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Zum "Nostradamusschlüssel" (Schauungen & Prophezeiungen)

BBouvier @, Freitag, 02.06.2017, 01:06 (vor 2519 Tagen) @ Leserzuschrift (3537 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 02.06.2017, 01:16

Beginnend mit Neutral ergibt sich:
L = 11 L = 1
E = 5
um 11 Stellen versetzt
E = 16
D = 4 D = 15
D = 4 D = 15


Das Resultat ist zu lesen:
Zeile 1: 1 Jahr
Zeile 2: 1 Jahr, 6 Jahre
Zeile 3: 51 Jahre
Zeile 4: 15 Jahrhunderte

1559

Hallo!

Obiges exemplarisch aus dem Scharnier.
Derlei abstruse Rechenkunststücke werden alljährlich
als "Schlüssel gefunden!" von Autoren veröffentlicht.
Im nachhinein passend hingebogen:
Da "versetzt" er auch schon mal 19 oder 17 Stellen,
damit das gewünschte Ergebnis herauskommt. :ok2:

Bezeichnenderweise der Autor kleinlaut:
"Der Autor verzichtet bewußt auf die Offenlegung aller Vierzeiler,
die unsere unmittelbare Zukunft betreffen
." :-D

Weshalb ein „Schlüssel“ für Nostradamus in sich
ein Paradoxon sein muss:

(Schwer zu durchdenken und darzulegen, aber ich versuch´s mal)

Ein Seher kann nur das sehen, was sich real ereignen wird.
Je präziser die Schau ist, um so mehr Widerstände
werden und müssen sich der Schau entgegenstellen.

„Widerstände“ können sein:
- der Seher wird verlacht
- die Botschaft erreicht nicht den Bedarfsträger
- die Information ist selbst verwaschen, unvollständig, missverständlich o.ä.

Fielen bei einer präzisen Schau diese „Widerstände“ nämlich fort,
dann könnte man ja etwas anderes machen, als „gesehen“,
und dann gäbe es keine Schau darüber, sondern über das,
was man als „Änderung“ gemacht hat.
Und so weiter.---
Und diese Kette reichte in sich verdreht und verkeilt
bis ans Ende aller Zeiten.

Die Schauungen von Nostradamus liegen jedoch gedruckt vor
und sind nun mal „unveränderlich“.
Gäbe es einen Schlüssel zu den Versen, und man kennte ihn,
dann würde recht bald eine dort beschriebene Unternehmung,
die misslich scheint, gar nicht erst in Angriff genommen.
Aber der Seher hat sie ja doch in Ausführung gesehen!
Wie das?
Hier tritt ein unlösbares Paradoxon auf!

Abgesehen davon würde bei dem ersten veränderten Verhalten
auf Grund von Kenntnis der Zukunft diese selbst anders verlaufen,
als neue Kette von Ursache und Auswirkung,
so dass die anschließenden Schauungen dann allesamt „falsch“
sein müssten.
Und der „Schlüssel“ ist dann völlig nutzlos.

Da Nostradamus nun nicht grade töricht gewesen sein dürfte,
ist davon auszugehen, dass ihm diese Problematik bewusst gewesen ist.
Weshalb sollte er also einen „Schlüssel“ verwenden,
der sogleich nach Entdeckung sein Werk vernichtet?
Denkbar wäre bestenfalls ein unauffindbarer bzw. nicht vorhandener
Schlüssel, aber das ist ja auch ein Widerspruch in sich.

Schauungen sind sinnvoll mit den o.a. „Widerständen“ behaftet.
Und da die Schauungen des N. äußerst präzise sind,
mit reichen Details, um so mehr ist es erforderlich,
dass Verwaschungen gleich vom Autor mit eingegeben werden.
Andernfalls würde die Botschaft/das Werk
den Empfänger nicht erreichen, sprich: untergehen.

Daraus folgt:
Bei allem Bemühen hier im Forum wird unser Wissen
stets nur Stückwerk bleiben müssen.
Was wir mit einiger Sicherheit wissen können,
werden nur solche Dinge sein, die sich unserem Einfluss
vollständig entziehen und grösseren Masstab haben.

EINEN Vorteil haben wir jedoch:
Da - jedenfalls die Schauungen, die ich kenne - jeweils in sich
allenfalls Ausschnitte des Gesamtgeschehens beinhalten
(siehe "Widerstände"), und wir sie hier sammeln wie Puzzleteile,
ist unser Bild deutlicher als das eines einzelnen Sehers.

Wer jedoch versucht, dem „Schlüssel des Nostradamus“ nachzujagen,
der hat die Problematik, künftiges im Vorab zu erfahren,
nie durchdacht und verfolgt eine Chimäre.

Die Formulierungen und Verschüttelungen der Verse
sind reiner Werkschutz!
Hätte Nostradamus 1555 Klartext (oder entschlüsselbar) geschrieben,
dann hätte sich bereits Henry II (1559 im Turnier tödlich verletzt)
gehütet (!), jemals wieder an einem Turnier teilzunehmen.
Woraufhin nicht nur diese Prophezeihung nicht eingetroffen wäre,
sondern folgend auch mit ihr die gesamte prophezeihte frz. Geschichte
sowie die der ganzen Welt bereits ab dann
.
Kurz:
Hätte er Klartext (oder entschlüsselbar) geschrieben,
dann wäre sein Werk schicksalhaft völlig unbekannt geblieben
und sogleich "unter die Räder" gekommen.

Heißt:
Jemand, der sich daran macht, einen "Nostradamusschlüssel"
zu entdecken, beweist damit von vornherein,
daß er von validen Vorhersagen keinen blassen Schimmer hat.
Er hat das Phänomen Präcogntion überhaupt nicht begriffen.

1)
Ein geknackter Schlüssel zu korrekten Schauungen ist
ein logischer Widerspruch in sich,
weil man sich auf Grund der Kenntnis
der Zukunft ja ggfls. anders verhielte,
als vom Seher denn gesehen.

2)
Hätte Nostradamus ja im vorab seherisch gewusst,
dass und wann der Schlüssel geknackt wird -
und dann deswegen einen nicht zu knackenden gewählt.

3)
Und einen Schlüssel einbauen, der nie je geknackt wird
und auch gar nicht geknackt werden kann?
Ein doch völlig sinnfreies Unterfangen!

Die Suche nach einem Schlüssel ist deswegen ein
markanter Indikator niedrigen IQs all Derjenigen, die sich
damit abmühen und sich gar gelegentlich nicht
entblöden, darüber sogar ganze Bücher zu verfassen.
Oder ein Hinweis auf einen Scharlatan.

Mehr hier:
=>
https://schauungen.de/forum/index.php?id=8367
https://schauungen.de/forum/index.php?id=3990+

Grüße,
BB


- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."


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