1976 enthalten war, weiß ich nicht):

In einer mündlichen Unterhaltung erzählte übrigens der Feldpostbriefschreiber des Ersten Weltkriegs am 07. August 1947 dem aus seinem Heimatdorf stammenden P. Balthasar Gehr (der 1976 in Jakobsberg bei Algesheim lebt) gleichsam als Ergänzung seiner Briefe von einer anderen Äußerung des Sehers: „Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen und Frankreich. England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt. Der dritte Krieg würde 28 oder 58 Tage dauern. Ich habe es nicht mehr in Erinnerung. Er sagte, als wir ihn bedrängten, immer nur wieder: ‚Wenn ihr wüßtet, was ihr vor euch habt, würdet ihr große Augen machen!‘“

In Bekhs Variante, die rund 25 Jahre nach Adlmaier veröffentlicht wurde, ist vor "England und Amerika" ein Punkt.

Bekhs Variante ist aber offenbar weitgehend wörtlich von Adlmaier abgeschrieben und daher wohl keine unabhängige Quelle.

Aber: Bekh war der Name des Paters aus St. Ottilien, nämlich "Balthasar Gehr" (nicht Frumentius, der die Briefe entdeckte!), und dessen Wohnort im Jahre 1976 bekannt. Folglich hat Bekh unabhängig von Adlmaier recherchiert, was die Möglichkeit mit sich bringt, er könnte Pater Gehr selbst nach der richtigen Variante gefragt haben, woraus sich der Punkt vor "England und Amerika" erklären könnte.

Deine Variante 2 wäre dann die zutreffende.

Persönlich scheint mir Variante 2 ebenfalls die einzig sinnvolle zu sein.

Variante 1: Rußland gegen Türkei und alle anderen Länder (inkl. Deutschland) wären mit sich selbst beschäftigt? Das widerspräche schon den Schauungen, denen zufolge hier auf jeden Fall die Russen einmarschieren.

Variante 3: Die quasi willkürliche Setzung des Punktes irgendwo in der Aufzählung würde auf bloßer Spekulation basieren und ist daher eher abzulehnen. Es kann für keine Variante ein gewichtendes Indiz gefunden werden.

Darüber hinaus ist davon auszugehen, daß der Übermittler an der richtigen Stelle selbst einen Schnitt gemacht hätte, bzw. hat. Die einzige Stelle, an der dieser halbwegs erkennbar ist, befindet sich zwischen Frankreich ↔ England, da "England und Amerika" durch das sprachlich stärkere "und" einen zusammengehörigen Block bilden.

Mir scheint, Adlmaier hat bei der Wiedergabe des Zitats geschlampt und Bekh, der mehr Information als Adlmaier bietet, also offenbar selbst geforscht hat, hat es sinnvoll berichtigt.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Dieses Szenario war 1947 völlig unrealistisch!

Explorer, Sonntag, 10.07.2016, 21:06 vor 2840 Tagen @ Taurec (3545 Aufrufe)
bearbeitet von Explorer, Sonntag, 10.07.2016, 21:27

Hallo Taurec,

Rußland gegen Türkei und alle anderen Länder (inkl. Deutschland) wären mit sich selbst beschäftigt? Das widerspräche schon den Schauungen, denen zufolge hier auf jeden Fall die Russen einmarschieren.

Das wiederspricth vor allem seiner Aussage im 2. Brief, dass die Russen bis zum Chiemgau vorstoßen sollen!

Vor allem finde ich an der Aufzählung Türkei, Deutschland, Polen und Frankreich interessant, dass diese heute alle Nato-Mitglieder sind.
Das war 1947 nicht der Fall! Die Türkei trat erst 1952 bei, Polen war von den Sowjets besetzt. Wer rechnete 1947 ernsthaft damit, dass Polen je wieder unabhängig wird? Oder das Deutschland wieder erlaubt wird eine Armee aufzubauen?

Heute sind diese Staaten tatsächlich alle in einem Bündnis, das mit Russland derzeit in einem ziemlich angespannten Verhältnis steht!
Und die beiden ebenfalls aufgezählten Staaten, die durch andere Probleme nicht teilnehmen können USA und England sind ebenfalls in diesem Bündnis.
Bei Beiden, zeichnet sich derzeit eine Entwicklugn ab, die tatsächlich zu extrem großen Problemen führen könnten.
In Großbritanien, dass sich durch den Brexit nun Nordirland und Schottland abspalten wollen.
In den USA, zeichnen sich derzeit durch die demographische Entwicklung ernsthafte Spannungen ab, die in den nächsten Jahren ein existenzielles Problem für die herrschende Klasse in den USA werden könnten!

http://www.salon.com/2016/07/09/death_in_dallas_and_americas_existential_crisis_our_new_civil_war_over_the_nature_of_reality/
http://www.timesofisrael.com/after-dallas-shootings-israeli-pundits-see-civil-war-everywere/
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48762/1.html

Das all diese Sachen im Jahre 1947 völlig unrealistisch waren und nun einem realen Szenario, wei man es sich denken könnte entspricht ist bemerkenswert.
Im Jahre 1914, als der Franzose dies sagte, gab es übrigens Polen noch nicht mal, Österreich war ein riesiges Imperium, nach desen Rolle hätte damals wohl jeder gefragt...

Allerdings frage ich mich, was mit den anderen Nato-Mitgliedern wäre?
Italien z.B. ist so ein großes Land, warum hat er dieses nicht erwähnt?

Könnte Italien etwa aus der Nato ausscheiden?

Gibt es eigentlich irgend welche Bericht von Schauungen aus der Türkei?
Wenn die Russen dort über den Kaukasus vorstoßen, oder über das Schwarze Meer mit Bombern angreifen sollte es doch fast Schauungen geben.

Grüße Explorer

NAhTOd-Gipfel und was sie beschlossen haben

Steffomio, Montag, 11.07.2016, 13:16 vor 2839 Tagen @ Explorer (3445 Aufrufe)

Hallo Explorer,
ohne Worte:

https://deutsch.rt.com/international/39365-nato-gipfel-was-nato-staaten

Die Wurst wird langsam warm.
Was ich davon halte? Erstens soll es wirklich zu einem NATO-RU Konflikt kommen. Wobei die NATO Russland gar nicht vollends besiegen muss. Es ist völlig ausreichend, Russland so weit zu schwächen, dass die USA dort ihre Truppen stationieren können um von dort das Land dauerhaft am Boden zu halten.

Darum ist auch nicht mit einer Kriegserklärung zu rechnen, worauf sich Russland vorbereiten könnte, sondern mit einer Art Blitzkrieg. Der Grund wird nachgereicht, sobald Russland am Boden liegt und keine glaubwürdigen Statements mehr abgeben kann.


Gruß
steffomio

Kirche im Dorf lassen

Malbork, Montag, 11.07.2016, 13:58 vor 2839 Tagen @ Steffomio (3492 Aufrufe)

Hallo Steffomio,

bei allem Medienrummel sollten wir einmal den Fernseher abschalten, tief durchatmen und kurz mal scharfsinnig ueberlegen:
Es wurde ja beschlossen, dass die NahTod Nordostflanke um ganze 4 Bataillone (4.000 Mann) verteilt auf 4 Laender "verstaerkt" wird. Gut,
ich habe zwar bei der Bundeswehr gedient bin aber ansonsten ein absoluter Laie. Allerdings empfinde ich die "Massnahmen", die man uns vorstellt, womit man den Russen im Falle des Falles entgegentreten moechte einen Witz. Ich meine, es wird jetzt ein Medienrummel veranstaltet, als befaenden wir uns im Sommer 1914 oder 1939 und der unmittelbare Krieg stuende vor der Tuer. Selbst wenn die Militaers und Politiker es so empfinden sollten, dann kommt das aber beim einfachen Mann garnicht an. Denn ein wesentlicher Faktor (wohl einer der wichtigsten Faktoren ueberhaupt) ist anders, als im Jahre 1914 oder 1939. Die Bereitschaft der Bevoelkerung in den Krieg zu ziehen. Bei allem "Optimismus", aber ich sehe von Lissabon bis Berlin keinen der bereit waere sich in einem Krieg mit Russland zu opfern. Dazu sind die Bevoelkerungen zu pazifistisch, zu dekadent aber vor allem zu alt! In der derzeitigen mentalen Verfassung hat (West)Europa keine Chance irgend einen Angriffskrieg (gegen einen Gegner, welcher militaerisch staerker einzuschaetzen ist, als Albanien) zu fuehren. Selbt wenn der erste Blitzschlag gelaenge und man die Atomwaffen der Russen ausschalten wuerde... :-D Woher wuerde man das Personal nehmen, um es in einem risiegen Land wie Russland stationieren zu wollen und gegen russische Partisaneneinheiten zu kaempfen? Voellig hirnrissig und illusorisch. Von daher kann es sich hierbei nicht um einen geplanten offenen Krieg gegen Russland handeln, darum geht es nicht. Es geht vielmehr darum, den Baeren aus der Hoehle zu locken. Der Russe soll mobil gemacht werden und den ersten Schritt vollenden. Mir scheint so, als wolle man die Prophezeiungen/Schauungen aktiv in die Wege leiten und vollenden. Vielleicht geht es in der us-amerikanischen Langzeitplanung darum, ueber Bande China zu bezwingen. Ja, genau. China. Wenn Russland in Europa einfaellt und sein Militaer im Westen buendeln wuerde, koennten die Chinesen in Versuchung kommen und den Sprung nach Sibirien wagen. Ein atomarer Schlagabtausch China - Russland wuerde im Endeffekt die USA staerken.

Gruss
Malbork

Aktuelle politische Entwicklungen in England und Amerika

Dannylee, Sonntag, 10.07.2016, 21:33 vor 2840 Tagen @ Taurec (3678 Aufrufe)

Hallo, Taurec und Mitleser,

neue Rassenunruhen in den USA. Sollte Herr Trump dann auch noch Präsident werden, wird er sicher weiters Öl ins Feuer gießen. Und einen Exit vom Brexit wird's wohl auch nicht
geben. So dürfen wir zusehen, wie sich die alten und auch neueren Schauungen langsam
vor unseren Augen erfüllen: In einigen Jahren werden England
und die USA vielleicht gar nicht mehr die Kraft aufbringen können, um uns im evtl. Ernstfall zur Seite zu stehen. "Passt" doch alles.

Freundliche Grüße

Dannylee

Es gibt noch eine Variante

steini, Montag, 11.07.2016, 09:49 vor 2839 Tagen @ Taurec (3480 Aufrufe)

Hallo Taurec,

folgende Aussage:

„Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen, Frankreich, England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt...."

kann auch wie folgt gedeutet werden:

Die Aussage: „Die kriegsführenden Staaten seinen Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen, Frankreich, England." steht für sich allein. Und die Aussage: „Türkei, Deutschland, Polen, Frankreich, England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt." steht für sich allein.

Für Deutschland sind offensichtlich beide Aussagen wahr. Denn Deutschland soll sich zukünfig im Krieg mit Russland befinden und soll ebenfalls vorrangig mit sich selbst beschäftigt sein (vergl. hierzu Überraschungsangriff Irlmeier, falls dies nicht schon Tonnengut ist:tonne: )

Lieben Gruß an Alle
Steini

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Irlmaiers geklaute "Überraschung"

BBouvier @, Montag, 11.07.2016, 13:38 vor 2839 Tagen @ steini (3530 Aufrufe)

<"Denn Deutschland soll sich zukünfig im Krieg mit Russland befinden
und soll ebenfalls vorrangig mit sich selbst beschäftigt sein
(vergl. hierzu Überraschungsangriff Irlmeier,
falls dies nicht schon Tonnengut ist:tonne: )">

Hallo, Steini!

Die "Ausgangslage" zu Feldzugsbeginn ist ziemlich
vielschichtig und damit für uns auch undurchsichtig bis unsicher.

1.
Zum "Krieg Deutschland gegen Rußland":
a.
"Deutschland" ist nicht identisch mit der BRD.
Die BRD, das sind vereinigte Besatzungszonen auf
Teilen Deutschlands.
b.
Zu einem Krieg würden "Zwei" gehören, weswegen mangels
Qualität und Quantität der Streitkräfte der BRD
obig gedachter "Krieg" schwerlich vorstellbar ist.

2.
Irlmaier behauptet, daß -
wenn die Passauer aus der Kirche kommen - sie am nördlichen Donauufer
überraschend russische Panzer rollen sehen und die irrig
für "eigene im Manöver" halten.

Dazu:
a.
Vom Passauer Dom aus kann man das Donauufer jedoch
gar nicht sehen.
b.
Ei! - Da kann er also innerhalb der behaupteten Schau
auch noch gleich die Gedanken der Kirchgänger lesen? :-D
... ein in der gesamten Literatur völlig einmaliges Vorkommnis!

Geklaut hat er das bei einer Westfälischen Volkssage:
=>
"Wenn die Büdericher auf Krautweih (Mariä Himmelfahrt am 15. 8.)
aus dem Hochamte kommen, steht rund um die Kirche alles voll Soldaten
."

Grüße,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

Engländer, Amerikaner und Franzosen werden mit sich selbst zu tun haben

randomizer, Montag, 11.07.2016, 20:48 vor 2839 Tagen @ Leserzuschrift (4038 Aufrufe)
bearbeitet von randomizer, Montag, 11.07.2016, 21:09

Hallo Mitleser!

Mir fällt auf, daß dieser Satz sprachlich unklar ist, weil ein übergeordnetes Gliederungszeichen wie Punkt oder Semikolon in dieser Aufzählung fehlt.
[...]
Was ist denn nun gemeint?

Das Thema hatten wir hier schon einmal und ich betrachte das Problem eigentlich als gelöst. Taurec resümiert zwar gerade noch "Es kann für keine Variante ein gewichtendes Indiz gefunden werden.", dabei berücksichtigt er aber leider nicht den aktuellen Forschungsstand (April 2014); dort hatte ich wahrscheinlich gemacht, daß die folgende Lesart (philologisch) vorzuziehen ist:

"Die kriegführenden Staaten seien Rußland gegen Türkei, Deutschland, Polen. < < <
Frankreich, England und Amerika seien mit sich selbst beschäftigt.
"
=Adlmaier, Conrad: Blick in die Zukunft. Traunstein ³1961, Seite 53

Begründet hatte ich das mit untiger Primärquelle, die Rills mündliches Zitat bereits Ende 1951 schriftlich dokumentiert (ja, Auszüge aus den Feldpostbriefen erschienen bereits vor Frumentius Renner im Druck!). Der dortige Wortlaut löst unsere Frage nach der korrekten Interpunktion:

"[...] Angst und Schrecken herrschen. Die Leute können jetzt gute Lehren ziehen. Aber es ist zu spät. Dann geschieht das oben Erwähnte. Die Engländer, Amerikaner und Franzosen werden mit sich selbst genug zu tun haben. Der 3. Weltkrieg wird nur 28 oder 58 Tage dauern. [...]"

[image]

Viele Grüße
randomizer

Hmmm ...

Sagitta, Montag, 11.07.2016, 23:21 vor 2838 Tagen @ randomizer (3523 Aufrufe)

Vielen Dank, lieber Randomizer,

für Deine Erinnerung und Präzisierung! Bei mir werden wieder schlimme Befürchtungen geweckt: dass auch Rill von gewissen Kreisen instrumentalisiert wurde (bzw. sich instrumentalisieren ließ ...). Ich möchte daher auf dieses Zitat - Komma hin oder Punkt her - eigentlich nicht allzu viel geben. Die genannten Mächte sind die (westlichen) Besatzungsmächte der unmittelbaren Nachkriegsjahre! Ich höre da ein gewisses Wunschdenken heraus. Genau wie bei "die Besatzer lösen sich von einander". Ich weiß, dass gegen solche Argumentationen eine Menge vorgebracht werden kann, aber bei mir bleibt trotzdem ein ungutes Gefühl und Gschmäckle.

Was die künftige Realität betrifft, so ist zwingende Voraussetzung eines Eindringens der Russen nach Mitteleuropa, dass vorher auch Frankreich deutlich geschwächt sein muss (bzw. den sich zum Angriff entschließenden Russen so erscheint). Das kann dann nur durch innere Unruhen und politische Spaltungen sich manifestieren.

Wie passt das zu französischen Streitkräften in Skandinavien, die gegen die Russen antreten? Der "Nordische Krieg" geht, wie BB richtig bemerkt, den Ereignissen in Mittel- und Südosteuropa sehr wahrscheinlich ein klein wenig voraus. Es könnte somit sein, dass gewisse französische Kontingente (Luftwaffe) also "noch" NATO-konform operieren können - selbst wenn es in ihrem "Heimat"-Land schon brennen würde (wir sehen in vielen Staaten bereits heute, dass sich deren Streitkräfte von der Bevölkerung und der demokratischen Legitimität emanzipieren, nach Autonomie streben und Befehlen anderer Mächte folgen; dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren verstärken).

Sollten dagegen Franzosen auf der Seite der Russen kämpfen, dann wären es mit den Russen sympathisierende Franzosen, die zu einer Partei im französischen Bürgerkrieg gehören (so wie die französischen Streitkräfte nach 1941 auch militärisch gespalten waren).

Insgesamt ist das mögliche Eingreifen der Franzosen in Skandinavien etwas kurios, man braucht ihm aber ohnehin keine große Bedeutung beimessen, da die wahren Sieger (jedoch wohl nur kurzfristig ...) sowieso die Russen sein werden. Das drückt der Eismeerfischer relativ klar aus. Die Franzosen spielen dort droben eine marginale Rolle ...

Ich habe hier ein wenig spekuliert, was ich eigentlich nicht gern mache. Aber das Thema ist halt interessant. Meine subversive Kritik an den Feldpostbriefen möge man mir nachsehen. Man muss die Dinge einfach nach allen Seiten hin gründlich abklopfen, um den festen Kern identifizieren zu können.

MfG, Sagitta

PS: Bei dieser Gelegenheit danke ich auch @Dannylee für seine Erinnerung an Watzliks Böhmerwald-Sagen von 1921. Die erste Ausgabe erschien sogar im Jahr 1920! Ich werde nun mal nachschauen, wie weit der darin erwähnte Knecht SEPP mit dem "Wudy" nach dem Zweiten Weltkrieg identisch erscheint.

Sepp Wudys Prophezeiungen - 1921 in Watzliks 5. Heft "Böhmerwald-Sagen"

Dannylee, Dienstag, 12.07.2016, 22:04 vor 2837 Tagen @ Sagitta (3320 Aufrufe)

MfG, Sagitta

PS: Bei dieser Gelegenheit danke ich auch @Dannylee für seine Erinnerung an Watzliks Böhmerwald-Sagen von 1921. Die erste Ausgabe erschien sogar im Jahr 1920! Ich werde nun mal nachschauen, wie weit der darin erwähnte Knecht SEPP mit dem "Wudy" nach dem Zweiten Weltkrieg identisch erscheint.


Hallo, Sagitta,

das hab' ich noch mal ausgegraben:


Der Seher Sepp Wudy, Knecht eines Bauern aus dem Frischwinkel, soll zwischen 1910 und 1914 auf Anfragen seines Bauern erstaunliche Prophezeiungen geäußert haben, die dieser in seinen Kalender notiert haben soll. Der Böhmerwalddichter Hans Watzlik soll sie dann auf Wudys ehemaligem Hof abgeschrieben und sie 1944 dem Prophezeiungsforscher Paul Friedl überreicht haben, der sie wiederum 1974 in seinem Buch “Prophezeiungen aus dem bayerisch-böhmischen Raum” (Rosenheim) veröffentlichte. Dass Watzlik bereits 1921 über Wudy und seine Prophezeiungen Bescheid wusste, geht aus Watzliks 5. Heft "Böhmerwald-Sagen hervor:


Der seltsame Sepp
In Eisenstein lebte ein einschichtiger Mann, der ging von Hof zu Hof in die Kost und ließ sich dabei zu allerhand Arbeit brauchen: fehlte ein Knecht, so machte er den Knecht; ging ein Ochsenbub ab, so machte er den Ochsenbuben; wohin man ihn stellte, dort taugte er. Er hatte viel Wunderliches in sich, und er lachte allemal, wenn einem etwas gestohlen wurde, und sagte: "Den Dieb kann man stellen; aber man muß das wissen, was ich weiß."

Usw... prophezeiungen.npage.de/sepp-wudy.html.

Falls der Link nicht klappt, bei Google einfach "Sepp Wudy - Prophezeiungen"
eingeben. Dort findest Du die ganze Geschichte.

In Bayerisch Eisenstein gibt es einen Gedenkstein für gefallene Soldaten.
Es heißt ja, Wudy habe seinen eigenen Tod "in Eis und Schnee" vorhergesagt.
Er fiel 1915 tatsächlich in den Dolomiten. Es würde mich mal interessieren,
ob vielleicht auch der Name Josef/Joseph Wudy mit auf diesem Stein steht, wenn
er länger in Eisenstein gelebt hat. Vielleicht wohnt jemand aus diesem Forum dort in der Nähe und könnte mal nachsehen.

Freundliche Grüße

Dannylee

das Phantom, der Geisterknecht ...

Sagitta, Mittwoch, 13.07.2016, 00:13 vor 2837 Tagen @ Dannylee (3371 Aufrufe)

Hallo Dannylee!

In Bayerisch Eisenstein gibt es einen Gedenkstein für gefallene Soldaten.
Es heißt ja, Wudy habe seinen eigenen Tod "in Eis und Schnee" vorhergesagt.
Er fiel 1915 tatsächlich in den Dolomiten. Es würde mich mal interessieren,
ob vielleicht auch der Name Josef/Joseph Wudy mit auf diesem Stein steht, wenn
er länger in Eisenstein gelebt hat. Vielleicht wohnt jemand aus diesem Forum dort in der Nähe und könnte mal nachsehen.

Freundliche Grüße

Dannylee

Es gibt einen Heimatforscher in dieser Gegend namens Franz Wudy, der über viele Generationen hinweg alle Mitglieder seiner Familie genealogisch erschlossen hat. Er hat dabei aber keinen Joseph/Sepp gefunden, der auf Friedls bzw. Watzliks Knecht passen könnte, auch keinen Gefallenen in 1915 (was sowieso vom Alter her nicht passen würde). Und er hat, weil er es selbst wissen wollte (denn er kennt die Wudy-Prophezeiungen, und es geht ja um die Familienehre) - er hat also wirklich in dieser Sache intensiv gesucht.

Soweit hier der Bericht von einem Telefonat mit Franz Wudy vor längerer Zeit schon. Durch Deine Erwähnung der Böhmerwaldsagen kam mir der Gedanke, dass der "Knecht" tatsächlich gelebt hat (wovon auch Franz Wudy überzeugt ist; er denkt an ein illegitimes Kind), aber dass mit dem Namen etwas nicht korrekt ist. Ich werde dem nachgehen.

Sagitta

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Zweifel über Wudy

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 13.07.2016, 10:05 vor 2837 Tagen @ Sagitta (3343 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 13.07.2016, 10:26

Danke, sehr interessant!

Den Verdacht, daß Wudy mindestens teilweise legendär sein könnte, hege ich schon länger.
Siehe zum Beispiel die vollständige Anekdote, wie er mit schwarzer Magie seinen gestohlenen Gürtel wiedererlangte:

Watzlik als Quelle zu Wudy, 1921

Höchstwahrscheinlich wurde ihm da vom Volksmund im Zuge der Mythenbildung eine phantastisch anmutende Geschichte angedichtet. Von da ist es zu einer pseudohistorischen Figur wie Mühlhiasl oder Gilge nicht weit.

Daß Wudy gelebt haben könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Möglicherweise ist Franz Wudy nicht weit genug zurückgegangen oder sein räumlicher Umgriff war zu eng. Wudy wäre als unverheirateter Knecht wohl ohne Nachkommen gewesen, die seinen Namen trugen. Sein Geburtsort ist nicht bekannt, was die Möglichkeit mit sich bringt, Dokumente übersehen zu haben, weil keine Spur dort hin wies. Die genalogische Linie könnte sich schon vor längerer Zeit getrennt haben, als Franz Wudys Forschungen zurückreichen. Nicht zuletzt könnten durch die Vertreibung der Sudetendeutschen aus Böhmen wichtige Verbindungslinien und Urkunden vernichtet worden sein.
Selbst wenn sich ein historischer Wudy nachweisen ließe, würde das die Echtheit der Aussagen aber nicht unbedingt erhärten, da sich Legenden an reale Sonderlinge heften können.

Man sollte sich auch mal die Person Hans Watzliks ansehen, der angeblich die Aussagen aus dem Kalender des Frischwinkler Bauern abschrieb.
War er ein Typ wie Adlmaier, vom Charakter eher zwielichtiger Verleger und Geschäftemacher?
War er ein Typ wie Bekh, der eher unkritisch Material sammelt und literarisch aufbereitet?

Die Frage ist, ob er im Fall der Fälle Hemmungen hatte, den Stoff aufzupolieren oder gar zu fälschen, hinsichtlich der Quelle zu lügen usw., um einen volkstümlichen Mythos zu schaffen oder auszubauen.
Das selbe gilt natürlich bezüglich Paul Friedls, da wir genaugenommen nicht Watzliks, sondern nur Friedls Wiedergabe der Aussagen von 1974 kennen.
Betrachtet man diese sehr kritisch, stehen dort einige Dinge, die man sich 1974 hätte denken können:

"Das ist nicht der letzte Krieg hat er gesagt, denn dann wird bald wieder einer sein, und dann erst kommt der letzte. Einer wird schrecklicher als der andere."

Keine sensationelle Aussage, nachdem 1974 bereits zwei Weltkriege geschehen waren.

"Wenn du es erleben tätest, könntest deinen Vetter in Wien von deiner Stube aus sprechen, und wenn du ihn schnell brauchtest, könnte er in einer Stunde da sein."

Autobahnen und Telefone, 1974 bereits vorhanden.

"Rennt nicht davon, wenn die grauen Vögel fliegen, woanders wird es noch schlechter sein."

Nicht etwa eine Andeutung der Irlmaierschen Strichdrohnen, sondern bloße Reflektion der alliierten Bomberflotten im zweiten Weltkrieg. Auf dem Lande war man vergleichsweise sicher im Vergleich zum "Woanders" der Städte.

"Du hast das Essen vor dir und darfst es nicht essen, weil es dein Tod ist, und hast das Wasser im Grandl und darfst es nicht trinken, weil es auch dein Tod ist."

Radioaktiver Fallout, zur Zeit des kalten Krieges eine ständige Bedrohung im Falle atomarer Eskalation.

"Die Luft frißt sich in die Haut wie Gift."

Das könnte in der Tat ein bloßes Plagiat des 1974 bereits bekannten Irlmaiers sein: "Wenn sie explodieren, dann entsteht ein gelber und grüner Staub oder Rauch, was drunter kommt, ist dahin, obs Mensch, Tier oder Pflanze ist. Die Menschen werden ganz schwarz und das Fleisch fällt ihnen von den Knochen, so scharf ist das Gift."

"Wenn dir die Haare ausfallen, hat es dich erwischt."

Strahlenkrankheit, siehe "Fallout".

"In der Kirche spielen sie Tanzmusik, und der Pfarrer singt mit."

Das sind womöglich Entstellungen der Liturgie in der Moderne, die in den Siebzigern bereits um sich griffen. (In meiner Kindheit ab Mitte der 80er/90er glichen die Gottesdienste schon schlecht improvisierten Popkonzerten.)

Interessant ist diese Aussage:
"Dann gibt es keine Grenze mehr gegen Bayern, aber wo du dann bist, kann ich nicht sagen. Aber was sag ich? Dich geht es ja nichts mehr an, aber sag es deinen Kindern und Kindskindern."

1974 lag Böhmen hinter dem eisernen Vorhang.
Allerdings könnte diese Stelle auf eine ältere Fassung Wudys zurückgehen, denn Watzlik soll die Aussagen 1944 (!!!) an Friedl übergeben haben.
Bereits nach dem Münchner Abkommen von 1938 wurde das Sudetenland, in dem der Frischwinkel liegt, an das Reich angeschlossen. Die restliche Tschechei folgte wenige Monate später. Bis 1945 gab es dann tatsächlich keine Grenze gegen Bayern mehr.
Watzlik soll den Kalender mit den Aussagen damals vom Sohn des Bauern gezeigt bekommen haben. So trifft auch die Aussage "wo du dann bist, kann ich nicht sagen" zu, da der ursprüngliche Bauer damals bereits weg war, und es könnte sich um eine bloß auf 1914 rückdatierte Wiedergabe des Zustandes zwischen 1938 und '45 handeln.

Es erheben sich Zweifel über die Echtheit des Textes. Ohne alte Quelle muß man Wudy wohl in weiten Teilen als unauthentisch betrachten.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

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Tschechoslowakische Grenze

BBouvier @, Mittwoch, 13.07.2016, 15:02 vor 2837 Tagen @ Taurec (3301 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Mittwoch, 13.07.2016, 15:22

Hallo, Taurec!

Ja.

Im übrigen.
Zu der angeblichen Grenze Wudys:
=>
Was für eine "Grenze" hätte es ab (z.B.) 1871 zwischen Österreich
und Bayern denn wohl vor 1945 gegeben?
Natürlich eine "Regierungsgrenze" auf der Karte,
die jedoch nur der einer zwischen Preußen und Bayern glich:
Eben eine "Grenze" zwischen zwei deutschen Ländern.

Eine reale "Grenze" gab es dort erst nach der Gründung
der Tschechoslowakei 1918 auf dem Gebiet Österreichs,
die dann 1945 wiederbelebt wurde.

Eine "Grenze" zwischen Böhmen und Bayern in dem Empfinden
der Grenzbevölkerung bestand zu Wudys Zeit in deutlich geringerer
Ausprägung als heute zwischen Österreich und Südtirol.

Insofern deutet diese Behauptung auf die Entstehung des Textes
nach 1945 hin, als es dort tatsächlich eine ganz reale "Grenze" gab.
Nämlich die "Grenze" zur Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik.
Tschechoslowakische Grenze:
=>
http://heimat.lima-city.de/Wanderwege/Grenze/CSSR-Grenzanlagen.gif

Im übrigen sei hierauf verwiesen:
=>
https://schauungen.de/forum/index.php?id=32778

Grüße,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

In der Kirche spielen sie Tanzmusik

Dannylee, Mittwoch, 13.07.2016, 21:57 vor 2836 Tagen @ Taurec (3262 Aufrufe)

Danke, sehr interessant!

Den Verdacht, daß Wudy mindestens teilweise legendär sein könnte, hege ich schon länger.
Siehe zum Beispiel die vollständige Anekdote, wie er mit schwarzer Magie seinen gestohlenen Gürtel wiedererlangte:

Watzlik als Quelle zu Wudy, 1921

Höchstwahrscheinlich wurde ihm da vom Volksmund im Zuge der Mythenbildung eine phantastisch anmutende Geschichte angedichtet. Von da ist es zu einer pseudohistorischen Figur wie Mühlhiasl oder Gilge nicht weit.

Daß Wudy gelebt haben könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Möglicherweise ist Franz Wudy nicht weit genug zurückgegangen oder sein räumlicher Umgriff war zu eng. Wudy wäre als unverheirateter Knecht wohl ohne Nachkommen gewesen, die seinen Namen trugen. Sein Geburtsort ist nicht bekannt, was die Möglichkeit mit sich bringt, Dokumente übersehen zu haben, weil keine Spur dort hin wies. Die genalogische Linie könnte sich schon vor längerer Zeit getrennt haben, als Franz Wudys Forschungen zurückreichen. Nicht zuletzt könnten durch die Vertreibung der Sudetendeutschen aus Böhmen wichtige Verbindungslinien und Urkunden vernichtet worden sein.
Selbst wenn sich ein historischer Wudy nachweisen ließe, würde das die Echtheit der Aussagen aber nicht unbedingt erhärten, da sich Legenden an reale Sonderlinge heften können.

Man sollte sich auch mal die Person Hans Watzliks ansehen, der angeblich die Aussagen aus dem Kalender des Frischwinkler Bauern abschrieb.
War er ein Typ wie Adlmaier, vom Charakter eher zwielichtiger Verleger und Geschäftemacher?
War er ein Typ wie Bekh, der eher unkritisch Material sammelt und literarisch aufbereitet?

Die Frage ist, ob er im Fall der Fälle Hemmungen hatte, den Stoff aufzupolieren oder gar zu fälschen, hinsichtlich der Quelle zu lügen usw., um einen volkstümlichen Mythos zu schaffen oder auszubauen.
Das selbe gilt natürlich bezüglich Paul Friedls, da wir genaugenommen nicht Watzliks, sondern nur Friedls Wiedergabe der Aussagen von 1974 kennen.
Betrachtet man diese sehr kritisch, stehen dort einige Dinge, die man sich 1974 hätte denken können:

"Das ist nicht der letzte Krieg hat er gesagt, denn dann wird bald wieder einer sein, und dann erst kommt der letzte. Einer wird schrecklicher als der andere."

Keine sensationelle Aussage, nachdem 1974 bereits zwei Weltkriege geschehen waren.

"Wenn du es erleben tätest, könntest deinen Vetter in Wien von deiner Stube aus sprechen, und wenn du ihn schnell brauchtest, könnte er in einer Stunde da sein."

Autobahnen und Telefone, 1974 bereits vorhanden.

"Rennt nicht davon, wenn die grauen Vögel fliegen, woanders wird es noch schlechter sein."

Nicht etwa eine Andeutung der Irlmaierschen Strichdrohnen, sondern bloße Reflektion der alliierten Bomberflotten im zweiten Weltkrieg. Auf dem Lande war man vergleichsweise sicher im Vergleich zum "Woanders" der Städte.

"Du hast das Essen vor dir und darfst es nicht essen, weil es dein Tod ist, und hast das Wasser im Grandl und darfst es nicht trinken, weil es auch dein Tod ist."

Radioaktiver Fallout, zur Zeit des kalten Krieges eine ständige Bedrohung im Falle atomarer Eskalation.

"Die Luft frißt sich in die Haut wie Gift."

Das könnte in der Tat ein bloßes Plagiat des 1974 bereits bekannten Irlmaiers sein: "Wenn sie explodieren, dann entsteht ein gelber und grüner Staub oder Rauch, was drunter kommt, ist dahin, obs Mensch, Tier oder Pflanze ist. Die Menschen werden ganz schwarz und das Fleisch fällt ihnen von den Knochen, so scharf ist das Gift."

"Wenn dir die Haare ausfallen, hat es dich erwischt."

Strahlenkrankheit, siehe "Fallout".

"In der Kirche spielen sie Tanzmusik, und der Pfarrer singt mit."

Das sind womöglich Entstellungen der Liturgie in der Moderne, die in den Siebzigern bereits um sich griffen. (In meiner Kindheit ab Mitte der 80er/90er glichen die Gottesdienste schon schlecht improvisierten Popkonzerten.)

Interessant ist diese Aussage:
"Dann gibt es keine Grenze mehr gegen Bayern, aber wo du dann bist, kann ich nicht sagen. Aber was sag ich? Dich geht es ja nichts mehr an, aber sag es deinen Kindern und Kindskindern."

1974 lag Böhmen hinter dem eisernen Vorhang.
Allerdings könnte diese Stelle auf eine ältere Fassung Wudys zurückgehen, denn Watzlik soll die Aussagen 1944 (!!!) an Friedl übergeben haben.
Bereits nach dem Münchner Abkommen von 1938 wurde das Sudetenland, in dem der Frischwinkel liegt, an das Reich angeschlossen. Die restliche Tschechei folgte wenige Monate später. Bis 1945 gab es dann tatsächlich keine Grenze gegen Bayern mehr.
Watzlik soll den Kalender mit den Aussagen damals vom Sohn des Bauern gezeigt bekommen haben. So trifft auch die Aussage "wo du dann bist, kann ich nicht sagen" zu, da der ursprüngliche Bauer damals bereits weg war, und es könnte sich um eine bloß auf 1914 rückdatierte Wiedergabe des Zustandes zwischen 1938 und '45 handeln.

Es erheben sich Zweifel über die Echtheit des Textes. Ohne alte Quelle muß man Wudy wohl in weiten Teilen als unauthentisch betrachten.

Gruß
Taurec

Hallo, Taurec,

Tanzmusik in der Kirche war 1944 allerdings auch noch undenkbar.

Freundliche Grüße

Dannylee

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Gottes Strafe wegen Musik und Tanz - wegen Tanzmusik

BBouvier @, Mittwoch, 13.07.2016, 22:27 vor 2836 Tagen @ Dannylee (3343 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Mittwoch, 13.07.2016, 22:51

<"Tanzmusik in der Kirche war 1944 allerdings auch noch undenkbar.">

Hallo, Dannylee!

Auch jetzt ist Tanzmusik in der Heiligen Messe kaum vorstellbar
=>
https://www.youtube.com/watch?v=M3eS4kEVWsU
... und ich gehe davon aus, daß diese Übertreibung nur die "Endzeit"
kennzeichnen soll, wenn alles auf dem Kopfe steht.
Diese "Idee" (und mehr) findet sich bereits in den alten Böhmischen Volkssagen
und wurde als Prophezeiung beispielsweise der fiktiven
"Sibylle Michalda von Saba" zugeschrieben.
=>
"... Da wird unter ihnen erst eine große Veränderung
in der Kleidung geschehen, so daß mancher vor Hochmut und Eitelkeit
nicht wissen wird, wie er sich kleiden und wie er auftreten soll.
Die Weiber werden ihren Körper halb nackt zur Schau tragen,
nur um den Männern zu gefallen; da wird man in der Kleidung
den Herrn nicht von dem Diener und den Diener von dem Herrn
nicht unterscheiden können ... Die Weiber werden auch
in Männerkleidern einhergehen und die Haare halb zugestutzt,
halb sonderbar geringelt haben, alle Jahre anders;
was sie heute anziehen, werden sie morgen wegwerfen,
aber alle Tage ummodeln; dabei werden sie eitel und wollüstig sein,
und das nicht nur die Weiber, sondern auch die Männer.
Gott wird lange diesem bösen Treiben zusehen,
endlich aber wird doch seine Langmut zu Ende gehen,
und da wird er seine strafende Hand über sie furchtbar ausstrecken.
... Diese Strafe wird Gott deshalb auf die Herren zulassen...
wegen Musik, Tanz und andere Ausgelassenheit ... weil sie
die Feiertage nicht feierten ..."

Variante "Wudy":
=>
"Mit dem Glauben geht es bergab, und alles wird verdreht.
Kennt sich niemand mehr aus.
Die Oberen glauben schon gar nichts mehr, die kleinen Leut´
werden irre gemacht.
In der Kirche spielen sie Tanzmusik, und der Pfarrer singt mit.
Dann tanzen sie auch noch, aber draußen wird ein Himmelszeichen stehen,
das den Anfang vom großen Unheil ( Gottes Stafe) ankündigt
."

Grüße,
BB

--
- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

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Quellenkritik

BBouvier @, Donnerstag, 14.07.2016, 00:34 vor 2836 Tagen @ BBouvier (3208 Aufrufe)

Hallo!

Des weiteren.

Watzlik hat angeblich die Aussagen Wudys aus dem Kalender
des Frischwinkler Bauern abgeschrieben.

Und dann hätte Wudy dort also geschrieben:
"Bauer sag es deinen Kindern, sie sollen dem Berg zu rennen,
wenn es kracht
."

Ach ja? :trost:

Sowie:
"Ich bin nur ein Knecht und ich weiß nicht,
ob es ein guter oder ein böser Geist ist,
der mir diese Sachen vormacht
."

Aha?
Das wußte sein Bauer offenbar gar nicht? :-D

Und:
"Es wird dann wieder sein wie vor hundert Jahren."

Nur eben, daß sich im Böhmerwald zwischen 1814 und 1914
praktisch nichts verändert hatte.

Massiv (!) dann allerdings zwischen ca. 1930 und 1974
- dem Zeitpunkt der Veröffentlichung - und erst da
macht diese Behauptung Sinn.

Gruß,
BB

--
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Bouviereigenkritik - Richtigstellung

BBouvier @, Donnerstag, 14.07.2016, 13:44 vor 2836 Tagen @ BBouvier (3230 Aufrufe)

Hallo!

Obig habe ich mich vergallopiert, weil ich untige
Aussage zu "Wudy" bereits beim Lesen falsch verstanden hatte.

Nämlich irrig so:
"Der Seher Sepp Wudy, Knecht eines Bauern aus dem Frischwinkel,
soll zwischen 1910 und 1914 auf Anfragen seines Bauern
erstaunliche Prophezeiungen geäußert haben,
die dieser in seinem Kalender notiert haben soll
."

Anstelle richtig so:
"Der Seher Sepp Wudy, Knecht eines Bauern aus dem Frischwinkel,
soll zwischen 1910 und 1914 auf Anfragen seines Bauern
erstaunliche Prophezeiungen geäußert haben,
die dieser in seinem Kalender notiert haben soll.
"

Von hier:
=>
http://prophezeiungen.npage.de/sepp-wudy.html

Weswegen meine Überlegungen, die damit im Zusammenhang stehen,
irrig und hinfällig sind.


:hamper: <= Hugo Hampers Kommentar:
"Tut mir ja auch echt leid, Du!" :trost:

Gruß,
BB

--
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Tanzmusik in der Kirche

traumtaenzerin, Freitag, 15.07.2016, 14:19 vor 2835 Tagen @ BBouvier (3113 Aufrufe)

Hallo BB,

auch wenn ich deine Meinung zu dieser Aussage insgesamt teile, so ist doch die aus Amerika stammende Afroamerikanische Gospelmesse auch hier schon angekommen und sehr populär. Das war früher so nicht denkbar. Ebenso hat der amerikanische Jazz- Choreograph Alvin Ailey auch in der Kirche seine Tänze aufgeführt!
Hier mal schauen, ab Minute 2 ungefähr: https://www.youtube.com/watch?v=qgA_u1Uy8io
oder auch hier: https://www.youtube.com/watch?v=5khXS9nIo4U ab Minute 4 ungefähr

Tanzmusik, singen und klatschen auf der ganzen Linie ;-)

Lieber Gruß Traumtaenzerin

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"Es steht gegen Norden ein Schein."

BBouvier @, Freitag, 15.07.2016, 16:37 vor 2835 Tagen @ traumtaenzerin (3242 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 15.07.2016, 16:48

Hallo, Traumtaenzerin!

Natürlich.
Nur eben, daß das katholische Böhmen kein Schwarzenviertel der USA ist
und auch nicht die evangelische Nordelbische Landeskirche. :-D

Und ich weiß auch, daß es Frauen gibt, die modisch etc.
all das veranstalten, was der fiktiven "Sibylle Michalda von Saba"
(als angebliche Prophezeiung zu Salomos Zeiten) ebenfalls für Böhmen angedichtet wurde.
=>
Deswegen wird daraus jedoch noch lange keine valide Schau:
Aber das hast Du ja bereits sebst festgestellt. :-)

Merke:
"In der Kirche spielen sie Tanzmusik, und der Pfarrer singt mit.
Dann tanzen sie auch noch, aber draußen wird ein Himmelszeichen stehen...
Es steht gegen Norden ein Schein, wie ihn noch niemand gesehen hat,
und dann wird ringsum das Feuer aufgehen
."
=>
Der "Wudy zugeschriebene Text bezieht sich auf dessen Heimat!

Grüße!
BB

--
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Danke, Sagitta

Dannylee, Mittwoch, 13.07.2016, 21:43 vor 2836 Tagen @ Sagitta (3510 Aufrufe)


Es gibt einen Heimatforscher in dieser Gegend namens Franz Wudy, der über viele Generationen hinweg alle Mitglieder seiner Familie genealogisch erschlossen hat. Er hat dabei aber keinen Joseph/Sepp gefunden, der auf Friedls bzw. Watzliks Knecht passen könnte, auch keinen Gefallenen in 1915 (was sowieso vom Alter her nicht passen würde). Und er hat, weil er es selbst wissen wollte (denn er kennt die Wudy-Prophezeiungen, und es geht ja um die Familienehre) - er hat also wirklich in dieser Sache intensiv gesucht.

Soweit hier der Bericht von einem Telefonat mit Franz Wudy vor längerer Zeit schon. Durch Deine Erwähnung der Böhmerwaldsagen kam mir der Gedanke, dass der "Knecht" tatsächlich gelebt hat (wovon auch Franz Wudy überzeugt ist; er denkt an ein illegitimes Kind), aber dass mit dem Namen etwas nicht korrekt ist. Ich werde dem nachgehen.

Sagitta

Hallo, Sagitta,

den Nachnamen "Wudy" gibt's vermutlich selbst in Bayern nicht oft. Möglich wäre
allerdings, dass Eisenstein nicht die "eigentliche" Heimat von Sepp Wudy war, sondern nur ein zeitweiliger Wohnort und Sepp somit überhaupt nicht verwandt mit Franz Wudy ist. Watzliks Text verliert auch kein Wort über mögliche
Nachkommen Wudys. Sein Bauer und Arbeitgeber hatte womöglich Kinder. "Du wirst
es nicht erleben, Bauer. Aber sag' es Deinen Kindern und Kindeskindern..."
Ob's da heute noch Nachfahren gibt? Die Krönung wäre natürlich der alte Kalender
mit den Aufzeichnungen. Dann wäre dieser "Fall" so wasserdicht dokumentiert
wie die Feldpostbriefe des Andreas Rill.

Freundliche Grüße

Dannylee

Recherchen zu Sepp Wudy....

Sinhala, Mittwoch, 13.07.2016, 21:59 vor 2836 Tagen @ Dannylee (3399 Aufrufe)

Die Seite compgen.de spuckt einige Treffer zum Namen Wudy aus dem Raum Eisenstein aus, allerdings nicht in der Form namens Sepp Wudy! Wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt, steht hier die Frage im Raum, für welchen Vornamen "Sepp" genau steht: Joseph, Josef, Johann, Johannes, Josip ? Etc.

Wer sich die Mühe möchte, nur zu! Unter der Rubrik FoKo lassen sich auch Ahnenforscher ausfindig machen, die speziell den Namen Wudy recherchiert haben!
Mir ist diese Mühe trotz Forumsmitgliedschaft nicht wichtig genug!

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Sepp

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 13.07.2016, 22:26 vor 2836 Tagen @ Sinhala (3214 Aufrufe)

Hallo!

Im bayerischen Sprachraum ist Sepp die Kurzform für Josef/Joseph.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“

Hefte oder Buch

Sagitta, Donnerstag, 11.08.2016, 20:12 vor 2808 Tagen @ Dannylee (2896 Aufrufe)

Hallo Dannylee,

aus dem von Dir zitierten Text, den ich inzwischen nachgeprüft habe, geht nicht hervor, dass der Seher WUDY hieß:

Der seltsame Sepp

"In Eisenstein lebte ein einschichtiger Mann, der ging von Hof zu Hof in die Kost und ließ sich dabei zu allerhand Arbeit brauchen: fehlte ein Knecht, so machte er den Knecht; ging ein Ochsenbub ab, so machte er den Ochsenbuben; wohin man ihn stellte, dort taugte er. Er hatte viel Wunderliches in sich, und er lachte allemal, wenn einem etwas gestohlen wurde, und sagte: Den Dieb kann man stellen; aber man muß das wissen, was ich weiß." etc. etc.

Wobei meine Nachprüfung sich auf ein kleines Büchlein stützt, das 1920 und 1921 herausgegeben wurde, und das ich nun eingesehen habe. Was dagegen ist das

5. Heft der "Böhmerwald-Sagen?

Steht dort etwa der Name Wudy - in dem von mir eingesehenen Büchlein dagegen nicht?

Im Augenblick schaut es für mich so aus, dass Watzlick in 1920 von einem "seltsamen Sepp" geschrieben hat, und Friedl hat diesem dann nachträglich den Familiennamen WUDY fiktiv angehängt - mitsamt der ganzen Prophezeiungsstory. Vermutlich hat er nur einen Aufhänger in alter Zeit gesucht und sich den Sepp ausgesucht. Solange keine Klarheit über die Identität dieses Wudy und/oder über die Integrität von Friedl erlangt werden kann, so lange sollte die Prophezeiung als zweifelhaft, wenn nicht gar als Fälschung gelten.

Es ist wie im Kinderlied mit den zehn kleinen Negerlein ...

MfG, Sagitta

siehe auch: https://schauungen.de/forum/index.php?id=32985

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Wudy bei Watzlik?

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 11.08.2016, 20:44 vor 2808 Tagen @ Sagitta (2931 Aufrufe)

Hallo!

Was dagegen ist das

5. Heft der "Böhmerwald-Sagen?

Steht dort etwa der Name Wudy - in dem von mir eingesehenen Büchlein dagegen nicht?

Gute Frage! Es ist laut Angabe eigentlich "Böhmerwalder Dorfbücher, Heft 5".
Von diesen Dorfbüchern/Heften findet sich aber kaum noch was.
Hier ist ein Hinweis auf "Auen und Filze des Böhmerwaldes (= Böhmerwäldler Dorfbücher 6), 1922"
Und hier auf "Kulturgeschichtliche Abhandlungen aus der Frühzeit bis zum Erscheinungsjahr. Drittes Heft der Reihe 'Böhmerwäldler Dorfbücher'."

Das scheint eine wirklich existierende Reihe gewesen zu sein. Von den Böhmerwaldsagen erschienen aber wohl mehrere Auflagen als eigenständiges Buch.

Reinhard Haller zitiert den "seltsamen Sepp" in seinem Buch "Prophezeiungen aus Bayern und Böhmen", nennt als Quelle "Watzlik, Böhmerwald-Sagen, 1952" und merkt an:
"Vermutlich ist dieser 'Sepp' identisch mit dem Weissager, den Friedl [...] als 'Sepp Wudy, Bauernknecht vom Frischwinkl' im Böhmerwald bezeichnet. [...] Es bleibt ungeklärt, warum Watzlik diese Prophezeiung nicht selbst in seiner Arbeit verwertet hat." [Unterstreichung von mir.]

Vielleicht weil er Friedls Aussagen gar nicht kannte, obwohl Friedl angibt, sie von Watzlik zu haben?

Jedenfalls scheint bis 1952 (als Watzlik schon vier Jahre tot war) in keiner Auflage des Buches Watzliks der Name Wudy aufzutauchen, da Haller nur mutmaßen kann.

Gruß
Taurec

--
„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

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Rätsel um den Nachnamen "Wudy" - Beweise für jetzige Prophetie in der Zukunft?

Dannylee, Freitag, 12.08.2016, 00:22 vor 2807 Tagen @ Sagitta (3015 Aufrufe)

Hallo, Sagitta,

Wobei meine Nachprüfung sich auf ein kleines Büchlein stützt, das 1920 und 1921 herausgegeben wurde, und das ich nun eingesehen habe. Was dagegen ist das

5. Heft der "Böhmerwald-Sagen?

Steht dort etwa der Name Wudy - in dem von mir eingesehenen Büchlein dagegen nicht?

Im Augenblick schaut es für mich so aus, dass Watzlick in 1920 von einem "seltsamen Sepp" geschrieben hat, und Friedl hat diesem dann nachträglich den Familiennamen WUDY fiktiv angehängt - mitsamt der ganzen Prophezeiungsstory. Vermutlich hat er nur einen Aufhänger in alter Zeit gesucht und sich den Sepp ausgesucht. Solange keine Klarheit über die Identität dieses Wudy und/oder über die Integrität von Friedl erlangt werden kann, so lange sollte die Prophezeiung als zweifelhaft, wenn nicht gar als Fälschung gelten.

Es ist wie im Kinderlied mit den zehn kleinen Negerlein ...

MfG, Sagitta

siehe auch: https://schauungen.de/forum/index.php?id=32985

Hallo, Sagitta,

vielen Dank erstmal für Deine Nachforschungen. Nein. Ich hab' diese Infos auch nur
aus dem Internet. Ich besitze keines dieser Hefte. Ist wirklich ein wenig seltsam
mit diesem Nachnamen "Wudy". Das ist leider oft das Problem bei alten Prophezeiungen:
Keiner der "Akteure" lebt mehr und kann dementsprechend keine Auskunft mehr geben.
Die Prophezeiung/Schauung selbst komplett in die Tonne zu treten, wäre vielleicht
ein wenig voreilig. Selbst wenn der Text erst in den Vierzigern entstanden wäre:
Einiges davon war selbst zu der Zeit noch utopisch, z. B. die "Tanzmusik in der
Kirche" oder: Wie kommt der Urheber auf ein "Kronwittbirl" (Wacholderbeere) als Heilmittel bei radioaktiver Kontamination bzw. BC-Waffen? Es scheint ähnlich wie beim Mühlhiasl zu sein: Diese seit Generationen
überlieferten Aussagen gehen auch sicher auf einen "Ursprung" aus Fleisch und Blut
zurück, auch wenn dieser vielleicht nicht Matthias/Matthäus Lang hieß.
Z. B. ein paar Ortschaften weiter von meinem Wohnort aus wird erzählt, dort habe
mal jemand den Bau der dort nahe gelegenen Autobahn vorausgesehen. Aber den
Namen dieses Sehers wissen auch die Alten nicht mehr.
Und wer weiß: Selbst wenn eines Tages die prophezeite Umwälzung wirklich statt-
finden sollte: Was wird bleiben aus unserer Zeit, unserer Kultur, unseres "wwww"?
Vielleicht gibt es in hundert oder mehr Jahren dann auch Profi- oder Hobbyforscher,
die das Wesen der Prophetie erkunden wollen, da es dann wohl auch heißt: Ja, damals
haben auch etliche Menschen dieses Ereignis vorausgesehen und im damaligen
Internet veröffentlicht. Aber was wird davon noch übrig bleiben, wenn die großen
Metropolen zerstört sind? Von uns wird dann niemand mehr leben, der dies
bezeugen könnte. Zwei oder drei Generationen später wird sich wohl kaum noch
jemand persönlich an Taurecs Weltenwende-Forum, Patrones ZF oder an das
Johannes-Forum erinnern können, sondern man müsste sich schon auf überlieferte
Erzählungen verlassen. Es sei denn, der eine oder andere Forist druckt mal diverse
Beiträge aus, die dann irgendwie die Zeit überdauern, so dass zukünftige
Forscher anhand wissenschaftlicher Untersuchungen an dem alten Papier das
ungefähre Alter bestimmen können. Ansonsten könnte ja auch alles Fälschung sein...

Freundliche Grüße

Dannylee

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Wacholderbeere seit Jahrtausenden als Allheilmittel

BBouvier @, Freitag, 12.08.2016, 01:21 vor 2807 Tagen @ Dannylee (3182 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 12.08.2016, 01:39

<"Wie kommt der Urheber auf ein "Kronwittbirl" (Wacholderbeere)
als Heilmittel bei radioaktiver Kontamination bzw. BC-Waffen?
">

Hallo, Dannylee!

Nichts leichter als das!

Zitat(e):
=>
"Wacholderbeeren, egal ob frisch oder getrocknet ...
werden bereits seit Jahrtausenden
gegen vielerlei Erkrankungen medizinisch eingesetzt."

"...Wacholderbüsche stehen in vielen Gärten.
Früher standen sie dort, weil sie eine ganze Hausapotheke
in sich vereinigen."

... und so weiter =>

<"Einiges davon war selbst zu der Zeit noch utopisch,
z. B. die "Tanzmusik in der Kirche
"">

Die Vorlage dazu hatten wir aber bereits weiter oben.
Im Böhmischen der "Sibylle Michalda von Saba" angedichtet:
=>
" (Gott wird) seine strafende Hand über sie furchtbar ausstrecken.
... Diese Strafe wird Gott deshalb auf die Herren zulassen...
wegen Musik, Tanz und andere Ausgelassenheit ... weil sie
die Feiertage nicht feierten .
.."

Musik,Tanz => Bei "Wudy": wegen Tanz-Musik.

Ein Hinweis auf dümmlich Fälschung zur Zeit des Kalten Krieges
(Atomtod!) ist dieses hier, angeblich von diesem "Wudy" - 1914.
=>
"Sauf´keine Milch acht Wochen lang."

Tatsächlich wäre Kuhmilch eine Weile radioaktiv belastet,
wenn die Kühe mal in solchen Aschen der Atomsprengkörper geweidet würden.
Das war in jenen Jahrzehnten allgemein bekannt.
Jedoch hat der Fälscher da nicht aufgepaßt,
denn wie sollte wohl eine Schau mit dem Inhalt aussehen,
in der die Menschen besser keine Milch trinken sollten? :-D

Das selbe trifft auf Wudys "Haarausfall" (verstrahlt) zu:
"Wenn dir die Haare ausfallen, hat es Dich erwischt."

Kannste knicken
Aber getrost!

Das sind alles "Ideen" zum "Atomkrieg" aus der Zeit
der Erstveröffentlichung:
Vom "Atomkrieg" weiß jedoch keine Schau.

Baldur zu "Wudy":
=>
https://schauungen.de/forum/index.php?id=32119

Wudy (angeblich):
"Wenn ... Hasen zum Haus kommen und umfallen,
dann geh weg vom Wasser und mähe kein Gras
."

Und hier wird es völlig absurd:
Wegen des "Atomkrieges" soll man vom Wasser weg gehen,
es kommen lauter Hasen zum Hause und fallen dann tot um! :-D

Die werden sich doch nicht etwa tot gelacht haben?

Grüße,
BB

--
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- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."

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Quellennachweis

Taurec ⌂, München, Dienstag, 12.07.2016, 09:34 vor 2838 Tagen @ randomizer (3660 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Dienstag, 12.07.2016, 09:51

Danke, Randomizer!

Ich ahnte doch, daß ich irgendwas vergessen hatte... :sleeping:

Vermutlich, weil ich die Passage, wohl mangels Quellenangabe, nirgendwo abgespeichert hatte.

Den von Dir gewünschten Quellennachweis reiche ich irgendwann nach: eine zu frühe Preisgabe der Quelle (in einem öffentlichen Forum) könnte schlimmstenfalls weitere Recherchen in dieser Richtung behindern; nach Deiner tragischen Nachricht vom Verschwinden der Feldpostbriefe bin ich neuerdings noch vorsichtiger.

Willst Du mittlerweile die Quelle nennen?

Gruß
Taurec

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