Symbolhaft: die jährlich Ladoga-Übungen (Schauungen & Prophezeiungen)

mica, Donnerstag, 07.07.2016, 08:57 (vor 2848 Tagen) @ BBouvier (4603 Aufrufe)

Grüß euch!

Die Beziehungen zwischen Russland und Finnland hatten früher auch schon meine Aufmerksamkeit erregt; vor allem ging ich dem Hintergund der "Ladoga-Übungen" nach.
Russland führt im Hinterland St. Petersburgs, Karelien, jährlich im späten März seine sogenannten Ladoga-Übungen durch.

Nun könnte man meinen die wären halt einfach nach dem Ladoga-See benannt... doch das Ganze hat eine symbolhafte Dimension:

BBouvier hat die historischen Hintergründe unter Punkt 2. schon kurz umrissen;

hier noch ausführlicher, wie es um Finnland stand:


Beginnen wir gleich beim "Krimkrieg" - ja, diesen gab es schon 1853 -1856.
Hauptprotagonisten:
Russland gegen das Osmanische Reich

Frankreich, Großbritannien und Königreich Sardinien unterstützten die Osmanen(Türken!) - mit dem Nebeneffekt, dass der Krimkrieg auch in der Ostsee, rund um die finnischen Küsten spielte. Dabei wurden viele Forts und die gesamte Handelsmarine Finnlands zerstört.

Finnland war zu Beginn des WKI ein Großfürstentum Finnland mit gewissen Sonderrechten innerhalb des Russischen Zarenreiches .

Nach der Februarrevolution 1917, die die Herrschaft der Zaren beendete, war auch in Finnland ein Bürgerkrieg der Arbeiter und Bauern gegen die Bürgerlichen im Gange. Ende des Jahres war der Staat Finnland geschaffen, das Land war von Russland unabhängig. Anfang 1918 begann der Bürgerkrieg zwischen den Roten und Bürgerlichen.

Um die Linke einzudämmen, holte die politische Oberschicht die Deutschen ins Land, bzw. gestattete ihnen sogar mit der sog. Ostsee-Division einzumarschieren. Alles war ihnen recht nur die Linke musste vernichtet werden.
Der lachende Dritte waren somit die Deutschen die von März bis Dezember des Jahres die sogenannte "Finnland-Intervention" durchzogen.

Als Bezahlung für Kriegsleistungen wurde Finnland verpflichtet so ziemlich alles an wertvollen Gütern (Papier, Holzprodukte, Erze und Mineralien, Öle etc.) den Deutschen zu liefern. In ziemlich allen Verträgen stieg Finnland gegenüber Deutschland sehr schlecht aus. Auch war es Finnland untersagt mit anderen Länder Vereinbarungen über territoriale Hoheitsrechte zu treffen. (<- wer mag da noch über Russland meckern, das sich die Krim zurückholt?! D hatte keine historischen Ansprüche in Finnland und führte sich trotzdem auf wie nur was..)

Allerdings beendete das Ende des Großen Krieges auch die Bestrebungen Deutschlands in Nordosteuropa.

Vorm Winterkrieg (1939/40) forderte Russland von Finnland Gebiete in der Karelischen Landenge, die auch den Ladoga-See beinhaltet! Dieses Gebiet war für die Russen strategisch wichtig, für die Stadt Leningrad/St. Petersburg im Besonderen.

Im Friedensvertrag von Moskau konnte Finnland zwar seine Unabhängigkeit wahren, verlor aber große Gebiet in Karelien. Im darauffolgenden Fortsetzungskrieg gewann es die Gebiete mit Unterstützung des Deutschen Reiches(wieder standen Rohstoffforderungen im Hintergrund) zwar vorübergehend wieder zurück, musste sie aber am Ende endgültig an Russland abgeben.


Insofern ist LADOGA auch deshalb bezeichnend, weil im Winterkrieg erst durch Umstrukturierung der sowjetischen Armee (1940) der Durchbruch an der Mannerheim-Linie möglich war und dann als Sieg gegen die Finnen verbucht werden konnte.[/i]


Ich denke, dass Russland mit "Ladoga" heute auf diesen Umstand aufmerksam machen möchte:
"Seht euch vor, wenn unsere Armee restrukturiert ist, ist sie nicht zu stoppen!"

LG
mica


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