Wann ist man bewusst - nicht bewusst (Schauungen & Prophezeiungen)

eFisch, Dienstag, 15.11.2016, 12:34 (vor 2711 Tagen) @ Oberberger (2667 Aufrufe)

Grüß Dich Oberberger,
Bewusstsein ist ein Begriff, der leider gegenwärtig ziemlich abgenutzt und teilweise sinnentleert benutzt wird. Bewusstsein selbst zu erklären, ist ziemlich schwierig, weil es eine Grundqualität des Seins ist, so wie Liebe oder Macht. So wie es ziemlich schwierig ist, Liebe oder Macht zu erklären, ist auch eine genaue Beschreibung von Bewusstsein eine große Herausforderung.
Ein Grundproblem bei allen Grundqualitäten des Seins ist, dass es Abstufungen gibt. Es gibt nicht die Liebe, die Macht oder das Bewusstsein. Es gibt unterschiedliche Grade, man kann sich beispielsweise einzelner Phänomene bewusst sein und anderer nicht.

Leichter fällt es, Indikatoren anzugeben, wenn man nicht bewusst ist.
Immer wenn man sich mit etwas identifziert, ist man ganz sicher nicht bewusst.

Ich möchte auf ein paar Dinge eingehen, die in der heutigen westlichen Welt sehr verbreitete Identifikationsobjekte sind:
- der Körper
Wenn du glaubst, du bist dein Körper, dann bist du diesbezüglich nicht bewusst. Nochmals der Hinweis, dass heisst nicht, dass man in anderen Bereichen sehr bewusst sein kann. Nur bezöglich des Körpers ist man dann nicht bewusst.
Ein weitverbreiteter Irrtum ist: Wenn man sich mit etwas beschäftigt, ist man sich dessen bewusst. Viele glauben, wenn sie Sport betreiben und/oder Fitnesstudios, Kuren, Diäten etc. huldigen oder ab und zu Körperphänomene (z.B. Schmerzen) spüren, den Körper pflegen und behübschen, dass sie sich dann des Körpers bewusst sind.
Genau diese Dinge legen jedoch nahe, dass man sich des Körpers NICHT bewusst ist.
Kein Körper würden von sich aus freiwillig seine Haut mit fragwürdige Cremen bedecken, sich in einem Fitnesstudio quälen oder gar an sich herumschnipseln lassen. Er würde auch nicht freiwillig bis zur Erschöpfung irgendwo in der Gegend herumlaufen und er würde sich nie freiwillig mit Nadeln stechen lassen und das Ganz noch als schön empfinden. Würden die Menschen tatsächlich spüren, was all diese Maßnahmen und Aktionen mit dem Körper machen, würden viele Wochenlang nur vor Schmerz schreien. Wenn man aber glaubt, man sei der Körper und man ein Ich oder Ego mit vielen seltsamen, in der Regel völlig unnatürlichen Vorstellungen hat und versucht, diese Vorstellungen zu erfüllen, so kann man nicht anders, als den Körper jahrzehntelang zu quälen und zu malträtieren.

- Verstand, Gedanken
Wenn du glaubst, du bist deine Gedanken, dein Verstand, dann hast du dich mit dem Verstand identifiziert und bist ganz sicher deiner Gedanken/deines Verstandes nicht bewusst.
Der wesentliche Punkt dabei ist die Identifikation mit dem Verstand, den eigenen Gedanken. Nicht der Verstand oder die Gedanken sind das Problem, ausschließlich die Identifikation damit bewirkt ein nicht Bewusstsein. Der Verstand und das Denken ist ganz wesentlich in der menschlichen Entwicklung. Der Verstand und das Denken sind sogar eine Voraussetzung für die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins.

Rene Decartes schrieb: Ich denke, also bin ich.
Wenn er das wirklich ernstgemeint hat, so ist das ein wunderbares Beispiel für die Identifikation mit dem Verstand. Dabei ist der Satz an und für sich schon sehr fragwürdig. Heißt dass, wenn man nicht denkt, ist man also nicht oder ist man als Mensch nicht da, wenn man nicht denkt? Also Babys sind dann nicht (da)? Sind die Babys also bis zum Denken keine Menschen?
Und die Natur, die nicht denkt, ist dann auch nicht? Er trinkt und isst also etwas, was gar nicht existiert? Also was meint der Herr Decartes wirklich?
Wenn der Herr Decartes aber meint, wenn ich denke, dann ist das "Ich" da, nähern wir uns schon etwas der Realität. Nur man kann auch ohne Ich denken.
In diesem Sinne muss ich schlußfolgern: Herr Decartes meinte wohl: Wenn ich denke, ist das Ich da und wenn das Ich da ist, bin ich da.
Und das ist grundlegend falsch. Wenn das Ich da ist, bin ich nicht bewusst und (als Selbst/Geist/...) gar nicht da!
Um zu den Babys zurückzukehren. Die haben lange kein "Ich" und denken lange nicht und wären nach Descart also gar nicht da.
Die Gedankengänge des Herr Descartes sind für mich nicht ganz nachvollziehbar.

Besser wäre die Formulierung: Ich bin ein Mensch und kann daher denken. Das können die Mineralien, Pflanzen und Tiere nämlich nicht.
Was aber nicht heißt, dass diese nicht bewusst sein können. Man beachte, dass das was wir als "menschliches Bewusstsein" nennen, nur eine konkrete Ausprägung einer allgemeinen Seinsqualität ist, die man in Annäherung als "Fähigkeit des Seins, sich selbst zu erkennen" beschreiben kann. Mineralien, Pflanzen und Tiere können bewusst sein, sie werden aber nie ein "menschliches" Bewusstein entwicklen können, weil sie eben keine Menschen sind. Mineralien können ein "mineralisches" Bewusstsein entwickeln, Pflanzen ein "pflanzliches" Bewusstsein, etc.
Wenn der Mensch glaubt, dass nur er Bewusstsein entwicklen kann, ist das ein Irrglaube, der sehr schnell zu einer gefährlichen Hybris führen kann.
Dann kann man leicht in den Wahn verfallen, der Mensch sei die Krone der Schöpfung. Die Krone der Schöpfung ist maximal die Wahnvorstellung des Menschen, er stehe über allen Dingen.


- Ich, Ego
Wenn du glaubst, dass du das "Ich" oder dein "Ego" bist, dann bist du ganz sicher bezüglich des "Ich", des Egos nicht bewusst.
Nochmals der Hinweis, dass heisst nicht, dass man in anderen Bereichen nicht sehr bewusst sein kann. Nur bezöglich des Ichs, Verstandes (und üblicherweise auch meist seiner Gedanken) ist man dann
nicht bewusst.

Das Ich bzw. das Ego ist ein mentales Konstrukt, man könnte auch sagen, es ist ein "gedankliches (Wahrnehmungs)System", dass sich im Verstand gebildet hat. Als Mensch (zu dessen Grundausstattung ein Verstand zählt), kannst du ein Ich / Ego haben.

Ich möchte aus Zeit- und Platzgründen auf die anderen Bereiche, mit denen man sich noch identifzieren kann, nicht weiter eingehen.

Die Bewusstseinsentwicklung ist im Grunde genommen eine natürlicher Prozess, so wie das Erwachsenwerden. Wenn man es nicht behindert bzw. verhindert, würde sich Bewusstein ganz von selbst entfalten. In der westlichen Welt hat aber massive die Identifikation mit dem Körper und dem Verstand/Ich/Ego zu einer Verheerung der Psyche geführt, sodass sich der natürliche Bewusstseinsentwicklungsprozess nicht mehr entfalten kann.

Galinka schreibt in seinem Beitrag: Dabei kommt man dann automatisch in eine beobachter Position.
Der natürliche Bewusstseinsentwicklungsprozess würde tatsächlich dazu führen, dass du irgendwann in eine Art "Beobachterposition" gerätst.
Du identifizierst nicht mehr mit dem Körpern, nicht mehr mit dem Verstand, den Gedanken, den Gefühlen, dem Ich/Ego. Wenn du also deinem Ich/Ego schmunzelnd zusehen kannst, wie es wieder einmal völlig verrückte Dinge macht, dann ist da schon ein gewisses Ausmaß an Bewusstheit vorhanden. In einem nächsten Schritt käme, dass man sich aller psychischen Impulse bewusst wird und daher die Wahlfreiheit hat, die psychischen Impulse umzusetzen oder anders zu reagieren.

Erst ab diesem Zeitpunkt kann man von einem freien Menschen reden.
Bis zu diesem Zeitpunkg ist der Mensch ganz einfach eine mentale/psychische Maschine, ein Roboter, der ferngesteuert ist.
Da er sich aber mit der Fremdsteuerung identifziert, lebt er im Glauben/Wahn, er selbst steuere sich bzw. sein Sein bzw. Leben.
Er glaubt tatsächlich, er lebe ein selbstbestimmtes Leben, dabei ist er nur ein Hampelmann seiner psychsichen Impulse und der Einflußkräfte/Manipulatoren, die die Umgebung so manipulieren, dass die Psyche genau so reagiert, wie sie es haben wollen.

Bewusstsein ist also die Voraussetzung, dass du als Mensch wirklich frei entscheiden und handeln kannst, damit du das menschliche Erbe eines freien, selbstverantortlichen Schöpfers antreten kannst.

Gruß
eFisch


PS: Ganz liebe Grüße an all die wundebaren Wesen, die sich im Bergischen tummeln.


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