Warum Gedanken doch geschaut werden (Schauungen & Prophezeiungen)

NeuOrest, Samstag, 14.05.2016, 02:11 (vor 2898 Tagen) @ Taurec (2287 Aufrufe)
bearbeitet von NeuOrest, Samstag, 14.05.2016, 02:20

Hallo Taurec,

gesehen werden alle Inhalte eines "sendenden" Bewusstseins (eigener Geist in Zukunft oder Vergangenheit, oder auch fremder Geist). Dazu gehört auch inneres Erleben. Je weniger Präsenz aber eine Wahrnehmung im eigenen Bewusstsein hat, desto geringer ist auch die Übertragungsqualität in ein fremdes (bzw. in das eigene, zeitverschobene) Bewusstsein.

Soweit ich weiß, enthalten Schauungen nicht die zukünftigen Gefühle und Gedanken, sondern lediglich äußere Sinneseindrücke, bzw. solche, die zumindest wie äußerlich erscheinen.

Hierfür gibt es meiner Erkenntnis nach zwei Gründe:

1. Alltägliche Gedanken und Gefühle sind kurzweilig und oberflächlich. Sie verlaufen unstet und impulshaft, nahezu automatisiert, mit wenig Raum in unserem Bewusstsein. Es ist vielmehr ein Hintergrundrauschen, das wir gleich dem Gefühl der auf unserer Haut reibenden Kleidung ignorieren gelernt haben.

2. Gedanken verlaufen üblicherweise auf einer dem konkreten, syntaktisch schlüssigen Satz übergeordneten Ebene. Allenfalls konkretisieren wir Schlagworte, an denen sich unsere Gedankenströme orientieren.

Gedanken werden folglich eher in ihrer Grundtendenz wahrgenommen als dass sie als Worte gehört werden. Diese Wahrnehmung kann sich, wie Du richtig beschreibst, symbolisch niederschlagen - etwa als ein gesehenes Element, das sich stimmig in das gesehene Szenario der Zukunft einfügt, obwohl es dort nicht hingehört.
Mit Gefühlen ist das etwas einfacher, da sie unmittelbarer sind und keinen Prozess der Ausdifferenzierung durchlaufen. Je stärker und präsenter ein Gefühl, desto eher wird es als solches geschaut (häufig jedoch in einer szenischen Übertreibung, warum auch immer).

Die Unkenntnis dieser (und anderer) Mechanismen lässt heutige Forschung falsche Prämissen aufstellen, sodass Versuchskonstruktionen von Grund an hinderlich sind und Ergebnisse mißinterpretiert werden.

Im Übrigen stimme ich häufig mit deinen Erläuterungen überein und schätze die kritischen, analytischen und von Ideologien unabhängigen Gedanken. Deine Auffassung der metaphysischen Vorgänge erscheint mir nahezu immer stimmig. Einzig zum Gedanken der "kollektiven Zukunftsidee-Wolke", aus der heraus geschaut wird, bin ich eher indifferent bis zweifelnd.

Viele Grüße.


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