Nostradamus: der Irlmaier der Renaissance (Schauungen & Prophezeiungen)

Leserzuschrift @, Montag, 26.12.2016, 13:16 (vor 2675 Tagen) (2805 Aufrufe)

[Anm. Taurec: Einsendung bereits vom 20. Dezember. Die Verzögerung bitte ich zu entschuldigen. Ich eröffne einen neuen Faden, damit der überlange alte nicht noch weiter anwächst.]

Hallo!

Weil ich mich schon öfter an Nostradamus-Datierungen versucht habe, will ich meine inzwischen gewonnene Sicht auf Nostradamus kundtun.

Vielleicht hatte Nostradamus selbst ein paar kleinere Schauungen. Vielleicht nur persönliches betreffend. Entweder deswegen oder wegen seiner astrologischen Tätigkeit (ein Bestandteil jeder ernsthaften Beschäftigung mit Medizin) kamen Leute zu ihm, um ihn nach der Zukunft zu fragen. Ähnlich wie es später Irlmaier erging. Ähnlich wie Irlmaier sammelte Nostradamus daher alte Voraussagen und zitierte daraus. Da war so manche Wanderlegende dabei und so landeten die Ex-eventu-Prophezeiungen in den Centurien.

BBouvier hält Nostradamus für einen mittelmäßigen bis miserablen Astrologen. Der ‚astrologue du roi‘ sah das selbst völlig anders! Der König Frankreichs offenbar auch. Natürlich hatte Nostradamus keine modernen Ephemeridentabellen zur Verfügung. Aber ein Astrologe der Renaissance wäre auch völlig entsetzt angesichts der Unfähigkeit heutiger Astrologen nichtmal eigene Ephemeridentabellen erstellen zu können!

Weil Nostradamus ‚astrologue du roi‘, also der köngliche Hofastrologe, war und darum offenbar ein sehr fähiger Astrologe, versuchte er sich darin, die gesammelten Schauungen zu datieren. Das Resultat dieser Versuche sind die Centurien, von denen Nostradamus wahrscheinlich meinte, sie chronologisch geordnet zu haben.

Um die Schauungen zu datieren, wird Nostradamus zunächst nach darin enthaltener Symbolik gesucht haben. Wenn man zum Beispiel einen Herrscher kennt, der sich Henry der Löwe nennt, dann hat man sowohl das Zeichen als auch das Sternbild des Löwen als naheliegende Möglichkeiten den am Himmel repräsentiert zu sehen. Wenn man als weiteres Beispiel einen Herrscher kennt, der als der Sonnenkönig bekannt ist, dann ist die Sonne die naheliegende Möglichkeit, den am Himmel repräsentiert zu sehen. Diese Beispiele sind natürlich viel zu einfach. Auf Sonne = Sonnenkönig kommt man bei der Interpretation schließlich recht bald, falls der Rest des Verses paßt.

Die Zyklen kommen dann hinzu. ‚Wie oben so unten‘ ist allerdings keine irrige Annahme, sondern eines der hermetischen Gesetze. Wenn sich am Himmel etwas wiederholt, dann wird sich auch auf der Erde etwas wiederholen. Das heißt korrekterweise nicht irrige Annahme, sondern Metagnose. Die Metagnose haben auch die Börsenspekulanten für sich entdeckt (bei denen heißt sie Charttechnik) und zwar jene, die an der Börse ganz viel Geld scheffeln und deren einzige Arbeit darin besteht, ihr Geld zu zählen. Die astrologische ‚Prognose‘ beruht immer auf Metagnose und insofern ist die Bezeichnung Prognose für eine astrologische Vorhersage falsch. Mittels der Astrologie kann man nicht prognostizieren. Man kann aber den Himmel beobachten und man kann Ereignisse auf der Erde beobachten und wenn (nicht falls) man feststellt, daß sich beide wiederholen, dann kann Zuordnungen machen und das eine Vorhersage nennen. Tatsächlich kann man mit jeder beliebigen Kultur und Zeitepoche zeigen, daß sich Geschichte wiederholt. Die Ereignisse am Himmel wiederholen sich schon aufgrund der Keplerschen Gesetze.

Die Datierung von X/67 auf den 04. Mai 1543 sollte nun endlich enthüllen, was ‚nonnay‘ bedeutet. Leider weiß ich immernoch nicht, was ein Nonnay ist.

Gruß,
Ranma


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