Avatar

Albrecht Dürer sah einen Impakt (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 01.06.2009, 14:21 (vor 5437 Tagen) (13393 Aufrufe)

Hallo!

Bei Bekh und Ellerhorst heißt es noch sinngemäß, der Nürnberger Maler Albrecht Dürer (1471 - 1528) habe einen Atompilz gezeichnet. Sieht man sich jedoch das zugehörige, von Dürer am Morgen nach der Traumvision gemalte Bild an, erlangt mein bei unvoreingenommener Betrachtung einen anderen Eindruck:

[image]

Im 1525 Jor nach dem pfinxstag zwischen dem Mitwoch und pfintzdag in der nacht im schlaff hab ich dis gesicht gesehen wy fill großer wassern vom himmell fillen Und das erst traff das erthrich ungefehr 4 meill fan mir mit einer solchen grausamkeitt mit einem ubergroßem raüschn und zersprützn und ertrenckett das gantz lant In solchem erschrack ich so gar schwerlich das ich doran erwachett e dan dy andern wasser filn Und dy wasser dy do filn dy warn fast gros und der fill ettliche weit etliche neher und sy kamen so hoch herab das sy im gedancken gleich langsam filn. aber do das erst wasser das das ertrich traff schir herbey kam do fill es mit einer solchen geschwindigkeit wynt und braüsen das und ich also erschrack do ich erwacht das mir all mein leichnam zittrete und lang nit recht zu mir selbs kam Aber do ich am morgen auff stund molet ich hy oben wy ichs gesehen het.
Got wende alle ding zum besten.

Albrecht dürer

Auf Neuhochdeutsch:
Im Jahre 1525, nach dem Pfingsttag, zwischen jenem und dem Mittwoch, hatte ich nachts im Schlaf dieses Gesicht, wie viel großen Wassers vom Himmel fiel. Und das erst traf das Erdreich ungefähr vier Meilen von mir mit einer solchen Grausamkeit, mit einem übergroßen Rauschen und Zerspritzen und ertränkte das ganze Land. Dadurch erschrak ich so schwer, daß ich erwachte, ehe die anderen Wasser fielen. Und die Wasser, die da fielen, waren sehr groß und derer fielen etliche weit, etliche näher und sie kamen so hoch herab, daß sie in Gedanken gleich langsam fielen. Aber als das erste Wasser, welches das Erdreich traf, schier herbeikam, fiel es mit einer solchen Geschwindigkeit, Wind und Brausen, daß ich so erschrak, während ich erwachte, daß mir mein ganzer Leib zitterte und ich lange nicht recht zu mir selbst kam. Aber als ich am Morgen aufstand, malte ich hier oben, wie ich es gesehen hatte.
Gott wende alle Dinge zum besten.

Albrecht Dürer

Die Ähnlichkeit mit einem Atompilz ist eigentlich nicht vorhanden. Das markanteste Merkmal, die Pilzkappe, fehlt. Hätte Dürer tatsächlich einen Atompilz gesehen, wäre ihm diese sicher nicht entgangen und von ihm gemalt worden. Daß der obere Teil des Bildes abgeschnitten wurde, davon ist nicht auszugehen. Die von ihm gelieferte Beschreibung lässt ebensowenig auf eine Atomexplosion schließen. Er spricht vielmehr von etwas aus großer Höhe langsam herabfallendem und letztlich einschlagendem. Ein Bild das selbst bei einer fallenden Atombombe nicht zu erwarten wäre. Was wir oben sehen, entspricht eher der gängigen Vorstellung eines Meteoritenimpaktes.
Er malte den Einschlag eines Impaktors, der von einer Reihe kleiner Begleiter umgeben ist, die ihm nachfolgen und wohl im Verlaufe des Atmosphäreneintritts von ihm abgebrochen sind. Was Dürer als Wasser bezeichnet, sind wahrscheinlich Rauch-, Ruß- und Trümmerwolken, welche den herabfallenden Gesteinsbrocken schweifartig anhängen und die von der Stelle des Impaktes ausgehen. Diese Wolken hat Dürer mangels Vergleichmöglichkeit mit dem ihm am ähnlichsten dünkenden Stoff verglichen. Er sah nach dem Einschlag eine an ihn heranrasende Wolkenwand, die ihm wie eine Wasserwand erschien ("Als das erste Wasser [...] schier herbeikam [...]"). Der Vorgang war von Wind (Druckwelle) und einem unglaublichen Krach begleitet. Dürer erschrak obdessen so sehr, daß er aufwachte, ehe ihn die Wand erreichte und ehe er die anderen Impaktoren einschlagen sehen konnte.

Geht man von dem oben festgehaltenen Zeitpunkt der Szene einige Sekunden nach vorne, erhält man wohl ein Bild, wie es der Bauer aus Selb umschrieb:
"Von Westen her wälzt sich rasend schnell eine braunviolette Wolkenwand, die von der Erde bis weit hoch in den Himmel reicht, wie ein Brecher über das Land."
"Eine blau-rote Wolkenwand kommt mit Blitz und Donner und unvorstellbarem Getöse gegen 16 Uhr von Westen her Mitte Oktober durch Asteroidenimpakt hereingebrochen. [...]"

Wie ein Brecher, also wie eine Wasserwelle!

Es ist überdies nicht anzunehmen, daß Dürer eine ferne Erdgegend sah. Bei der oberen Landschaft müßte es sich vielmehr um eine Region in der Nähe seiner Nürnberger Heimat handeln. Es könnte durchaus sein, daß Albrecht Dürer und der Bauer aus Selb Eindrücke ein und desselben Geschehens erhielten, jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven und von Dürer etwas ausführlicher gesehen, nämlich einen oder mehrere Kleinimpakte im Norden Bayerns.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: