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Wohl eine Folge naher Kriegserfahrungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 13.03.2016, 20:30 (vor 2937 Tagen) @ Explorer (6303 Aufrufe)

Hallo!

Als die Wehrmacht 1940 nach Ostfrankreich einzog, fand sie völlig leere Städte und Dörfer vor. Die Franzosen hatten tatsächlich zu Feldzugsbeginn von einer Sekunde auf die andere in heilloser Flucht das Weite gesucht aus Angst vor den "Deutschen".

In den Häusern stand noch das Essen auf dem Tisch und halb leergetrunkene Weingläser.

Die angeketteten Tiere brüllten vor Durst oder waren verendet.

In den Behörden lagen die aufgeschlagenen Akten auf den Tischen und die Eintragungen rissen quasi mitten im Satz ab.

Nachzulesen z. B. in Ernst Jüngers Tagebüchern aus dem zweiten Weltkrieg.

Grund für die Flucht war neben antideutscher Kriegspropaganda vermutlich, daß damals dieselbe Generation noch am Leben war, die mehr als zwei Jahrzehnte zuvor den Stellungskrieg mitmachen mußte, der weite Landstriche ziemlich umpflügte.

Bei Jünger ebenfalls nachzulesen ist, daß von den Deutschen genau darauf geachtet wurde, daß nichts wegkam. Wenn etwas (Verpflegung) aus den Häusern entwendet wurde, sollten die sogar Geld auf dem Küchentisch zur Kompensation hinterlassen. Ob das im ganzen Vormarsch üblich war, ist mir allerdings nicht bekannt.
Die Ängste der Franzosen scheinen weitgehend irrational gewesen zu sein, gelegentliche und stets vorhandene Ausnahmen mitbedacht.

Von den Gräueln der roten Armee in Ostdeutschland haben die Deutschen womöglich einen ähnlichen irrationalen Eindruck zurückbehalten wie die Franzosen vom ersten Weltkrieg.

Zur Zeit des kalten Krieges, als diese Generation noch am Leben war, hätte im Kriegsfall eine Massenflucht womöglich stattgefunden. Je weiter diese Zeit im Nebel der Geschichte versinkt, je schwächer der Eindruck im Gedächtnis der Menschen wird, weil die unmittelbare Beziehung durch eigenes oder naher Verwandter Erleben verloren geht, desto unwahrscheinlicher wird meines Erachtens eine solche Überschußreaktion.

Und die Massenflucht beim Irlmaierzeitzeugen Gärtner und andere Stellen bei Irlmaier (etwa die Flüchtlingszüge über die Donau) scheint mir direktes Abbild einer solchen Irrationalität zu sein.

Darauf wollte ich hinaus. Wir hatten im Laufe der Jahre in den Foren immer wieder Diskussionen, wohin man den fliehen sollte, wenn es losgeht. Da steckt manchen wohl noch der Fluchtreflex in den Knochen.

Was das damalige vom mutmaßlichen heutigen oder künftigen Vorgehen unterscheidet, sind die verschiedenen Grundvoraussetzungen.
1945 war Deutschland der Feind. Preußen als seine Keimzelle sollte vernichtet, die Bevölkerung vertrieben, gedemütigt und ermordet werden, um das alte Deutschland künftig unmöglich zu machen. Zurückhaltung der Armee und Schonung der Bevölkerung war gar nicht erwünscht.
Im künftigen Geschehen nehmen wir eine ganz andere Rolle ein. Nicht zuletzt ist die heutige russische Armee wohl nicht mit der damaligen roten und den damals vorherrschenden Strukturen vergleichbar.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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