wenn Wahrnehmungen krankhaftem Wahn entspringen (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Donnerstag, 06.04.2017, 12:56 (vor 2549 Tagen) (2227 Aufrufe)
bearbeitet von Baldur, Donnerstag, 06.04.2017, 13:07

Hallo,

wenn Wahrnehmungen krankhaftem Wahn entspringen, wird berechtigte Kritik daran dennoch gerne als sündhafter Spott verunglimpft, nicht nur im Jehova-Entrückungsforum.

Wir lesen das auch bei Wolfgang Johannes Bekh in "Am Vorabend der Finsternis" (3.Auflage 1991) auf Seite 257f. über die angeblichen Erscheinungen in Heroldsbach, 1952.

Natürlich wurde dort zur Busse aufgerufen, was sonst, aber es erschienen angeblich nicht nur Maria und das Jesuskind, sondern auch eine Schar Engel sowie die Schutzheiligen der Kinder:
Theresia vom Kinde Jesu
Bernadette
Maria Goretti
Aloysius
Gema Galgani
Elisabeth von Thüringen
Nepomuk und
Antonius von Padua.
Die Engel musizierten dazu, steht geschrieben. Bei Bekh. A.a.O.

Um elf Uhr nachts sagte die Gottesmutter, der Sieg wird unser sein.
Und mit traurigem Gesicht fügte sie hinzu: Man hat nicht auf meine Worte und auf die meines geliebten Sohnes gehört und auf das, was wir zur Rettung aller gefordert haben. Jetzt ist es zu spät. Betet viel für die Priester, dass sie sich auf die Knie werfen und mit euch beten.

Den Kindern wurde vorausgesagt, dass sie auf der Erde niemals glücklich würden. Sie sollten besonders Maria Goretti, die Gesandte der Keuschheit, verehren, und den heiligen Aloysius, wenn die Gefahr einer Sünde drohte....blah, sülz.

Auf Antrag des Ordinariates Bamberg hat das Landratsamt die Kultstätte dann beseitigt, das Ordinariat hat die Vision in einer Broschüre sogar verspottet.
Schreibt der Bekh. Und die Frömmler exkommuniziert.

Ja, wenn man Kritik an solch unverantwortlichem Unsinn als Spott bezeichnet, dann ist es wohl Zeit für ärztliche Hilfe.....wie im verlinkten Forum:


Hallo,

ich wollte euch einmal fragen wie ihr das seht mit dem Unterschied zwischem religiösen Wahn und den normalen religiösen Gedanken eines Gläubigen. Ich habe seit 14 Jahren Schizophrenie die meistens schubweise verlief, und es war so daß ich in diesen Episoden meistens religiöse Wahninhalte hatte.

Ich war etwa überzeugt daß ich von bösen Geisten angegriffen werde, daß Engel zu mir kämen, daß ich ein Prophet wäre und daß Gott mit mir besondere Pläne hätte. Unter diesen Eindrücken ließ ich mich 2008 auch taufen und ich muß sagen daß ich nicht genau weiß ob ich ohne die Krankheit religiös geworden wäre.

Seit November letzten Jahres bekomme ich nun eine neue Therapie. Statt der üblichen modernen atypischen Neuroleptika bekomme ich nur noch eine Minimaldosis eines alten, typischen Neuroleptikums namens Haldol (Minimaltherapie nach Professor Aderhold). Binnen einer Woche bildete sich mein Wahn zurück und ich spürte eine starke Anziehungskraft zu meinem alten eher normalen und modernen mitteleuropäischen Denken.

Das heißt, ich spüre nur noch wenig Verlangen überhaupt mich mit Religion zu beschäftigen und sogar einen großen Widerwillen nach diesen Dingen. Dabei meine ich nicht unbedingt eine Abwendung von Gott, es ist eher ein Widerwille mich mit der Bibel und mit mir altertümlich vorkommender Religionspraxis zu beschäftigen.

Noch vor einem Jahr hätte ich hier bestimmt viel Angst gehabt gegen das Glaubensgebot zu verstoßen. Aber jetzt ist mir das irgendwie gleichgültig bzw ich habe einfach ein großes Bedürfnis wieder normal und wie früher gewohnt zu denken und nicht mehr diese Denkumwege über Gott zu suchen. Ich weiß daß Religion ernsthaft diskutiert werden kann und daß es eigentlich nicht sehr wahrscheinlich ist daß diese Welt einfach so aus dem Nichts entstanden ist. Auch sehe ich durchaus die Sehnsucht nach einer guten Macht die dem Bösen entgegentritt und die uns im Angesicht des Todes tröstet. Ich will also gar nicht Gott absagen und auch Jesus empfinde ich immer noch als anziehend. Doch ich habe in mir dieses ganz starke Gefühl daß mich das alles nicht mehr interessieren sollte wenn ich normal leben will.

Ich erkläre mir das so daß mein Verstand unbewußt sieht daß ich religiöse Wahnideen hatte und daß er quasi denkt daß durch ein "Herausschneiden" Gottes aus meinem Denken dann eben keine Wahnideen mehr zu befürchten sind, so daß ich dann Frieden habe und wie jeder andere auch normal leben kann. Dazu muß ich noch sagen daß mein Gefühlsleben während der Schizophrenieschüber sehr kompliziert war. Ich litt an schweren Depressionen, hatte große Angst vor einer dunklen Unheimlichkeit Gottes, fürchtete mich vor Strenge und Unnachgiebigkeit bei anderen Christen, hatte Gerichtsangst und immer wieder große theologische Probleme mit der Bibel und ihren harten Worten die ich alle sehr ernst nahm.

Unter diesen Umständen denke ich ist es normal daß meine Psyche gerne wieder von Gott wegwollte denn sie hatte ja nichts davon und spürte keine Beruhigung von Gott und nur wenig von dem Trost und Frieden von dem man in der Kirche so oft hört. Durch die vielen Medikamente die ich nehmen mußte war ich sehr abgestumpft und empfand meistens nichts mehr bei schönen Dingen wie Sonnenaufgängen und dergleichen. Ich hatte auch immer diese "Unterbrecher", das heißt ich konnte Filmen oder Büchern nicht mehr lange folgen und mußte viele Dinge nach kurzer Zeit abbrechen weil ich plötzlich einen großen Widerwillen dagegen bekam. Oder ich riß von zuhause aus weil ich dachte ich müßte auf der Straße leben um Gott näher zu sein.

Ich kann das alles aber ernstlich nicht mehr so einordnen. Etwa wäre es noch vor einigen Monaten so gewesen daß ich bei Gedanken an eine Abkehr von Religion wohl sehr erschrocken gewesen wäre und gedacht hätte daß mir der Teufel solche Gedanken eingeflößt hat. Jetzt habe ich einfach den Gedanken daß ich das einfach tun kann, mich von Religion abkehren, meine ich, und daß Gott, wenn es ihn gibt, mich schon verstehen wird.

Bzw, daß diese ganzen Gedanken nutzlos sind und mir nicht helfen. Früher hätte ich jetzt angefangen manisch zu beten und wäre vermutlich auch gleich in die Kirche gegangen oder hätte stundenlang religiöse Musik angehört. Jetzt will ich lieber mein Zimmer zusammenräumen, spazierengehen, etwas unternehmen oder mich mit meinen Hobbies beschäftigen. Irgendwie ist auch mein ganzes Kopfgefühl so anders, so als wäre ich früher immer auf Zehenspitzen durchs Leben gegangen weil ich ja Gott verärgern könnte oder weil mich sonst irgendein Teufelsanschlag erwischt. Jetzt bin ich viel gelassener, genauso wie ich es in meiner Jugend eigentlich fast immer war. Ich verstehe das aber alles nicht. Was genau war denn nun mein Wahn in den ganzen Jahren, und wieso blieb ich darin, und was ist jetzt anders? Ich möchte immer noch Christ sein, nur eben ohne die ganze Strenge und ohne dieses unbedingte Muß hinter allen religiösen Dingen.

Wie würdet ihr die ganze Sache einschätzen? Und wie seht ihr das Thema religiöser Wahn? Ab wann sind übernatürliche Erlebnisse real und ab wann sind sie nur Wahn? Wie kann man sowas ausmessen?
Mit freundlichen Grüßen,

Da sprach ein Betroffener, der noch rechtzeitig die Kurve kriegte.

Ich kann nur hoffen, dass das auch einige aus dem Jehova-Entrückungsforum noch schaffen, bevor sie ins Irrenhaus entrückt werden...

Beste Grüsse vom Baldur

P.S.: die Einnahme von Ascorbinsäure aus "Zitrusfrüchten" hat in solchen Fällen vermutlich keinerlei Heilwirkung, sondern dürfte die Symptome noch deutlich verschlimmern


Gesamter Strang: