Widerlegung Danielkritik (Schauungen & Prophezeiungen)

Abbe Faria, Donnerstag, 31.03.2016, 14:50 (vor 2920 Tagen) @ BBouvier (2848 Aufrufe)
bearbeitet von Abbe Faria, Donnerstag, 31.03.2016, 14:58

Noch im Nachgang zu den von Dir angeführten Argumenten:
Im Alten Testament stellt kein Buch (außer Jesaja) eine solche Herausforderung für rationalistische Gelehrsamkeit dar. Die makkabäische Datumshypothese mag man ja auf Antiochus Epiphanes (2. Jhdt. v. Chr.) anwenden können, aber Pompeius besetzte Palästina 100 Jahre NACH der Makkabäerbewegung, was auch erfolgreich im Buch Daniel prophezeit wurde! (Und das hat niemand später eingefügt, da wir die Septuaginta haben, die dies bezeugt!)

Eindrucksvoll ist die Prophezeiung von den 70 Jahrwochen und von den 4 Weltreichen, die sich in sensationeller Weise erfüllt haben, womöglich sind dies die einzigen echten Prophezeiungen, die wir besitzen. Nicht zu vergessen, den 500 Jahre zuvor prophezeiten Zeitpunkt der Kreuzigung Jesu.

Ich jedenfalls vertrete als notwendige Bedingung für die Echtheit der Prophetie die Auffassung, dass das Buch Daniel zur Zeit der Perser im 6. Jahrhundert geschrieben wurde und nicht 400 Jahre später zur Makkabäerzeit.

Es gibt aus den Qumranhöhlen umfangreiche Dokumente, die im 2./3. Jahrhundert geschrieben wurden. Vokabular, Morphologie und Syntax dieser Qumran-Manuskripte legen nahe, dass in linguistischer Hinsicht das Buch Daniel mehrere Jahrhunderte ÄLTER ist als z.B. die apokryphe Form des ersten Buches Mose. Folglich konnte Daniel nicht erst im 2. oder 3. Jahrhundert zur Makkabäerzeit verfasst worden sein, sondern muss aus philologischen Gründen in das 5. oder späte 6. Jahrhundert datiert werden. Also VOR den prophezeiten und eingetretenen Ereignissen!

Der Beweis dafür ist fachspezifischer Natur. Da hier die Leserschaft vermute ich idR. keine Kenntnisse in Hebräisch, Aramäisch und Griechisch hat, empfehle ich dazu die Lektüre von (G.Archer: A Survey of Old Testament Introduction).

In den bekannten Qumran-Dokumenten aus der Makkabäerzeit verwendete man Worte aus dem Targum und dem Talmud – im Buch Daniel und auch in Esra findet man dies nicht! Auch die semitischen Satzstellungen in der Makkabäerzeit im Vergleich zu Daniel sind vollkommen unterschiedlich. Das Verb im Verlauf eines Satzes wird erst gegen Ende verwendet - Dies war zur Zeit des babylonischen Exils nicht gebräuchlich und so steht es auch nicht im Buch Daniel, da Daniel nicht auf diese Art schrieb.

Angesichts der wesentlich späteren Entwicklung in den Bereichen Syntax, Wortfolge, Morphologie, Vokabular, Schreibweise und Wortgebrauch ist es absolut unmöglich, dass Daniel in die Makkabäerzeit einzuordnen ist. Dafür sprechen weiterhin die Abwesenheit von griechischen Lehnwörtern. Dies weist auf eine voralexandrinische Abfassungszeit hin, eine Abfassung zur Zeit der Makkabäer ist unvorstellbar!

Es lässt sich dies alles unmöglich hier schreiben, aber die makkabäische Datumstheorie ist m.M. nach unhaltbar, auch wenn ihre Anziehungskraft für sog. „Freidenker“ groß ist.

Die Danielkritik sollte das Buch Daniel genauer studieren.

zu Antiochus Epiphanes:
Viele der charakteristischen Eigenschaften und Vorgehensweisen dieses »Königs des Nordens« stimmen überhaupt NICHT mit Epiphanes überein. Art und Ort seines Todes stehen im Gegensatz zum Tod von Antiochus, der im persischen Taba starb. Taba lag rund 3000 Kilometer von Palästina entfernt. Doch in Daniel 11,45 heißt es:
»Und er [der König des Nordens] wird seine Königszelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Dann wird er an sein Ende kommen, und niemand wird ihm helfen.«

NEIN, dies ist eine Prophetie, die uns noch bevorsteht!

Das bedeutet, dass dieser endzeitliche Tyrann sein Ende irgendwo zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer in der Nähe des Berges Zion finden wird. EIN SOLCH GRAVIERENDER „SCHNITZER“ IST DURCH KEINE MAKKABÄISCHE ABFASSUNGSTHEORIE ZU ERKLÄREN, SOLLTE VERS 45 TATSÄCHLICH DAS ENDE VON ANTIOCHUS EPIPHANES VORHERSAGEN! (was ich nicht glaube)

Die Bibelkritik nahm Daniel schon immer stark unter Beschuss:
Vor 1854 kannte man noch keine Keilschriften über den im Buch Daniel erwähnten Belsazar, ebenso auch keine sonstigen außerbiblischen Quellen, folglich hat es ihn nie gegeben und somit ist auch das Buch Daniel nicht echt. Jedoch sind zwischenzeitlich Keilschrifttafeln aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. aufgetaucht, die Belsazar als Mitregent Nabonids erwähnen. Eine Übereinstimmung mit Daniel 5 ist gegeben! Die wenigen Quellen über Belsazar legen nah, dass er schnell in Vergessenheit geriet, da Daniel aber trotzdem über ihn schreibt, zeugt dies umso mehr von der Abfassungszeit im 6. Jahrhundert v. Chr.

Weiterhin wandten Bibelkritiker ein, dass der in Daniel 5 erwähnte Belsazar weder König noch Sohn von Nebukadnezar gewesen sei. Aus dem »Strophengedicht des Nabonid«, ein Keilschrifttext, der eine Art Schmähschrift gegen Nabonid, den letzten König des neubabylonischen Reiches, ist, geht hervor, dass dieser sein Königtum auf Belsazar übertrug. Zudem ist in der antiken Literatur belegt, dass der Begriff »Sohn« in der semitischen Verwendung durchaus als synonym von »Nachfolger« Verwendung finden kann.
Ein weiteres von Kritikern ins Feld geführte Argument war die Anzweiflung der Existenz von Darius dem Meder aus Daniel 6, was ebenfalls gegen die Echtheit des Buches Daniel sprechen sollte. Der amerikanische Theologe John C. Whitcomb konnte jedoch nachweisen, dass Darius der Meder mit einem gewissen Gubaru, einem mächtigen Statthalter aus Babylon, gleichzusetzen ist.

Auch wird bei der historischen Danielkritik darauf hingewiesen, dass Nebukadnezar im 3. Jahr der Regierung Jojakims Jerusalem belagert habe, wie in Daniel 1,1 zu lesen ist. Dem wird entgegengehalten, dass der Sieg der Babylonier über Pharao Necho II. am Euphrat (605 v. Chr.) nach Jeremia 46,2 im 4. Jahr Jojakims stattfand. Nach den Kritikern sei eine Belagerung Jerusalems vor dieser Schlacht in Frage zu stellen, da die babylonische Chronik keine militärischen Aktivitäten Nebukadnezars in Judäa im Jahr 606 v. Chr. erwähnt. Man muss jedoch davon ausgehen, dass Daniel die babylonische Zählweise benutzte, da er bereits als junger Mann dorthin deportiert wurde. Denn in Babylon galt das erste Jahr eines Herrschers als »Thronbesteigungsjahr«, das folgende Jahr war somit das »1. Regierungsjahr«. Unter Beachtung dieser Besonderheit entspricht das 3. Jahr Jojakims im Buch Daniel dem 4. Jahr Jojakims im Buch Jeremia.

So wird auch ein Qumran-Manuskript für die Kritik herangezogen. Hierbei handelt es sich um das »Gebet des Nabonid«. Dort will man bestimmte Parallelen zu Daniel 4 erkennen und folgert sogleich, dass der Schreiber des Buches Daniel die Ausführungen im »Gebet des Nabonid« umschrieb und auf Nebukadnezar bezog. Diese Argumentation ist willkürlich und typisch für die Bibelkritik, denn es gibt keinen Beweis dafür, dass das Nabonidgebet älter als das Buch Daniel ist, denn es könnte auch genausogut andersherum sein. Wenn man Parallelen krampfhaft sucht, dann findet man sie überall. Ein Einwand beispielsweise ist, dass es sich in dem Gebet um eine andere Krankheit handelt als im Buch Daniel, bei Nabonid ist es eine körperliche Krankheit (ein böses Geschwür) und bei Daniel eine psychische, zudem handelt es sich um verschiedene Orte.

Noch was zu Johannes:
Der Autor bezeichnet sich viermal als Johannes. Schon zu Beginn der christlichen Überlieferung wurde er einstimmig als Johannes, der Apostel, identifiziert, der Autor des vierten Evangeliums und dreier Briefe. Zu wichtigen Zeugen für die Autorschaft des Johannes zählen z.B. Justin der Märtyrer, Irenäus, Klemens von Alexandria und Tertullian, die allesamt Zeitzeugen des 2. Jhdts. waren. Zu Lebzeiten von Justin dem Märtyrer und Irenäus, die beide die apostolische Autorschaft bezeugten, lebten noch viele Leser des Originals dieses Buches.
Das müssen Kritiker anerkennen und nicht immer Dan-Brown-Theorien verbreiten :-)
Und überhaupt: Philologisch gesehen, gibt es keine Zweifel an den Ereignissen oder Prophetien in Evangelien, den Briefen oder der Johannesoffenbarung zu zweifeln.

Beste Grüße
AF


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