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Fiktive Vorzeichen und echter Gehalt (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 27.03.2017, 00:35 (vor 2559 Tagen) @ rauhnacht (2356 Aufrufe)

Hallo!

Und wenn dies just mit einem Dammbruch eben dort in der „Wiege der Zivilisation“ als markanter Einschnitt, Zeitmarker zum Ende hin seine Bedeutung findet, fände ich das überaus passend.

Ich halte es für zu kognitiv konstruiert, die Einbettung zahlreicher Mhythen, Sagen, Religionen und neuzeitlichen Schauungen in WOMÖGLICH übergreifenden ANHAUCHUNGEN oder gar VERSTÄNDNIS als negativ heraus zu filtern. Für mein Dafürhalten ist da Skepsis angebracht, aber ein Tonnenargument sollte dies nicht sein.

Zu bedenken ist, daß es völlig abwegig ist, auf den Bruch einer Mauer zu warten, hinter der Alexander der Große die fiktiven Völker Gog und Magog eingesperrt haben soll – ein Ereignis, das ganz offensichtlich nie geschah und völlig erfunden ist.

Daran ändert auch nichts, wenn im Laufe der Überlieferung dieser Sage vergessen wurde, daß es mit Gog und Magog zu tun hatte, Alexander beteiligt war und wo die Mauer angesiedelt wurde, so daß zuweilen lediglich das Element "Mauer bricht" übrigblieb. Deswegen gibt es noch immer keine valide Voraussage über irgendeinen konkreten Mauerbruch.

Das Ziel, Prophezeiungen in diesem Lichte zu untersuchen, besteht eben darin, solche nichtrealen Elemente zu identifizieren, damit man nicht weiterhin Unsinn glaubt, der an St. Nimmerleins Tag eintrifft.

Daran ist nichts übermäßig kognitiv konstruiert, da bereits die Ereignisse selbst kognitive Konstruktionen waren. Es handelt sich lediglich um einen notwendigen Sortiervorgang.
In diesem Fall betrifft es den fiktiven Mauerbruch, der eine Folge der sagenmäßigen Zuschreibung an Alexander den Großen war, den man nach seinem Tode mythologisch verklärte und mit Heldentaten ausstaffierte, die ihre Vorlage wiederum in anderen, längst vergessenen Sagen und Legenden hatten (vermutlich über einen präantiken Überfall aus dem Inneren Asiens).

Davon abgesehen widerspricht dem nicht, daß in den religiösen Traditionen ein tiefes Wissen über die Welt und ihren Gang verborgen sein kann, z. B. diverse Archetypen, oder daß es eine Art Sündenfall gab, eine Urheimat (sei sie geistig oder weltlich), daß es vergangene und künftige Katastrophen gibt, daß sich die Geschichte in großen Bögen ereignet etc. Eine Zusammenführung der alten Traditionen, um sie unter Zurückstellung der individuelleren Elemente auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, wie es z. B. Evola in "Revolte gegen die moderne Welt" vorgenommen hat, ist durchaus fruchtbringend.

Es ist aber eine mehr rahmensetzende Eigenschaft, die diesen Traditionen zukommt. In großen Zügen wird das Relief gezeichnet. Details sind allenfalls symbolisch und nicht als Konkreta mißzuverstehen. Vermeintlich konkrete Ereignisse, die im Rahmen solcher Überlieferung im Laufe der Zeit entstanden, sind in der Regel von Menschen erfunden, weil sie den groben Rahmen auf ihre jeweilige Zeit bezogen. Im Laufe der Zeit wurde der Entstehungszusammenhang vergessen, und die erfundenen Ereignisse wurden als Teil der religiösen Überlieferung selbst zu unhinterfragbaren Glaubenssätzen. So nimmt es nicht wunder, daß Nostradamus die Alexandermauer, von Pseudo-Methodius abgeschrieben, dessen Verfasser seinerseits auf ältere Sagen zurückgriff, als valides Vorzeichen wertete und in die Centurien einfließen ließ.

Vereinfacht gesagt kann es also durchaus sein, daß es eine künftige Cäsur gibt. Diese wird aber nicht mit der Rückkehr des Messias, nicht mit dem Antichristen, nicht mit wilden Horden aus dem Inneren Asiens und eben auch nicht mit dem Bruch einer Mauer verbunden sein.
Es betrifft aber wohl auch den Großen Monarchen, den russische Überraschungsangriff (im Gegensatz zu einer vermutlich echten künftigen russischen Expansion), die Endschlacht, die Papstflucht, die Kirchenverfolgung und den letztlichen Triumph der Kirche (sowie diverse andere Motive). Wenn man all dies indes mehr als Parabel des Niedergangs und der Wiedergeburt der Kultur am Übergang zwischen zwei Zeitaltern versteht, steht man womöglich auf härterem Grund, allerdings auf Kosten der Festsetzung konkreter Ereignisse.

Ein Mauerbruch, insbesondere eine Dammsprengung ist äußerst unwahrscheinlich, bestenfalls zufällig und kein valides Vorzeichen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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