Vergessenes aus dem Goldfisch-Glas (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Dienstag, 27.09.2016, 00:55 (vor 2740 Tagen) @ Sagitta (6115 Aufrufe)

Hallo Sagitta,

Mein aktuelles Fazit ist: Irlmaier hatte eine Reihe von allgemein relevanten Schauungen (VIP-Mord, Panzer, Soldaten, Strich, Erdbeben, Fluten, Dunkelheit). Dabei hatte er wohl mehrere Schauungen allein zu Fluten. Eine davon dürfte einen militärtechnischen Hintergrund haben.

um die Synapsen ein wenig aufzufrischen: Das klang aber hier "Überschrift: Überflutung Englands -- ganz oder teilweise?" https://schauungen.de/forum/index.php?id=23233 ganz anders.
Du meintest, mit einem Verweis auf einen Beitrag von Eyspfeil ( https://schauungen.de/forum/index.php?id=7302 ):

...Nachdem aber Irlmaier hier in letzter Zeit unter crossfire/Kreuzfeuer geraten ist, wollte ich nachfragen, welch andere Quellen es überhaupt für die 'great deluge', die große Überschwemmung Britanniens gibt.
Ich würde nämlich spekulieren, dass Irlmaier lediglich die Prophezeiungen von Sir Arthur Conan Doyle zugetragen wurden.

Es war ebenfalls Eyspfeil, der dem von Dir geforderten "literaturkritischen" Ansatz nachging: "Re: Josef StockerT das Original einiger Irlmaier-Details?" https://schauungen.de/forum/index.php?id=22227
Blöd ist nur, daß der fragliche StockerT-Text von Josef Stocker zitiert wird (falls ich das richtig verstehe), und den halte ich für einen notorischen Lügner und Nebelkerzenwerfer.

Deine Frage

Ich habe auch einen Hinweis auf eine 'Pythia von Dresden' gefunden, die ebenfalls ein Aufsteigen von Atlantis vorausgesagt habe, und zwar 1919 schon. Ebenfalls eine Quelle für Irlmaier?
http://www.crawford2000.co.uk/early-prophecies-2012-beyond.htm

blieb bislang unbeantwortet, darum habe ich nun meine digitale Kristallkugel bemüht:

Der Text stammt aus dem Buch "Patterns of Prophecy" (1973) von Alan Vaughan ( http://www.intuition.org/Vaughan-tribute.htm ), aus dem Kapitel 9, "The New Atlantis", S. 173.
Bei der von Vaughan namentlich nicht genannten "Dresden Pythia" handelte es sich um "Thalia Helladus", für deren Phantastereien Georg Lomer die Werbetrommel rührte:
"... Als im Jahre 1921 Herr Dr. Lomer die Prophezeiungen der Thalia Helladus als in den nächsten Jahren sicher zu erwartende Ereignisse vortrug, fühlte ich mich veranlaßt, ihm am 18. 3. 1921 u. a. zu schreiben ..."
Zentralblatt für Okkultismus, Band 16.1922/23, 7. Heft (Jan. 1923), Seite: 332
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1922/0336/ocr?sid=fb1b8a91711600c2743dabc5711afa3a

Eine Zusammenfassung ihrer Prophezeiungen findet sich im "Zentralblatt für Okkultismus", Band 13.1919/20, 10. Heft (Apr. 1920), Seiten 473/474:

"Prophezeiungen von Thalia Helladus.
Im Januar d. J. hielt das Dresdner Medium Frau Thalia Helladus in Leipzig einen Vortrag, in dem sie Weissagungen für das Jahr 1920 bekannt gab. Da diese durch die gegenwärtigen Verhältnisse teilweise schon eine Bestätigung gefunden haben, seien die Prophezeiungen hier auszugsweise wiedergegeben.

1920. Noch ehe der Winter vergeht — Ausbruch einer zweiten Revolution in Deutschland, die ungeheuer blutig sein wird und mit einem feindlichen Einfall von außen her in Verbindung steht. Als Folge Hungersnot und zwei Seuchen. Deutschland und Österreich gehen namenlosem Elend entgegen. Richtpunkt der Bewegung von Osten nach Westen über sämtliche Staaten.

Herbst 1920, Schwere Differenzen zwischen Amerika und Japan.

1921. Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Verlauf: Japan-China greifen Amerika an. England und Frankreich auf Seiten der Vereinigten Staaten. Englands Macht bricht durch erfolgreiche Aufstände seiner Kolonien. Nach etwa 1 1/2 jähriger Kriegsdauer tritt Deutschland im Bund mit Rußland in den Kampf gegen Frankreich ein. Zurückeroberung Elsaß-Lothringens. Gesamt-Kriegsdauer: fast drei Jahre. Sieger: Amerika; in Europa jedoch Deutschland. Ergebnis: für Deutschland : Zurückgewinnung der durch den ersten Weltkrieg verlorenen Gebiete. Deutsch-Österreich vereinigt sich mit dem Deutschen Reich. In England, Japan, Italien und Frankreich schwere Revolutionen. Die Throne stürzen. Polen zerfällt noch vor Beendigung des zweiten Weltkrieges.

Zweite Hälfte der 20er Jahre. Entdeckung eines neuen riesigen, bisher unbekannten Kometen mit fast 2ooojähriger Umlaufzeit. Der Komet steht zunächst am östlichen Horizont, später im Zenith. (Komet von Bethlehem und Atlantis.) Sturm und Wetterschäden. Vulkanische Ausbrüche und Erdbeben, besonders in Italien und Frankreich. Große Verwüstungen. Gewaltige Seebeben. Atlantis, welches vor 11500 Jahren unterging, taucht auf. England versinkt (etwa sieben Monate nach Erscheinen, des Kometen). Küstengebiete des Festlandes, selbst Hamburg, dauernd oder teilweise unter Wasser.

Folgen der Katastrophen: a) politische: das englische Weltreich
zerfällt. Neu-England (Kanada) nach kurzer Selbständigkeit von den Vereinigten Staaten von Nordamerika annektiert. Deutschland erwacht und gelangt zu ungeahnter Größe. Große deutsche Besitzungen in Afrika, b) klimatische: allmählicher Klimawechsel. Nord-Polar-Gegend und Europa wärmer. Schwimmende Eisberge, gesprengt durch neuen Sprengstoff.

In den 20er Jahren (genauere Jahresangabe nicht möglich): der Kaiser nimmt ein gewaltsames Ende. — In Afrika entdeckt: 1. große Berge; 2. ein Krystall, der den Menschen in somnambulen Zustand versetzt und eine vorübergehende Verringerung seines Körpergewichts herbeiführt; 3. Massen, die durch Schmelz- und Reinigungsprozesse ein ganz leichtes Metall ergeben, viel leichter als Aluminium , aber mit der Eigenschaft etwa des Stahls. Aus diesem Metall werden
später (30 er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts) neuartige Flugzeuge, die sich sowohl in der Luft als auch auf dem Wasser und auf dem Eis gleich gut fortbewegen, konstruiert, und zwar zwei Arten, ein sehr kleines und ein sehr großes (luftschiffartiges) mit luftdichten Zellen. — Einem indischen Adepten gelingt es, die Elektrizität zu verflüssigen und mit Hilfe dieser Kraft die Schwerkraft aufzuheben. — Das Nordpolar-Gebiet wird zugängig und hier (wahrscheinlich nördlich von Asien und Nord-Amerika) eine bisher unbekannte, höchst entwickelte Rasse entdeckt, die uns weit überlegen ist, einen feinstofflichen Körper besitzt, inmitten südlicher Vegetation lebt und den anderen Rassen der Erde den Frieden bringt. — Der Okkultismus (weiße Kraft) wird die „große" Wissenschaft und Hauptreligion.
[Autor:] Mariarty."

http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1919/0477?sid=6c9d87dcc2905ef089cfe48d75179096


Im "Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" wird Thalia Helladus in einer Fußnote zu "Nostradamus" genannt und auf weitere Sekundärliteratur verwiesen: "...Prophezeiungen über Deutschlands Zukunft (1920), 7 (Untergang Englands nach X 100)..."
https://schauungen.de/wiki/index.php?title=Nostradamus_(Handw%C3%B6rterbuch_des_deutschen_Aberglaubens)#cite_note-Note39-39


Der in dem von Dir verknüpften Text ebenfalls erwähnte Georg Lomer machte Thalia Helladus Prophezeiungen einem größeren Leser-, Zuhörer-Kreis bekannt:
"Kommende Weltkatastrophen: Beiträge zur Naturgeschichte der Prophetie."
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/DTY3MDOOJAKZMSISRSK55HB2243SF2SV
darin: "Der Traum von Englands Untergang" S. 63/64 http://d-nb.info/574901493/04

Einen Nachdruck gibt es hier:
http://www.geheimeswissen.com/product/lomer_dr._georg___kommende_weltkatastro.../316

Aus "Nostradamus und der Mühlhiasl: Transformation und Wiederkehr von Prophezeiungen" von Stephan Bachter:
"Rückblickend stellen sich die düsteren Voraussagen für den August 1999 als genauso phantastisch dar wie jene Prophezeiung, die Georg Lomer 1921 in Frankfurt verkündete und über die sich im Nachlaß von Adolf Spamer eine Zeitungsnotiz erhalten hat:
Noch in der ersten Hälfte 1922 wird ein Weltkrieg zwischen Amerika und Japan ausbrechen, in dessen Verlauf England und Frankreich auf die Seite Amerikas, Deutschland und Rußland auf die Seite Japans treten.
Deutschland siegt in Europa, schlägt Frankreich zu Boden, erlangt im Frieden (1925) alle verlorenen Gebiete wieder, vereinigt sich mit DeutschÖsterreich, erwirbt ein großes Kolonialreich in Afrika (...) 1925 erscheint ein großer Komet und eines schönen Tages - versinkt ganz England samt Schottland und Irland im Meere (...) Im folgenden Jahre taucht irgendwo das versunkene Land Atlantis mit gut erhaltener alter Kultur aus dem Ozean auf und deutsche Forscher werden es zuerst entdecken. 1930 wird im dunklen Afrika ein Stein gefunden, dessen bloßer (!) das Schwergewicht des eigenen Körpers aufhebt (!) und es werden daher bald „ähnlich dem katholischen Heiligen", die Niggers und andere Menschen den Erdball sylphengleich umschweben. Noch mehr! 1935 werden „jenseits des Nordpols" Übermenschen entdeckt werden, die schon längst im intimsten
Telepathie-Verkehr mit den Bewohnern anderer Planeten stehen. Es wird ferner - Herr Dr. Lomer ist garnicht so engherzig, sich nur auf das 20. Jahrhundert zu beschränken - „einmal wieder" eine große Sintflut kommen und schließlich, heute in 500 000 Jahren (Herr Dr. Lomer hat's ausgerechnet) fällt der Mond auf die Erde: zuerst kommen die großen Eisberge herunter, dann schwere Metallmassen und am Ende - ein tagelanger Regen von lauter Gold!! Ein freudiges „Ah!" ging durch die erstaunte Versammlung. „Allein leider, meine Damen und Herren, wird bei dieser Gelegenheit auch das Menschengeschlecht zugrunde gehen!" "

https://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/files/1398/AVN_1999_H2_Nr10.pdf


Vaughans Buch ist lesenswert, zu Thalia Helladus bemerkt er "apparantly her patriotism overshadowed her prophetic accuray..." und erwähnt sarkastisch - "to balance the global picture" - zwei weitere Varianten aus jenen Jahren, in denen das jeweilige "Feindesland" im Meer versinkt: Eine deutsche von 1924, in dem das aufsteigende Atlantis Frankreich flutet, sowie eine britische ("Will Europe Follow Atlantis?"), in der Deutschland als Folge eines Kippens der Erdachse absäuft.

Gruß
Ulrich


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