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Symbolik der 11 in IV/30 (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 21.04.2016, 09:09 (vor 2920 Tagen) @ Taurec (5062 Aufrufe)

Hallo!

IV/30:

Mehr als elfmal wünscht der Mond die Sonne nicht


Interessant ist, daß Nostradamus hier nicht die französischen, sondern lateinischen Namen der Himmelskörper nennt:

Plus vnze fois Luna Sol ne voudra

In den Urausgaben von 1555 stehen statt "Luna" und "Sol" gar nur die astrologischen Symbole:

Plus XI. fois ☽. ☉. ne voudra

Das deutet eigentlich auf eine astrologische Bedeutung der Zeile hin, nicht auf die "materiellen" Sonne und Mond.

Möglicherweise ist aber ein doppelter Boden enthalten. Dann könnte z. B. auch eine elftägige Finsternis gemeint sein.

alles vergrößert sich und fällt vom Grad ab:


Tous augmenté & baiſſez de degré

"Degré" heißt "Stufe", "Grad", "Maß". Gemeint ist wohl eine Verminderung des Wertes gemessen an einer bestimmten Skala, was in Verbindung mit Zeile 3 auf ein Darniederliegen des Wirtschaftslebens hinweist. Nicht mal Gold zählt noch etwas, was in einer Hungersnot durchaus zu erwarten ist.
Oder aber die Interpretation muß gänzlich esoterisch erfolgen. Dann steht "Gold" für "geistige Schätze", die erlangt werden sollen, es aber nicht werden ("nicht geprägt", also nicht aus dem Rohstoff hergestellt). "Luna" steht für die Dunkelheit, "Sol" für "Erleuchtung". Das Licht kann die Finsternis nicht erhellen, Erkenntnis/Gold nicht erlangt werden, solange Hunger und Katastrophen die Menschen plagen. Erst nach der Läuterung wird das Verborgene, die Mysterien erkannt werden.
Der letzte Vers schillert und sollte wohl nicht allzu seicht aufgefasst werden.

"Elfmal" kann durchaus ebenfalls eine Irreführung sein. Folgt man einer symbolischen Deutung, steht Elf für folgendes:

"Vergleichende kulturgeschichtliche Forschungen legen nahe, dass die Elf immer dann symbolische Bedeutung bekam, wenn Kulturen mit Sonnen- und Mondgottheiten in Kontakt zueinander traten."

Aha! Luna und Sol kommen auch in diesem Vers vor!

"Im Alten Testament wurden Unvollständigkeit, Unvollkommenheit und Unordnung mit der Elf in Verbindung gebracht.
[...]
Im christlichen Verständnis wurde die Elf als natürliche Zahl zwischen der Zehn und der Zwölf durch die Nachbarschaftsverhältnisse symbolisch gedeutet. Als 11 = 10+1 hob sie einerseits das vollkommene Ganze wieder auf und brachte Unordnung; als 11 = 12-1 war sie anderseits noch jenseits der von Gott erlösten Welt und drückte Unvollkommenheit aus."

Dem entsprechend ist in diesem Vierzeiler von einer Zeit des Chaos die Rede, der Erkenntnis folgt. "Elfmal" heißt also, es geht um eine Übergangszeit zwischen 10 (Vollkommenheit aufgehoben und Unordnung) und 12 (die von Gott erlöste Welt).

Paßt doch wie die Faust auf's Auge.

Hier ist wohl eher nicht von einer "elftägigen Finsternis" die Rede. Ich neige dazu, daß der Vierzeiler gänzlich symbolisch zu interpretieren ist.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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