vernünftige Vorkehrungen oder sektenhafter Wahn (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Montag, 16.01.2017, 14:42 (vor 2654 Tagen) @ Belisario (3886 Aufrufe)
bearbeitet von Baldur, Montag, 16.01.2017, 14:49

Hallo, Belisario,


In Deinen Beiträgen der letzten Monate erkenne ich aber immer mehr den Wunsch, alle anderen hier davon zu überzeugen, dass das bisher Geglaubte nichts als Unsinn ist.
Woher dieser Wunsch nach Übereinstimmung?
Offensichtlich bist Du Dir Deiner neuen Sichtweise alles andere als sicher und suchst den Konsens, sozusagen als Bestätigung für die Richtigkeit.

nein, ich richte mich nicht nach der Mehrheitsmeinung, sondern danach, was ich für sinnvoll halte.
Aber das mit der zunehmend ablehenden Haltung hast Du zutreffend beobachtet, das ist so.


Mit klarem Blick sieht man doch, wie es um Europa bestellt ist.
Es geht zu Ende.
Ob sich der Leichnam nun noch 10-15 Jahre weiter dahinschleppt oder bereits morgen endgültig umfällt, was solls.

ich bin mir da nicht so sicher, ob es einem "Ende" entgegen geht.
Wir hatten mehrheitlich angenommen, es käme zu einem Zusammenbruch mit entsprechendem Tumult, und einer Auflösung der bisherigen Strukturen.

Ich halte diese Strukturen mehrheitlich für schädlich und würde mich über eine Verbesserung sehr freuen, aber es gibt durchaus auch die Variante des schleichenden Umbaus, und einer Veränderung im Sinne einer Verwässerung, eines Abgleitens in Richtung Armut und "rumänische Verhältnisse" oder "Bronx" in den 70er/80er Jahren.

Oder aber auch die Durchsetzung des Eine-Welt-Szenarios mit Chip und Weltdiktatur.

Man sollte innerlich auf alles eingestellt sein und wachen Auges bleiben. Dann wird man auch zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen.

Einen anderen Weg sehe ich nicht.

So sehe ich es derzeit auch.
Allerdings kann man die Positionierung nicht beliebig wechseln (Arbeitsplatz, Wohnung hinsichtlich Staat und Örtlichkeit, Sicherung des Ersparten etc.).
Ein eingeschlagener Weg ist für einige Zeit bindend.

Völlige Freiheit liesse sich denken, führt aber zu Orientierungs- und Ziellosigkeit, zu einem absoluten Stillstand im Leben, einer Sackgasse - ich habe genau das versucht, es waren letztlich verlorene Jahre.


Sich auf Untergangsszenarien fest zu legen und sich damit den Kopf und die Aufmerksamkeit zu verstopfen ist genauso wenig zielführend, wie alles zu leugnen und sich in Sicherheit zu wiegen.

In beiden Fällen wird die dringend benötigte Aufmerksamkeit für das hier und jetzt auf Nebengleisen des Glaubens verplempert.

Ja, absolut.

Vielleicht noch ein paar Gedanken, wieso ich mich derart gedreht habe:

1) ich habe ein Lebensalter erreicht, in dem man eher passiv wird, weil das meiste hinter einem liegt - auch Ulfkotte schrieb auch über das Thema Vorsorge, aber er wird es nicht mehr brauchen.
Etliche Weggefährten schauten in die gleiche Richtung (EUKLID aus dem Gelben bzw. Ketzerforum, Reinhard Deutsch, Verwandte von mir, sie sind zwischenzeitlich verstorben, ohne, dass die Erwartungen sich bewahrheitet hätten).
Das Beispiel der unsäglichen Godot-Garabandal-Klamotte mahnt dazu, für alles ein zeitliches Verfallsdatum einzurichten.

2) im Gelben Forum wurde bei der Finanzkrise 2008 das Spielende, das "Game over" ausgerufen, es kam aber nicht.
Ich war ebenso davon felsenfest überzeugt, aber es bliebt aus.
Wenn damals nicht, wann dann?

3) die absolute Verbohrtheit der meisten Schreiber im Frömmlerforum führt einem vor Augen, wie sehr ein Glaube zu wahnhaften Zuständen führen kann, und da sollte man mal räuspern und sagen, Hallo, wacht doch endlich mal auf, wie lange lasst ihr Euch noch verarschen.

Wobei das bei Leuten mit religiösen Glaubensüberzeugungen schwierig bis unmöglich ist, und wie man das von Sekten bzw. Sektenaussteigern kennt, die den Ausgang nicht mehr sahen und gefangen waren.

Die Zerstörungserwartung (Feuer vom Himmel, drei finstere Tage, Endzeit, Wiedererstarken der Kirche, gar Jesu Wiederkehr) ist klar ein religiöser (christlicher) Kalauer, und das zieht sich durch fast alle alten Schauungen.
Wer den Rest nicht glaubt, kann auch nicht an deren Finale Furioso glauben.

4) Ein Freund ist vor einigen Jahren auf diesen Pfad geraten und auf den Planetenankunftsschwindel von Youtube und Co. hereingefallen.
Die Alternative, dass wir zu blöd sind, die verborgene Realität zu erkennen, lasse ich mal beiseite, denn deren Argumente sind haarsträubend.
Trotzdem ist seine Überzeugung felsenfest und eine sachliche Diskussion mit ihm nicht mehr möglich.
Das schmerzt, ansehen zu müssen, wie jemand, den man sehr schätzt, in eine komplette Realitätsverweigerung abdriftet, analog zu religiösem Sektenwahn.

Natürlich wird es nur die Zeit erweisen, wer Recht hatte, und ob es die rosaroten Elefanten wirklich gibt, die der Trommler im Wald immer vertreibt.

Aber aus der Sicht der erfolgreichen (!) Grossindustrie wäre es undenkbar, Entscheidungen auf eine solche dünne und fragwürdige Basis zu stellen, wie es die Schauungsüberlieferungen sind (ich sage das als jemand, der selbst eine Schauung hatte - es gibt sie zweifellos).

Da die allermeisten der angeblichen Schauungen aus der einschlägigen Literatur genau aus den Kreisen stammen, die wir im Frömmlerforum erleben können, kann man davor nur warnen.
Das ist mir aber erst im Laufe der Zeit klar geworden, und vor allem dadurch, dass ich dort mitgelesen habe.
Insofern ist deren Existenz sehr sinnvoll und nützlich, wenn auch als abschreckendes Beispiel.

Natürlich rechne ich mit mehr Kriminalität, mit mehr Schwierigkeiten für den Mittelstand, einer anhaltend mühsamen, wirtschaftlichen Lage, mit steigenden Steuern und Abgaben, sinkenden Renten, einer durchdrehenden EU-Spitze, und einer schmerzhaften Lösung der Währungs- und Überschuldungsproblematik.

Aber nicht, weil es jemand gesehen hätte, sondern, weil es wissenschaftlich ableitbar ist (Demographie und Co., Youtube-Beiträge von Prof.Sinn).

Der einzig erkennbare Ausweg für mich besteht darin, notgedrungen mitzuschwimmen, wir kommen von der Titanic nicht runter, höchstens durch den Sprung ins Eiswasser.
Die Ausstiegsvariante braucht nicht nur enorm viel Mut, sondern wird unwiderruflich aufs Abstellgleis führen, weil man nicht mehr in ein Hamsterradleben zurückkommt, einmal raus, immer raus (siehe Langzeitarbeitslose).

Sind die Ersparnisse weg, steht man allein im kalten Regen. Dies in einer Zeit, die die Ersparnisse vernichten will bzw. muss.

Ich hoffe, meine Motive werden damit besser erkennbar.

Beste Grüsse vom Baldur


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