Tonne (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Sonntag, 15.03.2015, 05:47 (vor 3302 Tagen) @ Taurec (3710 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Der Ausdruck "Pius sanguina cetes" ist nicht übersetzbar. Die Bedeutung des Wortes "cetes" ist mir schleierhaft. "Pius weint Cetes"??

Baschera kommentiert sein Stammel-Latein selbst auf den Seiten http://www.escatologia.biz/Sindone_profezie2.htm und http://www.escatologia.biz/Sindone_profezie4.htm so: Beim wiederkehrenden Begriff "cetes" handele es sich um den Begriff "caedes".

"Pius sanguina caedes" ist also nicht nur grammatikalisch grottig, sondern eine Tautologie wie der "weiße Schimmel", deren Verwendung aber verständlich wird, wenn man bedenkt, daß Baschera in jedem einschlägigen Latein-Thesaurus jede Menge Beispiele gefunden hat, in dem wechselweise die Bedeutung des einen Begriffes mit dem jeweilig anderen verdeutlicht wird. Während er in den anderen drei Textstellen (betreffend Umberto I, Franz Ferdinand, Kennedy), in denen er "cetes" = "caedes" verwendete, ex eventu konkreter formulieren durfte, musste er es bei dem zukünftigen Ereignis, "Pius" betreffend, bei einem allgemeineren "blutigen Blutbad" belassen.

Von dieser angeblichen Prophezeiung einer Dresdner Nonne habe ich noch nie gehört.

Ich halte es nicht für Zufall, sondern für Methode, daß noch im gleichen Jahr, als der P2-Funktionär Pier Carpi seine Dichtung "Le profezie di Papa Giovanni" veröffentlichte, Baschera dies mit einem eigenen Buch, "I messaggi profetici del Papa Buono. Il futuro letto attraverso le Encicliche i pensieri e i discorsi di GIOVANNI XXIII" flankierte, obwohl außer Carpi (und Baschera) niemand etwas von diesen "Prophezeiungen" wusste.

Im gleichen Jahr, 1976, veröffentlichte er in identisch gestrickter Masche wie Carpi, ein weiteres Buch, "Le profezie della monaca di Dresda", über angebliche Prophezeiungen einer Nonne aus Dresden, deren Namen er nicht nannte, wohl aber, daß sie 1680 geboren, 1706 gestorben, in einem Kloster "am Ufer der Elbe" lebte, und daß ca. 800 ihrer Briefe, darunter 31 mit Prophezeiungen an bekannte Persönlichkeiten, 1808 von einem Abt namens Nicolas Holb wieder entdeckt worden wären.

Und ebenso wie bei den nicht einsehbaren Original-Dokumenten, die Carpis Dichtung betreffen, verhält es sich bei Baschera:

"Zweifel an der Existenz der Nonne von Dresden:
Alle Informationen über die Existenz der so genannten Dresdener Nonne stammen aus Büchern von Renzo Baschera. Keine andere historische Quelle erwähnt sie, daher ist es höchst zweifelhaft, ob es sie jemals wirklich gegeben hat. Auch der Abt Nicolas Holb, der im Jahre 1808 zu suchen wäre, kennt man nur aus den Büchern von Renzo Baschera.
Der Autor gibt keinerlei Informationen, die es erlauben würden, daß andere Fachleute nach diesen Dokumenten suchen könnten. Niemand weiß, wo sie sind, in welchem Archiv oder welcher Bibliothek."

frei nach http://it.wikipedia.org/wiki/Le_profezie_della_monaca_di_Dresda

1994 legte er nach: "Il grande libro delle profezie. La storia del mondo dal 1990 al 2090 secondo Nostradamus, la monaca di Dresda, don Bosco e Rasputin"

Mit einem weiteren Buch (1995) hat er m.E. den Vogel abgeschossen: "I grandi di ieri ci parlano del mondo di domani. Eccezionali contatti medianici con Mussolini, Churchill, Roosevelt, Stalin, De Gaulle e Hitler."
Baschero gibt vor, daß es sich dabei um Informationen über die Zukunft handele, die ein deutsches Medium namens Ludwig Kranz aus den im Buchtitel genannten Pfeifen des letzten Jahrhunderts postum herausgekitzelt hat.

Den Antichrist hat er natürlich auch nicht ausgelassen, "L'anticristo e la fine dei tempi", 1973, und nochmals "L'anticristo e le profezie sugli anni 90", 1985, und auch sonst ist für jeden was dabei:
http://www.amazon.it/s/ref=dp_byline_sr_book_1?ie=UTF8&field-author=Renzo+Baschera&search-alias=stripbooks

Ich meine, bei Baschera handelt es sich, ebenso wie bei Carpi, um selbstgestrickte Patchwork-Prophezeiungen aus den Niederungen der "Propaganda Due", die seinerzeit wohl der Mitglieder-Anwerbung dienten.

Gruß
Ulrich


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